Montag, 30. Juli 2018

Hitzelust

Leicht bekleidet in der Hitze
Steigt die Lust dazu parallel
Auch wenn die Umsetzung
Noch schöner Traum bleibt

Ein Traum von kühlen Nächten
In denen sich Körper aneinander
Reiben ohne zu zerfließen außer
In der Mitte wo sie so sollen

Wie zärtlich schön aber ist es
Gemeinsam davon zu träumen
Die Folgen dann zart zu erfühlen
Um sich auf später zu vertrösten

Größerer noch als die äußere Hitze
Wird da das innere Glühen voll Lust
Bis die Vorfreude die Zweifel besiegt
Sich schwitzend gestreichelt wird

Dann wird der Ventilator zum Helfer
Der zerfließenden Lust die doch lieber
Kein Fenster zum Hof schließen möchte
Technik hilft uns der Natur zu folgen

So träume ich schreibend gekühlt noch
Von der großen geteilten Lust später
Wenn der kühle Abendhauch nicht nur
Ein Traum in heißer Sommernacht ist

Sich bei jedem Wetter zu begehren
Kündet von der Größe unserer Lust
Davon genussvoll nun nur träumen
Im Wissen geteilten Lebens ist Liebe

jens tuengerthal 30.07.2018

A-L 0008

Gutes tun

Gutes tun scheint uns gut
Wer Menschen rettet tut
Logisch anscheinend Gutes

Ist diese schlichte Gleichung
Aktivistischen guten Willens
In Zeiten der Flucht noch gültig

Wer rettet rettet was gut ist
Wenn sonst gestorben würde
Außer es tötete logisch mehr

Wer Signale der Hoffnung sendet
Ohne eine Perspektive zu haben
Handelt mindestens verantwortungslos

Es gibt keine Pflicht zur Rettung
Noch weniger dabei Sicherheit
Notfälle sollen es immer bleiben

Wer retten will braucht Sicherheit
Eine langfristige Perspektive hier
Wo immer weniger teilen wollen

Wer Signale der Hoffnung sendet
Wird zum Helfer der Schlepper
Ist Mittäter des vielfachen Todes

Helfer folgen ihrem Gewissen
Staaten und Gesetze sind egal
Sie meinen ja sie würden helfen

Aufklärung aber heißt logisch
Befreiung aus der Unmündigkeit
Die selbstverschuldet dabei war

Wer nur im Moment handelt wird
Langfristig logisch verantwortungslos
Handelt nicht sittlich sondern naiv

Europa politisch zu überfordern
Ist mindestens riskant eher gefährlich
Wer das riskiert provoziert Unfrieden

Die Basis der guten Taten verspielen
Führt logisch zum bodenlosen Untergang
Diese Retter sind naive Gefährder

Wer Gutes verantwortungslos tut
Gefährdet mehr als je zu retten
Es geht tatsächlich um Leben

jens tuengerthal 30.07.2018

A-L 0007

Rasselogik

Menschen gleichen sich in mehr
Als wir je unterscheiden können
Rassenlehren sind einfach Unsinn

Trotzdem unterscheiden wir gern
Wollen anders behandelt werden
Nach je Aberglaube oder Vernunft

Die einen wollen sich gern integrieren
Andere schon immer lieber separieren
Was eint Türken Bayern Katalanen

Wie unterscheiden sich überhaupt
Juden Christen und Muslime von
Atheisten außer im Aberglauben

Rasse hat keine Logik an sich
Sie dient nur der Unterscheidung
Von natürlich wesentlich gleichem

Deutsche und Franzosen waren einst
Erbfeinde auch auf den Schlachtfeld
Was brachte sie wieder zusammen

Katholiken und Protestanten bekriegten
Sich schlimmer als Muslime bis heute
Vor gut 400 Jahren begann es hier

Wie kann ich heute noch gut leben
Ohne anderen und mir zu schaden
Wo beginnt Verantwortung für uns

Der kategorische Imperativ kennt
Keine Rasse und keinen Glauben
Dafür Mut zu voller Verantwortung

Habe Mut vorher zu denken statt
Schuld bei anderen zu attribuieren
Bei Gleichheit und Unterscheidung

jens tuengerthal 30.07.2018

Hitzehaiku

Von grosser Hitze
Schreiben ohne zu schwitzen
Eher unmöglich

Ventilatoren
Drehen sich desto schneller
Je langsamer wir

Gibt es Vorteile
Oder leiden wir lieber
An unsrer Natur

Im Winter suchen
Menschen Saunen dazu auf
Was Sommers umsonst

Sommerhitze lässt
Alles ungefragt fließen
Genießen ist Kunst

Klebrig sich fühlen
Wenn atmen allein erschöpft
Foltert Bewegung

Dagegen hilft es
Immer stiller zu stehen
Erholung aus nichts

Wer nun Langsamkeit
Als Ideal erkannte
Überlebt besser

Dabei auch bleiben
Nach der Sommerhitze hilft
Glücklich zu leben

jens tuengerthal 30.07.2018

Samstag, 28. Juli 2018

Regenlauschen

Nach der großen Hitze endlich
Dem Regen lauschen macht so
Erleichternd wunderbar glücklich
Der Donner dazu meine Musik

Gleichmäßig summt der Ventilator
Doch die Tropfen draußen haben
Längst sein Brummen hier übertönt
Dunkel wurde es unerwartet früh

Sehe die Liebste vorm Fenster stehen
Noch angemessen spärlich bekleidet
Zeigt sie ihre wunderbaren Rundungen
Passend zum traumhaften Sommerregen

Wind wogt in der Krone des Baums im Hof
Große Tropfen pladdern auf die Fensterbank
Selig lauschen wir dem endlich Regen lange
Schöner wäre es nur in ihrem Feuchtgebiet

