Donnerstag, 31. Dezember 2015

Kulturgeschichten 088

Friedensewigkeit

Auch zum Jahreswechsel liegt die Welt
Weiter im Krieg nur kennt dieser keine
Grenzen mehr auf Schlachtfelder sondern
Bekriegt sich überall wo Menschen sind

Terroristen werden in ihrer Heimat konventionell
Mit Bomben aus der Luft bekämpft während sie
Sich überall in die Luft sprengen wo sie sind
Sich rächend im Glauben töten können

Als böse gelten uns die Terroristen die noch
Von sich meinen im Namen des Herren doch
Unterwegs zu sein was alles rechtfertigte an
Grausamkeiten während wir sauber töten

Warum die gezielte Ermordung derer die sich
Als Freiheitskämpfer sehen uns aber Terroristen
Sind weil wer sich Staat nennt über gut und böse
Allein entscheiden darf in geordneter Welt

Wir wissen nicht wo die nächste Bombe hochgeht
Noch ob überhaupt und so erreicht uns die Furcht
Die in der islamischen Welt seit vielen Jahren immer
Herrscht dort wo wir verletzlich sind in der Heimat

Abstrus scheint es uns den Einsatz unserer Armee
Mit dem Terror der Islamisten gleichzusetzen gar
Doch am Ende zählt wer tot ist und wer überlebt
Schauen wir auf die Bilanz wird es für uns eng

Warum der eine Krieg legitim sein soll der auch
Menschen tötet zu Millionen während der andere
Terror genannt wird ist immer schwerer gerecht
Zu erklären wollten wir gerecht je urteilen noch

Einige nennen den Krieg den wir führen nicht so
Um die Terroristen nicht Staat zu nennen sondern
Weiter als Unmenschen legitim zu bekämpfen
Als verriete dies Urteil nicht viel mehr über uns

Die Grenzen zwischen legitim und gerecht
Verschwimmen schnell wo wir kategorisch wagen
Kritisch zu schauen auf was wir sonst gewohnt
Beurteilen als gut und böse im Leben

Vielleicht wäre die Welt friedlicher wagten wir
Mehr die Dinge kritisch zu beurteilen statt nur
In die immer gleichen Muster der Zustimmung
Blind nickend zu verfallen wie Lemminge

Krieg ist immer falsch und tödlich für zuviele
Warum gut nur sein kann Krieger zu begrenzen
Statt sie auf ihre Art zu bekämpfen was wir
Von Kindern fordern gilt auch für Staaten

Gewalt ist kein taugliches Mittel zur Lösung
Realer Konflikte wie es unsinnig ist Terroristen
Mit ihren Mitteln zum Frieden bringen zu wollen
Und sich über mehr Krieg überall zu wundern

Am 31.12.1435 einigten sich Polen und der
Staat der Glaubenskrieger Deutschordensland
Auf den ewigen Frieden von Brest geschlossen
In der kujawarischen Stadt Brest in Polen

Der Frieden beendete den 49 Jahre währenden
Kampf der mit der Personalunion von Polen mit
Litauen begonnen hatte 1386 zwischen Polen-Litauen
Wie dem Deutschordensland dem relgiösen Regime

Der Deutsche Orden hatte in der Tradition der
Templer und Johanniter einen Staat gegründet
Jedoch nicht im Heiligen Land sondern erfolgreich
Zur Christianisierung im Nordosten Europas

Deutschordensland war wie ein Kloster in
Größerem Ausmaß organisiert im späteren
Ostpreußen und Teilen des Baltikums als Staat
Der vom Land als Eroberer Besitz ergriff

Der ewig gedachte Frieden verbat sich sogar
Selten für einen christlichen Orden den Einspruch
Von Kaiser und Papst was seine Haltbarkeit
Dafür deutlich erhöhhte ewig angemessen machte

Der Frieden garantierte die Grenzen zwischen dem
Deutschordensland und Polen-Litauen und gab den
Dort Ständen als Garanten mehr Macht für den
Bestand des Friedens als neue Mitsprache

