Dienstag, 8. März 2016

Frauenliebe 034

Virtuellreal

Wir lernten uns über das Online Dating Portal Tinder kennen und so lag die Assoziation zur vorigen Geschichte nahe, näher noch weil sie auch den gleichen Vornamen trug wie die zweite Theologin in der vorigen Geschichte, auch wenn ich ihr erst 14 Jahre später begegnete und ihn sicher nie erzählen werde.

Sie war keine Theologin sondern studierte Psychologie an einer privaten Berliner Hochschule und das obwohl ich mir eigentlich, nachdem ich viele Jahre mit einer sehr spannenden Psychologin zusammen war, vorgenommen hatte nie wieder etwas mit einer anzufangen, aber ich hatte ja schon im gleichen Sommer gegen diesen Grundsatz verstoßen und gute Erfahrungen gemacht, warum also nicht wieder, zumal es zauberhaft begann.

Schnell waren wir von dem Portal auf Whatsapp gewechselt und schrieben uns mit wachsender Leidenschaft, die auch dadurch begründet war, dass sie zum Zeitpunkt unserer ersten virtuellen Begegnung gerade ihre Eltern im Südwesten besuchte, unsere virtuellen Briefe in der fremdcodierten Welt des Netzes.

Nicht die Leidenschaft lag an der Ferne, die wuchs aus den Worten und der beiderseitigen Sehnsucht anzukommen. Hatte das Gefühl, sie käme aus einem sehr guten, zumindest wohlhabenden Stall, insofern sie erzählte, dass sie noch im hauseigenen Pool schwimmen war, woraus sich sogleich ein sehr erotischer Diskurs entspann. Dass sie ein Pferd in Berlin hatte, also Reiterin war, bestätigte dies noch.

Wir steigerten uns immer weiter in unser bisher nur virtuelles Verliebtsein hinein. Sie war jünger als ich und wünschte sich noch Kinder, irgendwann gestand sie mir, dass sie sich das mit mir vorstellen könne und die bloße Vorstellung voneinander, ohne sich bisher gesehen zu haben, wurde immer intensiver.

Sie kannte natürlich die Burg meines Freundes, die in der Nähe ihres Heimatortes lag, war dort schon mal essen, besuchte mit ihren Eltern meine Studienstadt und ich konnte ihr dort noch ein Restaurant empfehlen.

Als sie schließlich, unendlich viele Nachrichten später, in Wirklichkeit war es nur knapp eine Woche gewesen, wieder in Berlin war, wollten wir uns unbedingt endlich sehen. Leider war es zufällig meine Tochterwoche, ich also als Vater gebunden und wir müssten eigentlich noch bis Sonntag warten.

Die Welle der Emotionen, der sich virtuell eingestandene Kinderwunsch und die große Sehnsucht ließen das unmöglich erscheinen, wie sollten wir das noch aushalten und so verabredeten wir uns für die Nacht direkt nach ihrer Rückkehr, am späten Abend, wenn meine Tochter hoffentlich längst schlafen sollte.

Eine in jeder Hinsicht idiotische Idee. Kinder schlafen nie gerade dann gut ein, wenn sie es sollen oder es nötig wäre, was ich wusste und spüren genau, wenn etwas ist und was sollten wir tun, wenn sie nicht schlief?

Uns nett plaudernd in die Küche setzen, nachdem wir virtuell bereits alles ausprobiert hatten und uns erzählt hatten, wie scharf wir aufeinander waren und bei dieser großen Sehnsucht vom Familientraum, der sie sagen ließ, bei mir wäre ihr nicht mal die Verhütung noch wichtig, zumindest theoretisch und vorher sagen ließ.

Leider sitzt im entscheidenden Moment, wie mein Großvater es einst so treffend formulierte, das Hirn nur noch im Hintern und hilft schieben und so gaben wir der Sehnsucht nach und sie, die tief im Westen irgendwo wohnte, kam mich mit ihrem Auto des Nachts besuchen. Wir mussten uns einfach sehen, wir waren uns doch so sicher und sie wollte über Nacht bleiben, damit wir zumindest den Vormittag in Ruhe miteinander hätten.