Der Duft von Regen weht feuchtwarm
Durch die offenen Fenster sanft hinein
Glücklich wer dies Glück genießen kann
Selig wohl wer es liebend dabei tut

Dunkel grollt der Donner nun über uns
Kaum Zeit vergeht seit dem letzten Blitz
Mitten im Unwetter bist du am Höhepunkt
Was mehr könnte Leben uns noch sein

jens tuengerthal 28.07.2018

Freitag, 27. Juli 2018

Mondblut

Den Blutmond konnte jeder sehen
Nur ich erlebte ihn mit der Liebsten
Auch wenn Tausende im Mauerpark
Mit uns waren blieb es mir einmalig

Einen irgendwie roten Mond sehen
Der hinter Häusern rund auftaucht
Wäre kaum erwähnenswert mir hier
Doch besonderes mit ihr ist es erst

Schwitzend in schwüler Nachthitze
In einer großen Menge eng stehen
Würde ich lieber nicht gewollt haben
Allein ihre Gegenwart macht es toll

Irgenwann sagen wir uns vielleicht
Schatz weißt du noch der Blutmond
Als wir uns dort im Gedränge küssten
Wie schön es darum trotzdem war

Der Blutmond ist mir relativ egal
Unsere Liebe auch dabei aber
Macht auch diese Nacht für mich
Unvergesslich schön für immer

jens tuengerthal 27.07.2018

Donnerstag, 26. Juli 2018

B to B

Von Berlin nach Brandenburg
Mit der Liebsten geradelt
Durch Felder Wiesen Wälder
Zum endlich doch Gorinsee

Glücklich am See schließlich
Ihre vollkommenen Rundungen
In schönster Natur bewundert
Hügellandschaft mit Feuchtgebiet

Viele Stunden erschöpft hin und her
Für einige nur ganz ohne am See
Scheint hoher Aufwand bei Hitze
Und wäre für einen Blick alles wert

Allergie geplagt vermeintlich schon
Halb erstickt lässt ein Bad alles Elend
Vergessen was unerträglich schien
Zauberkraft des Wassers wohl

Doch wieviel schöner noch wird es
Wenn aus eiszeitlicher Landschaft
Heiße Hügel sichtbar sich erheben
Mit einer Ahnung von Vollkommenheit

Zurück fuhren die Bücherliebhaber
An Buch vorbei durch den Wald den
Pankeradweg immer durch Pankow
Zu dem auch viel Ländliches gehört

jens tuengerthal 26.07.2018

Dienstag, 24. Juli 2018

Lippenblick

Gedanken in heißer Sommernacht

Während du mir gegenüber
Liegst blicke ich auf deine
Lippen die ich dir oh Liebste
Am liebsten wieder küsste

Sehe sie nur halb geschossen
Wie feuchter Saum sie umspielt
Vielleicht Lust sie schwellen lässt
Unter dem Tau dieser Nacht

Zu heiß ist's noch sich zu rühren
Beobachte ich still erregt dichtend
Sehe äußere über den vorwitzigen
Inneren vom letzten Schaum bedeckt

Das aufrechte Lächeln dieser Lippen
Um die auch der Dame Bart besser steht
Lässt von der Lust kühlerer Nächte träumen
Voller Sehnsucht still im heißen Sommer

So schaue ich versonnen schwitzend
Auf deine schönsten Lippen der Welt
Die mir ein tiefes Universum längst sind
Ohne Angst vor schwarzen Löchern

Wie gerne flöge ich nun tief in dir
Durch mein mir über alles All um
Sich miteinander in Öffnungen zu
Verlieren als Quelle meiner Energie

Unendlich groß ist unser Universum
Jeder Höhepunkt mit dir ein Urknall
Oben stehen schon die Sterne unten
Längst vögeln wir uns überall

jens tuengerthal 24.07.2018

Erdoumgarnung

Bin entschieden gegen Rassismus
Özil anzufeinden weil er Türke ist
Bleibt rassistisch und darum falsch

Bin entschieden gegen jede Diktatur
Auch wenn sie Opfer unterstützen
Erdogan unterstützen bleibt falsch

Bin entschieden gegen allen Missbrauch
Auch wenn er nur sprachlich vorkommt
Rassismus als Keule schadet allen

Bin unbedingt für mehr Gerechtigkeit
Darum soll jeder behandelt werden
Wie es seiner Verantwortung entspricht

Rassisten sollen benannt werden
Rassismus soll bestraft werden

Diktatoren sollen so genannt werden
Diktatur nicht verharmlost werden

Die Affäre Özil wäre nie entstanden
Hielten sich alle Beteiligten daran

Stattdessen unterstützen viele Erdogan
Die nur gegen Rassismus sein wollen
So umgarnt der Diktator Erdogan viele

jens tuengerthal 24.07.2018

Glücksfund

Frauen gibt es viele
Mit langen Haaren einige
Perfekte Figur manchmal
Bücherliebhaberinnen 25%
Geist dazu schon seltener
Die Kommen können 10%
Mit denen ich kann Promille
Die ich immer riechen kann
Vermutlich noch kaum eine
Welche mir immer schmeckt
Vielleicht noch zwei oder drei
Die mich Idioten liebt eine
Hab ich da noch die Wahl
Oder ist alles gut so
Frag ich mich nicht
Genieße lieber
Was sich fand
Welch Glück
Einmalig

jens tuengerthal 23.08.2018

Montag, 23. Juli 2018

Rassismusvorwurf

Özil nennt den DFB rassistisch
Weil dieser ihn aufgrund seiner
Herkunft diskriminiert haben soll
Kann diese Aussage wahr sein

Rassismus ist Diskriminierung die
Auf Herkunft oder Glaube abzielt
Rassistisch wäre Özil als Türken
Oder Muslim darum zu kritisieren