Die Weiterführung des Friendens von Melnosee
Der 1422 geschlossen worden war blieb bestehen
Woraus die Rivalität im Orden zunahm der später
Nach seiner Auflösung in Ostpreußen aufging

Dessen Symbiose mit dem Kurfürstentum in
Brandenburg lag an der Personalunion der
Ordensmeister mit den Fürsten des Hauses
Hohenzollern das viel später erst Preußen wurde

Wichtig für den Bestand des Friedens war die
Beteiligung der Stände an der Lösung womit
Das Staatsvolk Partei für den Frieden ergriff
Die Beteiligten erstmals gefragt wurden

Ewiger Friede ist weiter ein schöner Traum
Ihm nähern wir uns am ehesten wenn wir
Die Betroffenen an der Suche nach Lösungen
Beteiligen statt über sie hinweg zu entscheiden

Wer Frieden will sollte weniger Bomben werfen
Keine Waffen mehr liefern oder produzieren
Sondern die Menschen vor Ort an einer Lösung
Beteiligen wie sie nötig und möglich wäre

Solange wir in Syrien Krieg führen auch wenn
Wir ihn feige nicht so nennen wird sich dort
Nichts ändern sondern sich die Situation weiter
Katastrophal verschlimmern noch für alle

Der Krieg der keine Grenzen mehr kennt wird
Hier weiter gehen auch wenn wir den IS dort
Mit Bomben aus dem einen Quartier vertreiben
Während er in Libyen immer weiter Fuß fasst

Wer Frieden will sollte über Frieden verhandeln
Solange Krieg geführt wird und ein Teil auch
Der Opfer nur als Täter stigmatisiert wird ändert
Sich dort wie auf der Welt damit nichts

Zugleich wird die Angst weiter herrschen die
Uns die Freiheit aufgeben lässt zur Sicherheit
Die wir in diesem Krieg der nicht so heißt doch
Eigentlich verteidigen wollen lögen wir nicht

Wer in ein Jahr mit Frieden nun gehen will
Sollte sich daran machen den Krieg endlich
Zu beenden um über Frieden zu verhandeln
Der immer besser ist als jeder Krieg
jens tuengerthal 31.12.15



Mittwoch, 30. Dezember 2015

Kulturgeschichten 087

Stillstandsaufbruch

Manchmal braucht es eines Bruchs
Der Konventionen um aufzubrechen
Zu neuen Ufern auch im Krieg dann
Kann der Ungehorsam siegreich sein

Armeen aber leben vom Gehorsam
Wer sich hier widersetzt im tödlichen
Spiel des gegenseitigen Mordens ist
Eine Gefahr für das Funktionieren

Dächten die Einzelnen kritisch oder
Gar vernünftig würden sie nie einen
Anderen totschießen wollen warum
Im Krieg das Denken unerwünscht ist

Wo eine Diktatur herrscht kann der
Gehorsam keine Veränderung bringen
Es dreht sich dann die Spirale der Gewalt
Immer weiter ohne Aussicht auf Frieden

Napoleon hatte Europa unter seinem Diktat
Geeint und seine Regeln aufgezwungen
In den von ihm eroberten Gebieten längst
Was Gutes wie Schlechtes vielen brachte

Mehr Freiheit und bürgerliche Reformen
Standen gegen einen größenwahnsinnigen
Kriegsherren der auch Rußland erobern
Die Welt beherrschen wollte allein

Zu diesen Kriegen zwang er auch die Armeen
Der besiegten Nationen die sich oft erst gegen
Sein Diktat zur Nation bildeten in Deutschland
Das er besiegt noch hatte zuvor auch in Preußen

So nahm der Sieger einst die Quadriga vom
Berliner Brandenburger Tor mit nach Paris
Wo sie bis zu seiner endgültigen Niederlage
Im Jahre 1814 blieb als Blücher sie heimholte

