Freitag, 15. April 2016

Frauenliebe 046

EiferSucht

Eifersucht ist der Tod der Liebe. Dieser für mich zentrale Satz soll über diesem relativ kurzen Text zu einem Thema stehen, mit dem ich nicht so viel Erfahrung habe, vielleicht weil ich es früher nicht mitbekommen habe, lange naiv war, oder einfach Glück hatte, davon lange verschont zu bleiben, obwohl ich die Frauen schon immer liebte und es auf meiner langen Suche sicher manches mal Gründe dafür gegeben hätte, wenn es diese denn geben kann, was ich grundsätzlich bezweifle. Hoffe noch, dass ich sie nur zweimal intensiv kennenlernte und künftig darauf verzichten kann, weil es für mich der Tod der Liebe, der Freiheit und des Glücks ist, uns gefangen nimmt, statt die große Freiheit der Liebe zu genießen.

Warum soll sie der Tod der Liebe sein, ist sie nicht viel mehr Ausdruck starken Gefühls?

Für mich ist Liebe zuerst Vertrauen und dem anderen gut wollen, im glücklichsten Fall, sich einander schenken. Wenn ich mich dem anderen schenke, bin ich gefühlt seins, auch wenn das nichts an unserer natürlichen Freiheit ändert, wir es völlig freiwillig tun, wird die Annahme, der andere könnte mir genommen werden, damit absurd. Gehöre ja dem anderen schon, wünsche mir voller Liebe sein Glück und wenn es kein gemeinsames ist, weil der andere, es nicht so sehen kann, ist es eben nicht gegenseitig und keiner weiteren Gedanken wert, auch wenn sich das leichter schreibt, als lebt.

Als ich noch mit 17 feststellte, dass mich meine zwei Jahre ältere Freundin im Skiurlaub betrogen hatte, weil sie ganz locker darüber plauderte, ohne daran zu bedenken, dass wir zwei Wochen vor ihrem Skiurlaub zusammen gekommen waren, habe ich einen Moment überlegt, ob ich nun eifersüchtig bin, sie zur Rede stellen sollte, eine Szene machen wollte, aber das kam mir albern vor. Stattdessen habe ich es einfach genauso gemacht, mit etwas schlechtem Gewissen war ich dafür danach um so mehr, um die Beziehung bemüht und so gesehen hat uns der fremde Sex nicht geschadet, auch wenn sie es mir lange übel nahm, alls ich es ihr danach irgendwann gestand, was völlig  überflüssig war, bestimmte Dinge will niemand wissen. Besonders nicht, wenn es eine der besten Freundinnen war, dass sie dafür später auch mit meinem besten Freund im Bett war, lange nach unserer Trennung, hat mich auch seltsam wenig gestört, hab es beiden gegönnt und noch rund zwanzig Jahre später haben wir uns mit unseren Kindern wiedergesehen und uns gemeinsam über das amüsiert, was war.

Eifersucht ist ein völlig überflüssiges Gefühl. Wenn es einen Grund gibt, der andere sich also in einen anderen verliebt hat, war die Liebe nicht stark genug und muss nicht künstlich aufrecht erhalten werden, wo wir es tun, schaden wir dem Gefühl und allen Beteiligten. Wo es aber, wie meist, keinen Grund gibt, weckt die Eifersucht eher den Leu, den sie beschwört. Sie verstärkt also, was sie fürchtet, denn warum sollte ich mich, wenn ich liebe mit dem Gedanken an einen anderen beschäftigen?

Vielleicht hängt viel auch mit einer unmenschlichen und unnatürlichen Vorstellung von Sexualität und Liebe zusammen, die das Christentum als Dogma verbreitet hat, wie es der Islam bis heute noch schlimmer tut, in dem sogar die Untreue mit mörderischen Strafen geahndet wird, als könnte dies die Liebe retten oder erhalten, um die sich der Verlassene betrogen sieht. Aus Rache soll noch das andere Leben oder Glück zerstört werden und so kommt es zu einer Verleugnung der Liebe an sich, die sich verschenkt und dem anderen damit logisch Gutes wünschen würde.