Die Kritik am ehemaligen Spieler
Bezog sich auf sein Verhalten als
Nationalspieler gegenüber Erdogan
Wie die Reaktion auf Kritik daran

Fraglich wäre ob Türken genau so
Auf Erdogan reagieren müssen
Oder damit als Türken in ihrer so
Identität verletzt werden würden

Etwa 20% der Türken unterstützen
Erdogan und seine AKP dazu kommen
Weitere 30% die abhängig von ihm sind
Es muss kein Türke für Erdogan sein

Im Gegenteil etwa die Hälfte ist sogar
Gegen den autoritären Herrscher dort
Diese alle werden durch Özils Aussage
Auf rassistische Weise diskriminiert

Vorliegend liegt kein Kriterium vor
Dass auf Rassismus hindeutet
Seitens des DFB dafür könnte aber
Der Vorwurf Özils rassistisch sein

Die Deutschen werden von ihm als
Rassistisch qualifiziert weil einige
Sich ihm gegenüber so verhielten
Womit eine Gruppe diskriminiert wird

Özil könnte aufgrund der fehlenden
Verteidigung durch den DFB dazu
Moralisch berechtigt gewesen sein
Was eine Rechtspflicht voraussetzt

Der DFB muss als Verband für seine
Spieler öffentlich einstehen sie schützen
Dass sie aufgrund ihrer Rolle diskriminiert
Werden was er sträflich versäumte

Wie beurteilen wir einen Sachverhalt
In dem alle Beteiligten den Schaden
Gemeinsam verursachten langfristig
Besser als irgendwie salomonisch

Das Kind um das zwei Mütter stritten
Wollte er teilen um die wahre Mutter
Am Gefühl zu erkennen was weise war
Sich heute aber wohl logisch verbietet

Wir können nun weder Özil teilen
Noch den DFB gleichsam halbieren
Um der Wahrheit näher zu kommen
Am Ende bliebe keiner dabei übrig

Wem die Gewalt des Richters fehlt
Dem bleibt allein Kraft des Geistes
Eine weise Lösung noch zu finden
Die beiden und allem gerecht wird

Enthalte mich darum jeden Urteils
Muss nicht wissen was wahr ist
Lache lieber laut über alles bis
Eines Tages Gras darüber wächst

jens tuengerthal 23.07.2018

Zurücktritt

Özil tritt zurück
Özil trat zurück

Der Tritt traf den DFB
Der Rücktritt das Team

Sein Rücktritt blamiert alle
Der Tritt kam rechtzeitig

Er trat aufrecht zurück
Andere werden müssen

Seine Tat war nur unklug
Die Folgen beschämend

Rassismus als Rücktrittsgrund
Muss Konsequenzen haben

Sieger im moralischen Duell ist
Wer seine Fehler andren anhängt

Verlierer sind irgendwie alle nun
Es geht um Politik statt Fußball

jens tuengerthal 22.07.2018

Freitag, 20. Juli 2018

Gedenkperspektive

Am 20. Juli gedenken wir
Dem Attentat von 1944 wieder
Um Attentäter der Ehre wegen
Künftig auch noch zu erinnern

Sie wollten Hitlers Regime stürzen
Dem Morden ein Ende bereiten
Einen Vernichtungskrieg beenden
Als es bereits damit zu Ende ging

Manche meinen sie kamen zu spät
Andere loben lieber das überhaupt
Sicher ist sie erreichten eher nichts
Als eine Potenzierung des Mordens

Die Größe der Gruppe zeigte uns
Es gab tatsächlich einen Widerstand
Gegen das Unrechtsregime Hitlers
Was Deutschland Zukunft auch gab

Dönhoffs publizistisches Bemühen
Für der Freunde und Vettern Ehre
Gab auch der Bundeswehr eine
Zumindest nahm die sie gerne an

Was aber ist die Perspektive heute
Während radikale Kräfte erstarken
Von Russland finanziell gefördert
Gedenkt die Mitte milde der Täter

Menschen wünschen heute wieder
Flüchtlingen und Politikern den Tod
Wie die Attentäter Hitler töten wollten
Oder sind die Mörder der Mörder gut

Die Kreisauer dagegen lehnten es ab
Moltke zumindest bezweifelte ob es
Nicht die Dolchstoßlegende stärkte
Während Yorck sich dafür aussprach

Kann die Demokratie durch Terror je
Befreit und erhalten werden oder nie
Weil nichts taugt was unrecht doch ist
Den Rechtsstaat wieder zu befreien

Während Pegiden Angst beschwören
Die Gewalt im Diskurs stets zunimmt
Fragt sich was das Land heute braucht
Um künftig in Frieden auch zu leben

Ein Bayer spielte gerade fast Krieg
Gegen unsere friedlichere Kanzlerin
Sie gewann wohl die Schlacht durch
Abwarten ohne große Zugeständnisse

Weiß nicht ob Gewalt richtig sein kann
Mord je ein legitimes Mittel im Kampf ist
Wenn Gedenken wieder daran erinnert
Sich diese Frage zu stellen ist es gut so

Tresckow versuchte schon über Jahre
Den Terrorstaat zu beenden wollte sich
Zur Sicherheit mit ihm gemeinsam töten
Was wie so vieles auch nicht glückte

Handelt etwa moralisch legitimer wer
Sein Leben im Kampf dabei riskiert
Oder bleibt doch jeder Mord fragwürdig
Nach dem kategorischen Imperativ

Abstrakt lässt sich leicht debattieren
Im Krieg fallen Entscheidungen schwer
Da geht es um mehr oder weniger mehr
Als um grundsätzliche Fragen dabei

Lehne die Todesstrafe als Verbrechen
In jedem Fall ab und nenne alle Staaten
Die sie vollziehen Schurkenstaaten weil
Unwiderrufliche Disposition illegitim ist