Der Zug Napoleons gen Rußland aber war der
Anfang seines Untergangs er kam bis Moskau
Das er verlassen und brennend vorfand hatte
Der Zar sich doch gen Osten zurückgezogen

Als die Truppen schon auf dem Rückzug waren
Zu denen auch Preußen gehörten schloss
Am 30.12.1812 General Yorck von Wartenburg
Die Konvention von Tauroggen mit Russland

Dieser Waffenstillstand wurde in der Poscheruner
Mühle 3km westlich von Tauroggen unterzeichnet
Das an der russisch preußischen Grenze noch lag
War die Initialzündung erst der Befreiungskriege

Der preußische König Friedrich Wilhelm III.
Missbilligte die Eigenmächtigkeit Yorcks zunächst
Gab Befehl ihn verhaften zu lassen bis auch er
Vom Untergang der Grande Armée erfuhr

Yorck war durch den Briefwechsel mit Marquis Paulucci
Der als russischer Generalgouverneur in Kurland diente
Wie durch Briefe mit Zar Alexander vorab über die
Situation in Russland infomiert als noch keiner es ahnte

Er leitete zwar die Informationen an seinen König weiter
Doch brauchten diese von Ostpreußen bis Berlin zu lang
Ohne Antwort seines Königs verhandelte York dann
Zu Tauroggen mit Clausewitz der in russischem Dienst stand

Das Angebot des Zaren war nicht mehr die Waffen
Niederzulegen bis Preußen wieder in seinen Grenzen
Von 1806 hergestellt war sollte Preußen die Seiten
Wechseln zum Pakt mit Rußland gegen Napoleon

Als Yorck nun militärisch sich abgeschlossen fand
Sprach er sein ‘Ihr habt mich’ was die Konvention
Die Preußens Wechsel ohne König besiegelte
So entstand eigenmächtig der Wechsel

Die wichtigen Bestimmungen im Wortlaut:

Artikel 1. Das preußische Korps besetzt den Landstrich innerhalb des königlichen Territoriums längs der Grenze von Memel [...] nach Tilsit; [...] das kurische Haff schließt an der anderen Seite dieses Territorium, welches während der preußischen Besetzung als völlig neutral erklärt und betrachtet wird.
Artikel 2. In diesem in vorstehendem Artikel bezeichneten Landstrich bleibt das preußische Korps bis zu den eingehenden Befehlen Sr. Majestät des Königs von Preußen stehen, verpflichtet sich aber, wenn Höchstgedachte Se. Majestät den Zurückmarsch des Korps zur französischen Armee befehlen sollte, während eines Zeitraums von zwei Monaten, vom heutigen Tage angerechnet, nicht gegen die kaiserlich=russische Armee zu dienen.
Artikel 3. Sollten sich Se. Majestät der König von Preußen oder Se. Majestät der Kaiser von Rußland die allerhöchste Beistimmung versagen, so soll dem Korps ein freier ungehinderter Marsch auf dem kürzesten Wege, dahin wo Seine Majestät der König bestimmen, freigestellt bleiben.
Artikel 4. [Regelungen zu Eigentum des Korps und Nachschub]
Artikel 5. [Truppen und Administrationen, die sich der Konvention anschliessen wollen, stehen unter Yorcks Kommando]
Artikel 6. [Künftige preußische Gefangene werden in die Konvention mit eingeschlossen]
Artikel 7. [Das preußische Korps kann seine Verpflegung selbst regeln]

Poscherunsche Mühle. den 18./30. Dezember 1812.
Unterzeichner: von Yorck, von Diebitsch

Es schlossen sie jedoch die von beiden
Seiten unzuständigen Yorck und Diebitsch
Zogen sich damit den Ärger Pauluccis der
Beauftragt war und des preußischen Königs zu

Yorck der um seine Eigenmächtigkeit wusste
Legte seinem König brieflich seinen Kopf zu
Füßen weil er sein Handeln für geboten hielt
Überließ sich ganz königlicher Gnade 

