Freitag, 4. März 2016

Frauenliebe 031

Germanistinnentraum

Es war im Open Air Kino, das die Uni veranstaltete und das ich an diesem Abend mit meinem lieben Freund besuchte, kurz bevor es nach Berlin gehen sollte für die Stelle als Redakteur nachdem es mit dem tollen Start up im Netz nicht mehr als viel Wind geworden war, die Einkünfte trotz großer Begeisterung von allen Seiten ausblieben.

Dort lief Abend American Beauty, nichts was mich reizte, aber mein Freund fand es eine gute Idee und die war es auch auf den ersten Blick, sie war die erste Frau, die ich gemeinsam mit ihm kennenlernte, es folgten noch zwei, aber davor dachte ich noch, alle Suche hätte ein Ende und ich hätte endlich die Richtige gefunden, weil ich zum träumen neige und mich gerne in eine romantische Idee verliebte.

Verließ nun meine Uni Stadt, in der ich so lange heimisch war, ohne Abschluß aber in der Absicht nebenbei noch mein Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft an der Fern-Uni zu bewältigen, nicht ahnend, was mit dem Redakteursjob auf mich zukam.

Sie war mit einer Freundin ins Kino gegangen und saß eine Reihe hinter mir zunächst. Irgendwie kamen wir ins Gespräch und als sie von ihrer Promotion erzählte über ein literaturhistorisches Thema, war ich hin und weg. Gemessen an dem, was andere über mich dachten, war sie überhaupt nicht mein Typ, eher zierlich und kleiner mit kurzem, schwarz gelocktem Haar. Dezent elegant gekleidet, eher studentisch nur etwas erwachsener schon.

Auf dem Weg die alte Heimat zu verlassen, in der ich viele Lieben und Freunde hatte und ließ, war sie der Haken, der vielleicht eine Brücke in die Heimat bauen würde und machte wovon ich immer geträumt hatte, war dort beruflich Zuhause, wo ich hätte sein sollen, hätte ich auf meinen Schuldirektor gehört und nicht Jura erfolglos zu lange studiert, wohin ich mit meinem Fernstudium nun irgendwie aufbrach. Voller Tatendrang und Stolz erzählte ich von meinem neuen Job als Redakteur in Berlin, mitten im Szenebezirk Prenzlauer Berg, von dem ich noch keine Ahnung hatte, war ja zuvor nur einige Stunden zum Vorstellungsgespräch dort gewesen. Endlich konnte ich auch etwas erzählen, nicht nur von drei durchgefallenen Examen und meiner irgendwie Liebe zur Dichtung, die mich Minne schreiben ließ.

Es schien ihr interessant und so war ich zumindest irgendwie eine gute Partie für sie, was immer sie suchte und das wusste ich danach noch weniger als davor aber für einen Moment teilten wir schönste Träume von einer gemeinsamen Welt und Familie, die jene Halbwaise nicht hatte, deren Mutter früh gestorben war und deren Vater sich nicht sonderlich kümmerte.

Sie erzählte mir davon schon mit feuchten Augen als wir im Anschluß auf den romantischen Ehrenfriedhof auf dem Berg gefahren waren und später noch bei mir, wo sie blieb und mich als um sie besorgten Liebenden sogar den Sex für zweitrangig haltenden, denn es fing zwar da oben sehr leidenschaftlich an und sie wollte sogar noch mit zu mir, zu ihr ging irgendwie nicht und ich freute mich auf eine heiße Nacht in der ich das arme Opfer des Lebens verwöhnen wollte.

Groß waren meine Worte gleich. Meine Familie sei ihre und gemeinsam würden wir es uns schön machen, sie konnte sich vorstellen nach ihrer Promotion nach Berlin zu kommen und viele der zarten Träume mehr, bevor wir im Bett waren und nicht zusammen schliefen, weil sie es nicht konnte, Angst davor hatte. Nicht das ich der erste wäre, sie hätte schon Beziehungen gehabt, aber sie könnte es noch nicht.

Verwöhnen lassen aber konnte sie sich, als wir schließlich nackt zusammen im Bett lagen und ich tat alles, was ich da konnte, es sie genießen zu lassen. Meine Lust war mir in dem Moment völlig egal, ich dachte nur an sie und fand es wunderbar, sie voller Lust zu verwöhnen, ihren zarten rosa Schoß mit dem zu einem schönen Dreieck rasierten Schamhaar, gelockt wie ihr Haupthaar und ich mochte ihren Geruch und ihren Geschmack. Liebkoste den sehr zarten Busen, der sich unter dem BH noch zarter als es den Anschein hatte, entpuppte.

