Freitag, 8. April 2016

Kulturgeschichten 0183

Landnahme

Womit wird Land zugehörig?

Zu wem gehört es, wenn es überhaupt wem zu eigen ist, zur Bevölkerung vor Ort oder zu den Herrschern, die es einst erbten aber oft seine Kultur mehr prägten als die Einwohner je?

Wer kann für sich Land beanspruchen?

Putin besetzte die Krim, weil sie russisch sei in alle Ewigkeit, was dem höchsten Bevölkerungsanteil dort so sehr entspricht wie den russischen Militärinteressen vor Ort aber die Krimtataren so wenig berücksichtigte wie den Willen einzelner ukrainischer Bewohner, was ihn weniger störte, weil der Kremlherrscher eine Mehrheit hinter sich sah.

Der Westen besetzte erst Afghanistan und dann den Irak, bombte Libyens Staatschef Gaddafi weg, wollte selbiges in Syrien, wo nur ein unkontrollierbarer Bürgerkrieg entfacht wurde der den Terror in alle Welt exportiert.

Die Weltmacht USA entscheidet wo Kriege geführt werden und manchmal mucken auch die Halbweltmächte Großbritannien und Frankreich auf. Ersteres in aller Regel im Schlepptau ihrer früheren Kolonie Amerika, letztere, wenn die Politik nichts mehr zu sagen weiß aber Angst davor hat, dies zuzugeben.

Russland führt gern Krieg oder schwingt zumindest das Zepter so als wollte es dies in den Grenzen der ehemaligen UDSSR, die das größte von Moskau je regierte Reich war, auch wenn das heutige Russland immer noch sehr groß ist.

Drei Ereignisse, die mit Russland, seiner Landnahme oder der anderer vom riesigen Reich zusammenhängen, fanden am heutigen Tag Stadt und haben die Geschichte Europas bis heute geprägt, warum es mir wichtig scheint über die Gründe dieser Landnahmen, ihre Berechtigung und die Folgen bis heute nachzudenken und das Unzusammenhängende in einen Kontext zu stellen.

Am 8. April 1525 säkularisierte der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach nach seinem Übertritt zum evangelischen Glauben das Ordensgebiet und leistete seinem Onkel König Sigismund I. den Huldigungseid, der ihm dafür das Land als Herzogtum Preußen zum Lehen überließ. Das Deutsche Reich erkannte diese Säkularisierung zunächst nicht an und ernannte im folgenden Jahr ohne große Folgen Walter von Cromberg zum neuen Hochmeister. Karl V. erließ jedoch auf Drängen des landlosen Hochmeisters Cromberg, der schon vorher Deutschmeister war, was nicht das gleiche wie Deutscher Meister ist, sondern den vorstehenden Vertreter der christlichen Ritterorden meint, die Reichsacht gegen Albrecht von Brandenburg, was auch keine weiteren Folgen hatte, Herzog Albrecht, aus der fränkischen Linie der Hohenzollern wandelte Preußen in ein protestantisches Herzogtum um, das zu den Kurfürsten von Brandenburg ab 1618 endgültig gehörte, die zunächst noch als Herzöge der polnischen Krone lehenspflichtig waren, aber ab 1658 an Friedrich Wilhelm von Brandenburg überging, den Großen Kurfürsten und ab da waren die Brandenburger plötzlich souveräne Herzöge in Preußen bis 1701. Damit sie dies auch künftig in familiärer Erbfolge blieben, ließ sich Kurfürst Friedrich III von Brandenburg-Preußen nach reichlicher Zahlung an Kaiser und die Kurfürsten sich außerhalb des Reichsgebietes zu König Friedrich I. in Preußen krönen, was er seinem Sohn, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. wiederum vermachte. Erst dessen Sohn, König Friedrich II, wurde nach der polnischen Teilung, die jene Gebiete Ostpreußens mit dem vorher polnischen königlichen Preußen, was dann Westpreußen hieß, vereinte, zum König von Preußen, was ab da zum stehenden Begriff für das Kurfürstentum Brandenburg wurde. Zeitlich war es gegen Ende der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. So war ein Fleckchen Erde, das sich für autonom erklärte und säkularisierte zum Namensgeber des später mächtigsten Staates im Deutschen Reich geworden, der zuvor nur als märkische Sandbüchse eine eher geringe Rolle spielte, im Dreißigjährigen Krieg noch mehr Verwüstung als Siege feierte.

Albrecht, der konvertierte Protestant wirkte sehr weitreichend in seinem säkularisierten Land und gründete unter anderem 1544 die Universität Königsberg, die vor allem durch ihren späteren Dozenten Imanuel Kant berühmt wurde, nach dem sie nach vielen Jahren nur sowjetischer eben realsozialistischer Tristesse die wieder nationalpatriotischen Russen nun nannten und so lebt die preußische Tradition im heute russischen Königsberg zumindest nominell fort, von dem sozialistische Baumeister ansonsten nicht mehr als den Dom stehen ließen.

Eine der aus dem ehemaligen Ostpreußen vertriebenen, Marion Dönhoff, schrieb viel über das verlorene Land und gab zugleich dem Offizierswiderstand gegen Hitler einen Namen und machte ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, einem Widerstand, der seinen Höhepunkt im Attentat vom 20. Juli 1944 fand, bei dem der Offizier Stauffenberg im Führerhauptquatier in der Wolfsschanze die Bombe hochgehen ließ, die ihr Ziel leider verfehlte. Diese Wolfsschanze wiederum lag auf den Gütern der Grafen Lehndorff, die selbst im Widerstand aktiv waren und über die Antje Vollmer so einfühlsam in der Anderen Bibliothek schrieb, dass die Welt des untergegangenen Ostpreußens im Band Doppelleben noch einmal auftauchte, wie es auch der verstorbene Siegfried Lenz in Worten erzaubern konnte. Diese Bewegung des Widerstandes hatte fast alle großen preußischen Offiziersfamilien erfasst. Wie unter den Nazis fanden sich auch unter den großen Namen die Preußens Aufstieg begleiteten viele und mehr, warum die Frage zu stellen, ob mit Preußen von den Alliierten der richtige Bösewicht bestraft wurde, nicht die deutschen Spießer eher immer das mehrheitliche Problem waren, nicht der Adel, auch wenn Beatrix von Storch geeignet ist das Gegenteil zu bezeugen als Neorassistin der ersten Stunde, die wieder scharf schießen lassen will aber als geborene Herzogin von Oldenburg war sie auch keine Preußin.

So ist Ostpreußen nur noch Geschichte, mit Kant eine moralisch und ethisch immer noch präsente Geschichte, die dem Begriff des sittlichen neu ordnete und Moral erstmals konsequent und kategorisch dachte, sie ohne alle Götter oder jede Transzendenz verständlich machte, weil Natur und Logik genügen.  Ein preußischer und also  auch deutscher Philosoph, der zwar sein Königsberg nach Möglichkeit nie weiter als 16km verließ, ist auch heutigen Russen noch ein Vorbild, genießt in der ganzen Welt ansehen, für die  er das sittliche Prinzip aus Freiheit vordachte.

Der Name Preußen resultierte vom ehemaligen Stammesgebiet der Prußen, die im später Deutschordensland vorher ansässig waren. Die Prußen oder Pruzzen waren ein baltischer Volksstamm. Die Sprache der Prußen, das Altpreußische starb im 17. Jahrhundert aus. Preußen wurde von den Alliierten als Aggressor des II. Weltkrieges augelöst und sein Kernland zwischen Polen und Russen aufgeteilt. Überlebt hat Preußen noch in der latinisierten Variante Borussia als Name von Fußballvereinen, die sich oft ihrer preußischen Herkunft nicht mehr bewusst sind, auch wenn Westfalen und der Niederrhein seit dem Wiener Kongress zu Preußen gehörten.

Eine andere bis heute aktuelle Geschichte der Annexion ereignete sich am 8. April 1783 als die russische Zarin Katharina die Große, eigentlich Herzogin von Holstein-Gottorf und Herrin von Jever, die aufgeklärteste Fürstin ihrer Zeit, eine kluge strategische Machtpolitikerin, die Vorbild Merkels ist, die Inbesitznahme der Krim, der Taman-Halbinsel  und des Kuban-Gebietes durch Russland verkündete. Dies galt nach Katharinas Aussage von nun an und für alle Zeiten.

Vor dem russisch-türkischen Krieg von 1768-1774 hatte die Krim zum osmanischen Reich gehört und war als Khanat der Krimtataren ein Vasallenstaat. Mit Beginn der Russifizierung der Krim flohen viele der Krimtataren in das Gebiet der Türkei. Administrativ gehörte die  Krim zum Gouvernement Taurien, das sich bis zum unteren Dnepr erstrecke und eigentlich den neuen Namen für die Krim geben sollte, der sich aber nicht durchsetzte. Nach der Eingliederung wurden aus Russland und allen Teilen Europas neue Siedler gesucht, das neue Land zu besetzen. Die Krim-Tataren, die da noch 96% der Bevölkerung ausmachten, wurden in unfruchtbare Teile des Landes verdrängt. Infolge verließen bis zu 100.000 Tataren die Krim in Richtung osmanisches Reich.

