Schwarzblond
Nach dem Scheitern der vermeintlich großen Liebe, die mich an meinem Dreißigsten verließ hatte ich eigentlich genug von den Frauen, theoretisch und schwor mir, mich nie wieder so auf eine Frau einzulassen, dass sie mit mir spielen könnte oder mir so weh tun könnte, einen Vorbehalt emotional zu haben, um nicht wieder zum Opfer weiblicher Wilkür zu werden, als das ich mich fühlte.
Vorsätze sind etwas nettes und lassen einen zumindest über das eigene Leben nachdenken und sich fragen, worauf es eigentlich ankam, was mich glücklich machte und noch viel mehr was ich eigentlich wollte. Völlig frei in Berlin lebend stand mir die Welt offen und ich musste nur überlegen, wohin es nun gehen sollte.
Viel bewegte ich nicht und die Welt zu erobern, fehlte mir auch gerade die Leidenschaft, was sollte ich mit der Welt, wenn ich sie keiner Frau zu füßen legen konnte?
Während ich Lichtenberg, Montaigne und Kant las und manches anderes, wurde mir klar, dass ich nicht wusste, was ich wollte und wohin es gehen sollte - Redakteur wieder werden, irgendwas mit Medien machen, schreiben vielleicht, über die Welt nachdenken und doch waren all das Dinge, die nur das Glück im Kern ersetzten, nicht eigentlich glücklich machten.
Arbeiten wie alle, irgendwie sein Geld verdienen, um es wieder auszugeben für das, was Leben eben kostete, war das alles und was war es eigentlich, was mich glücklich machte, grübelte ich im Sessel am Fenster in meiner Altbauwohnung mitten in Berlin und hörte durch die dünnen Wände meine Nachbarn mehrfach täglich Sex haben.
Er grunzte zufrieden und sie stöhnte laut und relativ hoch, das Bett quietschte und ich, der ich auf der anderen Seite der Wand saß, hatte das Gefühl jeden Stoß im Rücken zu spüren, mit dem er ihre Mitte beglückte, schaute auf meine kleine Bibliothek und dachte, eigentlich habe ich alles, wovon andere träumen und doch habe ich nichts, sitze ich hier allein, während andere nebenan vögeln.
Statt dies auf die einfachste Art in Berlin zu lösen und wegzugehen, jemanden irgendwo kennenzulernen, stopfte ich mir eine Pfeife, kochte mir einen Tee und versuchte den Sex der anderen zu überhören, machte mir Musik an, was bekanntlich wenig hilft, das hohe Stöhnen mancher Frauen durchdringt alles und sie konnten beide sehr lang.
Das ging einige Tage und Wochen so, bis ich beschloß etwas zu ändern. Fuhr in die alte Heimat, um ein Fest meiner Freunde zu besuchen, mit alten Freunden wegzugehen, die Sache mit der zu klären, die mich wortlos verließ, ich würde sie zu einem Gespräch zwingen, dachte ich voller Entschlossenheit und außerdem war ohnehin bald Weihnachten, Zeit in die Heimat zu pilgern.
Den Versuch das Gespräch mit meiner Ex zu erzwingen, brach ich irgendwann vor ihrer Haustür ab, nachdem mich ihre Nachbarin warnte, das wäre fast schon Stalking, dabei saß ich da ganz friedlich und voller immer noch irgendwie Hoffnung vor ihrer Tür, die sie nicht öffnete und begegnete auf dem Weg weg noch einem empörten Retter, mit dem ich zum Glück nicht aneinander geriet, denn lieber weiß ich bis heute nicht, ob ich aus verschmähter Liebe zum Mörder oder zumindest Schläger werden könnte.
Eine alte Liebhaberin baute mich mit einem langen Gespräch wieder auf, verbot mir jeglichen Kontakt mit dieser, wie sie sagte, blöden Kuh, die mich nie verdient hätte, noch mich zu würdigen wisse, was sie ja schließlich beurteilen könnte und schon fühlte ich mich wieder besser und wir riefen unseren gemeinsamen Freund an, der auch noch oder wieder Single war und gerne etwas mit mir unternehmen wollte,
Wir stürzten uns in das Nachtleben der Kleinstadt, die nur für ihre Universität und ihre Geschichte berühmt ist. So wild wurde es also nicht, viel Auswahl gab es nicht und so landeten wir bald in der beliebtesten Disco dort unweit des Bahnhofs, die ich noch nie zuvor besucht hatte, war ich doch kein Disco- oder Clubgänger je gewesen.
Auf der Tanzfläche begann ich mit einer bildschönen, schneewittchenartigen Schönheit zu tanzen und bald zu flirten - wir umarmten uns, spielten mit Berührungen, aber sie war nicht allein da und ich war ja auch mit meinem Freund, dem großartigen Ungarn dort. Als sie mir erzählte, dass sie aus Transsilvanien komme aber Ungarin sei, stellte ich sie gleich meinem Freund vor und wir plauderten zu viert ein wenig, ihre Freundin gehörte auch zur ungarischen Minderheit in Rumänien, war aber eher unauffällig. Blaßblond, wenig Rundungen und so dezent gekleidet, dass der Schritt zur Langeweile nur ein Kleiner war.
Mein Freund, der ja zwanzig Jahre älter war, tat mir den Gefallen und unterhielt sich mit der Freundin auf ungarisch, so dass ich noch mit meiner transsilvanischen Prinzessin, der ich da schon sagte, dass Schneewitchen unscheinbar langweilig verglichen wäre, flirtete - dabei stand ich doch gar nicht auf schwarzhaarige Frauen, hatte mir nach dem letzten Reinfall geschworen, dass mir das nicht nochmal passieren würde, aber diese war etwas besonderes.
Gerne hätte ich sie mitgenommen und Lust hatte sie wohl auch aber wir waren ja beide nicht alleine dort und sie noch dazu aus einer etwas entfernteren benachbarten Kleinstadt, die eher historisch berühmt war, aber wohl keinerlei Nachtleben bot, warum sie bis hier fuhr, um zu tanzen. Wir verabschiedeten uns, tauschten unsere Telefonnummern und wollten uns wiedersehen. Tatsächlich fuhr ich mit dem ungarischen Freund an einem der nächsten Tage in die benachbarte Kleinstadt und wir trafen die beiden im Café, redeten nett und mehr nicht, denn beide waren wir ja wieder nicht allein. Immerhin einen längeren Kuss schenkte sie mir noch zum Abschied, der aber auch nur Lust weckte, die er nicht befriedigte.
Es nervte mich etwas, dass es so lange dauerte nichts passierte und sie immer noch nicht zu wissen schien, was sie wollte, dabei hatten wir längst heiße SMS getauscht, zumindest in Andeutungen um das Thema gespielt, aber es passierte nichts und es war kurz vor Weihnachten und icih übte mich mal wieder in Minnediensten, ohne zu wissen, dass weniger bei Frauen oft mehr ist.
Fragte meinen Freund, was er davon hielte, er kannte die ungarischen Frauen ja schon länger, auch wenn er mit zwei deutschen Frauen verheiratet gewesen war, sogar als die Mauer noch stand und er in Budapest lebte, aber das ist eine andere Gechichte, die er erzählen soll, wenn er mag. Er wusste auch keinen Rat und riet doch zur Gelassenheit - sie würde schon kommen, wenn sie wolle, er glaubte schon, dass sie wolle und sich nur Zeit ließe, wie Frauen eben so seien, gerade, wenn sie es irgendwie ernst nehmen, bloß nicht gleich ins Bett gehen, damit der Kerl nicht denkt, sie sein billig.
Es kam Heilig Abend, den ich im trauten Kreis der Familie verbrachte, seit meinem Geburtstag keinen Sex gehabt, der Monate her war, ausgehungert danach und etwas frustriert, freute ich mich dennoch auf das große Familienfest am nächsten Tag im Haus meiner Eltern.
Das Fest wurde wie immer rauschend, vor allem floß der Wein in Strömen und es gab des guten Essens an langer Tafel mit Onkels, Tanten, Cousins und Kusinen, Geschwistern und Freunden genug, das Haus meiner Eltern war voll und überall würde wohl heute Nacht jemand schlafen, vermutlich auch bei mir.
Da kam ihre SMS, ob ich nicht LUST hätte, sie zu sehen und ich war so erfreut wie erstaunt - ich spürte sofort, wie dieses Lust gemeint war, aber es war der 1. Weihnachtsfeiertag, der gehörte der Familie und ich wusste nicht wo und wie, auch wenn ich dafür, nach den augehungerten Monaten, zu nahezu allem bereit war.
Außerdem konnte ich nicht mehr fahren, ich hatte sicher zuviel getrunken, ob ich noch etwas anderes tun könnte, darüber dachte ich mit meinen gerade 30 nicht nach und vielleicht war das auch gut so. So lud ich sie ein, doch vorbei zu kommen, später, wenn die anderen irgendwann ins Bett gingen oder so, vielleicht gegen Mitternacht, war es ja auch oder noch später, als wir uns kennenlernten und sie meinte, nach kurzem weiblichen Zögern, bei dem ich schon überlegte, wie ich sie überreden sollte, gut und kam.
