Montag, 14. März 2016

Kulturgeschichten 0157

Preußenfreiheit

„getreulich einander beizustehen, ... die Gewalt und das Unrecht, das ihnen in früheren Zeiten geschehen, abzuwerfen.“

Am 14. März 1440 schlossen sich 53 Adelige und 19 Städte zum Preußischen Bund zusammen, der eigentlich Bund vor Gewalt hieß und sich gegen die Willkür des Deutschen Ordens richtete.

Nach der Schlacht bei Tannenberg, 1410, war der Deutsche Orden im Ersten Frieden von Thorn, 1411 gezwungen worden, Kontributionen an Polen zu zahlen, die ihn an den Rand des finanziellen Ruins brachten. Auch darum erhoben die Deutschritter zusätzliche Steuern von den preußischen Ständen und Hansestädten, die dafür Mitspracherecht bei der Regierung des Ordensstaates, forderten, was abgelehnt wurde. Der Widerstand im Ermland dagegen wurde von den Ordensrittern mit Gewalt unterdrückt.

Hochmeister Ludwig von Erlichshausen bemühte sich den Preußischen Bund gemeinsam mit Papst und Kaiser durch Erweis der Illegalität zu bekämpfen. So hatte Kaiser Friedrich III. den Bund zunächst anerkannt, entschied dann jedoch am 1. Dezember 1453 den Streit zu Gunsten des Ordens.

Daraufhin kündigte der Preußische Bund dem Hochmeister als Schutzherrn den Gehorsam, erklärte dem Orden den Krieg und unterstellte sich in einem Bündnis dem König von Polen, Kasimir IV., als Schutzherrn. Ein Teil des Landes erklärt sich dem Nachbarn zugehörig, dem die Schulden zu zahlen sind, für die sie keine Steuern mehr ohne Mitbestimmung leisten wollten. Erinnert ein wenig an die Boston Tea Party.

Das Bündnis führte nun den Dreizehnjährigen Krieg gegen den Orden, der mit dem Zweiten Frieden von Thorn erst 1466 beendet wurde. Der Teil des Bundes, der sich erfolgreich der Ordensherrschaft entziehen konnte, wurde als „Ständestaat Preußen Königlichen Anteils“ in einer rechtlich nicht klar definierten „Union“ mit dem Königreich Polen verbunden.

Wir sehen die Relativität der Grenzen und die Notwendigkeit von Kompromissen wie beim Fall Kohlhase, nur das diesmal der Landesherr den kürzeren zog, sich nicht durchsetzen konnte. Dass jenes östliche Preußen dann den Kurfürsten von Brandenburg zugeschlagen wurde, nachdem der längst fragwürdige Orden aufgelöst wurde, ist eine andere Geschichte, auch wie die späteren Könige von Preußen erst nach Friedrich dem Großen so hießen, vorher welche in Preußen wurden und warum der kleine östliche Teil, der von den Prutzen bewohnt wurde namensgebend wurde, gehört hier nicht her, macht nur die historische Bedeutung auch im Verhältnis zu Polen deutlich, sensibilisiert ein wenig für dieses Gebiet, dass längst polnisch und russisch heute ist, was, schauten wir nur auf die Buchstaben, gekreuzt das Wort Prussen geben könnte.

Es gibt gemeinsame Wurzeln und manch enge Verwandschaft, so ist manch alter ostpreußischer Adel noch bei den baltischen Ritterschaften organisiert, was zwar nur noch traditionell und ohne Anspruch als den der Verbindung ist und doch auf die Wurzeln hinweist.

Das wunderschöne Land mit der kurischen Nehrung, dem Sommerhaus von Thomas Mann, Königsberg und unendlichen Seen und Wäldern ist polnisch und russisch heute und für alle Zeiten, wie die Krim wohl, was auch immer ist - aber das ist eine andere Geschichte …

Spannend aber an diesem preußischen Bund, der sich gründete als von Ostpreußen noch keiner sprach noch an eine EU irgend dachte, zu der alle gehören sollten, ist die Freiheit, sich gegen empfundenes Unrecht in der Steuer zusammen zu tun und erfolgreich zu verteidigen, Mitbestimmung durchzusetzen.

Wo sind wir heute mit den Steuern angekommen, wie weit werden wir dafür durchleuchtet und warum kann sich keiner erfolgreich wehren, weil das Volk meint, es sei sein Geld und gerecht so?

Ist es Freiheit, sich gegen Abgaben des knechtenden Staates zu wehren oder ist es asozial?

War ein Uli Hoeneß eher ein Che Guevara oder doch nur der dicke gierige Bayer?

Wann müssen wir uns gegen den Staat wehren und wohin wollen wir, wenn wir nicht polnisch oder russisch werden wollen?

Was wäre gerecht, geht es um Gerechtigkeit überhaupt und wenn warum?

Ist weniger Steuerlast mehr Freiheit oder hat die Freiheit im überwachten Sozialstaat eben ihren Preis?

Weiß keine Antwort, die für alle Fälle passte, sehe Tendenzen in jede Richtung und staune darüber. Habe ein großes Unbehagen vor zuviel Staat und zugleich eine gewisse Sorge vor Ungerechtigkeit an der die Gesellschaft zerbrechen kann, fürchte den Terror so sehr wie die Unfreiheit, die aus dem Kampf gegen ihn resultiert, halte die Überwachung für gefährlich und bedrohlich, auch wenn ich nichts zu verbergen habe und so geht es mir wie vermutlich vielen auf der Suche nach einer Antwort des richtigen Weges.

Handelt der Staat in Zwängen und quasi meist alternativlos oder macht es einen Souverän aus, sich zu entscheiden und zu wählen zwischen Optionen?

Sollten wir einen Staat endlich zerschlagen, der zu groß ist, noch Freiheit zu gewähren?

Welches Maß tut uns noch gut, wann wird es gefährlich?

Stelle mir diese Fragen in Erinnerung an die aufständischen Preußen, denen es 13 Jahre Krieg brachte, der gegen den Terror und damit gegen Freiheit und Grundrechte auch währt schon länger und ein Ende ist nicht absehbar.

Quo vadis Deutschland und Europa?
jens tuengerthal 14.3.16

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