Der König setzte Yorck ab und Kleist an seine
Stelle was jedoch dieser verweigerte sowie
Die Russen zu verhindern wussten und so ging
Die Konvention von Tauroggen ihren Weg

Die Geschichtsforschung beurteilt heute den
Angeblichen Ungehorsam Yorcks ganz anders
Er hätte vielmehr für den König gehandelt dem
Diese Reaktion diplomatisch nicht möglich war

Als die Konvention und der Seitenwewchsel
Bekannt wurden bildeten die ostpreußischen
Stände eine Landwehr und eine neue nationale
Bewegung entstand der sich viele anschlossen

Diese mündete schließlich in der Völkerschlacht
Die Napoleons Niederlage und seine Verbannung
Nach Elba zur Folge hatten Preußen wieder seine
Autonomie in alten Grenzen erringen ließ

Napoleon längst seit 18. Dezember in Paris
Erkannte sofort die Bedeutung des Seitenwechsels
Ließ daraufhin noch einmal 300.000 Mann neue
Truppen ausheben die nicht mehr halfen

Die Konvention mit ihrer doppelten Eigenmächtigkeit
Ist auch in dem damals langsamen Informationsfluss
Mitbegründet denn es wusste Berlin nicht was Moskau
Längst wusste die Zustände waren chaotisch

Wie immer wir die Konvention historisch nun 
Beurteilen als eigenmächtig oder wunschgemäß
Riskierte einer in Kenntnis der Lage mutig alles
Um für die Befreiung Preußens aufzustehen

Dass dies nach dem Wiener Kongress der
Auf die endgültige Niederlage von Waterloo folgte
Zu einem Erstarken der Reaktion führte gegen die
Nationale Volksbewegung ist eine andere Geschichte

Auch das Napoleon manchen mehr Freiheit brachte
Als die Fürstentümer und Königreiche im zuvor
Deutschen Reich das mit ihm unterging wurde
Dabei nicht berücksichtigt für diese Geschichte

Wichtig bleibt wie der Mut eines einzelnen Generals
Einen Krieg wendete und einen Alleinherrscher bis
An seine Grenzen brachte weil er der Vernunft
Hier folgte gegen den Befehl den Krieg beendete

Was wohl geschähe wenn mehr Generäle der Welt
Ihrem persönlichen Gewissen folgten statt Befehlen
Das Töten verweigerten wo es keine Perspektive
Mehr gibt um den Aufbruch zum Frieden zu wagen

Wir stehen im Krieg in Syrien wie im Irak der sich
Nach Aussagen der Militärs noch weit über ein
Jahrzehnt hinziehen wird im sinnlosen Töten
Hoffen wir auf den Mut zum Frieden einzelner

Zwar folgten auf die Konvention noch schlimmere
Schlachten bei Leipzig und später Waterloo gegen
Den kleinen genialen Korsen doch war daraus
Etwas neues entstanden als nationales Bewusstsein

Wohin uns nationales Denken führte wissen wir
Leider zur Genüge dies zu beenden trat einst
Europas Union an warum wir in Zeiten der Krise
Diese besser verteidigen sollten künftig

Auch dass sich Europa in seinen Bündnissen mit
Russland stets besser stellte als gegen dieses
Zeigt die Erfahrung und so werden wir wohl
Brücken bauen müssen zueinander wieder

Im Krieg die Seiten wechseln wirkt abstrus
Bezeugt aber die Relativität aller Fronten
Warum es klüger ist lieber zu wechseln
Statt aussichtslos nur weiter zu töten
jens tuengerthal 30.12.15
 


 

Frauenliebe 018

Liebestrauma

Die große Liebe findet sich nicht oft im Leben, auch wenn ich es manches mal dachte, habe ich sie doch zum ersten mal so gelebt, als wäre sie es, mit der Nachfolgerin meiner ersten großen Liebe, die sich im Sommer zuvor verlor, nachdem ich die nächste große Liebe am 3. Advent danach fand und das anfangs eher zufällig und kaum gesucht oder gewollt, ohne zu merken, dass sie es sein könnte.

