Samstag, 21. Oktober 2017

Sexkorrekt

Das Weinstein ist eines der besten Restaurants in Prenzlauerberg, liegt direkt an meinem Platz, bietet ausgezeichnete deutsch-französische Küche, sowie hervorragende Weine und ich gehe ausgesprochen gern dorthin, wenn auch leider viel zu selten. Das hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, wollte nur vorab sagen, was mir zuerst einfällt, wenn ich den Namen Weinstein wie im Moment täglich höre und was ich darüber denke. Gutes Essen ist wichtiger als Skandale und das sage ich nicht, weil Essen der Sex des Alters sei.

Der andere Weinstein ist oder war Filmproduzent und hat sich Damen gegenüber wohl eher wie ein Trump als eines Gentleman gemäß benommen. Das ist nicht gut und nichts was mir gefällt und ich will es auch nicht schön reden, finde es bei einem Trump so hässlich wie bei einem Weinstein, wenn es denn so war, wie bisher behauptet und die ganze #MeToo Affäre nun wirklich das beschriebene Drama ist oder doch nur eine gute Show für die Publicity bestimmter Personen, die von den Trump nahe stehenden Medien stark gefördert wird. Breitbart und Fox schlachten jedes schmutzige Detail mit großer Freude aus und sehen sich auf einmal im Bündnis mit den radikalen Feministinnen, weil es ihrer Sache dient.

Zum einen hilft es die bigott, verlogene, amerikanische Moral hochzuhalten, zum anderen schadet es den Demokraten wenn einer ihrer Anhänger und großen Spender in einen Sexskandal verwickelt ist, was wiederum von den Problemen um Trump ablenkt und diesen völligen Versager im Amt hält, auch wenn vernünftigerweise längst alle Welt überlegt, wie sie ihn loswerden könnte.

Es klingt toll, wie sich unter dem Hashtag #MeToo immer mehr Menschen dazu bekennen auch Opfer zu sein und es damit den Schweinen endlich an den Kragen geht, die uns schon so lange unterdrücken, ruft das Gewissen der Unterdrückten dieser Welt.

Real ist das teilweise öffentliche Hetze und Denunziation die Menschen und Karrieren zerstören kann, ohne je rechtsstaatlichen Anforderungen zu genügen. Sollte sich in einem späteren Verfahren herausstellen, dass die so denunzierten völlig unschuldig waren, einfach nur Opfer gehässiger Hetze wurden, wird es sehr schwer, ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Der Fall Kachelmann, bei dem ein völlig unschuldiger Mann, wie später alle Gerichte bestätigten, monatelang im Gefängnis saß und Alice Schwarzer als feministisches Gewissen der Nation zur Bild Kolumnistin des Prozesses wurde, in dem sie schon längst ihr Urteil gefällt hatte, sollte uns in Erinnerung sein. Kenne solche Verfahren aus eigener Erinnerung zur Genüge und weiß, wie schnell du auf der falschen Seite sitzen kannst, wenn eine Frau dir nur böse will, die sexuelle Korrektheit die Gesellschaft gegen dich aufhetzte.

Zum Glück halten sich hier, wie wohl auch in den USA, Gerichte noch mehr an Recht und Gesetz, als sich vom gesunden Rechtsempfinden der aufgebrachten Bürger leiten zu lassen. Früher gab es noch Schandpfähle an die Verbrecher gebunden wurden, um dort der Wut der Öffentlichkeit ausgesetzt zu sein, die sie bespucken, missachten und sonst quälen durfte, was als höhere Gerechtigkeit im Sinne des Volkes angesehen wurde. So etwas verstößt klar gegen die Würde des Menschen und würde hier sofort verboten. Zumindest insoweit bin ich relativ beruhigt.

Doch die medialen Marterpfahle wie jene in den sozialen Netzwerken wirken viel nachhaltiger und können eine menschliche Existenz dauerhaft beschädigen, ein Leben zerstören, ohne dass es dafür einen definierten Schutz gäbe, weil sich die Medien in ihrem Tun immer auf ihr Grundrecht berufen können und die Würde des Angeklagten und der Rechtsstaat den Menschen hier wenig wert zu sein scheint, wenn es um ein schnelles und sicheres Urteil über moralisch verwerfliche Personen geht.