Sie litt ein wenig unter ihren nicht vorhandenen Brustwarzen, die sie später noch als ihren einzigen Makel bezeichnete, ihres ansonsten perfekt schlanken und schönen Körpers mit den zarten Hüften und dem runden festen Po. Ein Makel, was für ein Unsinn, sagte ich ihr, dieser Busen sei perfekt und genau wie ich es liebte, vor allem war es ihr Busen und an diesem Busen und dem Herz das unter ihm für mich schlagen sollte, hing all meine Hoffnung auf den endlich Traum von Liebe nach mancher gescheiterter Beziehung und der verlebten Verlobung.

Sie war katholisch und sie stammte aus dem Münsterland, was sie gleich sagte und was ich eher überhörte, nicht beachten wollte, da ich sie wollte, als meine Frau, die ich glücklich machte und der ich Familie schenkte. Aber sie war wirklich katholisch und so genoß sie den Sex eher verklemmt mit schlechtem Gewissen, wobei ich nicht weiß, ob es daran lag oder einfach nur an dem, was in ihr los war und von dem sie mir nichts erzählte.

Wie sie mir viel erzählte von ihrer Kindheit, dem Tod ihrer Mutter, dem Onkel bei dem sie aufwuchs und ihrem Traum von Familie aber sehr wenig von dem was jetzt war und was sie umtrieb, warum sie in der ersten Nacht nicht mit mir schlafen konnte, sondern sich nur passiv verwöhnen ließ, mit gedämpfter Leidenschaft kam aber mit sich haderte, weil sie es nicht konnte, sich dafür schämte und entschuldigte. Warum es so war, erzählte sie mir nicht und ich ließ sie, überzeugt davon, dass alles gut würde und wir uns schon voller Lust finden würden, ich hatte es ja nicht eilig, hatte alles im Leben schon gehabt, dachte ich, da konnte ich der Richtigen auch ein wenig Zeit lassen, auch wenn ich eigentlich ziemlich scharf war, regte sich mein errigiertes Glied wieder etwas ab während ich sie leckte und verwöhnte nur an sie dachte und es ihr schön machen wollte, wobei ich wahrscheinlich übertriebe, wenn ich behauptete, keinen Trieb mehr zu spüren und nicht insgeheim zu hoffen, sie doch rumzukriegen aber ich war ganz Gentleman und ließ sie. Voller Gefühl und mit der von einer gewissen Erfahrung gespeisten Hoffnung, es würde beim nächsten mal alles besser werden und sie sich für meine Geduld, wenn sie endlich könnte, reich entschädigen, als ob sich der Sex je änderte und Menschen sich dabei groß veränderten.

Eigentlich hätte ich es wissen können, schon beim ersten mal, spätestens aber nach unserem zweiten Treffen, als ich sie zum Bahnhof fuhr, denn leider hatte sie in meiner letzten Woche dort schon eine Reise geplant und wir würden uns bis auf dies eine mal nur der Sehnsucht hingeben, bis sie einen Monat später zu meinem Geburtstag nach Berlin kommen wollte.

Bevor ich sie besuchen ging, um sie abzuholen, hatte ich noch Kondome besorgt, sie hatte das schon angedeutet und ich wollte, auch wenn ich die Dinger nicht ausstehen kann, bereit sein und kam voller Vorfreude noch eine Stunde früher, bevor wir los mussten und ihr Zug fahren würde. Mehr hatte sie nicht erlaubt, weil sie noch so viel zu tun hätte und packen müsse.

Sie wohnte in einem Neubau, war schlicht eingerichtet, ein schöner großer Stich an der Wand, sonst sehr aufgeräumt und langweilig, es blieb nichts hängen, was ich erzählen könnte. Konnte meinen Wagen in der Tiefgarage parken.

Zur Begrüßung umarmte ich sie und wollte mich sofort in einen leidenschaftlichen Kuss stürzen, um da weiter zu machen, wo wir aufgehört hatten. Sie zog mich in die Wohnung, gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte, nicht jetzt, sie hätte ihre Tage und so kurz vor der Abfahrt, ach nein, das ginge ja gar nicht und wäre eben unpassend irgendwie, das verstünde ich doch sicher, ob ich noch einen Espresso wolle.