Relativiert dieser Wunsch und das Ideal von der ewigen Liebe dieses, wenn wir es so schnell wieder finden oder immer suchen oder ist es umgekehrt, dass wir sie immer suchen und erst danach beurteilen können, ob sie es war, wir aber das Ideal verrieten, wenn wir nicht jedesmal so liebten und suchten, als wäre sie es?

Das Gefühl wirklich gefunden zu haben, vom ersten Moment an, was sich im weiteren immer mehr bestätigte, hatte ich erst einmal und für dieses mal, was sich unerwartet fand, lebe ich den Traum von der Liebe weiter, die ihre schönste Erfüllung in der Vereinigung von geistiger und körperlicher Nähe fand, die sich gegenseitig ganz erkennt und gut will.

Das war bei dieser, die ich später zur großen Liebe verklärte, als es schon vorbei war und ich es mal wieder verspielt hatte, nicht so. Eigentlich gefiel sie mir nur teilweise, manches gefiel mir weniger, was ich später versuchte, meinem Ideal anzupassen. Der größte Fehler, den eine Liebe machen kann, aber ich war gerade 20 und immerhin hielten wir es fast zwei Jahre miteinander aus und sind bis heute befreundet, halten, was wir hatten, heute wohl beide für so kostbar, dass es in vielem eine einfach schöne Erinnerung bleibt.

Vielleicht macht es also eine große Liebe aus, dass sie auch die Zeit nach der Beziehung in Freundschaft übersteht, sie war danach lange mit einem meiner besten Freunde zusammen, vielleicht aber war es dann auch immer eher eine Freundschaft mit Sex, die noch das Ideal der Liebe suchte. Was weiß ich schon von der Liebe oder dem, was es Frau war?

Es fing etwas mißglückt an, sie besuchte mich, anlässlich des traditionellen Adventssingens meiner Eltern und irgendwann später küssten wir uns und mehr. Sie war ein halbes Jahr älter als ich, aber in den Dingen der Liebe und Lust noch nahezu völlig unerfahren, mir aber so wertvoll, trotz des eigentlich beiderseits so gar nicht gewollten Anfangs, dass wir uns vorsichtig näherten und ich ihr Zeit ließ.

Ein zarter Busen, ein fester runder Po und eine Mitte, die mittig lippig noch über sich hinaus wuchs zu sportlich kurz geschnittenem Schamhaar, war sie, wie ich bald entdecken durfte eine natürliche Schönheit deren Weiblichkeit so zurückhaltend mir erst schien wie ihr Wesen, die sich aber ihrer Natur gemäß mit wachsendem Vertrauen zu schönster Größe miteinander enfaltete und eine, die immer konnte und wollte noch dazu. Wie sehr dies mit emotionaler Harmonie zusammenhing, begriff ich erst viel später.

Diese Idealisierung der großen Liebe kannte ich von meinen Großeltern und in manchem glich diese meiner vom Großvater vergötterten Großmutter - nicht vom Stil her, meine schwärmte damals für die Hippi Mode der 70er, die ich nicht ausstehen konnte, was aber nicht genügte, mich vorab abzuschrecken, und war eher sportlich als schick, zierlich von Gestalt und dank des Sports mit einer wunderbaren Figur gesegnet, die zwar fast knabenhaft zierlich aber doch weiblich schön war, während meine Großmutter sich zwar ebenso schlank gerne als große Dame gab, immer mit Chanel No.5.