Zugleich wurde Anfang des 19. Jahrhunderts Sewastopol auf der Krim als Hauptstüzpunkt der Schwarzmeerflotte ausgebaut. Von 1853-56 kam es noch einmal zu einem Krimkrieg, bei dem die Alliierten Frankreich und England an der Seite des osmanischen Reiches gegen Rußland kämpften, der zur zeitweise Besetzung der Krim führte und noch mehr der tartarischen Bevölkerung ins osmanische Exil trieb.

Der Beschuss von Sewastopol und Odessa durch deutsche Kriegsschiffe unter osmanischer Flagge im Oktober 1914 führte zum Kriegseintritt Russlands im Ersten Weltkrieg und offenbarte die kurzsichtige Dummheit deutscher Politik auf dem Weg in den Zwei-Fronten-Krieg, in dem es nichts zu gewinnen gab.

Im Dezember 1917 wurde nach der russischen Oktoberrevolution von den Krimtataren die Volksrepublik  Krim ausgerufen, was der erste Versuch einer säkular demokratischen Ordnung in der islamischen Welt war, der aber von den Bolschewiki nur Wochen später zerschlagen und durch die Taurische Sowjetisch Sozialistische Republik ersetzt wurde.

Bis heute wird über den wahren völkerrechtlichen Besitz der Krim gestritten, ob Cruschtschows Eingliederung der Krim in die Ukraine ein Geschenk war oder ohne den Gedanken einer Abspaltung geschah, der, um der strategisch wichtigen Häfen in Sewastopol wegen, keiner zugestimmt hätte. Es wurden Volksabstimmungen gefälscht, Gebiete besetzt und die Gasrechnung auf Dauer gesichert.

Die Krim rückte alle unerwartet wieder näher an einen Weltkrieg und Putin galt manchen plötzlich als totalitärer Hitlerverschnitt, wofür nach dieser Aktion, die auch für vernünftige Amerikaner wie Kissinger berechenbar war, nicht mehr Grund bestand als zuvor, warum das Geschrei gegen Putin so wenig ernst zu nehmen war, wie der Jubel seiner Anhänger, die häufig zu den radikalsten Gegnern Merkels zählen. Auch die wechselseitigen Faschismus-Vorwürfe trugen nicht zur Entspannung der Situation bei, die durch ukrainische Dummheit und Dreistigkeit in einer oligarchischen Kleptokratie und ihre autoritären Repräsentanten mit begründet wurden. Wenn eine Julia Timoschenko vielen Ukrainern aus dem Herzen spricht, wenn sie die Russen im Land mittels Atomwaffen töten lassen will und Putin persönlich abschießen möchte, zeugte dies eher von der Unreife dieser ehemaligen Sowjetrepublik, die sich nun Europa zumuten will, wogegen ein genauerer Blick auf die Macht in der Ukraine auch nach den Panama-Protokollen deutlicher spricht als alles.

Wem immer die Krim nun gehört, wäre es naiv, davon auszugehen, Russland gäbe je seinen einzig sicher eisfreien Hafen und die traditionelle Verwurzelung der Russen dort freiwillig auf und ohne ausreichende Sicherheitsgarantien, zumal amerikanische Strategen derzeit sichtbar mehr die Konfrontation statt die Annäherung suchen, sich industriell im ehemaligen russischen Einflußgebiet breit machen wollen und statt Integration eher Provokation suchen, wofür Rußland sicher auch zum Teil selbst verantwortlich ist, in dem es nicht gelang, sich als Partner attraktiv zu machen, mit Unterdrückern paktiert wurde für die  Gasrechnung, hat Putin es seinen Gegnern unnötig leicht gemacht, was vor allem für den smarten Imperialismus der USA unter Obama gilt, die nichts an ihrer weltweiten Politik änderten, es nur mit dem unschuldigen Lächeln des Friedensnobelpreisträgers nun tun, der seine Hautfarbe auch politisch zu nutzen weiß, gerade wenn es anders scheint.

Eine dritte Besetzung, deren Wirkung bis heute spürbar ist, war das Dekret von Zar Alexander I. vom 8. April 1812, das Helsinki zur Hauptstadt des neuen Großfürstentums Finnland machte. Dies Großfürstentum war von 1807 bis 1917 ein mit weitgehender innerer Autonomie ausgestatteter Teil des russischen Reiches. Es war infolge der russisch schwedischen Kriege entstanden, als deren Ergebnis das traditionell zu Schweden gehörige Finnland an Russland abgetreten werden musste. Nach der russischen Revolution endete das Großfürstentum mit der Unabhängigkeit Finnlands.