Nur leicht genervt, die Liebe schafft es auch das unmöglichste Verhalten noch zu überspielen und ich wollte sie ja lieben, zu meiner Frau in der Heimat machen, die ich glücklich machen wollte und mit der ich dann in Berlin eine Familie gründen wollte und so sagte ich innerlich meinem ein wenig frustrierten Schwanz, er solle sich gedulden, dass sei etwas fürs Leben, es käme schon und ich sagte nur, ich sei Teetrinker, ich trinke nie Kaffee, ach staunte sie, die schon mit mir gefrühstückt und Tee getrunken hatte und machte sich einen Espresso und bemerkte, eher nebenbei, Tee hätte sie leider nicht, aber den Espresso solle ich mir schon mal anschauen, genau diesen Aufgussespresso in dieser Packung müsse sie auch haben, wenn sie zu mir komme.

Sie wehrte jede intensivere Annäherung beschäftigt ab, meinte plötzlich, ach wenn du jetzt schon da bist, bekomme ich ja vielleicht noch den früheren Zug, lass uns schnell zum Bahnhof fahren und gehorsam trug ich ihren Koffer runter, brachte sie zum Bahnhof, wo sie schnell entdeckte, dass wir jetzt noch diesen Zug bekämen, wenn wir rasch zum Gleis gingen. Sputete mich also und wartete dann noch fünfzehn Minuten nett plaudernd am Gleis mit ihr, malte mir aus, was wir in dieser Zeit alles hätten tun können - als ich es ihr ins Ohr flüsterte sie, sagte sie nur, ach du, das geht doch nicht.

Ein flüchtiger Kuss zum Abschied, nicht hier, sagte sie nur und ich fügte mich ein wenig befremdet und voller Hoffnung auf das irgendwann.

Wir schrieben uns mit von ihrer Seite gedämpfter Leidenschaft und mit um so größerer von meiner, die nur ein wenig versuchte, sich an sie anzupassen, wenig zu sagen, dabei wollte ich von Liebe und Leidenschaft schreiben und tat es seitenlang, wenn die Beherrschung nachließ und von ihr kamen sehr spärliche Antworten, aber vielleicht waren sie so, die Münsteraner Katholiken, dachte ich, eher verhalten, mit dem permanent schlechten Gewissen und der Sehnsucht nach Beichte und Absolution. Aber ich fragte mich nicht, wie das passen sollte, leidenschaftlich werden könnte, wenn alle Leidenschaft fehlte oder sich aus sittlichen Gründen verbat. Fragte mich nicht, was ich von ihr erwartete, sondern war geduldig und verliebt, setzte alle Hoffnung auf unser Wiedersehen und holte sie damals noch am Bahnhof Zoo mit dem Auto ab, um mit ihr quer durch die Stadt zu mir zu fahren.

Begrüßte sie mit einem riesigen Strauß roter Rosen, die sie so strahlen ließen, als sie diese entgegennahm, dass ich mir sicher war, nun würde alles gut werden und wir fuhren mit meinem damals gerade riesigen Wagen mitten durch Berlin zu mir.

Als erstes wollte sie die Rosen versorgen, wie Frauen eben Prioritäten setzen. Sie bat mich, doch schon auf meinem Bett platz zu nehmen, sie käme dann gleich zu mir.

Sie kam nicht gleich, sondern stellte sich an den Tisch und zog sich aus und ließ mich ihr dabei zusehen, na dann, dachte ich, wie schön, wollte aufstehen und ihr helfen, aber ich sollte ihr nur zusehen und dann kam sie nackt zu mir und half mir noch ein wenig mich auszuziehen und tatsächlich wir schliefen zusammen.

Vor lauter Vorfreude und Erwartung brauchte ich ewig, während es für sie bald erledigt war und sie mich fragte, was wir nun machen wollten. Hatte es genau geplant, wollte mit ihr Essen gehen, es war ja der Abend vor meinem 30. Geburtstag und ich würde mit ihr hineinfeiern. Wir gingen zu dem bekannten Elsäßer am Platz mitten im Kiez, aßen nett, tranken ein wenig Wein und gingen dann wieder in meine Zwischenwohnung, die ich gemietet hatte, als ich über Nacht erfuhr, dass ich eine Woche später in Berlin anfangen sollte.

Wir taten es nochmal in der Nacht und noch eimal am Morgen meines Geburtstages, sie kam zügig und dann war es für sie relativ erledigt, froh es zulassen zu können und ich spürte nichts mehr, sie war befriedigt, das Thema war erledigt, der Versuch nun den anderen Eingang zu wählen, wies sie entrüstet von sich, als hätte ich gefragt, ob sie nicht in einem Porno mitspielen wolle und ich nahm es geduldig verliebt hin, entschuldigte mich für mein Ansinnen, und ich duschte noch sinnlich schön mit ihr gemeinsam, um rechtzeitig in die Redaktion zu kommen, wo mich meine Mitarbeiter verhalten freundlich begrüßten. Sie gratulierten mir aber dann stand ein sehr unschöner Termin an, sie hatten sich beschwert, zu viel arbeiten zu müssen und ich musste mich in einer Konferenz mit ihnen und dem Vorstand rechtfertigen.

