4 Geliebte
Geliebte haben vermutlich mehr Ehen gerettet als alle Paartherapien zusammengenommen, wieviele sie zerstört haben, weiß ich nicht, da ich bis jetzt nicht verheiratet war, bleibt meine Meinung dazu auch wohl theoretisch, auch wenn der Unterschied zwischen einer Ehe und einer über neunjährigen Beziehung, die zusammenlebte und ein Kind hat, ein vermutlich rein formaler ist.
Zum dritten mal inzwischen verlobt, ist zumindest der Wille dazu, schon vor dreißig erkennbar gewesen und was das eheliche Zusammenleben vom unehelichen unterscheidet als eine staatliche Urkunde, habe ich mich währenddessen manches mal gefragt, wenn die Lust aufeinander abnahm, zumindest der Vollzug dieser, wie es über alle Ehen gesagt wird und als normal gilt und dafür umgekehrt proportional der Unwille, die Gewohnheit und die formelhaften Worte der Ungeduld zunahmen.
Kannte das von klein auf von meinen Eltern, die häufiger stritten und habe dadurch zumindest eine Streitkultur kennengelernt und erfahren, dass auch ein lauter und harter Streit mit Heulen und Zähneklappern am Ende, eine Beziehung nicht beenden muss, zwei sich trotzdem liebhaben können und ein Streit nichts beenden muss, sondern manchmal sogar inniger und näher zusammenbringt und später selbst erfahren, dass der friedensstiftende Beischlaf einer der schönsten sein kann, weil er uns zeigt, wie groß der Schatz ist, den wir gegen alle zwischenzeitlichen Stürme lieber hüten als aufgeben.
Bin also in einer normalen Ehe aufgewachsen und hatte auch nie vor die Mutter meiner Tochter zu verlassen, weil mir eine heile Beziehung wichtig ist, auch wenn ich mich manchmal fragte, was eine heile Beziehung noch ist, ob ich darin noch glücklich war, vor allem aber nach der auch irgendwie erotischen Aufregung, um unsere nie vollzogene Ménage à trois, wieder Lust auf andere Frauen hatte, weil ich nicht wirklich angekommen war vielleicht, womöglich auch weil ich einfach so bin, als einer, der die Frauen liebt, auch wenn ich es heute anders sehe und weiß wie schön auch Treue sein kann, wenn sie gefühlt richtig ist, sicher aber weil ich, wie es meine kleine Schwester sagte, undersexed war.
Durch Todesfälle in der Familie meiner langjährigen Partnerin war sie zumindest sehr schwermütig geworden, das Wort depressiv, als klinischer Begriff, ginge wohl zu weit, für krank hielt ich sie da nie, jedenfalls dadurch und wohl auch durch die Umstände unserer nicht immer einfachen Beziehung, ich zehn Jahre jünger und ein relativ nichtsnutziger Dichter ohne das Händchen für das große Geld, sie eine früher sehr erfolgreiche Trainerin, die an ihrem Job, wie er sich entwickelt hatte, nicht mehr so viel Spaß hatte, war unser Sexualleben immer weiter reduziert und mein Bedürfnis nach leidenschaftlichem Sex wuchs dafür um so mehr.
Wollte sie nicht bedrängen, sie auch nicht betrügen und mir einfach eine Geliebte nehmen, auch wenn sie es mir mal genervt vorschlug und ich den Gedanken erwog, ergab sich auch die Situation nicht so einfach und eigentlich begehrte ich sie ja auch, wäre gern sexuell glücklich mit ihr gewesen, was wir, wenn wir es denn taten, auch immer beide waren, warum ich es dumm fand, es nicht zu tun, aber die Umstände waren nicht danach.
So ergaben sich eher zufällig dann doch Umstände auf die ich insgeheim hoffte, die ich mir nicht ganz eingestand und die mich ein wenig verwirrt zwischen realer Lust, alter Liebe und eigenen Prinzipien durch die Welt irren ließen, bis sich eine in ähnlichen Umständen meiner annahm - oder nahm ich mich ihr an?
Wir hatten uns über die Kinder kennengelernt, in einer Krabbelgruppe, sie hatte schon das zweite Kind vom zweiten Mann, mit dem sie aber wie ich mit meiner auch nur zusammen war und nachdem die Kinder ein wenig miteinander gespielt hatten und schliefen, plauderten wir über unsere Lebenssituation, was uns frustrierte und was uns fehlte, was wir uns träumten und saßen dabei ziemlich nah bei ihr zusammen und tranken Tee - ich glaube sie stillte auch noch, wie alle hier am Berg, tat sie das lange.
Eine große Blonde, aus dem Süden hierher gezogen, eine gebildete Frau mit Liebe fürs Theater und Literatur und einem Partner, der zwar gut verdiente, aber mit dem die Beziehung wohl auch phasenweise nicht so ganz einfach war. Irgendwann berührten sich unsere Hände, sie zuckte nicht zurück und als ich sagte, irgendwie würde ich sie jetzt gerne küssen, war ihre Antwort geht mir auch so, aber wir wussten auch beide, dass wir es eigentlich nicht tun sollten, hatten ein schlechtes Gewissen vor unseren Partnern, die wir auch beide kannten und schätzten und dennoch taten wir es dann irgendwann und die Leidenschaft, die wir beide, wie wir uns dann gestanden, vom ersten Moment an gefühlt hatten, packte uns.
Wir wollten uns, begehrten uns schon lange irgendwie, ohne es uns einzugestehen und im es sich doch gestehen, versanken wir in unserem ersten leidenschaftlichen Kuss. Schnell wanderten meine Hände unter ihren Pulli, öffneten ihren BH und küssten ihren überraschend großen Busen, denn eigentlich hatte sie eher eine schlacksige Modelfigur, nicht weil sie der Modeltyp in allem war, sondern weil sie einfach lang und schlaksig war und sie genoß es sichtbar, so dass ich es wagte, mit meinen Händen weiter zu wandern - zwischendurch ihre Frage, ob denn meine Tochter auch gut schliefe, die ich beruhigt bejahte, die schlief immer gut - öffnete ihre Hose, begann ihren merklich feuchten Schoss voller Vorfreude und mit spürbar großer Lust bei ihr, zu streicheln, als ein Kinderschreien die romantisch erregte Stimmung unterbrach.
Ihre Tochter war aufgewacht. Sie ließ sich zwar beruhigen, aber die sinnlich heiße Stimmung war weg und wir waren lieber vernünftig, es war einfach zu riskant, wenn jetzt die eine oder andere aufwachte, unsere Ruhe hatten wir jetzt ohnehin nicht mehr.
Wir fanden sie auch nie mehr, unser Verhältnis blieb freundschaftlich, wenn wir uns alleine trafen, begrüßten wir uns mit einem schnellen Kuss auf den Mund, wir hatten ja noch was offen miteinander, aber weder bemühte ich mich sehr, sie alleine zu treffen, noch gab sie mir Gelegenheit dazu - wollten wir doch beide nicht unsere Beziehungen riskieren, auch wenn sie schwierig waren und so blieb es bei der kurzen Leidenschaft und dem Wissen, wir hätten uns einmal beide gerne gewollt.
Wenn wir uns mit unseren Partnern sahen oder sie diese alleine traf, war immer ein komisches Gefühl mit dabei, aber eigentlich war ja nichts passiert, es hatte uns kurz die Leidenschaft gepackt, wir haben der zumindest meinerseits großen Anziehung nie mehr nachgegeben und wenn wir uns sehen, lächeln wir noch ein wenig mehr, als andere.
Die zweite Geliebte lernte ich Jahre später auf dem Konzert eines Cellisten kennen, den ich in der Eisenbahn getroffen hatte und mit dem ich lange von Hamburg geredet hatte und der mich sogleich zu einem Konzert und in seine Dachgeschoßwohnung um die Ecke einlud. Erst das Konzert und danach zu ihm.
Sie war auch Cellistin und aus Weimar, auch wenn sie inzwischen mit Töpferwaren auf dem Samstagsmarkt am Platz ihr Glück versuchte und sie fand ihn ganz wunderbar und ich spielte dabei nur eine zweite Geige, als völlig unmusikalischer Wessi, der nur eben Weimar liebte, wo beide studiert hatten und sich ewig über Lehrer, Konzerte und die Umstände dort unterhielten - als ich irgendwann ziemlich betrunken nach Hause ging, beglückt von den Cds, die er mir noch geschenkt hatte, war sie noch geblieben, aber wir hatten zumindest Mobilnummern getauscht und wollten uns mal wieder treffen.
Sie war blond, sehr weiblich und eine Thüringerin, wovon ich ja immer geträumt hatte und das sich nie realisieren sollte, als Traum vom Glück wie Goethe mit seiner Christiane, wo ich mich doch schon lange zumindest ein wenig in den zu großen Fußstapfen des Dichterfürsten bewegte und so war ich schon vor unserem ersten Date so romantisch gerührt, dass es eigentlich nur schiefgehen konnte und das mir vor lauter Freude nicht alle Worte wegblieben, als wir uns das erste mal danach sahen, war vielleicht noch das größte Glück, für das ich meinem Verstand dankbar sein sollte.
Wir unterhielten uns gut, ich schwärmte von Weimar und Goethe und sie meinte, sie würde mir gerne mal ihr Weimar zeigen, mich in Künstlerkreise dort einführen als jungen Dichter, ich glaube, sie war etwas älter als ich, aber genau weiß ich das nicht mehr, sie hatte jedenfalls viel früher mit dem Studium angefangen als ich, der aber ja auch zwei Ehrenrunden drehte und als Wessi ohnehin ein Jahr länger in der Schule war und war selbst alleinerziehende Mutter, die einen Partner suchte.
War drauf und dran mich zu verlieben und sie spürte es und wir waren beide von unserem Zauber tief gerührt, sprachen über unseren gemeinsamen Freund und ich fragte vorsichtig an, ob er denn nicht etwas für sie wäre, um nicht zu direkt das Feld zu sondieren, doch sie meinte nur, der sei mit seinem Cello verheiratet, habe außerdem eine Frau und Kind, sie wolle ja keine Beziehung zerstören und für mehr als die eine Nacht wäre er nie zu halten, auch wenn er schon sehr erotisch Cello spielte, sie seine Performance und die Mischung mit Synthie Klängen zu seinen Kompositionen, die zwischen Pop und E-Musik changierten, teilweise Bach zitierten, sehr mochte.
Unsere Hände berührten sich, sie zog nicht weg, sagte dann aber, du bist doch auch in einer Beziehung und als ich erwiderte aber unglücklich, verkannt, ich immer von einer Cellistin geträumt hätte und der holden Minneworte mehr, strahlten mich ihre Augen an - wir hatten uns erkannt und fühlten uns nah, sehr nah.
Wir schauten uns im Café in die Augen, hatte extra eines gewählt in das ich mit meiner Freundin nie ging, weil sie es nicht mochte, in dem ich zuletzt, glaube ich, mit meiner transsylvanischen Prinzessin war, das an diesem Abend zum Glück auch keine gemeinsamen Bekannten besuchten, erlagen der romantischen Stimmung, in der sie fast flüsternd zu mir sagte, es wäre wirklich zu schön, wenn der Traum von der großen Liebe wahr würde. Bei diesen Worten kamen wir uns schon sehr nah, waren nur noch Millimeter vom ersten Kuss entfernt und als ich sie dann wirklich endlich küssen wollte, zog sie ihren Kopf zurück mit den Worten, sie möge mich ja schon, aber sie wolle nie wieder Geliebte sein, dass hätte sie oft genug gehabt, die schlafen immer alleine ein - ich will einen Mann der auch da ist, wenn das Kind weint und mir morgens einen Tee macht - hatte sie wirklich Tee gesagt oder wie die allermeisten Kaffee, den ich nicht ausstehen konnte, mir war so und das romantische Gefühl in mir wurde noch größer, ich war für sie zu allem bereit.
Wollte sie unbedingt, versicherte ihr die Aufrichtigkeit meiner Gefühle und sie lächelte mich auf diese liebevoll zärtliche Art an, die mich dahinschmelzen ließ - doch sie blieb ihren Prinzipien treu, sie finge nur etwas mit einem freien Mann an, sie wolle nie wieder nur Geliebte sein, für schnellen Sex wäre das ok und auch sehr nett, aber darum ginge es uns ja nicht,
Mein Schwanz schwoll bei dem Wort schneller Sex an und das Gehirn saß längst im Hintern und wollte schieben helfen, wozu sie es nicht kommen lassen wollte, aus verständlichen Gründen. Wenn ich sie wollte, musste ich mich erst trennen und dann hoffen, von ihr noch erhört zu werden. Doch ich wollte sie jetzt und fragte darum, ob sie sich nicht zumindest vorerst nicht auch mal den schnellen Sex mit mir vorstellen könne - klar könne sie das, sehr gut sogar, würde bestimmt toll bei unserer Anziehung, da hatte sie keinen Zweifel und wer eine zehn Jahre ältere Frau hatte, der hat auch genug Erfahrung, das würde bestimmt toll werden, aber entweder ich hätte meine romantischen Worten ernst gemeint, was ich sofort beschwor, natürlich, sie war mein Traum von einer Frau, dachte ich in dem Moment, oder ich wolle sie nur flachlegen und erzählte was von großer Liebe und Romantik, wie sie es schon so oft gehört hätte und dann blieben sie doch alle bei ihren Frauen.
Eine verzwickte Situation, woher sollte ich wissen, wie es mit ihr war, ob ich den Geschmack ihres Schoßes mochte, wollte ich die Mutter meiner Tochter wirklich unverantwortlich für die erste beste verlassen - auch wenn ich sie ehrlich traumhaft fand, mir nichts schöneres vorstellen konnte als unsere romantische Liebe - oder sollte ich mir das ganze noch einmal in Ruhe überlegen und wenn sie es ernst meinte mit mir, würde sie auch wollen und es würde sich schon ergeben.
So saßen wir noch einige Stunden im Café, schwärmten und flirteten, bis sie meinte, sie müsse jetzt wirklich los, ihr Babysitter wartete schon lang genug, sie sei schon fast eine Stunde überfällig. Brachte sie zu ihrem Wagen und sie fuhr mich dafür nach Hause, was real ein wenig paradox war, weil der Weg zu ihrem Wagen dreimal so weit war wie der vom Café zu mir direkt, aber hier ging es nicht um rational effektive Abwägung sondern um große Gefühle und schwere Entscheidungen.
Würde und sollte ich es wagen meine Partnerin für eine deutlich jüngere, die ich kaum kannte, mit der ich nicht wusste, wie es würde, einfach verlassen, auf das blinde Glück vertrauen, das sie auch nicht versprach?
Sie war sich zwar sicher, dass wir tollen Sex haben würden und die Anziehung hatten wir uns gestanden aber guten Sex hatte sie wohl auch mit dem Cellisten gehabt, der ja auch verheiratet war, warum also nicht mit mir - natürlich war das was ganz anderes, aber wenn ich es doch ernst meinte, warum durfte ich dann nicht vorab die Früchte des verbotenen Baumes kosten?
Auf der Straße in ihrem Auto, fast vor meiner Tür, hatte sie noch einige Meter weiter parken lassen, küssten wir uns dann doch noch voller Leidenschaft, ich durfte sie kürz überall berühren, wo ich in dieser etwas beengten Lage hinkam. Sie war sehr weiblich und eher weich, nicht dieser kleine straffe Busen, wie ich es von meiner Partnerin kannte und liebte und als ich mir die Finger ableckte, die ich aus ihrer Hose zog, war da etwas im Geschmack, was mich störte, es war sehr intensiv, vielleicht bekam sie ganz bald ihre Tage und ich fragte, was Mann in dieser Situation lieber nur tun sollte, wenn zwei sich sehr gut kennen, aber sie lachte nur und meinte, wenn du das herausschmecken kannst, hast du ja einige Erfahrung und ich müsste mich fragen, ob du nicht doch wieder nur eine Geliebte suchst, doch sei sie insofern beruhigt, dass ich mich irre, das stünde jetzt gerade nicht an.
Balancierte irgendwie aus dieser Situation zwischen dem einerseits betonen, dass ich natürlich ein erfahrener Liebhaber bin und andererseits auch ein ganz treuer Mann, wenn ich eine Partnerin habe. Dass sie gemerkt habe, wie treu ich sei, war der naheliegende Kommentar - ihre letzten Worte waren, melde dich, wenn du frei bist.
Sah sie noch häufiger, auch mit meiner Partnerin zusammen, wenn wir über den Markt gingen, sie hatte länger bei ihren Sachen geschaut und mit ihr geplaudert und ich hatte eigentlich alles versucht sie um den Stand herumzulocken. Wir hatten uns lächelnd begrüßt und ich hatte vermutlich stotternd erklärt, wir würden uns von dem Cello Konzert kennen, von dem, den ich im Zug kennengelernt hatte, mit kleinen Auslassungen hatte ich ihr die Geschichte ja längst erzählt. Sie sagte nichts weiter, im Weggehen zwinkerte sie mir zu, ein etwas längerer Blick noch einmal, Wochen später, dann verloren wir uns aus den Augen.
Habe mich nie bei ihr gemeldet, weil ich doch lieber in gewohnter Sicherheit blieb, zu feige war, mich zu trennen, ohne zu wissen wofür, ich ihren Geschmack nicht mochte, mir irgendwas dabei komisch war und sie hat mich nicht verraten, mich in keine peinliche Situation gebracht, was ein leichtes für sie gewesen wäre und damit soviel Größe und Vernunft bewiesen, wie mit ihrer Entscheidung, nicht mit mir ins Bett zu gehen, solange ich gebunden war.
Auch die zweite Liebhaberin war also eigentlich nichts, es hatte mich nur heißer gemacht, mein schlechtes Gewissen wachsen lassen und mich von weiteren Versuchen über Jahre absehen lassen, denn eigentlich war ja nichts passiert, bis auf eine ganz kurze Knutscherei - aber im Kopf war viel passiert und sie hatte einfach recht, es wäre unfair gewesen, was ich vorhatte, sie hatte allen Grund, sich davor zu schützen und es wohl ernster gemeint als ich zu hoffen wagte, der nichts am Ende wagte, warum logisch auch nichts passierte.
Die dritte Liebhaberin dagegen wurde längere Zeit sehr befriedigend und ich konnte alles probieren, was mir nur einfiel, sie machte alles mit, hatte immer Lust, wenn ich konnte und wollte, wofür ich mir die verrücktesten Termine ausdachte, die ich gerne tarnte und dann natürlich einen Mitwisser brauchte, der mich zur Not decken würde und ich bin dem lieben Freund noch heute dafür dankbar, auch wenn ich mich irgendwann fragte, was ich da eigentlich tat, warum ich es tat und es einfach beendete, weil es einfach zu seltsam war, wenn auch so naheliegend.
Sie war unsere Nachbarin, wohnte im Erdgeschoß und war mit mir und meiner Partnerin befreundet - wir nahmen sie auf Ausflüge mit, luden sie zum Essen ein, quatschten mit ihr und sie war ein gern gesehen Gast, der sich auch rührend gut mit meiner Tochter verstand, die es liebte bei ihr und ihren vier Katzen zu sein.
Das war auch eines der Hindernisse dieser Beziehung, meine Katzenhaarallergie, obwohl sie ihre Wohnung sehr gründlich saugte, bevor ich kam und sie machte das bestimmt wie alles super ordentlich, blieb mir nach einer gewissen Zeitpunkt die Luft weg, was beim Sex nur bedingt förderlich ist,
Als es begann hatten meine Partnerin und ich schon, erst auf ihren Wunsch hin, dem ich dann aber dankbar folgte, getrennte Schlafzimmer - ich schief besser alleine, sie war eine zu unruhige Schläferin und ich erwachte oft gerädert am Morgen. Sie roch also nicht, wenn ich von meiner Geliebten kam, was sie behauptete mit ihrer feinen Nase sofort zu merken.
Meine dritte Geliebte war klein, sie hatte winzige Füße, Größe 35-36, eine schmale Taille, einen mittelgroßen Hintern, war vier oder fünf Jahre älter als ich und nur 1.53m groß hatte aber dafür einen Busen, der so groß war, wie ich es bisher nur in Pornos mal gesehen hatte, den ich mir real kaum vorstellen konnte und er war sichtbar prall dazu, geradezu irreal.
Irgendwann kam es, wenn meine Partnerin den Raum verließ, zu kurzen Berührungen und dem ersten Kuss - mir war klar, sie wolte und Lust hatte ich auch, darüber nachgedacht, dass die Sekretärin an die Stelle meiner Partnerin treten könnte habe ich nie ernsthaft, auch wenn es sexuell zunächst das war, was ich mir immer geträumt hatte,
Wir trafen uns auch im Keller des Hauses, um nicht den Katzen ausgesetzt zu sein oder bei uns, wenn sie nicht da war, einige Nächte, die ich allein war, schlief sie in meinem Bett, war unglaublich zärtlich und kuschelig, hatte immer Lust, machte alles mit, was mir nur an wilden Stellungen oder Varianten einfiel, auch das Wechselspiel der Eingänge fand sie nett, mit und ohne ihren Dildo, sie blies hervorragend und schluckte kommentarlos, empfing mich in Strapsen, trug, nachdem sie beim ersten mal nackt rasiert gewesen war, weil ihr letzter Liebhaber es so wollte, die Schamhaare immer genau so, wie ich es gerade wollte und schön fand und ich fühlte mich schlecht dabei, weil sie zu allem willig war, aber selbst nicht kommen konnte und ich fragte mich, wozu sie diesen Dildo hatte, wenn sie nicht dabei kam.
Auch streichelnd war es eher mühsam aber sie fand das nicht so wichtig und sagte immer wieder, sie genösse es doch sehr mit mir, das hätte sie noch mit keinem Mann so gut erlebt und vor allem hätte sie noch nie einen gehabt, der sich auch so um sie dabei sorgt, ich solle mir keine Gedanken machen, sie sei glücklich damit, wie es wäre und wenn ich Lust auf sie hätte und sie das spürte, sei ihr das Befriedigung genug.
Wusste nicht, was ich davon halten sollte, einerseits das, wovon viele Männer träumen, eine Liebhaberin im eigenen Haus, die immer konnte, immer wollte, wenn es gerade ging, mich verehrte und mir zärtlich zugeneigt war, die andererseits auch irgendwie eine Freundin meiner Partnerin war, mit der sie und noch einer Freundin von ihr auch Mädelsabende bei sich veranstaltete und die sich immer wieder rührend um meine Tochter kümmerte, die sie liebte und gerne bei ihr übernachtete.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, ich konnte mich zwar in ihr irgendwie befriedigen, aber das war kein Sex für mich, wenn sie nicht auch kam, immer nur willig war aber ohne Widerstand und dann dieses ständige Doppelspiel. Weiß nicht, wie sie es ausgehalten hat und wie sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte, ich schaffte es nicht und trennte mich von ihr, wir blieben einfach befreundet.
Irgendwann schnitt sie sich ihre wunderbaren langen Haare ab, wurde etwas schnippisch und ich fragte mich, was ich an ihr fand, auch wenn ich es ja wusste, ich konnte sie nie fassen, noch fand ich diesen einseitigen Sex, der nur meiner Befriedigung diente, für die sie alles tat, sogar so tat, als fände sie das alles toll, befriedigend - ich konnte diese Frau nicht greifen und begriff nicht, was sie wollte, wer sie war, sie blieb mir fremd und um so näher wir uns kamen, desto fremder wurde sie mir, was mich ein wenig an meine viel spätere zweite Verlobte erinnerte, auch wenn die geradezu frigide war verglichen, was sie wirklich wollte und was ihr Lust machte, außer der Ersatzbefriedigung Urlaub habe ich auch nie begriffen und ich traute ihr nicht, sie wirkte nie ganz offen, weil sie zu oft nichts sagte.
Nachdem ich mich schon weit über ein Jahr von meiner Partnerin getrennt hatte, seltsamerweise habe ich auch dann nie wieder den Kontakt zu ihr gesucht, auch wenn es Zeiten gab, in denen ich durchaus sexuell bedürftig gewesen wäre, ich hatte kein gutes Gefühl dabei, erfuhr ich von meiner Tochter, dass sie planten mit dem neuen Freund und der lieben Nachbarin zusammen in Urlaub zu fahren und da hielt ich es nicht mehr aus und schrieb meiner Ex, mit der ich noch lange keinen friedlichen Umgang eigentlich hatte die Geschichte, nicht weil ich sie verletzen wollte, das war ja Schnee von gestern, sondern weil ich ihr einfach sagen wollte, wisse, mit wem du es zu tun hast, deine Freundin war meine Geliebte, nun fährst du mit deinem nächsten Freund mit ihr in Urlaub.
Dann hatte auch meine Ex keinen Kontakt mehr zu ihr, weil sie auch dem Gespräch unter Frauen auswich und auch auf meine SMS danach hat sie nie mehr reagiert, als ich ihr erklärte, warum ich es tat und ich frage mich bis heute, warum ich es getan habe, denn Sex ist eben nicht nur ein irgendwie geiler Körper und machen können, was einem Spaß macht, sondern findet bei mir zuerst im Kopf statt und wenn da nichts ist, was ich greifen kann, mache ich es mir doch lieber selber, auch wenn sie für den Richtigen bestimmt eine traumhafte Frau ist, immer liebevoll und willig, sehr bemüht in allem.
Die vierte Geliebte in den über neun Jahren sah ich nur zweimal an einem Tag, aber diese Stunden waren so intensiv mit Geist und Gefühl gefüllt, wie es vielen Menschen nicht einmal in ihrem Leben begegnet und waren ein Wunder an Vielfalt.
Wir lernten uns bei IKEA kennen. Sie versuchte ihr neuerworbenes Metallbett in ihrem kleinen Wagen zu verstauen, was, obwohl das Bett relativ klein zerlegt war, ihr sichtbar schwer fiel und sie war mir sehr sympathisch, also bot ich sofort Hilfe an.
Es war das Wochenende meines zweiten Geburtstages, an dem ich vor vielen Jahren mal wiederbelebt worden war und der für mich schon auch ein irgendwie besonderer Tag ist, auch wenn das Wort täuscht, denn wäre ich tot gewesen, wäre ich ja nicht mehr da und so war es nur ein, ich hätte tot sein können, weil halt durch den heftigen Schlag auf den Kopf mein Herz nicht mehr schlug und dann zum Glück ziemlich schnell einer um die Ecke kam, der mich reanimierte, auch wenn ich schon lange nicht mehr an die Existenz einer Seele glaubte. Jedenfalls freue ich mich jedes Jahr das ich doch irgendwie überlebt habe, wenn auch mit einem ziemlichen Dachschaden, aber davon habe ich ja schon an anderer Stelle noch der Chronologie unterworfen ausgiebig erzählt, meine Eltern dachten immer daran und riefen an und manche meiner Freundinnen feierten den Tag auch mit mir, nur dieses Jahr war ich mal alleine, weil Tochter und Partnerin bei deren Verwandtschaft irgendwo im Norden war.
Hatte nichts vor, mir nur gerade zwei schwarze Billy Regale gekauft, um die mehr werdenden Bücher zu verstauen. Bedauerte ein wenig allein zu sein, aber so wichtig war es nun auch nicht und vielleicht würde ich diese Nacht zu irgendeiner Walpurgisnachtparty gehen, die Zeit für mich ausgelassen nutzen. Darum lag es nahe, die Frau, die mir so dankbar war und die ich nett fand, zu fragen, was sie denn heute vorhätte in dieser besonderen Nacht und sie hatte noch nichts vor.
Vermutlich habe ich in der mir eigenen Bescheidenheit gleich von der Geschichte meiner Reanimation erzählt, was sie nachhaltig beeindruckte, jedenfalls verabredeten wir uns an einem Bahnhof mitten in der Stadt, wo ich sie abholen wollte, um sich in den Biergarten der Kantine eines der nahe gelegenen Theater zu setzen, den ich nach jahrelangem Abonnement meiner Partnerin gut kannte und in dem ich hoffen konnte, auch bekannte Gesichter zu treffen, was sich beim ersten Date nicht schlecht machte, zumindest am Theater, das einen großen Ruf hatte.
Am Vormittag als wir uns bei IKEA trafen, trug sie Jeans und Schlabberpulli, ein wenig Öko, das mochte ich und sie wirkte intelligent und kulturinteressiert, arbeitete wohl als Lehrerin, schien ungefähr mein Alter zu haben, mal sehen wie der Abend werden würde, einen gewissen Kitzel hatte ich schon bei der Umarmung zum Abschied und dem nur zarten Bussi gespürt.
Als sie nun aus der S-Bahn stieg, trug sie einen Trikot-Rock zur Bluse und einem leichten Mantel dazu, auch Schuhe mit etwas Absatz, sehr weiblich, die ich bei ihr gar nicht vermutet hätte - sie hatte sich also schick gemacht, dachte ich und freute mich, gespannt was wohl daraus würde, auch wenn es etwas provinziell verkleidet wirkte, nicht wie die coole Berlinerin heute herumlief, aber ich mochte ohnehin nie coole Frauen, die begehrte ich nur, ohne bei ihnen je landen zu können, warum ich dieses zwecklose Streben nach unerreichbaren Zielen irgendwann aufgab. Die coolen Frauen und ich, das passt irgendwie nicht, denke ich heute, aber, was weiß ich schon.
Wir fielen uns in die Arme und küssten uns und sie machte einfach den Mund auf und bewegte ihn etwas, als küsste sie zum ersten mal in ihrem Leben mit Leidenschaft einen Mann, was ich mir dann doch nicht vorstellen konnte und was mich noch mehr überraschte, als ich erfuhr, dass es tatsächlich so war.
Wir saßen eng umschlungen zwischendurch knutschend und ein wenig vorsichtig streichelnd, wobei sie mich immer wieder bremste, als täte ich etwas außergewöhnliches. War heiß aber auch etwas befremdet von der Art, wie sie küsste und ihren Geschichten.
Wir erzählten uns unsere Leben, was damit anfing, dass sie noch einmal genau die Geschichte meines vermeintlichen Ablebens hören wollten, woraufhin sie mir Fragen stellte, die mich schon befürchten ließen, sie sei nicht nur Öko sondern auch noch Eso, was ja einen womöglich nervigen Abend versprach, wenn sie mich zum Veganismus oder zur Sternheilung bekehren wollte.
Doch weit gefehlt, bekehren schon, aber keineswegs gewöhnlich esoterisch sondern außergewöhnlich katholisch, hatte sie bis vor kurzem als Nonne in einem Kloster gelebt, in das sie direkt nach dem Abitur eingezogen war, aus tiefem Glauben und warum sie wirklich noch nie einen Mann geküsst hatte.
Zuerst hatte sie sich aufgespart, dann war sie mit Jesus als Jungfrau mit passendem Vornamen verheiratet und nun war sie Lehrerin, gab Nachhilfe in Latein, Französisch und Englisch, lernte sich erst langam im normalen Leben zurecht finden. Sollte mir das vorstellen wie bei einem Gefangenen, der nach über zwanzig Jahren mit knapp vierzig plötzlich ins Leben gesteckt wird, in eine Welt, die er nicht kennt und die er zuletzt mit 18 gesehen und erlebt hatte.
Ihre Äbtissin hatte ihr geraten zurück in die Welt zu gehen, weil sie nicht ganz da wäre und dann diesen Weg der Enthaltsamkeit, den sie dem Herren geweiht hätte, nicht aufrichtig gehen könne und sie hatte in sich gelauscht und die Worte der Oberin bestätigt gefühlt, war ganz gegen ihre Überzeung plötzlich in die Welt zurückgekehrt, der sie doch in diesem Kloster, das noch die Messe lateinisch las, bevor es wieder zugelassen wurde vom Papa Ratzi, den sie verehrte.
Kannte diesen erzkatholischen Verein, bei dem auch ein bekannter Schrifststeller aus Frankfurt mitmischte und der Kreis seiner relativ reaktionären Freunde, die viele Beschlüsse des II. Vaticanums ablehnten, zur wahren Lehre zurück wollte.
Das würde ja ein lustiger Abend, eine Ex-Nonne aus dem reaktionärsten Orden der katholischen Welt und ein Freigeist in der Tradition der Freimauerer, die sie als Atheisten bekämpften.
Das wurde es und wir führten, Kneipe um Biergarten näher an mein Zuhause wandernd, in das ich die jungfräuliche Nonne gern locken wollte in dieser Walpurgisnacht, wunderbare Streitgespräche über die wahre Lehre, die ich schon als solche bezweifelte, den Unsinn des Glaubens und den Terror der Dogmen. Dsikutierten über den erzkatholischen Aphoristen Nicolas Gomez Davila und den Frankfurter Schriftsteller, der letzteren auch herausgab und den sie auch irgendwoher kannte, die Welt ist ja manchmal ungewöhnlich überschaubar in ideologisch geschlossenen Milleus.
Es wurde schon fast hell, als mir das endlich gelang, weil ihr kalt wurde, während wir auf der Bank knutschten, ich sie heiß genug gestreichelt hatte, das Argument der Nacht ohne Rand und Band einfach saß.
So war ich wirklich der erste bei dieser gerade aus dem Kloster gekommenen Nonne, die es sehr genießen konnte und ich schlief nur wenige Stunden an ihrer Seite und erwachte frisch und erholt, wenn auch mit schlechtem Gewissen, eine andere noch dazu erzkatholische Frau in dieser unheiligen Nacht zum ersten Sex ihres Lebens überredet und verführt zu haben, noch dazu in der gemeinsamen Wohnung von meiner Partnerin und mir. Wir haben es beide genossen aber da ich fürchtete, sie würde sich nun unsterblich verlieben in ihren ersten oder mich sofort heiraten wollen nach katholischem Aberglauben nachdem wir uns schon als Mann und Frau erkannt hatten.
Es war schön, es war leidenschaftlich, aber es war nichts für ein Leben, dachte ich, ihr völlig unrasierterter Schoß, warum hätte sie auch bisher darauf achten sollen, für die Bräute Jesu war der rechte Glauben wichtiger, schmeckte ein wenig herb, was aber diesmal, wie sie meinte zyklusbedingt gewesen sein könnte.
Fuhr sie zur lateinischen Messe nach der sie beichten wollte und ich wollte mir die Straffolgen dieser primitiv autoritären katholischen Kirche mit den vielen Elementen des Aberglauben lieber nicht vorstellen. Sie lebte wirklich in einer Welt, die ich absurd fand, wenn auch nicht ohne Reiz. Wir schrieben uns noch einige Mails und sahen uns nie wieder, es war nur der Zauber einer besonderen Nacht, die jenseits der Zeit lag in ihrer Magie.
Die Geschichte meiner vier Geliebten in der 040. Geschichte erzählt, stellte mir viele Fragen. Was hat es mit der Treue auf sich, ist sie ein Wert an sich, postideoligsch gedacht, oder nicht?
Ist die Liebe ihrem Wesen nach natürlich treu, weil sie sich nur auf den anderen besinnt oder ist diese Annahme so falsch wie es eine beschränkte Definition der Liebe wäre?
Woher kommt das Gebot der Treue, schützt es eher Männer oder Frauen, ist es nur noch historisch relevant oder ein bleibender Wert?
Kann wer den Sex mit Liebe am meisten genießt, die Untreue noch genießen?
Ist die monogame Liebe natürlich und von Dauer oder kann sich die Liebe auch auf den einen Akt beschränken?
Was macht auf Dauer glücklich?
Ich weiß kaum eine Antwort auf diese Fragen für mich, sondern entdecke voller Staunen, wie sich die Anschauungen dazu wandeln können und die Treue zum Wert an sich wird, wenn wir sie genießen wollen. Sie wird zur Qual, wo sie gegen unsere Natur ist und ich weiß nicht was gut und richtig ist.
Eine Ehe kann dabei anders beurteilt werden als eine sonst Beziehung und kann auch wieder genau das gleiche sein, wenn es beiden so gefällt. Wichtiger als Regeln dafür allgemein aufzustellen, scheint es mir, sich Zeit zu nehmen, um sich mit seinem Partner darüber zu einigen, was sich richtig anfühlt und was nicht. Wenn die Frau geliebt wird und die Lust der bei der Geliebten gleicht, wäre das alles in einer, was für den Mann umgekehrt genauso gilt.
Manche ziehen ewig in der Welt umher und sind doch innerlich völlig treu, andere reisen zwischen Herzen und Schössen, erfahren dabei möglicherweise mehr von der Welt als die Globetrottel je. Habe lange die letztere Art mich zu bewegen bevorzugt, bin gespannt, was es sonst noch gibt, wenn ich die Haltung zum selben nur ändere
jens tuengerthal 12.3.16
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