Sie war bis auf das blond der langen Haare das Gegenteil der Vorgängerin, eher zierlich als vollbusig, eher still als laut und wild und dennoch entwickelte sie in der Lust eine unstillbare Leidenschaft, wollte und konnte nahezu immer, kannte keine Scheu und wir lebten alles aus, was uns nur einfiel und einverständlich schön war - es wurde sexuell die erste Beziehung, die mich vollkommen erfüllte und in der ich voller Liebe mit ihr gemeinsam kam, ihre Lust mit meinem Schwanz in ihr wachsen spürte, ein Feingefühl füreinander entwickelte, um normalerweise immer zusammen zu kommen.

Natürlich gibt es von jeder Regel Ausnahmen, doch wie kostbar dieser Schatz war, lernte ich erst viele Jahre später kennen - ein unbefangener Genuß ohne moralische Schranken und mit liebender Hingebung ist leider nicht so normal, wie es sein sollte, sondern eher die Ausnahme, weil beide zu oft als Gefangene ihrer Gewohnheiten und inkompatiblen Träume handeln.

Bei uns passte es und das fühlte ich schnell, schon bevor wir das erste mal zusammen schliefen, womit wir uns noch vom 3. Advent bis Januar Zeit ließen, wo wir berauscht von einem Milvakonzert den richtigen Zeitpunkt für gekommen sahen und auch verhütungstechnisch auf der sicheren Seite waren.

Wie schon vorher geschrieben, wird dies erste mal meist überschätzt, was vermutlich mit sozialen Strukturen und Machtausübung zusammenhängt. Woran immer es liegen mag. Mann fühlt sich ein wenig großartig der erste zu sein, den Frau in sich läßt, für den sie sich, aus welchen Zufällen auch immer, aufbewahrt hat. So ging es auch mir damals und zugleich war der Akt von einer zarten hingebungsvollen Liebe meinerseits geprägt.

Es ging weniger um den Akt an sich, da sind die späteren male immer besser, wenn beide wissen, was sie wollen und wie sie einander am meisten genießen, was immer Zeit und Erfahrung braucht, als die Tatsache, etwas besonderes miteinander zu haben, als wären wir füreinander aufgehoben worden - auch wenn ich mich nicht aufgehoben hatte und meine Erfahrungen sicher dazu beitrugen dieses mal zu einem schönen gelassenen ersten mal zu machen.

Es liegt mir fern, Frau weh tun zu wollen - wie Casanova es von sich schreibt, liebe ich die Frauen und will ihnen gut, alle Spielarten des Sex mit mehr oder weniger Gewalt sind mir eher fremd, auch wenn ich manches auch mit ihr ausprobierte, um die Grenzen der Lust kennenzulernen, ist es das Grundgefühl, was zählt. Will keine Frau erobern und ihren Widerstand brechen, sie besiegen, sondern im Gegenteil, sie gewinnen, ihr liebend nahe kommen, sie zu meiner Königin machen und sie auch sexuell erfüllend beglücken.

Wo dies spürbar nicht gelang, auch solche Fälle gab es, fand ich nie wirkliche Befriedigung beim Sex, der für mich eben ein gegenseitiger Akt der Hingabe ist, ein sich schenken mehr als ein sich erobern. Sex ist nur ein Teil in einer Liebe und so trösten sich manche über den schlechten Sex mit dem großen Gefühl hinweg. Vielleicht kann dies glücklich, wer die Verbindung von Sex und Liebe nicht kennt, nichts von der großen Lust und Hingabe weiß, die über allem stehen kann. Vielleicht liegt all dies auch an dem religiösen Ideal der Liebe im Christentum, das zugleich die Sexualität tabuisiert, wie sie die keusche Liebe idealisiert, als wäre Vollkommenheit nicht gerade die Einheit von Körper und Geist, fühlten wir uns beim schönsten Sex nicht vollkommen eins in Gefühl und Lust, wird die Liebe nicht unendlich groß, wo sich Lust und Liebe verbinden.