Empfing sie auf der Straße und schleuste sie unauffällig an den letzten noch ein wenig trunken feiernden Familienmitgliedern unbemerkt vorbei in den Keller, wo einige Sofas und der Fernseher standen, in der Nähe des Bügelbretts meiner Mutter und ihrer Nähmaschine. Meine Mutter schaute am liebsten beim Bügeln fern, dann sah sie zwar meist nur wenig und hörte wenn mehr, bekam also nur die Hälfte mit, fühlte sich aber zumindest gut unterhalten, auch war der Weg von ihrer Waschküche zum Bügelbrett kein weiter und so war das ihr Raum, in dem auch noch der Kicker-Tisch und die Puppenstube standen, für vielleicht einmal Enkel.
Sie trug einen Rock, unter diesem einen String und Strümpfe, wie ich schnell bemerkte und den passenden BH zur schönen Spitzen Unterhose und so war mir klar, sie wollte, was ich wollte und wir würden es genießen.
Wir zogen uns nur halb aus, taten es gleich auf dem Nähtisch meiner Mutter, die vermutlich schon zwei Etagen höher friedlich im Weinrausch schlief. Es fühlte sich toll an und genau richtig und als ich sie fragte, ob wir aufpassen müssten, meinte sie nur, mach dir keine Sorgen und küsste mich und das genügte mir vorerst das Glück ungestört so lange wie möglich zu genießen und als ich kam und alle Lust aus mir floß, hatte ich nicht bemerkt, dass sie mich inzwischen aus Gründen der Verhütung in ihren Po gelockt hatte, ohne es vorzubereiten oder darüber zu reden, sie tat es einfach und wir vögelten weiter, als wäre nichts gewesen.
Erst Jahre später stellte ich fest, für manche Frauen ist es kein Thema und kein Problem, sie tun es einfach, während es für andere ein riesiges Problem ist, was sie mit viel Scham verbinden, es unangenehm finden, dabei völlig verkrampft sind, so dass es ihnen logisch weh tut und meist sind es auch die, welche große Angst haben, den vorderen und den hinteren Eingang zu vermischen, um sich ja keine Pilzinfektion zu holen, wobei anscheindend allein die Angst schon genügt, diese hervorzurufen, die genau das auch sofort bekamen, waren dann zeitweise unleidlich und versuchten es zu vermeiden, fanden es abartig, während die anderen, die bei mir deutlich weniger waren und ein besonderes Glück also sind, sich um nichts sorgten, es genossen, wie es kam, kein Problem hatten und kein Wort darüber weiter verloren, nie Probleme damit hatte, weder infolge noch dabei.
So scheinen manche Probleme durch die Haltung, die wir zu ihnen haben, potenziert zu werden, meine transsilvanische Prinzessin war bei diesem ersten mal völlig entspannt, genoss es voller Lust und auch wenn wir uns bemühten, nicht zu laut zu sein, wurde es ein wilder, schöner Ritt, der mit beiderseitiger Befriedigung endete, zumindest hatte ich den Eindruck.
Sie blieb dann bei mir über Nacht und am nächsten Morgen stellte ich sie stolz der ganzen Familie zum Weihnachtsfrühstück vor und sie wurde gut aufgenommen, die junge Studentin aus Transsilvanien mit dem schwarzen langen Haar.
War glücklich und dachte, es geht also doch noch, nicht ich spinne und will verrückte, unmögliche Dinge, manche Frauen können nur den Sex einfach nicht genießen und sind etwas verklemmt, diese war es nicht und ich freute mich auf das nächste mal.
Dazu kam es erstmal nicht, denn irgendwann teilte sie mir via SMS mit, sie möge mich ja und es wäre sehr schön gewesen, aber ich wäre doch etwas weit weg mit Berlin und sie könne es sich nicht wirklich vorstellen - das gesichert gehoffte Sylvester mit einem Schatz an meiner Seite war also wieder offen, wie hatte ich die letzten Jahre oft einsam gelitten, gerade zum Jahreswechsel und nun, wieder nichts, dachte ich, erinnerte mich aber meiner Theorie, gab mich ungerührt, sagte ok und danke, war schön, melde dich, wenn du mal nach Berlin kommst und telefonierte mit meinem ungarischen Freund und der sagte nur mit seinem wunderbaren Dialekt aus dem seine und ihre Heimat klang, tja, Frauen halt, steckste nicht drin, steckste nicht drin, weißte nie, vielleicht kommt sie nochmal, vielleicht wollte sie, dass du kämpfst, aber ich gab mich abgebrüht und fragte ihn, was er Sylvester vorhätte.
Wir gingen feiern, diesmal in der Altstadt in einer der bekannten Kneipe nahe der alten Brücke, die dort den Fluß überquert und von der aus Touristen so gerne die Schloßruine fotografieren. Es wurde ein fröhliches Sylvester, unbefangen, laut und wild und wir waren die letzten, die noch tanzten, in den frühen Morgenstunden, als mir eine Blondine auffiel, die mal wieder mit einer Freundin aber zumindest ohne Mann dort tanzte und die mir in all ihrer fröhlichen wohlgerundeten Weiblichkeit gut gefiel - vermutlich keine Intellektuelle aber leidenschaftlich und genau das, worauf ich jetzt große Lust hatte.
Tanzte mich an sie heran, wir scherzten, kamen uns näher, tanzten zusammen, kuschelten ein wenig bei langsamen Liedern und schunkelten Arm in Arm bei den Rausschmeißern, die dort auch gespielt wurden und es war mir egal, wie entsetzlich ich solche Musik sonst fände, Schlager überhaupt, hier genoß ich es.
Viel passierte in der Nacht leider nicht mehr, wir waren ja beide nicht allein dort, aber wir tauschten die Nummern, wollten uns wiedersehen und ich konnte es kaum erwarten - sie erinnerte mich vom Typ her an die Nachbarin, der ich so oft beim Sex zuhören durfte und auch so fand ich es, egal was käme, nur gerecht, nun auch zu genießen.
Hatte sich die Theorie der Gelassenheit im Angesicht der Vielfalt also bewährt oder war ich nur wieder leichtsinnig. Der ungarische Freund fand sie auch klasse und meinte, sie wäre älter, wenn es etwas würde, die würde bestimmt nicht so zicken wie meine transsilvanische Prinzessin und was sollte ich mir Sorgen über Frauen machen, fragte er mich, jedesmal wenn wir weggingen, käme ich mit einer neuen Telefonnummer und guten Aussichten, und immer wäre ich dann mit denen im Bett gelandet, wenn müsste doch er sich beschweren angesichts der bisherigen Ausbeute.
Hatte die schwarzhaarige Prinzessin gegen die sehr handfeste Blondine mit dem ansteckenden Lachen getauscht, ohne große Hoffnung auf tiefe geistige Nähe aber scharf und gut gelaunt.
Wir schrieben uns Mails und SMS und kamen uns langsam näher, noch zögerte sie ein wenig aber ich drängte, weil ich ja bald wieder nach Berlin musste und so lud sie mich zu sich ein. Sie war Mutter und hatte eine Tochter, was natürlich band, dafür hatte ich viel Verständnis, meine frühere Liebhaberin, von der ich noch nicht erzählte, die ich aber oben als Retterin in der Not erwähnte, war das auch und ich folgte meinem neuen Plan zur Gelassenheit, schade war es zwar schon mit meiner transsilvanischen Prinzessin aber wer nicht will, der hat schon, dachte ich oder weiß mich nicht zu würdigen und auch davon hatte ich nun wirklich genug - ich liebe die Frauen, zeige es ihnen zu gerne und möchte mich nicht dafür entschuldigen müssen, dass ich es tue und sie gerne glücklich mache und wenn es eine genießen möchte und ich sie auch möchte, dann genossen wir eben, das Leben war kurz, heiraten konnte ich früh genug, ich war mit dreißig schändlich verlassen worden, obwohl ich diese Katholikin heiraten wollte, da konnte ich nun auch genießen, sagte ich mir.
Dann genoß ich sie erstmals bei ihr, die Tochter war beim Vater und wir genossen ohne jede Hemmung alles. Schon als ich sie voller Vorfreude auszog, wuchs meine Erregung ins unermessliche - sicher, sie war Mutter, hatte ein wenig Bauch und war nicht straff wie eine zwanzigjährige aber ihr Busen stand groß und schön, ihre Scham war zu einem eleganten Streifen rasiert, wie ich es damals gerade besonders sexy fand, sie trug einen String und gehörte zu den beim Sex völlig gelassenen Frauen mit genug Erfahrung zu wissen, was ihr Spaß machte, offen für alles, leidenschaftlich dabei, die eigene Befriedigung nicht vergessend und sie mit mir schon bald zeitgleich erlangend. Es war alles gut und ich genoß den Sex ausgelassen wie noch nie, wäre da nicht noch die transsilvanische Prinzessin irgendwo in meinem Hinterkopf gewesen, die ich gerne lossein wollte, um sie ganz zu genießen.
Doch ich wurde sie nicht los, kaum die andere genossen, schrieb mir die Vorgängerin, dass ihre Tage ausblieben und ich, eher überrascht als schockiert, fragte sie, was wir nun tun wollten, ob sie immer noch nicht wolle - es ging noch einige SMS hin und her, in denen ich ihr sagte, was immer passiert sei, wenn es so wäre, stünde ich zu meiner Verantwortung und ihr, würde es gerne mit ihr wagen, weil sie eine wunderbare Frau sei.
Damit war das Eis gebrochen und wir telefonierten, sie meinte, sie hätte ja schon gewollt, hätte sich nur gewünscht, dass ich etwas um sie gekämpft hätte und ich versicherte ihr, dass ich sie natürlich wollte, auch wenn ich gestehen müsste, dass inzwischen auch etwas passiert sei und ich eine andere kennengelernt hätte.
Sie trug es mit Fassung und wir wollten abwarten, was passierte. Es passierte nichts, irgendwann schrieb sie, sie hätte nun die rote Fee zu Besuch, ich brauchte etwas, bis ich verstand, erst als sie sagte, dein transsilvanischer Vampir ist gerade mit sich glücklich, fiel der Groschen und ich sagte nur, schade, wäre auch anders schön geworden, was sie mir als spontane Reaktion sehr hoch anrechnete und ich träumte schon fast wieder den großen Traum von Familie und ewiger Liebe - was würde es mit dieser lustvollen Ungarin leidenschaftlich und schön.
Doch ich musste und wollte wieder nach Berlin, mir einen neuen Job suchen als Redakteur oder eben irgendwas mit Medien, fuhr also mit zwei Frauen im Südwesten, die mich beide wollten, mit denen ich großen Spaß im Bett hatte wieder gen Nordosten und war herzlich unentschieden, was nun werden sollte.
Auf dem Rückweg stoppte ich noch kurz bei meiner Blondine, der ich von dem vielleicht Schwangerdrama mit meiner Ungarin erzählt hatte und die mir meine Einstellung - was auch passiert ist, ich stehe dazu - auch hoch anrechnete und sich noch mal voller Leidenschaft ins Zeug legte, mich von ihren Qualitäten als Liebhaberin zu überzeugen. Die andere hatte ich ja nicht mehr gesehen, wir hatten nur ins Auge gefasst, dass sie mich besuchen wollte, was ich auch, völlig offen, der anderen erzählte.
Konnte mich nicht einfach so entscheiden, hatte ja mit beiden nur ganz wenig Zeit verbracht und auch wenn Instinkt und Lust sagten, nimm die Blonde, sprach auch sehr viel für die wesentlich gebildetere und klügere Ungarin und so war ich ein wenig unentschieden und ließ es mir offen, was beide erstaunlicherweise zuließen und ich verabredete mit beiden, dass sie mich besuchen sollten, wir in Ruhe Zeit miteinander verbrächten und ich mich dann entscheiden würde.
Warum es beide mitmachten, weiß ich bis heute nicht, es war wohl beiderseits viel Gefühl dabei, der kühle Vorbehalt meinerseits gepaart mit echter Aufrichtigkeit und mein Pflichtgefühl der anderen gegenüber, falls sie schwanger wäre, schien sie beeindruckt zu haben. Mein lieber ungarischer Freund sagte dazu nur, dein Glück möchte ich haben, genieß es und wähle mit bedacht.
Das wollte ich und überlegte mir genau, was für die eine oder andere sprach, überlegte wie eine Beziehung mit der einen oder anderen wäre, was für meine Bäckerin und was für meine BWLerin sprach, verwarf es wieder, wenn mich gerade das eine Argument überzeugte, weil ich ihnen frei begegnen wollte und sehen wollte, wie es war gemeinsam Zeit zu verbingen.
Sie kamen beide, mit zwei Wochen Abstand dazwischen und ich war nach den Besuchen noch unentschiedener als zuvor, wenn auch eine gewisse unvernünftige Tendenz für meine Bäckerin sprach, die freier und leidenschaftlicher war, weniger schwermütig und nicht empfindlich oder eifersüchtig, einfach die gelassenere, etwas ältere Frau war.
Zuerst kam meine transsilvanische Prinzessin, wir verbrachten ein zauberhaftes Wochenende, besuchten die hiesigen Cafés, verbrachten viel Zeit beim Sex im Bett, der aber nicht mehr ganz so locker und entspannt war, weil es ihr nicht mehr völlig egal war wie, sie ja jetzt vorgesorgt hätte, wir nicht mehr so müssten, was mich etwas enttäuschte und schließlich genossen wir einander doch ganz und sie hatte einen wunderbaren Körper, ein Bekannter aus meiner alten Firma, der uns zusammen sah, war hin und weg von ihr, wie er mir später erzählte und sagte, da würde er nicht überlegen, diese Frau wäre ja, wie er sagte der Hammer, da müsste er, der er die andere nicht kannte, nicht lange überlegen und irgendwo hatte er ja recht damit, sie war schön, sie war klug und sie liebte und begehrte mich, war nur etwas sauer der anderen wegen, forderte von mir eine Entscheidung, wollte nicht umsonst gekommen sein, ob ich denn nichts fühlte dabei.
Natürlich fühlte ich und wie ich fühlte, konnte mir nichts schöneres vorstellen, doch diese Beschränkung meiner Freiheit, die Änderung der Vereinbarung, mit der sie sich gegen die vorher Verabredung vordrängen wollte, weil es doch so schön mit uns wäre, gefiel mir nicht, fand ich ungerecht, auch ihre etwas traurige Stimmung als ich ihr sagte, ich würde es so machen, wie verabredet und fände das fair, besserte die Stimmung miteinander nicht gerade. Als sie dann noch bei dem Cafébesuch, bei dem wir meinen Bekannten trafen, der sie sofort anflirtete und sichtlich bewunderte, was meinem etwas geknickten Ego so gut tat, sich beschwerte, dass ich einer anderen hinterher geschaut hätte, erleichterte dies die Entscheidung für sie nicht, ich wollte keine Eifersucht und keinen Streß, sondern es so offen und ehrlich machen, wie es meinem Gefühl entsprach, vor allem wollte ich keine Frau an meiner Seite, die mich eifersüchtig bewachte, woran noch einige Beziehungen scheitern sollten, aber entschieden war ich da noch nicht.
Sie war die bessere Partie, gebildeter und interessierter, offen für die Welt aus einer interessanteren Familie, würde etwas werden, dachte ich und wog die klassischen Heiratsargumente gegeneinander ab und sie hatte noch kein Kind, was ich mitübernehmen musste, was mich aber weniger störte, als ich früher gedacht hätte, zumal ich die Tochter der anderen sehr süß fand und mochte. Dennoch war die Tatsache darin bei einer der erste zu sein, unsere beinahe Schwangerschaft und die Art wie wir damit umgingen, unser emotionales sich Wiederfinden voll tiefem Gefühl, etwas, das eindeutig für sie sprach. Eigentlich war ich für sie entschieden, in ganz vielem, hatte auch ein wenig ein schlechtes Gewissen, aber ich hatte es nun beiden so versprochen und dann würde es so gemacht, damit jede eine gerechte, gleiche Chance bekäme.
Die andere hielt sich mit jeder Eifersucht zurück, schrieb mir lustvoll verliebte SMS und kam mich zwei Wochen später auch besuchen. Wir hatten alle Zeit der Welt füreinander und gaben uns ihr mit Leidenschaft hin, rauchten zwischendurch eine auf dem Balkon und vögelten sogar dabei kurz, was im ersten Stock zur Straßenseite auch Nachts in meiner Straße durchaus gewagt war, aber sie war frei und lustvoll und genoß mit allen Sinnen, verwöhnte mich, ließ sich verwöhnen und nebenbei sorgte sie noch für meinen etwas schlampigen Junggesellenhaushalt, putzte mein Bad und meinte, als ich sagte, das müsse sie nicht, sie wolle es aber, damit sie sich wohl fühle.
Es war wohl auch nötig, denn ich hatte in den fünf Monaten, die ich dort wohnte mein Bad nur einmal zum Einzug geputzt, nur gelegentlich gesaugt, vor dem Damenbesuch sogar irgendwie gewischt, mal eben huschhusch für den Anschein, was ich war, wurde doch nicht im geputzten Bad sondern in den verstaubten Büchern deutlich.
