Freitag, 22. April 2016

Frauenliebe 049

Große Liebe

Sieben mal sieben ist neunundvierzig und drei und vier gibt sieben und so vereint das letzte Kapitel beide Prinzipien in einem. Die 3 erinnert an das Höhere, nachdem wir streben, während die 4 als Quadrat der 2 ganz menschlich logisch am Boden bleibt.

Verwirrt?

Macht nichts, spielt im weiteren keine Rolle mehr, es ist nur schön, zu sehen, wie sich eins zum anderen fügt, wenn ich es einfach laufen lassen. Natürlich sieht jeder in Zahlen und Nummern, was gerade gefällt und die Mysterien sind noch stets das sicherste Einfallstor der Dummheit und auch der Kabbala möchte ich mich nicht widmen, übersinnliches liegt mir weniger als das Glück in der Sinnlichkeit zu entdecken. Nur das Männer und Frauen unterschiedlich sind und sich dies im Denken wie im Fühlen manchmal spiegelt, fiel mir auf bei meiner langen Suche, die ein Ende nun fand.

Sicher könnte dies auch ein unendlicher Fortsetzungsroman werden, der Lindenstraße ähnelnd, da jede Frau anders ist und jede Begegnung besonders wäre, es immer neues noch sicher zu entdecken gäbe, gerade sinnlich noch so vieles unentdeckt blieb und es bestimmt noch viele ganz wunderbare Frauen gibt, doch fürchte ich jetzt schon die Wiederholung und manchmal  kam es zu Verwechslungen in der trügerischen Erinnerung, die doch gerade im Detail erst liebevoll wird, es war also höchste Zeit zum Ende zu kommen. Unklar nur ist, ob das Ende nicht eigentlich, wenn es ein Ankommen ist, mehr ein Anfang wird.

Die Queen ist nun 69 Jahre verheiratet. Es ist unwahrscheinlich, dass mir dies mit meinen 45 noch gelingt, aber ausgeschlossen ist es nicht und vielleicht ist die Vorstellung der Dauer manchmal schöner als die der Vielfalt, so beglückend sie sein mag im einzelnen. Dazu gehören auch zwei, was das ganze noch etwas schwieriger macht und vielleicht sollte das Glück, wo es sich findet und die Willen dazu sich kreuzen, einfach beschwiegen werden, statt wie zuvor ausgebreitet in der Welt zu liegen.

Wir wussten es vom ersten Brief an, wir zwei Teetrinker und das Gefühl der Sicherheit wuchs mit jedem Wort weiter, ohne dass wir uns gesehen hatten. War sie doch gerade im Norden bei ihrer Schwester, an der Küste, wo sie ihre Kindheit verbrachte und schon als sie das schrieb, ging mein Herz so verflucht weit auf, als hätte ich nicht genug Erfahrung gesammelt über all die Jahre und Grund genug den virtuellen Bekanntschaften gegenüber misstrauisch zu sein.

Beide waren wir nicht misstrauisch, weil wir etwas fühlten, für das es keine Belege oder sonst sichtbaren Anzeichen gab. Wir waren uns sicher und mussten doch noch warten mit dem sich sehen, auch wenn wir es beide ersehnten. Und während ich das schreibe, haben wir uns schon mehr Tage nicht gesehen, als wir je zusammen waren und dennoch das Gefühl nicht verloren, was uns sofort verband. Weil sie nicht nur Schauspielerin ist, sondern nebenbei auch noch Offizier auf hoher See, ein Containerschiff immer wieder um Gibraltar, durch den Atlantik und das Mittelmeer steuert, wenn sie auf der Brücke steht.

Natürlich sagten wir es uns nicht vorher, so ein wenig vernünftig waren wir ja beide, aber dann doch wieder nicht wirklich, weil wir es einander andeuteten mit nur einem ganz kleinen Vorbehalt zur Sicherheit in uns, der eigentlich nur noch eine Illusion war.


Sie kam mit dem Rad zu mir, quer durch die Stadt. Das erste Date und sie kam gleich zu mir, die Treppen hoch, nach längerer Radtour noch, schien sie nicht zu stören - Café brauchten wir nicht mehr. Sie wollte zu mir und klar, wir wussten ja, was wir wollten. Und wie sie kam, wie ein Nordwind, verwegen mit verwehten Haar ihrer langen blonden Mähne und dazu die strahlend blauen Augen und völlig verschwitzt, weil sie schnell fuhr. Kleiner als ich, ein ganzes Stück, aber eine starke Frau, fast zart aber sportlich fest und trainiert, fühlte sie sich in meinen Armen so an, wie ich es mir immer geträumt hätte, wenn ich es konkretisiert hätte je, es nicht lieber offen gelassen hatte, um frei zu sein. Aber so war genau richtig, dachte ich.

Sie hatte sich nicht schick gemacht, kam einfach, wie sie war, gänzlich ungeschminkt und ich nahm sie so und es war gut so. Vermutlich oder vielleicht hatte sie sich doch ein wenig schick gemacht aber nachdem ich viele Morgende neben ihr erwachte und sie frisch gebadet so gut kannte, wie geduscht oder nass geregnet, vor oder nach der Lust zerwühlt - ich würde immer noch sagen, sie kam, wie sie war.