Diese Frage taucht typischerweise im Verhältnis von Frau und Mann auf, in dem eine Seite der anderen vorwirft, nur auf das eine aus zu sein, was ohne das andere nichts wert wäre. Dabei weiß der liebende Mensch doch, dass beide zusammen gehören und das Bedürfnis nach dem einen auch und gerade Ausdruck des Gefühls sein kann. Bei der, von der ich hier schreibe, gab es solche Vorwürfe auch im Scherz nie. Sie mochte und genoß den Sex und dies stand in keinem Widerspruch zu unserem Gefühl, im Gegenteil, es fand seinen Ausdruck darin, jenseits aller Tabus.

Habe wenig Frauen erobert, würde sogar eher sagen keine, da die male, bei denen ich es nur darauf anlegte, meist schief gingen - wenn sich am Ende eine fand, bei der es gegenseitig genau so vollkommen richtig ist, so widerlegt dies die These der fehlenden Eignung zur Eroberung nicht. Wenn ich wollte und mich bemühte, passierte meist eher nichts, während dort, wo ich eher desinteressiert war, eher das Gegenteil erreichte.

Hier könnte bereits darüber spekuliert werden, ob dies das dialektische Moment ist, das verheiratete Frauen oder Männer für viele so attraktiv macht, den Markt häufiger neu durchmischt aller vorigen Überzeugung zum Trotz. Doch ist es genau in diesem Kapitel müßig, weil es eben nicht so war - zunächst wollte ich nicht wirklich, dann war sie nur mäßig begeistert und schließlich haben wir uns doch lieben gelernt und das auf eine wunderbar freie Weise, die ich damals noch gar nicht richtig würdigen konnte.

Manches genoss ich mit ihr zum ersten mal, von dem ich erst hinterher wusste, wie sehr und warum ich es so liebte und bei allem, was wir taten, ging es immer um das gemeinsame Erleben mehr als die nur einseitige Befriedigung, stand mein Ideal einer Liebe uns immer zur Seite, egal von welcher Seite.

Sie wurde für eine Zeit Teil meiner Familie, diese liebte sie, wie ich sie liebte, sah, wie gut sie mir tat. Wir lebten wie ein Ehepaar in vielem zusammen, nur ohne den in Ehen häufigen Verlust der Lust, dafür mit anderen schlechten Angewohnheiten meinerseits, der ich mir aus ihr, die ich in vieler Hinsicht liebte, noch die ideale Frau backen wollte, was erwartunggemäß schief ging.

Sie war schön, sie war jung und offen, meine Familie liebte sie und es war alles so, wie es sein sollte - unsere Verbindung wuchs auch in geistiger Hinsicht vielfältig und hat nie an Lust miteinander verloren, dennoch schafften wir es nicht, sie zu erhalten, was sicher an mir lag, zumindest auch an mir, der noch nicht ankommen konnte, weiter suchen musste, höher hinaus wollte und vielleicht ein wenig befremdet war von ihrer Zuneigung für meinen besten Freund, auch wenn der nach ihrer Auskunft den kleineren Schwanz hatte und der Sex nicht ganz so erfüllend war.

Wobei sie mir letzteres in einer Krise der beiden erzählte, als wir uns mal wieder für einen kleinen Moment körperlich nahe waren und darum vermutlich nicht zu ernst genommen werden sollte - wir kamen uns auch da nicht zu nahe, zuviel schlechtes Gewissen spielte mit, auch wenn allein der Kuss, den wir uns nochmal gaben, mehr wurde es nie, vertraut nah war. Sie war meine erste große Liebe, die ich heiraten wollte und mit der ich stolz mit meiner Familie lebte, nur hatte ich das Gefühl noch weiter zu müssen, mit 21 noch nicht ganz angekommen zu sein.