Sexuell wäre die Entscheidung nach dem zweiten Besuch klar gewesen, die Blondine war einfach in jeder Hinsicht überzeugend, emotional war sie es nicht und auch meine Vernunft sagte mir irgendwo, Sex ist nicht alles, wenn du dich entscheidest mit einer Frau dein Leben zu verbringen, hing daran sehr viel, zwei Leben und da ging es mir eben auch um geistiges und ich sah meine Eltern vor sich, die sich zwar häufig stritten und anmeckerten, die aber auch wunderbare geistige Welten teilten und ich fragte mich, wie sich die Bäckerin wohl in meiner Familie machen würde - eine einfache Frau, offen und eine tolle, alleinerziehende Mutter, aber eben doch nicht so ganz das Niveau, was sie von mir gewohnt waren, nach der adeligen Verlobten und anderen.
Nahm mir diese Betrachtung zugleich übel, nannte sie zutiefst bürgerlich und engstirnig, waren nicht alle Menschen gleich, sollte nicht jeder eine Chance bekommen, kam es nicht weniger auf die Bildung als die Liebe an, die Leidenschaft, die zwei miteinander empfanden?
Natürlich kam es das, sagte ich mir, aber und das aber war nicht zu leugnen, die Studentin, die ehrgeizig war, Managerin werden wollte, war die bessere Partie, würde sich in meine Familie besser einfügen, war deutlich jünger und die Chance mit ihr eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, war viel höher.
So führte ich mit beiden lange Telefonate nach den Besuchen, die eine Entscheidung erleichtern sollten und es doch immer schwerer machten. Es waren beides wunderbare Frauen und ich konnte mich nicht einfach entscheiden, für beide sprach etwas und wenn ich der gern Intellektuelle sich eine bodenständige Frau suchte, die ihr Geld schon mit harter Arbeit verdiente, war das bestimmt gut.
Aber ich war ein Bürger, ganz und gar, wie ich bei der Lektüre von Thomas Mann festgestellt hatte. Meine Wertkriterien waren zutiefst bürgerlich, aller Leidenschaft zum Trotz, ich wollte wer sein, in meiner Familie, die darauf irgendwie wert legte, etwas gelten und legte wert auf die Kriterien bürgerlicher Achtung wert, auch und gerade in dem Sinne, wie Thomas Mann es vertrat. Er hatte eine sehr gute Partie gemacht, das wollte ich auch und Intellekt und bürgerliche Stellung waren mir wichtig, allen Gleichheitsidealen zum Trotz, der Mensch war eben auch das, woher er kam und ich fügte mich innerlich schon darein, die Studentin zu wählen, weil sie die bessere Partie war, in meine Familie passte und ich über ihre Eifersucht, die ja auch Ausdruck ihrer Liebe in einer schwierigen Situation war, hinwegsehen wollte.
Was hieß bürgerlich sein für mich, war es ein nicht viel stärkerer Standesdünkel, als ich es von meinen adeligen Freunden kannte, war es wirklich wichtig, dass sich gleich und gleich gesellte oder konnten Menschen auch so geliebt werden, wie sie waren, uabhängig von ihrer Herkunft. Die Antwort der Vernunft war klar, natürlich waren alle gleich geschaffen und doch waren wir irgendwie dünnkelhaften akademisch gebildeten Grobürger etwas besonderes, dachte ich, ohne zu bedenken, dass ich zwar lange studiert aber kein Examen hatte, ein armer Dichter war, der für wenig in der Praxis taugte und nicht viel mehr hatte als einen unverdienten Dünkel seiner Herkunft, den er dennoch nicht ablegen konnte und so tendierte ich, irgendwie ehrlich vor mir selber, immer mehr dazu, meine transsilvanische Prinzessin zu wählen, auch unserer zauberhaften geistigen Welten wegen.
Nie zog ich auch nur in Ewägung, dass dies keine Entscheidung fürs Leben sein müsste, sondern ein Abschnitt, den wir nett miteinander teilten und den es eben jetzt zu genießen galt, statt sich ständig zu überlegen, wie es würde, ob es passte, was die Familie sagen würde, wie ich mit der einen oder anderen mich stellte, was die Verbindung im Sinne der Kriterien bürgerlicher Achtung wäre und dachte eher daran, ob es ein Abstieg war von der adeligen Juristin, mit der es im Bett eher langweilig und frustrierend war, zur Bäckerin voller Leidenschaft und so unterwarf ich mich einem Standesdenken, was ich andererseits völlig ablehnte aber als ganz natürlich empfand, ich war ja so groß geworden, unsere Familie war etwas besonderes irgendwie.