Erwartete sie auf der Straße, damit ihr Klingeln meine Tochter nicht weckte und damit ich vor lauter Aufregung mit unendlich vielen Flugzeugen im Bauch noch rauchen konnte, als ob das helfen würde. Es lenkte zumindest ab, nahm mir aber nichts von meiner Nervosität vor diesem alles entscheidenden ersten Date - da würde hoffentlich meine Traumfrau kommen und ich endlich ankommen, die Familie gründen, von der ich immer geträumt hatte - kannte nur einige Fotos von ihr, sie sah nett aus, lange schwarze Haare, blaue Augen, schlank und wohl relativ groß, eigentlich weniger mein Typ, wenn ich so einen je hatte, aber was sagen Fotos schon wirklich über den Mensch dahinter aus, fühlten wir nicht mehr, als wir sahen, was den anderen ausmacht?

Während ich wartete und ahnte wie schwer es wohl für sie würde, einen Parkplatz bei mir vor der Tür zu finden, ereignete sich das große Glück, dass ein solcher frei wurde, den ich sofort mit mir besetzte und ihr selig schrieb, dass ich sie nun an eben diesem erwartete. Dann kam ein Hamburger Mini und schob mich mit Gewalt aus der Parklücke, nachdem ich ihm freundlich signalisiert hatte, diese sei besetzt. Er hatte das sehr trickreich angestellt, mein freundliches Abwinken ignoriert und einfach den Behindertenparkplatz dahinter besetzt und als ich zu ihm ging, ihm freundlich sagen wollte, dieser sei leider besetzt, weil meine Freundin gleich käme, stieß er nach vorne und parkte ein.

War kurz davor dem Typen, einem unangenehmen aalglatten Werber an den Kragen zu gehen, der mich so dreist ausgetrickst hatte, kochte vor Wut, brüllte ihn an, was ihm einfiele, dieser Parkplatz sei besetzt. Aber der widerliche Typ, meine Not und Aufregung völlig ignorierend, meinte nur, Parkplätze besetzen, wo gibt es denn das, er wohne hier und wolle hier parken, was ich überhaupt von ihm wolle?

Ließ mich trotz hochkochendem Adrenalin zum Glück auf keine Schlägerei ein, als er aus dem nur Mini heißenden Wagen ausstieg, sah ich, dass er nicht nur sehr geleckt sondern vor allem ziemlich breit und ungefähr 2m groß war, was bei aller gewünschten Ritterlichkeit vermutlich kein gutes Ende für mich genommen hätte, der ich im Straßenkampf nicht sonderlich erprobt bin - aber ich hätte es für sie zu gerne getan, ließ es doch und schrieb ihr nur zur Beruhigung rauchend, leider wäre es nichts mehr mit dem Parkplatz und ich erwarte sie sehnsüchtig und dann kam sie.

In enger Jeans, leger aber schick gekleidet, eine Dame mit ihren Mitte dreißig, nicht mein Typ eigentlich, das bestätigte sich also, wäre ihr vermutlich nicht verfallen, wenn ich sie auf der Straße gesehen hätte, aber was zählte das schon, wir hatten uns ja schon eine geistige Welt voller Lust und schöner Träume erschrieben und begehrten uns aus dieser wie wahnsinnig, zumindest theoretisch.

Wir fielen uns, wenn auch ohne übertriebene Euphorie in die Arme, treffender wäre vermutlich, wir umarmten uns zur Begrrüßung und küssten uns. Fand sie wirkte etwas kühl nach all dem Überschwang, der vorher in unseren Worten lag, aber vielleicht war das auch ihre Schüchternheit und Scheu von der sie mir schon vorher geschrieben hatte und würde sich das geben, wenn wir erst mal im Bett waren.

Kaum war die Haustür hinter uns geschlossen, begann die wilde Knutscherei und wir gingen, dies nur kurz unterbrechend in mein Zimmer, an meine Tochter dachte ich dabei nicht mehr, schloß dennoch meine Zimmertür lieber, wir mussten ja nicht schlafende Engel wecken. Schon auf dem kurzen Weg zu meinem Bett begann ich sie auszuziehen und was ich sah, gefiel mir, sie trug zwar keinen String, aber edle Wäsche mit passendem BH zum Höschen natürlich.

Sie war sehr schlank, ihr Busen war süß, vorhanden und schön geformt aber eben wie bei vielen eher sportlichen Frauen, von eher kompakter Form und sie hatte, wie ich wenig später, als ich ihr, schon in der Horizontale, das Höschen von den Hüften zog, zumindest einen Hauch von Schamhaaren, nicht viel, hätte von mir aus auch etwas mehr sein können, aber ein schöner gepflegter schwarzer Streifen, in dessen Mitte ich sogleich zu küssen begann.

Es ging alles sehr schnell und unsere Lust war sehr aufgestaut, sie begann unter meiner Zunge sich biegend, ihr Becken mir noch entgegenstreckend, laut zu stöhnen, etwas zu laut wohl, jedenfalls räusperte sich meine Tochter nebenan, um deutlich zu machen, dass ihr das gar nicht gefiel, was mich einerseits vor Scham im Boden versinken ließ - das tat ein guter Vater nicht, ich hatte es zwar, als sie noch kleiner war und selig schlief, schon häufiger getan und sie hatte es auch bei mir und der Mutter sicher unbewusst häufiger hören können, aber da war sie noch kleiner und das durfte nicht sein.

Andererseits war ich zu scharf, um jetzt einfach aufzuhören und so ging ich zu ihr nach nebenan, redete ruhig mit ihr, versuchte es zumindest, ohne vernünftige Argumente, die ich dem klugen Kinde gegenüber vorbringen könnte, außer, dass ich rattenscharf war und bis über beide Ohren verliebt, was sich seit Wochen angestaut hatte. Aber das konnte und durfte ich nicht sagen und so versuchte ich es erst sanft und dann doch wütend, um zu erreichen, was ich wollte.

Wir machten dann einfach weiter, etwas gedämpft, innerlich leicht geladen, ich noch unbefriedigt aber voller Sehnsucht, endlich mit ihr zu schlafen, vielleicht heute schon mit der Familienplanung zu beginnen, nicht überlegend, ob sie zu mir passte, alles stimmte oder es mir irgendwie komisch vorkam, die Reaktion meiner Tochter ein gutes Zeichen war aus dem Instinkt der Kinder, der in der Jugend schnell endet.

Irgendwie schliefen wir dann doch miteinander, nur mit Kondom, worauf sie sehr ernüchtert vernünftig plötzlich bestand und sie hatte ihren Spaß dabei, meiner war ein wenig beschränkt und meine Manneskraft wuchs in das enge Plastiksäckchen gezwängt nicht gerade über sich hinaus und als sie es dann doch voller Lust einen Moment tat, geschah, was mir schon so oft passiert war, es riss und ich verlor den Rest beim Rausziehen teilweise in ihr.

Sie war gleich sehr aufgeregt und wenig begeistert, von der romantischen Stimmung war nichts mehr da, auch wenn ich sie beruhigen konnte, noch wäre ich ja nicht gekommen, es bestünde keine Gefahr, aber eigentlich war die Stimmung zwischen uns schon kaputt, der Traum war geplatzt und die romantische Idee hatte sich im ganz normalen Alltag verflüchtigt.

Vielleicht hätten wir sie retten können, wäre ich bedacht und vorsichtig gewesen, geduldig noch dazu und hätte gleich zu Anfang gesagt, lass uns kuscheln und morgen früh weiter sehen, eigentlich hätte ich wissen können, dass in dieser Situation bei mir nichts mehr passieren würde, zwischen schlechtem Gewissen der Tochter gegenüber und nur geträumter Sehnsucht schwankend mit ganz real einer schönen Frau im Bett, die ich aber gar nicht mehr so schön fand.

Kümmerte mich um sie, bis sie auch davon genug hatte und als wir schließlich am kuscheln waren, meinte sie, doch lieber fahren zu wollen - wer wollte nach dieser Aufregung schon eine erste Begegnung am Morgen und eigentlich fühlten wir beide, es war nichts, ein schöner virtueller Traum, der sich in der Realität nicht erfüllen sollte. Aber noch war ich weder vernünftig noch war mein Hirn vom Hintern wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt - ich war unbefriedigt, frustriert und wollte noch nicht den Traum aufgeben.

Wir versuchten noch dies und das, was sie ein wenig gechehen ließ, bis sie etwas unwillig wurde, als ich mich mehr mit ihrem hinteren Eingang beschäftigte. Vorsichtig fragte ich, ob sie das grundsätzlich ablehne oder da schlechte Erfahrungen gemacht hätte, was sie verneinte, nicht grundsätzlich nur jetzt nicht, gerne mal unter der Dusche, da würde sie das auch mögen, virtuell hatten wir ja längst alles getan und sie war für alles offen gewesen, warum ich etwas erstaunt war, aber doch noch genug Herr meiner Vernunft, sie zu fragen, ob wir es dann nicht nochmal mit Kondom versuchen wollten, was sie aber, auf meine Erfahrung damit verweisend, ablehnte - sie wollte nicht gleich beim ersten mal alles riskieren, auch wenn wir es uns vorher so romantisch geschrieben hatten.

Irgendwann kuschelten wir dann ganz romantisch und ich dachte, vielleicht wird doch alles gut und wir genießen den Morgen, wenn das Kind in der Schule ist, als sie meinte, sie wolle jetzt doch lieber fahren. Reagierte ohne jede Gelassenheit völlig frustirert, war mir doch das beieinander schlafen so wichtig, viel wichtiger als alles andere und war kurz davor auszurasten, begann mich wortlos und sehr kühl beleidigt anzuziehen. Sie versuchte noch zu erklären und ich mich zu beruhigen, aber unbefriedigt und frustriert ist eine schlechte Mischung als Mann sich in Gelassenheit zu üben. Hätte sofort gekonnt, ganz am Anfang und es dann bewusst hinaus gezögert, um länger mit ihr zu genießen, ihr noch näher zu kommen und nun war alles nichts. Hätte ich ihr doch nicht verraten, dass ich spürte, wie das Ding riß und ich sie endlich wirklich fühlte, als es kurz davor war, wäre ich nicht so ehrlich und lieb gewesen.

Wir zogen uns nahezu wortlos an, während ich mich wieder beruhigte und merkte wie peinlich diese hormongesteuerte Szene gerade war, mich zu entschuldigen versuchte, wurde sie kühler und distanzierter, wollte einfach gehen und sie wollte alleine gehen und ich bestand darauf, sie zum Auto zu bringen, was sie auf keinen Fall wollte. Wir einigten uns schließlich, dass ich sie bis vor die Hautür brachte, wo wir uns mit einem letzten Kuss verabschiedeten, ich voller Sehnsucht und Hoffnung, um den Liebestraum ringend, sie sich alles offen haltend, wollte erstmal darüber schlafen und mir morgen bescheid sagen, was würde.