Darum halte ich auch dies Attentat
So sehr es mit Hitler den Richtigen
Getroffen hätte für moralisch falsch
Nach den Prinzipien Kants logisch

Weiß nicht ob ich damit Recht habe
Ob nicht in dem Fall eine Ausnahme
Gelten muss wie beim Prozess gegen
Den banal bösen Eichmann ebenso

Darüber heute wieder nachzudenken
Sich alle Jahre danach zu fragen aber
Scheint mir in Zeiten der Radikalisierung
Wichtiger als die eine sichere Antwort

Dieses Bedenken ist das wertvolle
Am Gedenken des 20. Juli für mich
Es hat eine Perspektive für uns alle
Die wieder vor der Frage nun stehen

Sollen wir sterben lassen im Mittelmeer
Müssen wir retten oder gerade nicht um
Keine mörderische Perspektive zu geben
Gibt es eine Pflicht dazu einzugreifen

Dürfen wir Terroristen mit Drohnen töten
Auch den Tod anderer dabei riskieren
Um eventuell Attentate zu verhindern
Oder bleiben Mörder immer Mörder

Fragen die sich auch die Attentäter
Vor dem 20. Juli stellten und lange
Diskutierten ohne eine Gewissheit
Für den wahren Weg zu finden

Dies zu erinnern und darüber heute
Mehr und weiter zu reden ist wichtig
Um künftig moralischer zu handeln
Was weiß ich schon was richtig ist

jens tuengerthal 20.07.2018

Mittwoch, 18. Juli 2018

Moraldiktat

Wer Menschen rettet ist gut
Böse ist wer da Fragen stellt
Wenn viel mehr Moral herrscht
Als Vernunft je vorhanden war

Menschen in Seenot helfen ist gut
Außer ich gefährde damit noch mehr
Als ich demonstrativ je retten kann
Stifte also nur unheilbar damit an

Was könnte nachhaltig dort helfen
Wo Hilfe nötig ist und was schadet
Ländern in Not mehr als helfen kann
Wo profilieren wir uns nur selbst

Vergleichen wir Europa und Afrika
Sehen wir eine vielfaches an Fläche
Die der Süden mehr hat gegenüber
Vielfachem Reichtum im Norden

Wenn darum die Menschen dort
Gen Norden wandern um auch
Am Reichtum teilzuhaben stößt
Dies auf natürliche Grenzen

Wer an Lösungen denkt wird
Mehr in Afrika investieren statt
Menschen zur Flucht zu raten
Oder Helfer dabei zu unterstützen

Menschen in Not brauchen Hilfe
Vor Ort oder bevor sie überhaupt
In See stechen um in Seenot dann
Vielleicht noch gerettet zu werden

Europa braucht gemeinsame Regeln
Für Zuwanderung und Asyl um auch
Künftig mit einer Stimme zu handeln
Statt darüber sich zu zerreißen

Von einer Stärkung der Extremisten
Profitiert keiner der Beteiligten außer
Jenen die von der Angst allein leben
Nur sie stärken Streit und Hass

Investierten wir all die Gelder sicher
An Krisenorten für Frieden die wir
Längst zur Sicherung der Grenzen
Aufwenden ginge es allen besser

Menschen retten ist ganz toll
Wer alles dafür tut handelt also
Sehr menschlich normalerweise
Außer es sterben mehr dadurch

Wer wirklich Menschen retten will
Muss Krisen langfristig lösen wollen
Mehr Sicherheitszonen vor Ort bieten
Kein Geschäft mehr für Schlepper

Europa könnte dort Land erwerben
Auf dem Flüchtlinge versorgt werden
Ohne in Seenot geraten zu müssen
Lager mit diplomatischen Status

Wer als Flüchtling nach Europa kommt
Wird immer wieder zurückgebracht
Womit sich Flucht nicht mehr lohnte
Menschen werden vor Ort versorgt

Kleinteilige Hilfe zur Selbsthilfe
Als Basis für den Aufbau von dann
Langfristig nachhaltigen Strukturen
Rettet mehr als Alibi-Schiffe im Meer

Gut ist wer mit Plan Menschen hilft
Statt planlos Katastrophen weiter
Durch falsche Mildtätigkeit zusätzlich
Am falschen Ort noch zu vergrößern

Erste Hilfe war menschlich verständlich
Sie hat mehr Schaden verursacht auch
Im politischen Europa darum ist es Zeit
Nachhaltig vernünftig dafür zu handeln

Die Aufklärung ist ein Kind Europas
Sie fordert die Befreiung zuallererst
Aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Handeln wir also entsprechend endlich

Statt immer mehr Menschen ohne
Perspektive zur Flucht zu verführen
Sollten wir vernünftiger handeln statt
Falsche Moral anderen zu diktieren

Wer weiter Menschen im Mittelmeer
Möglichst professionell rettet um so
Eine Fluchtperspektive zu geben
Handelt nachhaltig unverantwortlich

Mehr Hilfe vor Ort und klarer Druck
Lager Europas wo Hilfe nötig ist
Einwanderung nur nach Kontingent
Wäre Klarheit ohne moralische Lügen

Eigentlich wäre es ganz einfach
Wagte nur jemand endlich es so
Deutlich ohne Richtung zu sagen
Die eine Seite moralisch verurteilt

jens tuengerthal 18.07.2018

Montag, 16. Juli 2018

Trumpdeal

Trump nennt sich der Dealmaker
Hält sich für genial und begabt
Darum gibt er seinen Beamten
Schuld am Problem mit Russland

Beamten die inzwischen bewiesen
Russland beeinflusste die Wahl
Damit Trump wunschgemäß auch
Präsident tatsächlich wurde

Er beschimpft seine Verbündeten
Stellt May in höchster Not noch bloß
Ließ sogar die Queen noch warten
Versteht sich super mit Putin