Toller 30. Geburtstag, deine Mitarbeiter mobben dich, die Arbeit wird zeitlich genau geregelt, was nicht fertig wurde in der Regelarbeitszeit sollte ich erledigen, war meine Verantwortung und ich hatte keine Ahnung, wie ich es dann an meinem Geburtstag schaffen sollte rechtzeitig aus der Redaktion zu kommen, um mit meiner Liebsten ins geplante Konzert und dann Essen zu gehen.

Voller Wut arbeitend, um so schnell wie irgend möglich alles zu erledigen, schrieb ich hochkonzentriert, in Gedanken voller Vorfreude auf die Nacht und den Abend mit meiner Liebsten in der ich hoffentlich auch endlich Befriedigung finden würde, doch machte ich mir sorgen, ob ich es wirklich schaffen würde alle Beiträge rechtzeitig auf Sendung zu bekommen.

Der Sorge wurde ich bald entbunden. Mein Telefon klingelte und sie war daran, ich lächelte und sie sagte nur, ich wollte dir nur der Fairneß halber Bescheid sagen, es ist aus, ich habe dir auch einen Brief geschrieben und wünsche dir noch einen schönen Geburtstag.

Es traf mich wie ein Schlag, vor meinen Mitarbeitern, brach ich innerlich zusammen und um zu verhindern, dies auch tatsächlich zu tun, ging ich rauchen. Dort gesellte sich dann ein Mitarbeiter zu mir und sprach mir etwas belanglosen Trost zu und ich rauchte, bis mir schlecht war, um dann irgendwie meine Arbeit zu erledigen, nach Hause zu gehen, ihren Brief zu lesen, noch hoffend, dies sei alles ein schlechter Traum.

War es nicht, sie war nicht da, ohne eine Spur zu hinterlassen, war sie verschwunden, die Rosen hatte sie aus dem Wasser genommen und zum trocknen mit den Köpfen nach unten neben dir Tür gehängt.

Auf dem Tisch lag ihr Brief, eine Oktavheftseite nur lang, mit wenigen Worten mit überkorrekter Zeichensetzung stand dort nur, was sie schon gesagt hatte, sei nicht traurig, dass es aus ist, sei froh, dass es war. Alles Gute!

So wurde mein 30. Geburtstag zu einem der einsamsten Tage meines bisherigen Lebens, ich in Berlin, kannte keinen, war verlassen von der Frau auf die ich alles gesetzt hatte und überlegte, ob ich nun lieber vom Balkon springe oder die langsame Variante wähle und rauche. War wie betäubt, verstand die Welt nicht mehr, wie hatte sie mir das antun können, was war nur passiert?

In meiner verzweifelten Einsamkeit entwickelte ich noch die tollsten Theorien, woran es gelegen haben könnte, ohne darauf zu kommen, was es wirklich war, sie hatte mich benutzt, um es wieder zu können und als das ging, konnte sie gehen und zurück zu dem Mann, den sie wohl liebte.

Rief sie noch unendlich oft an, bis sie mir deutlich sagte, sie wolle nichts mehr von mir hören, es sei jetzt so und für mich brach eine Welt zusammen und aus dem Loch kroch ich erst wieder heraus, als sich der Redakteursjob schon erledigt hatte und bis heute könnte ich mich fragen, warum, es war doch so schön, aber eigentlich war nie etwas, nüchtern betrachtet, wie ich es später nochmal erleben sollte. Diese große Liebe gab es nur in meinem Kopf und ich hätte für diese Frau, mit der eigentlich nichts war und die mich benutzt hat, mein Leben beinahe vor Verzweiflung aufgegeben.

Im richtigen Moment rief dann noch ein guter Freund an, um mir zum Geburtstag zu gratulieren und ich klagte ihm mein jämmerliches Leid. Er baute mich auf, erzählte mir von seinen Verzweiflungen, er war zwanzig Jahre älter als ich, mir wurde klar, es könnte noch viel schlimmer sein und irgendwie ging es dann weiter und so war es vielleicht auch passend, dass ich mich das nächste mal wieder in seiner Gegenwart verliebte, sehr kurz hintereinander und teilweise parallel, aber das ist eine andere Geschichte und wie die geschätzte Leserin bemerkt habe ich diese Verzweiflung meines 30. Geburtstages schon mehr als fünfzehn Jahre überlebt.
jens tuengerthal 4.3.16

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