Eigentlich wusste ich schon, dass es das war, dennoch schrieb ich noch viele Nachrichten und Briefe, rang um sie, wollte nicht glauben, dass diese eine Nacht, die dummerweise schief ging, unsere einzige Chance war, ob wir es nicht in Ruhe noch einmal versuchen wollten und erniedrigte mich bettelnd, obwohl ich es besser wusste, wünschte ihr schließlich, als sie entschlossen dabei blieb, alles Gute und irgendwann war mein Hirn wieder da, wo es hingehörte und ich gestand mir ein, es schon auf den ersten Blick gemerkt zu haben, dass ich ihr Lächeln nicht mochte, sie mir zu kühl sportlich war, auch wenn das alles vielleicht der Aufregung und Schüchternheit und der blöden Situation geschuldet war, eigentlich passten wir nicht zusammen und so hatten wir es zwar zu laut versucht aber der nur geschriebene Traum hatte sich in Luft aufgelöst und ich nahm mir vor das nächste mal vorsichtiger zu sein, keine mehr so schnell an mein Herz zu lassen, nicht ungesehen Familienträume zu beginnen, auch wenn es noch so gut zu passen schien.

Wie alle guten Vorsätze hielt auch dieser nur solange, wie das Hirn an seinem angestammten Platz war und die Logik noch für einen aufrechten Gang sorgte - es scheint einen bestimmten Typ sehr schlanke, dunkelhaarige Frauen zu geben, auf die ich stark reagiere, obwohl sie so gar nicht mein Typ sind, die mich aber immer wieder frustrieren und denen ich dennoch hinterhertrauere, obwohl nichts war als Illusionen in meinem Kopf und die Realität doch sehr ernüchternd war.

Hätte es anders ausgehen können unter anderen Umständen oder hätte ich dann nur länger gebraucht, festzustellen, dass ich mich mal wieder verrannt hatte?

Hätte mich, wäre ich vernünftig oder berechnend, nun fragen können, was an diesem Typ war und warum es mir immer wieder mit diesen Frauen so erging, dann wäre mir vielleicht meine zweite Verlobte, die ich vier Monate später kennenlernte erspart geblieben, oder ich hätte mehr innere Distanz gewahrt, statt mich wieder in einen Traum ohne Bodenhaftung zu stürzen, aber es fällt schwer in Liebesdingen vernünftig zu sein und glücklicherweise scheint sich das Thema ja inzwischen erledigt zu haben und ich genieße das Glück, wie es kam und bei dem alles stimmt.

Vielleicht brauchte es die Summe an frustrierenden Erfahrungen, das nun Glück wirklich würdigen zu können, vielleicht ist jede neue Erfahrung auch entbehrlich gewesen immer, hätte ich wie mein bester Freund gleich die erste nehmen sollen, nur war das bei mir  damals mit 15 als wir uns verliebten, was bei ihm mit Mitte vierzig geschah und deren Ideal mir so lange vorschwebte, vermutlich weil ich sie nicht nahm, sondern mich damals für ihre Freundin entschied, mit der ich immerhin eine elfmonatige Beziehung führte und das letztlich nur aus dem Grund, dass diese mir sexuell mehr versprach, bessere Aussichten gab, Befriedigung zu finden auf dem schnellen Weg.

Es war gut so und ich möchte nichts bereuen, habe wundervolle Frauen kennengelernt und durfte vielen sehr nah kommen, manchen mehr im Gefühl anderen eher körperlich, dafür bin ich dankbar, weil sie mich mehr über das Leben und warum ich es liebe gelehrt haben als jede Schule, alle Bücher würde ich noch nicht sagen, dafür sind mir Bücher zu nah, aber vielleicht war auch diese etwas frustrierende Erfahrung mit riesiger Bugwelle vorher im virtuellen Bereich einer der Gründe, der mich das reale Glück, in dem sich alles verband, so schätzen ließ, wo immer es begann.

Können wir das Glück überhapt nur im Schatten des Unglücks wirklich würdigen?

Wäre dem so, könnte nicht glücklich lieben, wer nie Liebeskummer hatte, was ich so absolut bezweifle, dennoch kann ich für mich sagen, ohne die Berg und Talfahrten, die ich durchlitt und die lange die Grenzen dessen überschritten, was ich ertragen kann, mich am Leben zweifeln und oft verzweifeln ließen, wäre ich nicht der, der ich bin und den die liebt, die ich liebe, also ist es müßig, sich zu fragen, was wäre wenn, es geht am Ende doch gut aus, immer und wenn nicht, ist es noch nicht zu Ende oder wir nicht mehr da, was es für uns auch egal sein lässt.