Putin leistet dafür überhaupt nichts
Bedankt sich beim großen Dealmaker
Für sein Entgegenkommen für nichts
Belässt es bei hohlen Formeln

Nie blamierte ein Staatsmann die USA
Nach außen wie innen so sehr allein
Völlig unvorbereitet kam er mal wieder
Geht erwartungsgemäß mit leeren Händen

Russlands als Großmacht damit gestärkt
Amerika blamiert und hilflos dagegen
Fragt sich wo künftig die Freiheit wohnt
Die der Westen einst verteidigen wollte

Der Dealmaker hat sein Land verkauft
Von Werten hatte er nie eine Ahnung
Was bleibt übrig vom früher Westen
Wenn Amerika verrückt geworden ist

jens tuengerthal 16.07.2018

Gipfelruh

Über allen Gipfeln sei Ruh
Zu ihren Zipfeln kein Wort
Wer sich gern überschätzt
Hinterlässt nur noch Wüste

Der Anscheinsbeweis vollen
Haupthaars verweht gegen
Reale Potenz eisiger Glatze
In Populismus ohne Bildung

Die Treffen älterer Herren
Huldigen mehr diesen nur
Als egal welcher Sache zu
Dienen sind überflüssig

jens tuengerthal 16.07.2018

Sonntag, 15. Juli 2018

Weltkleister

Es ist nur ein Spiel
Einer gewinnt am Ende
Muss nicht gerecht sein
Spannend war es dafür

Der Verband ist mafiös
Schiedsrichter entscheiden
Auch nach dem Gefühl
Millionen waren begeistert

So gleicht der Fußball auch
In seiner Welt der übrigen
Manches ist ungerecht
Am Ende gewann halt einer

Alles ist ein großes Geschäft
An dem die Großen verdienen
Während andere nicht mitkamen
Es bleibt die Illusion des Spiels

Die Hoffnung jeder könnte mal
Gewinnen kleistert die Welt noch
Irgendwie zusammen bis zum
Nächsten mal in der Wüste

Solange genug dafür bezahlen
Für die Hoffnung alles geben
Gehen die Spiele immer weiter
Nicht Sinn aber Kleister ists

Sinn gibt und braucht es nicht
Freuen wir uns dafür am Spiel
Hatten wir zumindest Spaß dabei
Den Weltkleister zu erleben

jens tuengerthal 15.07.2018

Samstag, 14. Juli 2018

Erfüllungsglück

Nackt auf dem Bett legen
Die Liebste lustvoll hören
Wie sie nebenan abwäscht
Sich am miteinander freuen

Erfüllt vom schönstem Glück
Dem Wissen geteilter Liebe
Werden Kleinigkeiten groß
Liegt im Dasein allein alles

Wissen ganz bald kommt sie
Die Schönste zu und mit mir
Ist mir Erfüllung in Gedanken
Was mehr könnte es geben

jens tuengerthal 14.07.2018

A-L 0006

Büchertempel

Gläubige haben Tempel als Heimat
Dort streben sie nach höherem Glück
Leser bevorzugen Bibliotheken dafür
Als Tempel menschlichen Geistes

Bücher sind den Lesern ein Himmel
Nur lesen sie in ihm statt zu glauben
Auch Gläubige verehren ihre Bücher
Doch stets um des Höheren willen

Wie gerne gehe ich als Leser immer
In schöne Büchertempel um zu lesen
Was mir das Höchste scheint was ich
Als Mensch ohne Gott erreichen kann

jens tuengerthal 14.07.2018

A-L 0005

Bildungstrieb

Wenn Aufklärung erst Befreiung ist
Aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
Es auf den Mut zu denken ankommt
Fragt sich was diesen geben kann

Angst haben wir vor dem Unbekannten
Vernunft und Aufklärung helfen dagegen
Bildung ist der Schlüssel zur Freiheit
Vor aller Furcht der Unwissenden

Wilhelm von Humboldt trug das Ideal
Der Freiheit durch mit und der Bildung
In das geistig noch so unfreie Preußen
Schuf damit Wurzeln Berliner Freiheit

Der Trieb zur Bildung als Teil der Natur
Gefördert durch das freie Denken erst
Wird evolutionär besser entwickelt als
Je eine Revolution Menschen brachte

Darum braucht Aufklärung immer Zeit
Dabei mehr Geduld für den einzelnen
Als Ungeduld zum Guten geben will
Es erkennt nur was wer sich erkennt

jens tuengerthal 14.07.2018

Donnerstag, 12. Juli 2018

A-L 0004

Aufklärungsfeminismus

Ist Aufklärung logisch feministisch
Oder nur soweit es Frauen betrifft
Niemals allein weil humanistisch
Eigentlich eine reine Männersache

Modisch wäre die Aufklärung wohl
Würde sie sich feministisch nennen
Huldigte dem Zeitgeist angemessen
Historisch bliebe es eher Unsinn

Bis auf Olympe de Gouges gibt es
Keine Feministin der Aufklärung
Männer dachten die Freiheit neu
Ohne an Frauen dabei zu denken

Es gab einige Damen an Universitäten
Wenige an der Macht wie Katharina
Maria Theresia zählt eher weniger dazu
Wie um die Pariser Salons herum

Verstehen wir Aufklärung kantisch
Als Befreiung aus selbstverschuldeter
Unmündigkeit sieht es eingeschnürt
Ins Rockoko Korsett noch übler aus

Menschenrechte einerseits erklären
Sklaven andererseits noch zulassen
Frauen haben keine eigenen Rechte
Männer entscheiden alles unter sich

Die Aufklärung war bis auf die eine
Nie feministisch aber immer dafür
Humanistisch für Menschen gesinnt
Was vollständiger bis heute erscheint

So mag der Geist der Aufklärung heut
Vielen unmodisch gar chauvinistisch
In Zeiten des Feminismus erscheinen
Fraglich was von der Freiheit bleibt

Vielleicht fragten wir besser weniger
Nach dem was Geschlechter trennt
Als was die Menschlichkeit fördert
Um miteinander glücklich zu sein

jens tuengerthal 12.7.2018

Mittwoch, 11. Juli 2018

Geisternebel

Eine Bücherwarnung

Kant für die Romantik zu nutzen, schien mir nach dem Besuch der Ausstellung Wanderlust sehr reizvoll und so erwarb ich dort in der Alten Nationalgalerie den Band Kants Wanderung über das Nebelmeer, der zwischenzeitlich sogar ausverkauft war Begeistert stürzte ich mich in die Lektüre und freute mich, eine neue Seite des Königsbergers kennenzulernen.