Spürte es, als ich sie umarmte und fand es schön - schwitzten wir beide kräftiger, wenn nötig, und ich mochte ihren Duft auch jetzt, sie entschuldigte sich aber, verschwand im Bad, bat noch um ein Handtuch und sagte mir, ich solle doch schon mal einen Tee machen.

Eigentlich wäre  ich am liebsten gleich mit ihr ins Bett gegangen und es fühlte sich alles so richtig an. Aber, sie wollte erstmal  Tee trinken zusammen, davon hatten wir die ganze Zeit geschrieben und geträumt und also machte ich uns Tee.

Sie trank schnell und viel Tee. Sonst trank sie eher nichts, aber das machte nichts, Tee war ja gut und machte beide glücklich. So saßen wir in meiner Küche in zwei Korbsesseln, lächelten uns an und tranken Tee und eigentlich hätten wir uns am liebsten gleich verschlungen.

Das taten wir dann noch später und es blieb in allem wie im ersten Moment. Es passte perfekt, als wären wir füreinander gemacht, mein Bett war ihr nicht zu schmal, ich schlief wunderbar neben ihr und noch schöner mit ihr, wir hatten uns überall und fraßen uns gegenseitig auf - am Morgen wie am Abend und wann immer wir Lust dazu hatten und die kam oft und unverhofft.

Natürlich stritten wir uns irgendwann auch, weil ich schwierig bin und sie auch ziemlich kompliziert ist, in manchem zumindest aber das ist so unwichtig und klein, was will ich überhaupt davon erzählen. Während ich das schreibe, läuft ihr Schiff gerade in den Hafen ein und vermutlich hören wir uns zwischendurch, wenn sich in den 18h zwischen Entladen und Beladen ein Moment findet.

Sich sicher sein und es leben, ist, glaube ich nun, der entscheidende Punkt, um glücklich zu sein - es kommt nicht darauf an, keine Zweifel zu haben - wie unmenschlich wäre das? - sondern sich im Zweifel immer noch zu sagen, was wir haben, ist schöner und wichtiger, als all die Kleinigkeiten, die mich nun aufregen und stören könnten. Damit umschiffen wir die Felsen, die auftauchen und auch wenn es mal kracht, was schon vorkommt bei zwei so starken Menschen mit ziemlich festen Vorstellungen vom guten Leben, dann erinnert sich einer an den Leuchtturm, den wir sahen, als wir uns sahen und den wir fühlten, als wir uns das erste mal lasen wie in den Tagen und Wochen danach, als uns nichts trennen konnte, uns 1m Bett noch zu breit schien.

Es ist nie alles gut und alles richtig. Wäre ja auch langweilig, aber die Erinnerung an den schönen Traum, den wir beide vom ersten Wort an fühlten - noch in der Nacht, haben wir uns das dann doch gestanden, wir waren uns beide sicher gewesen, nur ein wenig formales Misstrauen zur Sicherheit, aber vom Gefühl her ganz sicher, vom ersten Wort an.

Darum endet die Suche hier, es gibt nichts schöneres mehr, zu entdecken, als dieses Gefühl angekommen zu sein, den anderen in jeder Situation riechen zu können, die Nähe auch zu mögen, wenn sie schwitzt oder fiebert und sich selig am Morgen nach eng gekuschelter Nacht in die Augen sehen und wissen, es ist gut so - mehr geht nicht, bin ich mir sicher und darum habe ich jede Suche eingestellt und genieße, was ist, ob sie nun gerade da ist oder um die Welt fährt und riesige Schiffe steuert, oder auf den Brettern, die vielen die Welt bedeuten, spielt - die Sehnsucht lässt Verse schreiben und würdigen, was ist. Wir haben ja alles Glück der Welt, was sollte noch kommen?

Also freue ich mich, an dem was ist, genieße es, wie es zu mir kam und arbeite daran die Zweifel, die so natürlich sind wie alles, im Gedanken an das Glück zu besiegen. Es fühlt sich so an, als sollte es nun so bleiben und wir haben uns beide versprochen, dass es so sein und bleiben soll - ziemlich blind noch versprochen, sich kaum kennend, aber ganz sicher im Gefühl, wie nach dem ersten Wort und mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen, ich liebe sie einfach und wenn ich daran Zweifel, was bestimmt irgendwann geschehen kann, erinnere ich mich an das, was mit dem ersten Wort schon geschah, und dann glaube ich, der ich an nichts glaube, dem alles nur Natur ist, einfach an die Liebe und denke es ist gut so.

Was weiß ich schon, was die Liebe ist und worauf es ankommt zum großen Glück?

Vermutlich muss das jeder für sich entscheiden, ich weiß es nicht, wundere mich, wie glücklich ich bin, wo ich darüber schreibe und mir sage, dies ist nun das letzte Kapitel in meinem Buch über die Liebe zu den Frauen - was sollte auch noch kommen?
jens tuengerthal 21.4.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen