Donnerstag, 3. März 2016

Frauenliebe 029

Geliebtenordnung

Während ich noch von meiner adeligen Geliebten in Straßburg erzählte, dachte ich an eine Geliebte, die zur guten Freundin wurde und von der ich viel lernte, an die ich noch immer dankbar denke, auch wenn ich mich damals nicht für sie entscheiden konnte, als ich die Wahl gehabt hätte.

Ist der Übergang von der Geliebten zur Partnerin möglich und kann die einmal Partnerin später Geliebte werden, passt das oder geht das gar nicht?

Eine Beziehung ist etwas anderes als eine Affäre und eine Freundschaft etwas anderes als beides, spannend wird es, wo sich die Welten vermischen und eins zum anderen findet. Eine Ex, die Geliebte wurde, kannte ich und meist war der Sex dann beser als je, auch wenn der Grund dafür, der die Liebe ja irgendwie war, fehlte. War das normal oder ist es eher das Gegenteil und leben wir in den meisten Beziehungen nicht das größte Glück, weil uns die Beziehung als Form des Zusammenlebens daran hindert?

Kenne keine glückliche Beziehung in der die einmal Geliebte zur Partnerin wurde oder umgekehrt, auch wenn es viele in der Leidenschaft immer wieder ausprobieren, es auch mir passierte, dass ich mein Herz an eine Geliebte verlor, die nie mehr sein wollte und konnte und mich beinahe hinterher verlor.

Wenn wir uns unfrei begegnen oder der Kitzel der Begegnung aus der Konstellation des Verbotenen resultiert, das eine Beziehung eigentlich ausschließt, ist es müßig über eine Legitimation der Leidenschaft nachzudenken, um die Liebe zu finden, weil dabei über kurz oder lang beides verloren geht.

Vielleicht gibt es Ausnahmen, die ich nicht kenne, in der besondere Umstände eine Zeit lang die Illusion eines glücklichen Zusammenlebens ermöglichen und manchmal wird dies dann zur Gewohnheit, die um des Scheines wegen aufrecht erhalten wird, denn mehr ist es nie als eine Illusion, zu glauben, wir würden die Konstellation von der wir ausgingen vergessen, es würde sich etwas in den Grundlagen unseres Gefühls je ändern.

Darum habe ich es irgendwann aufgegeben Geliebte zu haben, als ich eine Partnerin suchte, weil das Ergebnis nur frustrierend war und nicht mehr versucht, eine Geliebte zur Partnerin zu machen, wenn die Beziehung endete und eigentlich wusste ich das schon sehr früh, war es mir immer klar, warum ich es dem Trieb folgend, wie dem überschießenden Gefühl, dennoch immer wieder anders machte, weiß ich bis heute nicht aber vielleicht ist das auch ganz natürlich, weil ich eben Menschen bin, der von Trieb und Gefühl bestimmt wird, auch wenn er es eigentlich besser weiß.

Wir lernten uns auf einer Party in ihrem Studentenwohnheim in der Altstadt kennen. Sie war nicht mein Typ, so gar nicht eigentlich, nicht norddeutsch sondern zur Hälfte Bayerin, mit relativ kurzem dunklen Haar und einer eher kompakten Figur. Sie hätte mich auf den ersten Blick nie gereizt - aber ihr Geist und ihr Lachen waren mehr als bezaubernd.

Eine wirklich gebildete Frau, studierte Kunstgeschichte, sowie französische und italienische Literatur, war belesen, bereist, neugierig, kulturliebend und ich lernte in jedem Gespräch von ihr, auch wenn es manchmal gegen meine großmäuligen inneren Widerstände ging, dies zuzugeben.

Wir hatten beide eine Menge getrunken und irgendwann war keiner mehr da und wir lagen knutschend auf dem Fußboden der Küche. Sie machte mit und genoß, hatte einen mittelgroßen festen Busen und ihr Schoß war fest und fühlte sich fast verschlossen an, was ich kaum glauben wollte, wir hatten ja beide schon die Mitte zwanzig überschritten, auch wenn sie etwas jünger war als ich.