Aber was für eine Enttäuschung. Beispielgebend dafür auch die Ballade auf Kants Denken im Abschluss, die bestenfalls an eine niveaulose Büttenrede erinnert mit schlechtem Reimen zu billigen Versen ohne geistigen Gehalt deren Metrik schon auf einer Karnevalssitzung nur noch für Scham sorgte.

Schon das Vorwort hatte den Verdacht geweckt hier völlig daneben gegriffen zu haben, wenn der Neue Welt Verlag sich und den esoterischen Brückenschlag lobt mit dem Kant endlich für Gläubige dienlich gemacht wird.

So geht es im Essay weiter. Ohne philosophisches Niveau oder Strenge und Logik in der Argumentation wird gemutmaßt und mit viel Bauchgefühl mehr unterstellt als argumentiert.

Es ist ein Text für Gläubige, die Bestätigung in ihrem egal wie Aberglauben suchen. Das hat nichts mit Kant zu tun, sondern verkehrt den Autor der Träume eines Geistersehers in sein Gegenteil.

Es ist nicht Aufklärung, die hier betrieben wird, sondern eine Form geistiger Vernebelung. Wo nach Kant Aufklärung die Befreiung des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist, die den Mut erfordert, selbst zu denken, wirft Gregor Bernhart-Königstein in seinem Essay nur Nebelbomben von geringem Niveau, die noch dazu mit schlechten Reimen gekrönt werden.

Damit liegt ein Fall von Missbrauch vor, gegen den leider keine Strafanzeige erfolgreich wäre, weil auch solcher Unsinn mutmaßlich von der Freiheit der Kunst gedeckt wäre, was eine der Freiheiten ist, die wir Kants Mut verdanken, frei zu denken gegen solche religiösen Nebelwerfer wie sie sich wohl um den Neue Welt Verlag sammeln.

Wer Kant zum Diener der eigenen Esoterik und des Aberglaubens macht, also denjenigen, der Ethik und Moral endgültig von Gott befreite, hat den Königsberger offensichtlich nicht verstanden. Vor der Lektüre dieser Träume eines Geistersehers ist zu warnen.

Wer denken lernen will, lese lieber Kant statt solche Essays, die einzig zum Geist der Romantik noch passten, wären sie nicht sogar dafür handwerklich zu niveaulos und schlecht. Ein Werk vor dem zu warnen ist, weil es nur verklärt und Dummheit mehrt.

jens tuengerthal 11.07.2018

Sonntag, 8. Juli 2018

Glücksgröße

Wie groß ist das größte Glück
Woran wollen wir es messen
Mit was wäre es vergleichbar
Gibt es einen tauglichen Maßstab

Kenne keinen Maßstab für alle
Nichts was jedem gefallen würde
Weiß nur was mich glücklich macht
Aber auf was mehr kommt es an

Habe die beste Frau der Welt für mich
Was ganz fraglos mein größtes Glück ist
Müsste ich sie teilen minderte es meins
Auch wenn es dann alle sicher wüssten

Sie ist in allem und in jeder Lage immer
Die Beste ganz objektiv für mich sicher
Darüber muss ich mit niemand streiten
Bin mir dessen und ihrer ja gewiss

So behalte ich mein wunderbares Glück
Etwas geizig wohl ganz für mich allein
Schreibe nur darüber damit alle wissen
Wie groß das größte Glück wirklich ist

Guter Sex ist sicher ein großes Glück
Nie selbstverständlich im Gegenteil
Doch Liebe erst gibt der Lust Dauer
Gepaart mit Geist ist es größtes Glück

Alles in einer haben ist immer mehr
Als sich stückweise sein Glück suchen
Darum bleibe ich lieber immer dabei
Besser und mehr gibt es nicht mehr

jens tuengerthal 08.07.2018

Dienstag, 3. Juli 2018

Beständigkeitssiege

Siegt eher Beständigkeit oder schnelle Attacke und was bleibt auf Dauer fragt sich der geruhsame Beobachter der Geschichte?

Der Blitzkrieg, wie Hitler ihn mit der deutschen Wehrmacht führte, war zunächst sehr erfolgreich und nahm ganz Europa für sich ein. Bestand hatte dieser Erfolg aber keine fünf Jahre bis zum völligen Untergang, den kaum ein großer Nazi überlebte und wenn doch bald hingerichtet wurde - das Unternehmen Blitzkrieg war also auf ein Menschenleben betrachtet nicht erfolgreich, auch wenn es weniger Opfer forderte als vorherige Stellungskriege, kostete es im Ergebnis mehr Opfer als jeder Krieg zuvor.

Gandhi sagte immer das gleiche gegen die britische Besatzungsmacht, erhob nicht einmal die Waffen, nachdem er als Rechtsanwalt aus Südafrika zurückgekehrt war, tat eher nichts, stiftete nur durch sein Vorbild zum zivilen Ungehorsam an und war damit auf Dauer siegreich, dahingestellt ob die Teilung des indischen Subkontinents in einen muslimischen und einen hinduistischen Teil in seinem Sinne war, doch wurde er ein Jahr nach dem friedlich errungenen Sieg gegen die britische Kolonialmacht von einem fanatischen Hindu getötet.

Historisch gibt es in Schlachten endlos viele Beispiele für die eine oder andere Taktik. Bei Friedrich war es einmal der überraschend aus dem Busch erscheinende Ziethen, der ihm auf Dauer den Kopf rettete, ein andermal die fehlende Ausdauer der Russen, ähnlich bei Cäsar und Alexander, Napoleon - wenn auch bei ersteren ohne Russen und bei letzterem umgekehrt 1812.

Gandhi war erfolgreich und wird bis heute verehrt, sehen wir mal von Fanatikern ab, die sich noch immer seinen Tod wünschen. Dass manche dabei in der Verklärung naiv das Machtbewusstsein dieses politischen Führers übersehen, stört mehr Inder, die sich von dessen Kongresspartei unterdrückt fühlten oder jene, die seiner Weigerung mit Muslimen zu verhandeln, die folgende Teilung vorwerfen.

Henry IV. auch Heinrich der Große genannt, der zwar erst nach langen Kämpfen, die Dynastie der Bourbonen auf den Thron brachte und um des lieben Friedens willen sogar seinen Glauben aufgab, erreichte mit seinem Toleranzedikt, bis sein Enkel Ludwig XIV. es wieder aufhob, das Ende der Hugenottenkriege und infolge einen großen Aufschwung seines Landes, auch wenn ihn ein katholischer Fanatiker knapp eine Dekade später in Paris ermordete, schaffte er es vorher noch seinen Geist, wie gerüchteweise seinen Samen auch, weit im Land zu verteilen und der strenge Laizismus des Frankreichs der Gegenwart, der zum Vorbild für Europa wurde, ist auch ein Kind Henrys und damit seinem Freund und wichtigen Gesprächspartner Michel de Montaigne zuzurechnen, was diesen in Zeiten eines wieder erstarkenden Fanatismus diesseits und jenseits der Grenzen so nötig erscheint und dessen Lektüre allen Europäern dringend empfiehlt.

Der letzte Wechsel des Glaubens des großen Heinrich von Navarra, war übrigens keinesfalls der erste sondern vielmehr der Dritte, denn ihm war nicht nur Paris eine Messe wert, sondern schon zuvor auch der königliche Schoß der Schwester der letzten Herrscher aus dem Hause Valois, als deren erster der Mann von Maria Stuart verstarb, die dann später in Schottland und England mit ihrer Base Elisabeth für einigen Ärger sorgte, noch bevor sich auf dem Gebiet des Deutschen Reiches 30 Jahre lang um den wahren Glauben bekriegt wurde, ohne dass am Ende einer siegte, was auch an der unterschiedlichen Unterstützung verschiedener europäischer Mächte für die eine oder andere Partei lag.

Der große Ludwig XIV., der die französischen Hugenotten nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes, das einst sein Großvater Henry im Geist der Toleranz und Brüderlichkeit erließ, noch vertrieben hatte und damit unter anderem den späteren Aufstieg Preußens erst ermöglichte oder zumindest förderte, ergriff im Dreißigjährigen Krieg durch seinen da noch Vertreter den Kardinal Mazarin, der halber Italiener mehr war als manch anderes, gegen seinen eigentlichen Vormund, seine Mutter, Anna von Österreich, Partei für die Protestanten, weil ein uneiniges Deutsches Reich Frankreich stärke und die Chancen auf die heilige römische Kaiserkrone wieder durch einen Franzosen erhöhte, die sie seit dem gemeinsamen großen Karl entbehrten.

Später musste die Liselotte von der Pfalz, die berühmt wurde durch ihre Briefe, die so schön deftig das höfische Leben beschrieben, da aber schon Herzogin von Orléans war, ertragen, wie im pfälzischen Erbfolgekrieg, auch ihretwegen, also eigentlich des Bruders des Königs wegen, aber das führt jetzt zu weit ab, wenn es genau betrachtet auch wieder zu gut passte, aber dennoch hier kein Thema sein soll, ihr geliebtes Heidelberg in Schutt und Asche gelegt wurde. Seitdem erst hat Heidelberg eine schöne Altstadt mit nur sehr wenigen Gebäuden von davor und eine dekorative Schlossruine, die so malerisch ist, dass die Amerikaner sogar auf die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg gleich ganz verzichteten. Diese Beständigkeit brachte dem romantischen Städtchen am Neckar erst das amerikanische Headquarter und dann das militärische der NATO ein und viele Kasernen drumherum.

Womit ich wieder bei den Folgen des Blitzkrieges angekommen wäre, mit dem oben alles begann, um den es in diesem Essay zur Beständigkeit aber eigentlich nur am Rande gehen soll - als quasi abschreckendes Beispiel für historische Irrtümer vielleicht. Doch erreichte auch der größenwahnsinnige bayerisch-österreichische Hitler mit seinem Blitzkrieg und dem folgenden Vernichtungsfeldzug nie die Größe des Deutschen Reiches, die es unter dem Schwaben Friedrich II. von Hohenstaufen hatte, der sogar nur durch Verhandlung mit dem Sultan, ohne einmal das Schwert dafür zu zücken, zum König von Jerusalem wurde, auch wenn er dieses überschätzte Nest mit deutlich erhöhter Zahl der fanatischen Anhänger egal welcher Sekte, eigentlich nicht brauchen konnte und nur übernahm, um Frieden mit dem Vereinsvorsitzenden in Rom zu bekommen, der ihn rausgeworfen hatte und damit das Heilige seiner Krone genommen hätte.

