Sonntag, 17. April 2016

Kulturgeschichten 0192

Entscheidungsschlacht

Manche Schlachten der Geschichten werden zu Entscheidungsschlachten stilisiert und heroisch überhöht, selten von den Teilnehmern, meist von denen, die sich die Geschichte für ihre Ideologie zu Nutze machen wollen.

Zu diesen Schlachten gehört die von Karl Martell, dem Opa von Europas Großvater Karl dem Großen, gegen die Mauren im Südwesten Frankreichs, bei der er sie angeblich siegreich nach Spanien zurückdrängte, von wo sie 1492 schließlich Ferdinand und Isabella grausam vertrieben und eine reiche Kultur zu Gunsten eines autoritär rückwärts gewandten Katholizismus mit Hilfe der Inquisition zerstörten. Die Erholung von diesem Rückschritt dauert in Europa bis heute.

Waterloo und die Völkerschlacht bei der Europa vereint gegen den Ursupator Napoleon aufstand erinnern an ähnlich einschneidende Ereignisse,auch wenn Napoleon so sehr Befreier wie Besetzer war. Manche reden von Stalingrad, wo immer das sein soll, war da wohl auch mal was im großen Gemetzel der Welten, ob es entscheidend war, ist eine andere Frage oder nur ein weiterer Schritt im blutigen Kräftemessen zweier ähnlich unmenschlicher Diktatoren, doch beurteilen wir bis heute oft weniger das Ergebnis  der Taten als ihre Absicht.

Das Christentum hat keine Schlachten in seinem Anfang, dafür eine Kreuzigung ihres Messias und danach genug blutigste Schlachten auch untereinander ganz gegen den Geist dieser jüdischen Sekte, aber was interessiert die institutionalisierte Religion noch, was die Gurus einmal sagten, sie müssen heute agieren und auch Kanonen oder Schwerter segnen wie Luther und manche Päpste. Anders der Islam.

Am 17. April 624 besiegten die Truppen Mohammeds in der Schlacht von Badr die Quraisch und setzten damit den ersten Schritt zur Gründung eines islamischen Großreiches, der auch ganz anders hätte enden können, da die noch kleine Sekte der Muslime zahlenmäßig weit unterlegen war.

Diese Schlacht wird als ein Schlüsselereignis in der Geschichte des Islam betrachtet und fand im Hedschas  im Westen der arabischen Halbinsel statt. Sie stellt einen Wendepunkt im Kampf Mohammeds gegen die Herrschaft der Quraisch dar, den bisher herrschenden Stamm in seiner Heimat Mekka. Es ist eine der wenigen Schlachten, die im Koran Erwähnung finden. Die Beschreibungen der Schlacht stammen aus klassischen islamischen Quellen und sind entsprechend glaubwürdig. Bereits vor der Schlacht waren Muslime und Mekkaner in mehreren kleinen Schlachten aufeinander getroffen. In den Jahren zuvor hatten die räuberischen Muslime um ihren Oberräuber Mohammed schon einige Raubzüge gegen die Quraisch unternommen. Badr war jedoch der erste größere Zusammenstoß der beiden Gruppen. So führte der Wüstenräuber Mohammed, den sie heute noch als Propheten verehren, gerade einen Beutezug gegen eine Karawane der Mekkaner an, als er von einer größeren Streitmacht angeblich überrascht wurde. Vermeintlich überraschend konnte er die Schlacht jedoch für sich entscheiden und einige seiner Gegner töten. Für die Muslime war dies das erste Zeichen für einen möglichen Sieg gegen ihre Verfolger aus Mekka, ihrer Heimat, vor denen sie in der Hidschra nach Medina geflohen waren. Mekka war damals die reichste und mächtigste Stadt Arabiens und aufgrund der Ka’ba ein Wallfahrtsort von herausragender Bedeutung.

Nach islamischen Aberglauben wurde die Ka’ba von Adam erbaut und die zwischenzeitliche Ruine von Vater Abraham und  seinem Sohn Ismael als Wallfahrtstätte wiedererrichtet. Mit der Pflicht zum jährlichen Besuch an diesem seltsamen Schrein hat Mohammed seiner Heimat einen riesigen Marketinggefallen getan, denn jährlich pilgern nun Millionen Muslime auf ihrem Hadsch gen Mekka und ummkreisen siebenmal das noch aus heidnischer Zeit stammende Heiligtum, das der Marketingstratege Mohamed wunderbar in seine Strategie zur besseren Vermarktung seiner Heimat Mekka integrierte, wie alle Sekten eben gerne Vorgängerfeste integrieren, um Mehrheitsmeinung zu werden, die Christen eben Weihnachten drei Tage nach der heidnischen Sonnenwende feiern und so sollte sich vermutlich kein Gläubiger über den anderen erheben und uns Atheisten das Witzereißen überlassen.

Natürlich waren die Muslime fest davon überzeugt, dass ihnen der Sieg von Allah geschenkt worden war.  Dieser Aberglaube überlagert in allen Schriften zu der ominösen Schlacht jeden Versuch nach sachlichen Gründen zu suchen, auch wenn es Hinweise gibt, welche die Taktik Mohameds des alten Wüstenräubers ein wenig erläutern jenseits des nur Aberglauben.