Den Ausschlag für meine Entscheidung gab schließlich ein Telefonat mit meiner blonden Bäckerin, als sie mich von ihrer Tochter grüßen ließ, die gefragt hätte, ob das ihr neuer Papa würde und das sie mich mag, es gut fände, sich noch Geschwister wünschte.
Da war ich entwaffnet und alle Vernunft floh vor dem Familiengefühl - ein Kind das mich mag und sagte der Volksmund nicht, Kinderherzen lügen nicht, das wollte und konnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ein Kind zu enttäuschen und mit einmal wusste ich, was richtig war, gegen alle Vernunft und alles Standesdenken und ich entschied mich für meine Bäckerin.
Wir sahen uns dann noch einmal, zum 60. meiner Eltern, bei dem ich sie aber nicht mitbringen durfte, es war noch zu frisch und ich fragte mich innerlich, ob ich vielleicht doch einen Fehler gemacht hatte, sie den Ansprüchen der Familie nicht genügte, über die sie sich selbst in jungen Jahren aufregten, um sie dann, je älter sie wurden, um so intensiver selbst zu leben, aber war ich je anders, auch in den Kriterien meiner Entscheidungsfindung?
Fiel der Apfel wirklich weit vom Baum oder war ich eben nur Kind meiner Eltern und ihrer Wertvorstellungen und war meine vermeintlich emotionale Entscheidung nach dem Gewissen nicht nur eine, die meiner triebhaften Neigung folgte, die mir für blonde vollbusige Frauen immer nachgesagt wurde?
Vielleicht darum auch kämpfte ich nicht für ihre Anwesenheit und auch wenn ich in der Zeit meiner Anwesenheit im Südwesten dann bei ihr quasi wohnte, ich sie kurz der Familie vorstellte und sie alle zum lachen brachte, auch mit ihrer zauberhaften Tochter, damals gab es noch keine Enkel in der Familie, deren Zeugung ich erst wenig später begann aber das ist schon wieder ein anderes Kapitel, das noch immer ein wenig Zeit hat.
Sie fuhr mich zum großen Familienfest im örtlichen Golfclub, auch wenn keiner außer dem afrikanischen Onkel Golf spielte, aber es bot sich eben an, und holte mich spät in der Nacht wieder ab, damit ich trinken konnte und das obwohl die Bäckerin wenige Stunden später wieder in der Backstube stehen musste, was sie aber auch nicht daran hinderte, noch ausgelassenen Sex mit mir zu haben, es war ja wohl unser letzter Abend für lange Zeit.
Einmal hatten wir dann noch am Vormittag Sex, augiebig und mehrfach als sie für einen kleinen Mittagsschlaf aus der Backstube kam und wir uns einander schon in der Sehnsucht des baldigen Abschieds hingaben, als wäre es das letzte mal, was es dann ja auch wurde, aber das wird erzählt, wenn es Zeit dafür ist und ich fuhr gut gevögelt nach Hause mit ihren wunderbaren Worten im Ohr, dass ich nur schreiben solle, ich sei so ein wunderbarer Dichter und sie würde schon das Geld verdienen und für uns sorgen, ich könne jederzeit bei ihr einziehen.
Damit aller Sorgen ledig, fühlte ich mich wie ein König und dachte ich hätte die absolut richtige Entscheidung getroffen für ein wunderbares Leben, verdrängte sogar, wie mich der Abend zuvor bei Bekannten von ihr angeödet hatte, der mehr aus Schnapstrinken und Albernheiten auf niedrigem Stammtischniveau bestand, bei dem auch mein lieber ungarischer Freund anwesend war, der sie, als ich sie dann doch wenig später für die vermeintlich große Liebe oder doch zumindest bessere Partie wieder verließ, noch für einige Monate übernahm, um dann, nachdem er ihr mit wahnsinnig viel Arbeit ihre neue Wohnung saniert hatte, für einen anderen mit dem dickeren Auto verlassen zu werden, was das Bild in der Erinnerung etwas trübte, mich in meiner Entscheidung bestätigte und das ganze zu den Akten der Erinnerung legen ließ, was leicht fiel, ich war ja gegangen, hatte beide verlassen, für eine Dritte, bei der ich lange blieb.
So gesehen hatte ich schließlich doch wieder alle Kriterien bürgerlicher Partnerwahl erfüllt, die leidenschaftlichen Geschichten wurden ein kurzer Ausflug, der mich von meiner Wertherdepression nach der katholischen Münsterländerin heilte und mich erfüllt weiter lieben ließ, dankbar für das Glück so vielen wunderbaren Frauen zu begegnen.
jens tuengerthal 5.3.16
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