Die wertherschen Gefühle mehr als einmal durchlitten zu haben, verzweifelt und frustriert, lange schon vor dieser Geschichte und auch noch das eine oder andere mal danach, haben mit gezeigt, wie wichtig die Liebe für mein Leben ist, gerade die Liebe zu den Frauen, die sich im Traum immer auf eine am Ende konzentrieren sollte, warum alle weiteren Fragen, ob das gut war und ich mit weniger Leid und Fehlversuchen glücklicher gewesen wäre, müßig sind. Sicher wäre ein maßvolles Leben in guter Ordnung, mit sicherem Einkommen, Altervorsorge und ordentlicher Familie oder für sich mit nur gelegentlichen Delikatessen ohne größeren emotionalen Aufwand weniger aufreibend gewesen. Aber es wäre nicht mein Leben gewesen und ihm würde fehlen, was mich nun das Glück, wo es sich zeigt, würdigen lässt, sogar wenn es dann doch ordentlich und sicher werden sollte.

Die Stoiker, zu denen Marc Aurel zählte, von dem ich heute Vormittag mit Begeisterung schrieb, lehnen diese Schwankungen ab, weil sie uns Kraft rauben und uns daran hindern unsere Aufgabe zu erfüllen, dem Leben einen Sinn zu geben, maßvoll zu leben zum Wohle der Gemeinschaft. Das gefällt mir in vielem gut und ist sozial gedacht, philosophisch gut zu begründen, auch mein sonst Hausgott in ethischen Fragen Imanuel Kant lebte sehr maßvoll, auch wenn die philosophische Hintertreppe da übertreibt in ihrer Beschreibung und doch bin ich liebend immer wieder einem Montaigne näher und verstehe die Sicht der Epikuräer, die das Leben auch und gerade zwischen diesen Extremen sehen, die es eben nicht nur lauwarm machen. So kämpft der Preuße in mir mit dem Liebhaber und schlingert irgendwie dazwischen immer wieder

Das erschreckt alle die lieber wohltemperiert lieben, ohne große Aufregung einen Partner wollen, auf den sie sich verlassen können und sei es nur für den Urlaub, denen aber Streit und Kampf in der Liebe und umeinander völlig fern liegen und das erschreckte vermutlich auch meine sportliche Psychologin sehr, die gar nicht spürte wieviel Sehnsucht in dieser Wut darüber steckte, dass sie einfach gehen wollte, während andere mit mir an der Klippe balancierten, ihr eigenes Ende androhten, was mich in dem Moment seltsam kühl ließ.

Eine drohte es nicht an, sie tat es einfach und wir hatten, was uns verzauberte nicht mal virtuell, nur aus Telefonaten und ich hatte es nicht glauben können, bis ich es erfuhr, als sie schon tot war, aber da war es auch egal, eigentlich. Denn was geht uns schon noch an, was nicht mehr ist und ist dann noch wichtig, ob ich es hätte ändern können, wenn ich es gewagt hätte?

Stehe also nach manchen Stürmen da, ohne zu wissen, wie Frauen sind oder was sie wollen, glücklich, wenn es sich zumindest mit einer irgendwie deckt und frage mich, ob die Suche nach Liebe eigentlich alles ist, um was es im Leben geht und ob darum egal ist, wie sich eine virtuelle Liebe realisiert, wenn wir sie nur im Kopf zu leben wagen, weil wir dann Liebende sind und also für den Moment der Idee glücklicher als jedes harmonische Gleichmaß machen kann.

Was bleibt also am Ende?

Leben, um davon zu erzählen und lieben, um gelebt zu haben, ist vielleicht die Quintessenz dieser Achterbahn meines Lebens, aus dem es noch manche Geschichten zu erzählen gibt, wenn das nicht genügt, was soll es dann?
jens tuengerthal 7.3.16

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