Es wird die Beziehung durch die Religionen institutionalisiert, die Eifersucht legitimiert, durch die mit der Untreue verbundenen Strafen, ohne zu fragen, was das Ziel davon ist. Ginge es um die Erhaltung oder den Schutz der Liebe, würde die Freiheit gestärkt und wäre jede Sanktion verpönt. Würde es mich stören, wenn die Frau, die ich liebe, mit einem anderen schläft, weil sie gerade Lust auf ihn hat?

Wenn ich mir vorstellen würde, wie sie einen anderen küsst oder zärtlich mit ihm ist, würde mich das vermutlich schon stören, weil ich es schön finde, dieses Glück nur mit ihr zu teilen, aber ich weiß auch, wie austauschar dieses Glück sein kann, wie relativ es ist und wie wenig die schnelle Lust mit der großen Liebe zu tun haben muss. Habe Frauen geliebt, die glücklich verheiratet waren, die nur eben mehr Sex zu brauchen meinten, als sie von ihrem eigenen Partner bekamen. Das hat mich nie glücklich gemacht, weil für mich guter Sex mit Gefühl verbunden ist, was ich ungeteilt schöner finde, befriedigend war es dennoch und wenn sie sich kurz der Lust hingäbe, um sie zu befriedigen, wäre es mir dennoch wichtiger, dass es nicht unsere Liebe gefährdete und so wollte ich mir lieber zunächst keine Gedanken darüber machen müssen - später darüber reden, kann ja völlig entspannt sein - aber gönnen könnte ich es ihr und denke nur nicht darüber nach, was das konkret bedeutet, um nicht in Muster zu verfallen, die mir unfrei vorkämen und nicht gefallen.

Wo ich liebe, vertraue ich und bin mir sicher. Da ist kein Platz für Eifersucht und wo sie auftaucht, hat es meist weniger mit Liebe, als irgendwelchen Verlustängsten und Besitzdenken zu tun und mit beidem möchte ich meine Liebe nicht verunreinigen, ich liebe gern rein und ganz. Dies gilt auch, wenn ich die Geschichte der Liebe und der Menschheit zur genüge kenne, weiß, was wann und wie verführerisch sein kann und finde es wichtiger, sich an der Lust der Natur zu freuen, als eine Liebe wie einen Besitzstand zu verteidigen und darum ist und bleibt mir die Eifersucht ein völlig fremdes Gefühl, was nichts mit Liebe zu  tun hat, sondern nur mit ihrem Ende meist, weil, wer ängstlich ist, nicht vertraut, also unsicher ist und nicht mehr liebt, sondern nur noch Besitz wahren will, als den ich nie die Person sehen will, die ich liebe, auch wenn wir einander gehören und ich mich ihm schenke, möchte ich den anderen frei wissen, zu tun, was ihn glücklich macht.

Für mich habe ich festgestellt, dass der kurze Gewinn der Lust in den Leidenschaften neben einer Liebe nie das ungute Gefühl überwiegt, etwas zu tun, was eigentlich zu meiner Liebsten gehört, warum ich, der Lust nur noch schön mit viel Gefühl findet, mir solches heute eher sparen kann, es befriedigt mich weder noch steht der Lustgewinn in irgendeinem Verhältnis zu den anderen damit verbundenen Gefühlen. Was nicht heißt, dass mich nicht im entscheidenden Moment dann doch einmal mein Schwanz treibt und das Hirn nur noch im Hintern sitzt und schieben hilft, bin eben auch nur ein Mensch, der mit seiner Natur und der Liebe zur Natur leben muss, nur vorstellen kann ich es mir heute nicht mehr, finde es nicht mal attraktiv, egal wen ich mir dabei vorstellen würde, weil ich den Gedanken der zärtlichen Treue viel schöner finde. Aber, das schreibe ich, davon bin ich auch völlig überzeugt und würde es jederzeit nach aller Erfahrung so vertreten und doch gibt es in der Natur auch den kleinen Hauch an Zweifel am kategorischen Denken und seiner immer Gültigkeit.