Ob Seehofer eigentlich nach Merkels Krone greifen wollte, die sie ja, wie er mit voller Überzeugung natürlich der Süddeutschen verkündete, dem Münchner Lokalblatt des bayerischen Provinzfürsten, nur durch ihn überhaupt hätte - was, der historisch halb gebildete wird lächeln, an die Geschichte zwischen Barbarossa und Heinrich dem Löwen erinnert, kann dahinstehen, der Angriff der südlichen Provinz gegen Berlin ist gescheitert, auch wenn die Bayern auf Unterstützung durch Österreich gehofft haben mögen beim Amoklauf ihres Vorsitzenden, fasste sich der Kanzler dort auffällig kurz.

Frage also nicht weiter, warum ein Seehofer dies tat, denn Prinzip kann es, nach der Lösung, mit der sich der peinlich vor-und zurücktretende abspeisen ließ, nicht gewesen sein und so bleibt unergründlich, was die Bayern trieb am Stuhl der eisernen Kanzlerin mit ihrer Buben Laubsäge spurlos herum zu fummeln. Wer etwas Verstand hat, weiß, der Thron einer eisernen Lady wird sicher nicht aus Sperrholz sein - was beabsichtigt also wer mit untauglichem Werkzeug an eine so von vornherein zum Scheitern verurteilte Aufgabe geht, als auf sich aufmerksam zu machen?

In der Psychologie sprechen sie gerne davon, dass die meisten Selbstmordversuche nur Hilfeschreie seien -  wenn sich einer die Pulsadern quer aufritzt, was bekanntlich nie funktionieren kann, offenbare er sich schon als jemand, dem es mehr um Aufmerksamkeit als Beschädigung seiner selbst ginge. Lasse das mal dahinstehen, auch was sonst von einer Psychologie zu halten ist, die auf Probleme schaut und meint, daraus Lösungen analysieren zu können, auch wenn die Führung der CSU in den letzten Tagen viel Anlass gab, an ihrer Gesundheit zu zweifeln, soll es mich in diesem Essay nicht interessieren.

Mögen sich zuständige Stellen um die Betroffenen kümmern, halte die Suizidgefahr bei Seehofer und Genossen, die sich natürlich nie so nennen würden, für relativ überschaubar.

Spannender finde ich dagegen die Frage, wie Merkel es schaffte, ohne sich das kleinste Stück zu bewegen, einen so glorreichen Sieg in der Sache einzufahren, indem sie die gewünschten Grenzkontrollen für den Fall für zulässig erklärt, den sie bereits durch Abkommen europäisch geregelt hat und damit die vermutlich bald nahe der Grenze errichteten Lager zu einem einzigen Fall für den Bundesrechnungshof macht, weil sie nur leer stehen werden.

Der schon halb in allem zurückgetretene und damit mit großer Geste politischen Suizid begehende Seehofer wird also nur mit potemkinschen Dörfern getröstet, deren Lächerlichkeit schon vor dem bayerischen Wahlkampf offenbar werden wird. Dann steht der eigentlich aus Prinzip zurückgetretene wieder mit leeren Händen da und wird bekennen müssen, dass der ganze Aufstand, den er seit Wochen veranstaltete, für nichts war und er sich in der Eprressbarkeit der Kanzlerin, die er auf dem CSU Parteitag stehen ließ, getäuscht hat, er nun wie ein dummer Junge dasteht.

Im gewöhnlichen Leben sprächen wir hier vielleicht von Rache, doch scheint diese Vokabel für die Höhe in der Merkel über diesem bayerischen Kasperletheater schwebt, unangemessen - hier hat es niemand nötig, sich zu rächen - da hat sich jemand willentlich blamiert und die Chefin, die ihn nicht mehr bräuchte, lässt ihm sogar Zeit vor und wieder zurück zu gehen, als handele es sich beim regieren um eine Springprozession.

Merkel blieb sitzen, saß diesen Konflikt in Ruhe aus, gab dann scheinbar nach für einen Kompromiss, der ihren von Anfang an geforderten Weg bestätigt und Seehofer wird nun viele Grenzposten anfordern und Lager einrichten, die leer stehen, um ein schon lange gültiges europäisches Recht durchzusetzen, was nur wirksam auf dem Weg der Kanzlerin wird.

Viel Lärm um nichts, werden die Shakespeare Kenner nun rufen und irren nicht, aus Sicht der Kanzlerin ist das vermeintliche Drama zur Komödie geworden - einer Posse, die nur fragen lässt, wer diese großmäuligen Schwätzer in Bayern noch ernsthaft wählen können wird - aber es gibt ja auch immer noch 10% fast die meinen, die Fake-Luftblasen und Angst verbreitenden Hohlköpfe am rechten Rand, könnten ihnen helfen und Merkel sei das Problem.  Nichts als diese Krise zeigt nun deutlicher, Merkel und ihre Beständigkeit ist die einzige Lösung und über mehr braucht nun gar nichts mehr geschrieben oder geredet werden.

Verlierer muss der Gentleman nicht noch treten und erniedrigen - solches Tun ist nicht mal im Tierreich üblich, wenn sich einer ergibt und unterwirft, ist der Kampf um den Rang beendet. Dass hier die Verlierer ständig sagen, sie hätten in allem gewonnen, bedarf wohl keiner Erklärung mehr, was bleibt ihnen auch?

jens tuengerthal 03.07.2018

Montag, 2. Juli 2018

Verhorstung

Er tritt zurück
Er trat wieder zurück
Vom gerade Rücktritt
Um mit Rücktrittsdrohung
Über vielleicht doch noch
Rücktritt mit seiner Chefin
Ganz offen zu verhandeln
Wie Erpressung bayerisch
Gern gelegentlich genannt
Horst ist also nicht mehr
Zurechnungsfähig aber
Die CSU steht hinter ihm
Weil er sich zum Horst machte
Dem bayrischen Normalzustand
In bierzeltiger Seligkeit so nah
Sein Heimatnest als Adlerhorst
Sinnlos unnachgiebig umkreist
Bis ihn endlich einer heimschickt

jens tuengerthal 02.07.2018