Grundlage war die dem Landtag von Zar Alexander zugesicherte Fortgeltung der hergebrachten Gesetze und Verfassungen. Dies wurde während des gesamten Bestandes des Großfürstentums nicht gesetzlich geregelt, sondern berief sich immer auf die bestehenden Zusagen, wobei das finnische Autonomiestreben immer mehr in Konflikt mit dem russischen Bemühen um Vereinheitlichung geriet. Großfürst von Finnland wurde der Zar selbst, der auch seinen Throneid für diese extra leistete und es wurden eigene Behörden für den Sonderstatus der Finnen eingerichtet. Vertreter der Reichsregierung in Finnland war der Generalgouverneur in Helsinki. Manche lebten tatsächlich dort und nahmen ihre Aufgabe entsprechend wahr, während andere es nur als Amt zu Repräsentationszwecken am Zarenhof nutzten.

Alexander ließ entsprechend dem schwedischen Vorbild einen Senat bilden, der zunächst in Turku seinen Sitz hatte, das damit zur Hauptstadt des Großfürstentums avancierte. Jedoch sprach sich Alexander dann doch für Helsinki aus, da Turku zu sehr auf die finnisch-schwedische Tradition zurückging. Später nach 1863 wurde noch ein Reichstag der Stände nach schwedischem Vorbild gewählt, der das politische Leben in Bewegung brachte, das bis dahin nur in akademischen Hinterzimmern stattfand. So bildeten sich nach Einführung eines allgemeinen Wahlrechts schnell politische Parteien und die Sozialdemokraten wurden zur stärksten politischen Kraft, was ihnen heute nur noch mit klugen Köpfen oder guten Gesichtern gelingt, weil die Sozialdemokratie keine notwendige oder revolutuionäre Idee mehr ist, sondern nur eine Stimme im Chor, die um so unglaubwürdiger wird, desto größer der Mantel ist, den sie sich traditionell umhängt.

Finnlands Autonomie stellt als Mitglied der EU keiner in Frage, sehen wir von der Überflüssigkeit des ursprünglichen Nationalstaats im Staatenbündnis einmal ab, auch von russischer Seite gibt es keine Drohungen als die die Erhöhung der Flüchtlingszahlen über die weiße Grenze im Norden. Die Finnen sind ihren nationalen Weg gegangen, wenn auch mit teils ökonomischen Schwierigkeiten, lebte doch der Aufstieg lange nur von einer starken Firma deren plötzlich Schwäche die Fragilität einer sonst noch von Waldwirtschaft geprägten Ökonomie zeigen.

Keines der drei besetzten oder für autonom erklärten Gebiete, gehört heute noch denen, die es zu dem Zeitpunkt besetzten, sehen wir von der Krim ab, deren Zugehörigkeit völkerrechtlich zumindest strittig ist, auch wenn sich faktisch nichts ändern wird, da die USA für eine Halbinsel im Schwarzen Meer oder einige wenige Bodenschätze im Osten der Ukraine keinen Krieg beginnen werden wie um Kuwait, zumal der Gegner hier deutlich stärker ist. Sie gehörte zumindest nicht mehr denen, deren Eroberung wir heute gedenken, auch wenn Katharina von aller Ewigkeit sprach.

Die Gewalt und Dreistigkeit des russischen Präsidenten auf der Krim wird sich womöglich auf Dauer auszahlen, wenn sich die politischen Wogen wieder geglättet haben. Gerade tagte der NATO Rat erstmals wieder mit Russland, ob Europa endlich begriffen hat, dass die Ukraine kein geeigneter Kandidat ist, noch diese Kleptokratie Brüsseler Gelder ernsthaft bekommen sollte, eine Integration ökonomisch nur mit Russland gemeinsam möglich wäre. Putin hat sich auf dem Weg nach Europa immer wieder als zuverlässiger Partner erwiesen, anders als die Ukraine, die sowohl das niederländische Flugzeug abschoss und dazu weiter dreist log als auch Waffen in Krisengebiete an Gegner Europas verkaufte, um überhaupt Einnahmen zu gerieren, nachdem sich ein Clique von Reichen das vorherige Volkseigentum unter den Nagel rissen. Was am Verhalten Putins verwerflicher sein soll als an dem der USA spätestens seit 9/11 wäre auch der Frage wert, ohne die totalitäre Gesinnung dieses östlichen Herrschers zu übersehen.