Warum ich nicht immer nur das tat, was vernünftig und gut  ist, was ich richtig finde und wovon ich aus tiefstem Herzen überzeugt bin, weiß ich nicht ganz genau. Mich einfach als irrationales Opfer meiner Triebe darzustellen, scheint mir eine zu einfache Lösung, weil unsere Natur uns ja eigentlich zu dem treiben sollte, was uns gut tut und ich glaube, es hat mir nie gut getan, eine meiner Lieben zu betrügen, wie ich es trotz aller zugestandenen Freiheit innerlich empfand. Ein destruktives Element in mir oder ein gesellschaftliches Moment, das dem Mann, der Frauen erobert Stolz und Stärke zuspricht, auch wenn ich mich schon lange nicht mehr der Illusion hingebe, ich würde Frauen je erobern, vielmehr davon überzeugt bin, dass Frauen eher wählen und uns Männern auf vielfältige Art signalisieren, wenn sie wollen. Es hat zwei Seiten und beide wirken auf unterschiedliche Art in uns, warum es mir nicht so leicht fällt, zu sagen, es sei einfach dies oder das.

Weiß also nicht, was mich manchmal zu einem Verhalten trieb, was mich weder glücklicher machte, noch wirklich befriedigte, denn wirklich gut wird der Sex eben erst mit einer Partnerin, die du lange kennst, bei der du dich erfühlen kannst und harmonisch aufeinander reagierst, wo du auf geteiltem Gefühl aufbaust. Habe mich darum manchmal gefragt, ob es nicht gut wäre, wenn eine Beziehung endet, in der zumindest der Sex toll war, diesen ohne emotionale Zwänge fortzusetzen, es auch einige male ausprobiert mit verschiedenen Frauen, mit denen ich eine längere Beziehung hatte und sexuell war es dann meist wunderbar und besser als alle ersten male mit dem neuen Schwarm, aber mich hat es nie glücklich gemacht, weil ich den Sex mit zuviel Gefühl verbinde, ich nicht genieße, wenn ich nicht ganz dabei bin, es dann nur noch sportlich finde oder mich wieder verliebe, was mir zumindest nie Glück gebracht hat, warum ich zwar immer sagen würde, ja, ist toll der Sex mit der Ex, sexuell, aber emotional hat er mich immer wieder umgehauen und da zeigt die emotionale Kosten-Nutzen-Abwägung ganz schlicht, es lohnt sich für mich nicht, leben doch alle Liebe noch irgendwo in mir und da lasse ich sie lieber ruhen, um frei zu sein, für das was kommt oder bei der zu bleiben, die ich liebe, ganz da zu sein.

Auch darum ist das Vorbild Giacomo Casanova nicht meines, ich bin nicht mehr frei beim Sex und in der Liebe, will nur mit viel Gefühl, finde den schnellen Sex nur reizvoll aber nicht schön oder lohnend, vor allem, ich muss es gestehen und da wie im Numerus weit von Casanova entfernt, mich macht der Sex ohne Gefühl eher impotent - vielleicht steht er noch, aber Befriedigung finde ich dabei eher selten, warum es letztlich entbehrlich ist, wie mir Vernunft und Gefühl immer wieder betätigt haben und so bin ich der scheinbar hohen Zahl zum Trotz und der sehr freien Einstellung zum Sex und zur Eifersucht ein totaler emotionaler Langweiler geworden. Noch nicht auf Blümchensexniveau, aber kurz davor und nachdem mich mein Körper ab 40 immer häufiger darauf hinwies, habe ich auch zur Vermeidung möglicher Blamagen daran gewöhnt, auf diesen zu hören und ein treuer Langweiler zu sein, der nur noch mit großem Herzen liebt, um darüber zu schreiben.

So weit also das Vorgeplänkel, in dem ich mir über die wenigen Fälle der Eifersucht klar werden konnte, denen ich überhaupt begegnet bin, oder, ich will es bescheidener formulieren, im Bewusstsein meiner relativen Blindheit, die ich als solche erkannt habe.

Der eine war hochdramatisch am Ende meiner längsten Beziehung, endete mit körperlichen Übergriffen gegen mich und der geheimen Durchsuchung meiner Rechner und all meiner Konten in sozialen Netzwerken, die sodann sogar vor Gericht in einem Rosenkrieg auf höchst peinliche Art gegen mich verwendet werden sollten.

Wer je seine Liebesbriefe oder Lustergüsse in einer Gerichtsakte wie eine Anklage aufgelistet gelesen hat, wird verstehen können, wie ich mich dabei fühlte und wie dabei der Hölle Rache in meinem Herzen kochte.

Egal, was meine Partnerin täte, nie würde ich ihre Post lesen oder ihren Account kontrollieren, auch wenn es mir noch so leicht fiele, läge mir der Gedanke so fern, dass schon die Vorstellung mir eisige Schauer beim Gedanken über den Rücken jagt. Es könnte ihr Tagebuch offen vor mir liegen oder ihr Telefon unverschlossen, nie läse ich darin, sie zu prüfen, mein Vertrauen zu  überprüfen.

Dieses Tabu habe ich von meiner Mutter schon als Kind so klar mitbekommen, dass ich nie dagegen verstoßen konnte und auch wenn ich wohl viel unsinniges in meinem Leben tat auch fremdes Eigentum betreffend, nie las ich fremde Briefe, Mail oder überwachte andere auf diese Art, womit auch mein zeitweiser Kindertraum Privatdetektiv zu werden, wie meine Vorbilder aus geliebten Büchern Kalle Blomquist, Emil und die Detektive, die  5 Freunde,  TKKG oder Tefan Tiegelmann in der Realität schnell verflog, ich hätte es nie gekonnt und möchte das auch nie ändern, nichts liegt mir ferner und das heißt auch Freiheit.

Nun habe ich auch als Beklagter erlebt, wie es ist, wenn deine Geheimnisse vor einer Richterin ausgebreitet werden, du quasi im intimsten, auch dem schärfsten Online-Chat nackt dastehst in aller Öffentlichkeit, um dich sozial zu demontieren, was zum Glück nicht ganz gelang, weil die Richterin den Peinlichkeiten sowenig Beachtung schenkte wie der Strafrichter daraus die Verworfenheit meiner Person ablesen konnte oder wollte, sondern es letztlich nur den schwachen Charakter der anderen offenbarte.

Du bist nackt, stehst unter Rechtfertigungsdruck, kannst dich nicht wehren, weil du ausspioniert wurdest und ich habe mich dann auch nicht mehr gewehrt, weil es zu lächerlich war und ich den ganzen Unsinn, durch den sich meine Anwältin quälen musste, in meiner damals etwas labilen Verfassung lieber gar nicht lesen wollte und das ist vielleicht gut so gewesen. In irgendeiner dunklen staubigen Ecke in einem Schrank oder in einer Kiste im Keller, die hoffentlich längst verschimmelt ist, liegt noch all dieser Unsinn, den ich vermutlich besser verbrennen würde, um ihn zu vergessen, jedoch habe ich inzwischen eine solche Kompetenz im Ignorieren entwickelt, dass ich, bis ich gerade darüber schrieb, in den letzten 5 Jahren nicht mehr daran gedacht habe. Vielleicht ist das gut so, um nicht zu hassen, was ich noch schlimmer als Eifersucht fände, sich nie lohnt, auch nicht glücklicher machte. Andererseits verführt es auch dazu, zu vergessen und zu verzeihen, was einen daran hindert, aus der Vergangenheit zu lernen, zu weich und nachgiebig macht, meinem sicher zu hohen Harmoniebedürfnis entsprechend.

Aber langer Rede kurzer Sinn, auch wenn es vielleicht vorher mal gelegentliche Anflüge kleiner Eifersucht bei der einen oder anderen gegeben haben mag, hat dieser Versuch meine Person zu zerstören und öffentlich in allen früher geteilten Kreisen unmöglich zu machen, mich davon geheilt, Eifersucht je wieder für tolerabel zu halten, im Gegenteil, ich lief eher schreiend davon, wenn ich nur einen Hauch davon spürte.

Dennoch begann ich eine Beziehung mit einer einerseits wunderbaren Frau, die in vieler Hinsicht meine Traumfrau war, mit der ich meinte glücklich sein zu können, obwohl sich schon auf virtueller Ebene ihre geradezu pathologische Eifersucht zeigte.

Wir hatten uns via Faceook kennengelernt und da sie in einer benachbarten Hansestadt wohnte und es aus verschiedenen Gründen langsam anging, dauerte es ein halbes Jahr, bis wir uns zum ersten mal sahen, nachdem wir am Telefon schon sämtliche nur denkbaren Varianten des Sex in jeder für sich befriedigender Form durchgespielt hatten - nein, nicht sämtliche, zugegeben, auf SM und Sodomie verzichteten wir auch später in der Realität, es lag uns wohl beiden gleich fern, sonst fällt mir nicht viel ein, was unsere beiderseits reiche Phantasie in Worten am Telefon oder im Chat ausgelassen hätte.

Sie hatte eine Modelfigur, ewig lange sehr schlanke Beine und obwohl sie vier Jahre älter war als ich, der die vierzig schon überschritten hatte, war ihr Körper mädchenhaft schön, vielleicht etwas zu dünn, wie es in der Modebranche üblich ist, aus der sie auch ursprünglich kam, aber mit einem Busen wie aus dem Bilderbuch und wie ihn sich viele Frauen träumen, dazu glatten geschlossen Schamlippen, die aussahen wie aus dem Lehrbuch.

Nicht dass ich das eine oder andere bevorzugte, ich schrieb ja schon darüber, Schamlippen haben alle ihre Funktion und passen zum Körper, manche sind kaum spürbar, andere umschließen dich fest, alles hat seinen Reiz, dennoch war dieser Körper ein besonders schöner, was doch der Erwähnung hier wert ist und ich sagte ihr das auch, begehrte sie und wir hatten als wir uns nach drei Monaten an Silvester das erste mal sahen, sofort wunderbaren Sex.

Sie war gebildet, witzig, liebte Bücher wie ich, belesen, humorvoll, schon aus ihrem Beruf mit großer Begeisterung für Kunst und wieviele Museen habe ich mit ihr durchwandert, zugleich sportlich, trainiert, eine Surferin, Schwimmerin, Reiterin, Outdoor-Fan, unkompliziert, ständig voller Lust, zu allem bereit - es schien perfekt und ich war drauf und dran, um ihre Hand anzuhalten. Auch von der Familie hätte es perfekt gepasst, meine Tochter liebte sie anfänglich, weil sie einfach spannend war, alles machte, wovon kleine Mädchen träumen und so war eigentlich alles gut, dachte ich nach der Silvesternacht, die wir nach ihre Ankunft vögelnd begonnen und nach einer heißen Party beim Araber um die Ecke essend und tanzend am frühen Morgen wieder vögelnd beendet hatten und sie hatte dennoch schon beim Aufwachen wieder Lust, die wir ausgiebig genossen.