Die Erfahrung bestätigte dies nicht - es wurde nicht mehr besser, sehen wir von der großen Liebe ab, die sich schließlich fand, aber auch dieses Urteil ist vermutlich nicht objektiv sondern austauschbar und relativ für jeden, nur die Illusion, es sei so, ist schön genug, mit ihr leben zu wollen, als könnte es nie anders sein. Der Reiz jeder Frau, die anders ist für sich, anders schmeckt, auf anderes an anderen Stellen reagiert und ein Wunder für sich bleibt, blieb und vermutlich musste ich noch durch viele Betten wandern, manche Erfahrungen machen, bevor ich sagen konnte, es braucht nicht mehr und damit, was ist, so würdigen konnte, dass es mir das Schönste blieb, was ich damals nicht konnte, auch wenn beide sich nicht unähnlich sind in manchem, woran vielleicht schon die Zielsicherheit der ersten eher unbeabsichtigten Wahl erkennbar ist, die ich nur noch nicht so absolut würdigen konnte, wie sie es wert gewesen wäre.

Unsere Wege trennten sich irgendwann, sie war einige Jahre die Partnerin meines besten Freundes, womit wir uns ganz natürlich sahen aber auch sonst bemüht waren, uns nie ganz aus den Augen zu verlieren, ich alles tat, sie zumindest zu sehen, wenn ich in der Nähe weilte. Es ist schön, eine alte Liebe, auch wenn sie nicht mehr gelebt wird, würdigen zu können in aller Freundschaft und sich als Vertraute mit geteilter Erinnerung liebevoll zu begegnen und schon wird es hier gewöhnlich und kitschig, warum wir besser schwiegen, wo alles gesagt ist.

Manches mal in den folgenden 20 Jahren fragte ich mich, wie ich mich nur je von dieser Frau trennen konnte, mit der ich alles hatte und mit der es mir einfach gut ging - aber, das Buch wäre kurz geworden und ich hätte nicht gefunden, was ich fand und wer weiß, ob ich die Liebe so hätte würdigen können, ohne die Vielfalt, die es in ihr gab und die wirren Wege, die ich gehen musste. Einen kleinen Rest des Begehrens in der Erinnerung und die Würdigung des anderen jenseits all seiner Verrücktheiten - denke ich daran, wie sie Familien aufstellend die Gründe ihrer Psyche erforschen will auf der Suche nach Erkenntnis oder die Türen der Bahn nur noch mit Taschentüchern öffnet, aus Sorge vor Keimen, mir erzählte ihr wundervoller Po sei nun cirka 3cm tiefer gerutscht mit dem Zahn der Zeit, was ihr nicht gefiele, würde ich vermutlich bei jeder anderen nur den Kopf schütteln - ihr aber verzeihe ich alles und hoffe für sie, sie möge glücklich sein, mit dem, was sie tut, um sich ihre Träume, die wir einst teilten, erfüllen.

Bevor es nun endgültig in den Kitsch abgleitet und ich in grenzenlosem Lob mich ergehe, erinnere ich mich kurz an das Ende, das mit einer Segeltour mit dem besten Freund aber ohne sie und dafür mit einer sehr jungen Rothaarigen begann, womit wir am Ende dieser Liebesgeschichte fast sind und den Anfang, der noch keiner wurde, im nächsten erzählen wollen.

Der Traum von der großen Liebe ist geblieben und es hat 23 Jahre gedauert, bis ich wieder dachte, doch, dass gibt es wirklich und es kann sein und noch mehr. Manchmal in der Menge zweifelnd und mich fragend, ob nicht allein die Suche ewig mein Ziel bliebe, habe ich im Moment, in dem sie sich zeigte, wieder die Perspektive wechseln können und das mögliche gelebt. Wenn alles stimmt, ist es gut, auch wenn nicht alles stimmt, kann alles gut sein, wenn es sich so anfühlt, als sei alles gut und dann muss eben irgendwann der Moment da sein, in dem du dir sagst, nun ist es gut und auch wenn vielleicht noch viel neues zu erwarten wäre, ist nichts es wert, den Traum von der großen Liebe dafür aufzugeben aber vermutlich wächst das Bewusstsein für diese simple Tatsache erst mit der Zeit und Erfahrung und so füge ich mich in das, was ist und würdige was war erzählend.
jens tuengerthal 30.12.15