Bei  Katharina der Großen hat sich die Annexion gelohnt, sie hat die Basis für die russische Großmachtpolitik auch auf der Krim gelegt, die bis heute auch im russischen Bewusstsein wirkt, zumal Stalin in seiner Ära andere Nationen ohne viele Gründe umgesiedelt und dabei umgebracht hat, es nahezu nur noch Russen dort gab und dies auch angesichts der vielen Toten der Nachfolgekriege in denen eine Florence Nightingale einst groß wurde als Wohltäterin der Kranken.

Der fränkische Hohenzoller in Königsberg hat die Wurzeln für Preußens spätere Größe gelegt, sich selbst zum Herzog gemacht, was, von der Nebenlinie eines noch relativ unbedeutenden kurfürstlichen Hauses, für einen, der den Glauben verlor, der ihn einst zum Großmeister machte, kein schlechter Aufstieg ist. Auch sein Rechtsbruch und seine Aneignung sind von der Geschichte belohnt worden.

Zar Alexander I. hat sich die Annexion im vorigen Krieg verdient und das Ergebnis hielt immerhin mit einigen Zugeständnissen bis zur russischen Revolution über hundert Jahre, was in kurzlebiger Zeit ein relativer Erfolg ist.

Es lässt sich bei allen drei Herrschern nicht erkennen, dass ihnen die Annexion geschadet hätte. Im Gegenteil hat sie meist sogar ihren Ruhm noch vermehrt. Es gibt gerade wenig Gründe die Putin von seinem erfolgreichen Verhalten abbringen könnten noch was Erdogan den türkischen Autokraten zur Vernunft bringen könnte, solange wir nur höflich mit ihnen reden. Wäre ein anderes Verhalten vernünftig, wenn das ihre mit Erpressung, Gewalt und Lüge erfolgreich zuvor ist?

Heißt das künftig Frechheit siegt und Gewalt setzt sich durch oder hat die offene Gesellschaft ein Mittel gegen solche Autokraten, außer hilflos zu sagen, du bist aber ein ganz Böser?

Ist der langsame Weg der Sanktion sinnvoll, wenn er nur dazu dienen soll, die Gewalt zu verhindern, die er nicht androhen will?

Gibt es legitime Gewalt oder ist keine Gewalt je legitim?

Sogar unser Strafrecht erlaubt bestimmte Formen der Gewalt in Fällen der Notwehr oder Nothilfe als welche westliche Staaten ihre Anwendung militärischer Gewalt auch gern verkleiden, während östliche oder südliche Autokraten ihre Freude an der reinen Gewalt und Macht noch vom Volk bejubelt ausüben.

Hat sich die westliche Welt damit ihrer Natur beschnitten?

Ist es besser, wenn wieder Abschüsse bejubelt und Soldaten als Helden gefeiert, statt als Mörder angeklagt werden von einer den Gewaltherrschern und inneren Gewaltausbrüchen im Hass gegen Fremde gegenüber hilflosen Gesellschaft, die Gewalt ablehnt und Probleme im Diskurs lösen möchte?

Gewalt hat sich in der Geschichte immer wieder gelohnt. Manchmal auch nicht, wie der Fall Hitler zeigt, der es als Verbrecher deutlich übertrieb, womit Ostpreußen verloren ging und die kurzzeitig besetzte Krim aber Deutschland zumindest im Westen die freieste Verfassung aller Zeiten erhielt, vom Kriegsverlierer zum ökonomischen Sieger durch anfänglich bescheidenen Fleiß aufstieg und damit mehr erreichte als mit Kanonen und Soldaten je.

Reich wurde dieses westliche Nachkriegsdeutschland mit dem Export von Waffen auch, stieg zum lange weltweit drittgrößten Exporteur waffentauglicher Technik auf. Auch da hat wieder die Gewalt der anderen gewonnen und ihre technische Unterstützung.

Soll ich nun den anderen Staaten sagen, lasst die Gewalt, es lohnt nicht, gegen Russland Sanktionen verhängen, die USA beschimpfen, weil sie eine imperialisitische Weltpolitik betreiben?

Wer ist ein gerechter Richter in dieser Welt und wer darf wem moralische Vorhaltungen machen oder ist all dies immer nur eine Frage der Macht und ist es darum müßig über Umgangsformen zu diskutieren, solange der Nachbar einen Colt hat und schießen kann?

Geht es je um gut oder böse?

Was sagte der kategorische Imperativ in diesen Fällen als Handlungsmaxim?
jens tuengerthal 8.4.2016

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