Manchmal quatschte sie mir etwas viel, aber zumindest war das, was sie von sich gab, meistens nicht dumm und so ertrug ich auch hohe Quantität im Schatten all ihrer anderen Vorzüge. Es hätte traumhaft sein können, doch schon am nächsten Tag, begann ihre Eifersucht, erst auf mein Telefon an dem ich schrieb und dann, nachdem sie gerade wutschnaubend die Bar verlassen hatte, auf eine andere Dritte, mit der ich nur Harmlosigkeiten via Facebook austauschte, was sie von vor der Tür aus, ich saß  mit dem Rücken zum Fensterm beobachtet hatte, worauf sie reinkam, mir das Telefon entreißen wollte und mir eine viel zu laute Szene machte.

Die lange virtuelle Liaison mit der anderen, einer zauberhaften Cellistin hat sich übrigens erst danach entwickelt und nie realisiert - nicht nur, weil  sie am anderen Ende der Republik als alleinerziehende lebte, Lust und Liebe hält nichts auf, sondern eher weil sie plötzlich eine Katze hatte und ich keine Perspektive mehr sah, aber darum geht es hier ja nicht, nur vielleicht insoweit, als es meine Flucht auch vor ihr erleichterte, das Gefühl  zu haben, sie sei ein wenig eifersüchtig. Aber zurück zu der anderen, mit der ich im August Fengler um die Ecke bei  mir am Platz saß.

Sie flirtete dann bis in die Morgenstunden als ich längst im Bett war und ihre Tasche vor die Tür gestellt hatte, mit einem Herren in ebenjener Bar, der sie noch gern in sein Bett einladen wollte, wie sie mir erzählte, was aber vermutlich zu ihrem Zorn bei mir keine Reaktion auslöste, ich war nur genervt von dieser lauten und allein auf sich bezogenen Person, die solch pathologische Anfälle von Eifersucht ohne jeden mir erkennbaren Grund bekam.

So trennten wir uns gleich in der zweiten Nacht endgültig, ich trug ihr morgens um 5h die Tasche vor die Tür und wollte nur noch meine Ruhe haben, wobei noch eine Szene den Wunsch verstärkte, weil sievon einer Dritten aufgehetzt wurde in ihrer Eifersucht, die über mich hergezogen hatte mit Informationen, was mir erst später klar wurde, die sie nur von der obigen aus jenem Prozess haben konnte und die nichts anderes bezweckten, als  mich lächerlich und klein zu machen, was die Absicht der obigen in all den Jahren war.

Das unterschied diese wiederum sehr von der langjährigen Beziehung, sie wollte mir gut, sie liebte mich wirklich, tat mir auch in vielerlei Hinsicht gut und half mir meine Probleme angehen und meinen Wust an Papieren zu ordnen und abzuarbeiten. Sie tat das nicht herablassend, sondern mitfühlend, liebend und immer mit Witz und einer Spur Humor, auch wenn manchmal etwas laut, konnte sie erstaunlich sensibel und feinfühlig sein, las eben viel und liebte aus ganzem Herzen.

Als der Morgen dämmerte versöhnten wir uns wieder auf der Straße, ich trug die Tasche wieder hinauf und wir verbrachten wunderbare Tage bis zum nächsten Anfall. Sie blieb über Wochen bei mir und es war Zuhause ein Traum. Sobald wir weggingen, spielte ihr aber ihre reiche Phantasie einen Streich nach dem anderen und sie drehte völlig durch, machte sich lächerlich, griff mich auch in meiner Lieblingsbar körperlich an, behauptete dort plötzlich, ich hätte sie geschlagen, was ihr in ihrem hysterisch wahnhaften Verhalten zum Glück keiner glaubte.

Dreimal mindestens, vermutlich eher fünfmal schmiss ich sie während der ersten Wochen bei mir raus, um mich danach um so herzlicher wieder zu versöhnen, denn sie war ja andererseits eine wunderbare Frau, war es vom Bett bis zum Buch traumhaft mit ihr, auch wenn Zuhören nicht zu ihren größten Qualitäten gehörte, doch kannte ich da längst schlinmere Fälle.

Immer wieder beendete ich es im nächsten halben Jahr, nachdem wir uns gesehen hatten, schmiss sie teilweise auch Nachts raus, wenn sie wieder anfing, mich mit ihrer wahnsinnigen Eifersucht sogar körperlich anzugehen. Dabei hätte ich es wissen können, denn schon in den vier Monaten zuvor, in denen wir nur virtuell verkehrten, hatte ich sie zweimal endgültig verlassen und mich je kurzzeitig anderen Frauen zugewandt. So ging es auch nach unserem Treffen, zwei endgültige Trennungen nach denen ich wiederum zwei andere hatte und doch immer wieder die Versöhnung, weil ich sie tief liebte, es perfekt passte, ich sie begehrte, der Sex toll war und ich die Hoffnung hatte, sie würde es überwinden und vertrauen lernen.

Doch war diese Hoffnung eine trügerische Illusion. Auch wenn sie absolut parkettsicher war, ich mit ihr vom feinsten Ball bis in die wildeste Waldhütte oder immer wieder ins Museum gehen konnte, dabei immer sicher, sie wüsste, wie sie sich passend zu benehmen hätte, dazu, wenn sie wollte, sehr geschmackvoll gekleidet, sie kannte sich beruflich gut aus mit der Mode und hatte soviel Stil wie Bildung - nur immer auch die Unsicherheit, wann kommt der nächste Anfall. So ging es ewig hin und her und sie zerstörte aller vorigen Gespräche und Mahnungen zum Trotz in ihren Anfällen wieder alle zart aufgebauten Brücken.

Sprach mit zwei befreundeten Psychiaterinnen darüber, die ich beide auch für kluge und lebenserfahren Frauen halte, und beide diagnostizierten spontan nur aus meiner Erzählung eine hysterionische Persönlichkeitsstörung, was mich überrasche und warum ich es nachlas und siehe da, es passte perfekt in nahezu allen Eigenschaften bidlerbuchartig. Versuchte, es ihr klar zu machen, sie wies es auch da ganz natürlich wie aus dem Bilderbuch zurück und wusste natürlich alles besser. Schließlich befand sie sich ja, wenn ich richtig rechne, seit mindestens 35 Jahren in Therapie zur Beseitung der traummatischen Folgen der Trennung ihrer Eltern.

Trotz allem, blieben viele Momente mit ihr einfach wunderbar, war sie ein so vielseitiger, lauter wie zarter Mensch, offensiv liebend, ganz da und manchmal eben etwas zu hysterisch, wie aus dem Bilderbuch, Hochintelligent, in der Schule unterfordert, extrem ehrgeizig auch beim Sport, zugleich philosophisch gelassen, eine echte Genießerin und doch war es die blöde Eifersucht, die uns endgültig auseinandertrieb, als sie meine Tochter, die völlig genervt war, in einer ihrer Szenen einbinden wollte und diese sich sauer abwandte, mir klar zeigte, nie wieder mit dieser Frau.

Eifersucht war hier der Tod einer Liebe, die ich, auch wenn sie nicht so lange real dauerte, zu den großen meines Lebens rechne, nicht die Große Liebe aber was das ist, wusste ich da noch nicht so genau außer literarisch durch literarische eher als durch praktische Erfahrung. Eine ganz wunderbare Frau, die ich mir immer noch als liebe Freundin wünschen würde und mit der ich gerne glücklich geworden wäre, ohne ihre krankhafte Eifersucht, die so leicht alles zerstörte, was so zart und traumhaft zu blühen begann. Beim ersten Beispiel tauchte die Eifersucht erst nach der Trennung auf, um dann um so  heftiger jedes Gefühl zu zerstören.

Vielleicht hüte ich mich dieser beiden Erfahrungen wegen noch mehr vor der Eifersucht, die dennoch erstaunlich viele Männer und Frauen ganz normal finden, gar für kleinen Liebesbeweis halten, dessen Gegenteil sie ist, wer es schafft sie zu überwinden, könnte wirklich in der Liebe ankommen.
jens tuengerthal 25.4.2016

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