Mohammed hatte seine Truppen vor  der letzten Wasserstelle aufgestellt, damit sie gut versorgt waren in der arabischen Wüstenhitze, während er alle andern Wasserstellen und Brunnen zugeschüttet hatte, seine Gegner gegen die Sonne und durstig bei unerträglichen Temperaturen kämpfen mussten. Zusätzlich wäre deren Disziplin noch sehr mäßig gewesen, da sie nur Befehlen folgten, während die Muslime für ihre Überzeugung kämpften.

Im Rahmen der Schlacht seien 14 Muslime und rund 70 Mekkaner getötet worden, was ungefähr 15% der Armee der Quraisch und 4% der Muslime entspricht. Bezüglich des Schicksals der Gefangenen Quraisch waren sich die muslimischen Kommandeure uneins, während der eine sie auf gut arabisch köpfen lassen wollte, sprach sich der andere dafür aus, sie zurückkehren zu lassen, Lösegeld zu erpressen und sie zum Islam zu bekehren. Mohamed entschied den Streit und ließ nur zwei hinrichten, die ihn persönlich beleidigt hatten, womit wir sehen im Verhalten muslimischer Anführer hat sich in den letzten 1400 Jahren zwischen Mohamed und Erdogan eigentlich nichts geändert.

Für die Muslime hatte sich die Schlacht und der Sieg gelohnt. Sie gewannen durch den vermeintlich heldenhaften Sieg, der eigentlich nur ein fieser Wassertrick erfahrener Wüstenräuber war, enorm an Ruhm hinzu, kassierten reichlich Lösegeld und der einzige Profiteur der Mekkaner nach dem Tod aller anderen Anführer trat später auch noch zum Islam über und wurde ein hochgestellter Mann im muslimischen Staat. Sein Sohn gründete das Kalifat Umayyaden in Damaskus.

Vorliegende Schlacht war sicher eine Entscheidungsschlacht für die Geschichte des Islam und den Erfolg seiner Ausbreitung, ob die Zeitgenossen dabei eher an den göttlichen Willen glaubten oder realistisch das strategische Geschick des erfahrenen Wüstenräubers Mohamed sahen, der sich zwar auf Gottes Beistand berief aber de facto seinen Gegnern einfach das Wasser abbgrub und sie damit  in der Wüste schwächte und austrickste, ist unklar. Sicher war es ungeschickt von den Mekkanern sich in Mohameds räuberischer Heimat und seinem Gelände auf eine Schlacht einzulassen, ohne sichere Quellen zu haben, doch der Ruhm des Helden Mohamed, der nur mit den Tricks des Wütenräubers arbeitete, ist sicher auch überhöht, nur sollte wer den Islam beurteilt, ihn immer auch im Schatten dieser Saga sehen, die einen fiesen Trick  zum Gottesgnadentum kürte. Ob das allerdings besser ist als die angeblichen Wunder des Rabbi aus Nazareth, weiß ich nicht zu berurteilen, finde eher beide vergleichbar albern, nur dass dabei keiner umkam und nur einmal Händler vertrieben wurden im Zorn des angeblich göttlichen Messias, der so menschlich war wie der arabische Straßenräuber, warum es immer mehr darauf ankommt, was die Anhänger aus ihrem Aberglauben machen, der sich eben erst gelebt bewährt, wie es Lessing den weisen Juden Nathan, der für seinen alten Freund Moses Mendelsohn stand, mit viel  jüdischer Weisheit auf die Frage des Sultans erklären lässt, welches die wahre Religion sei.

Kenne keine Götter und es ist mir ein Rätsel, warum Menschen sich solch alberne Dinge ausdenken - weiß um viele Erklärungsversuche von Angst bis zu Deantwortung, Unterordnung und Anpassung, Hoffnung und Sehnsucht. Kann das verbreitete Bedürfnis tolerieren, es aber nicht normal finden oder darauf verzichten, es zu hinterfragen, weil es mir einfach zu albern vorkommt, warum Menschen meinen, es müsse etwas außer ihnen existieren, was ihrer natürlich beschränkten Existenz Ewigkeit gäbe, sie beaufsichtige, belobige, unterstütze und ähnliches mehr. Vernünftiger erscheint mir da, was Epikur und Lukrez dazu schrieben, als sie sagten, es mag diese Götter geben, aber wenn es sie gibt, die Allmächtigen, warum sollten sie sich um uns ohmächtiges, sterbliches Gewürm kümmern?

Wie beschränkt wären Götter, die sich in solch kleine irdische Streitigkeiten mischten, statt über den Dingen ihrer Natur nach zu stehen?

Was soll es außer der Natur überhaupt geben?

Warum interessieren sich Menschen für eine Welt nach ihnen, wenn sie nicht mehr sind und nur ein Produkt ihrer Phantasie, die erdachte Seele, das erfundene Himmelreich erreichen soll?

Warum sagen Menschen nicht einfach, wenn sie sich um etwas sorgen und keine Antwort wissen?

Ist denen noch zu helfen, die sich auf höhere Hilfe verlassen?

Welche Schlachten müssen Aufklärung und Vernunft noch schlagen, damit der Aberglauben verschwindet?

Warum fürchten sich viele Menschen so gern, statt zu genießen, was ist?

Wie können diejenigen, die auf ein Jenseits hoffen, würdigen, was ist?
jens tuengerthal 17.4.2016

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