Hatte wie so oft ein schlechtes Gewissen dabei, denn eigentlich war ich ja verlobt und würde später noch um die Ecke zu meiner Verlobten ins Bett kriechen. Aber wir waren betrunken, nicht völlig sondern immer noch geistvoll genug und die Lust kam einfach so.

Als ich dabei irgendwann merkte, dass sie wohl noch Jungfrau war und sie dies peinlich berührt, errötend eingestand, setzte zum Glück mein Verstand wieder etwas ein und ich ließ von ihr ab, damit ich nicht der erste würde, betrunken in einer Nacht, in der meine Verlobte noch auf mich wartete, auch wenn ich große Lust auf sie hatte.

Gestand ihr meinen inneren Zwiespalt und sie meinte, dass müsse ich mit mir ausmachen, sie verstünde das gut, aber es ginge sie ja auch nichts an - sie hätte auch sagen können, warum erzählst du mir davon du Idiot und behältst nicht dein schlechtes Gewissen für dich, was geht mich das an.

Dies ahnend und ihr irgendwo zustimmend, gestand ich ihr, dass ich sie sehr möge, der Sex mit meiner Verlobten nicht gerade die Erfüllung wäre und ich sie auf keinen Fall als Freundin verlieren wolle. Was Mann halt so sagt in solch einer Situation und so unterhielten wir uns zwischendurch noch ein wenig knutschend und fummelnd, bis ich merkte, dass es nun Zeit wäre, zu gehen und sie meinte, sie würde mich auch gern wiedersehen und wir verabredeten uns zusammen ins Museum zu gehen, nach Frankfurt zu fahren und ich versprach ihr, ihr bei einem Katalogbeitrag zu helfen, ganz freundschaftlich, auch wenn wir beide wussten, da war viel mehr.

Wir unternahmen in den folgenden Wochen einiges zusammen, meine Freundin weilte irgendwann in Paris und wir wurden dicke Freunde, ab und zu hatten wir noch Sex und ich war der erste bei vielem und es war eigentlich alles richtig und wunderschön. Stellte sie als Freundin meiner Verlobten vor, die sie freundlich in unseren Kreis mit aufnahm, auch nach Paris einlud, als sie das große Fest mit Freunden, in dem Schloss in dem sie wohnte, feierten.

Als ich dort sah, wie sie sich einen Franzosen angelte und mit ihm in den Büschen des Gartens verschwand, war ich ein wenig eifersüchtig, auch wenn es albern war, wir waren ja bei meiner Freundin zu Gast, wir würden vermutlich heute Nacht noch Sex haben, sie war frei und sollte tun, was sie wollte und doch, irgendwas wurmte mich daran - vielleicht war es auch ihr lockeres französisch, sie sprach die mir fremde Sprache so fließend und schön, besser noch als ihr manchmal schüchternes vom bayerischen Singsang abgesehen sonst eher dialektfreies deutsch.

Es wurmte mich einfach, sie gehörte zu mir, aber natürlich gestand ich es mir nicht ein und fragte mich auch nicht, warum sie es mir erzählt hatte, sondern gab mich locker, offen und großzügig, sollte doch jeder mit jedem Sex haben, war doch alles schön.

Ich liebte sie für ihren Geist und ihre Familie, ihre wunderbare Großmutter, von der sie viel erzählte, die als Übersetzerin und Namensgeberin im ganzen Land berühmt geworden war in einem überraschenden Bereich, heute viel geehrt, sie passte ohne allen Dünkel perfekt in meine Familie, meine Eltern mochten sie sofort, als ich sie einmal mitbrachte und sie sich mit meinem Vater Kupferstiche angeschaut hatte. Sie mit viel Wissen darüber sprach und sich für so vieles begeisterte, mich mit ins Theater oder ins Kino nahm, wodurch sich mir neue Welten öffneten, die ich bisher eher ignoriert hatte.

Aber ich fürchtete sie auch, hatte einmal einen Nervenzusammenbruch von ihr erlebt, als sie sich an ihre Schwester erinnerte, die, als sie noch ein Kind war, an Drogen gestorben war, was die sonst so beherrschte, coole Person völlig aus der Fassung brachte, sie zitternd und heulend bei mir im Arm liegen ließ.

Wir waren also Freunde, hatten gelegentlich, wenn es uns überkam auch mal Sex und der war schön, sehen wir von der gelegentlichen nervlichen Belastung danach einmal ab, denn einfach war es in Wirklichkeit nicht. Wir wären das perfekte Paar aber sie war nicht mein Typ, war meine Geliebte gewesen und darum als Frau für mich erledigt, nicht als Freundin, als solche liebte ich sie und verbrachte viel Zeit mit ihr, nur als Partnerin in einer Beziehung ging nicht, auch wenn es in so vielem so perfekt passte und wir das beide wussten und fühlten.

Wir passten auch perfekt ineinander, ihr enger Schoss umfasste mich fest, wie ich es nie wieder erlebte, unabhängig vom Alter, sie war zwar eher eine kleinere etwas korpulentere Frau aber alles an ihr war zugleich fest und stramm und so vögelte sie sich auch, ein ungeheuer intensives Gefühl, wie ich es sonst höchstens selten mal anal kannte und auch das war attraktiv mit ihr.

Die Schranke in meinem Kopf blieb leider bestehen, wir machten Touren durch Deutschland, besuchten Freunde in Erfurt, schlenderten wie verliebt durch Weimar, besuchten den Onkel auf seinem Hof an der See und alle mochten sie so gerne, fanden uns ein perfektes Paar - leider nur war sie meine Geliebte gewesen und blieb es innerlich.

Um die Beziehung zu meiner Verlobten noch zu retten, hatte ich diese wunderbare Frau noch mit einem netten Kommilitonen von mir verkuppelt, der auch gerade Examen geschrieben hatte aber ein eher schlichteres Gemüt aus Duisburg war, ihre geistigen Welten von Ferne wahrnahm, vielleicht bewunderte, aber nicht der war, der ihrer würdig war und der sie verdiente. Trotzdem war er der erste, mit dem sie schlief, das war mir wichtig damals, nicht dabei auch noch der erste zu sein, dass überließ ich den beiden und einige Wochen hatten sie eine nette Beziehung und dann trennten sie sich einverständlich freundschaftlich, es passte eben doch nicht so ganz.

Nachdem die beiden sich getrennt hatten und ich meine sogar noch mit schlechtem Gewissen auch während ihrer Beziehnung, schliefen wir zusammen und es war, wie nicht anders zu erwarten gut und genau richtig. Doch trennen wollte ich mich ihretwegen nicht von meiner längst entleerten Beziehung mit meiner damaligen Verlobten.

Der Theorie nach, die ich schon damals hatte, konnte es ja auch nicht gut gehen, theoretisch, wie es praktisch geworden wäre, weiß ich nicht, unser Sex war wunderbar, unser geistiges Leben bereichernd, witzig und vielseitig und irgendwann wurde ich dann, nachdem ich bereits das dritte mal durchs Examen gefallen war, zwischenzeitlich eine Fima mit großer Welle gegründet hatte, Redakteur in Berlin und verließ die Kurpfalz damals frisch verliebt in eine Germanistin, von der noch ein trauriges Kapitel zu schreiben sein wird und wo ich gerade daran denke, wird es vermutlich das nächste sein, auch wenn das alles Jahre später war.

Wir verloren uns aus den Augen, ich habe nie wieder von ihr gehört oder gelesen, auch wenn ich alle sozialen Netzwerke nach ihrem Namen durchsuchte. Sie war eine wunderbare Frau, wie ich bereits zu oft schrieb, und ich frage mich manchmal, was aus ihr wohl geworden ist, ob sie in einem Museum forscht oder in einem Verlag übersetzt und immer im Museum, wo ich inzwischen

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