Den Weinstein wollen sie alle bestrafen, dieses Schwein, der junge Frauen qua seiner Macht missbrauchte. Sollte er das tatsächlich über das auf Bühnen und im Film übliche Maß getan haben, wird er wohl, soweit keine sonstigen Hindernisse vorliegen, dafür rechtlich belangt werden. Bis dahin aber hat er, verflucht nochmal, als unschuldig zu gelten und der mediale Krieg gegen einzelne Personen, der darauf zielt eine Existenz zu zerstören, spricht eher gegen die beteiligten Autoren als gegen den Täter, egal was war.

Ein Urteil fällen im Rechtsstaat Richter, nach Recht und Gesetz. Nicht Zeitungen und nicht betroffene Frauen, die nun mehr oder weniger verklärt öffentlich ihre Erlebnisse bekannt geben.

Finde es gut, sich gegen sexuelle Diskriminierung zu wehren. Aufzustehen gegen eine Ungleichbehandlung, die viele Frauen schon in ihrem Leben traf. Finde es aber mehr als problematisch, wenn dabei jeder zum öffentlichen Ankläger wird und wir neue moralische Hexenprozesse bekommen, die ein Hashtag wie #MeToo schnell mit sich bringt.

Weiß nicht, was Weinstein wirklich tat, es geht mich auch nichts an, mögen Gerichte an seinem Wohnort über diese Frage urteilen. Sollte er verurteilt werden, können auch die Medien gern empört oder vernünftig darüber berichten. Das ist ihre Aufgabe.

Wenn aber, wie jetzt gerade, auf einen, der schon am Boden liegt, eingetreten wird, um ihn völlig öffentlich zu zerstören, zeugt dies weniger von Betroffenheit als von Feigheit und klingt mehr nach einem Tribunal als endlich Gerechtigkeit.

Die Grenze zwischen noch korrekt und zu anzüglich ist im sexuellen Bereich schnell fließend. Wer darf was noch und wer nicht. Ob all dies einer genauen staatlichen Festlegung bedarf oder mehr Regeln nicht die letzte Schönheit des Sex völlig zerstören, sollte auch diskutiert werden.

Bin ein extrem vorsichtiger und Frauen verehrender Liebhaber, dennoch weiß ich genau, wann ich mal härter zupacken muss, die vorsichtige Annäherung ein Ende hat, der Sex beginnt oder es bei diesem auch mal ruppig zugehen kann und wie wenig passiert, wenn wir dabei nicht auch handeln, wie viele Frauen über die heute Weicheier klagen, die es nicht mal schaffen, ordentlich zu zupacken oder wilden Sex verstünden - aber gerade das ist eine Gratwanderung, bei der sich Mann auch fürchten muss, schnell im Bereich des kriminellen zu landen.

Dies lässt sich durch die wenig erotische aber eben nötige ausdrückliche Zustimmung vor jeder Aktion klären und damit kann Mann sich, auf Kosten der sinnlichen Stimmung, den Rücken frei halten und ich habe es auch nie wieder anders gemacht, seit Kachelmann  spätestens, wer will sich schon zum Täter stempeln lassen. Andererseits haben mir gegenüber schon manche Frauen geklagt, dass die Typen alle zu schlaff wären, sich nichts mehr trauten, eher impotent würden, bevor sie von sich aus eine Frau anmachten und unter der drohenden Gefahr einer Anklage, verstehe ich diese Männer auch - wozu sich einer Gefahr aussetzen, wenn du das zu befriedigende Bedürfnis auch schneller, effektiver und meist viel günstiger mit deinen eigenen Händen klären kannst.

Onanie ist zwar kein Sex, aber leider gibt es für 99% der Frauen, wie ich heute sagen muss, da ohnehin keinen großen Unterschied und dann ist auch alles übrige entbehrlich - der Kick für das Ego relativiert sich vernünftig betrachtet doch sehr schnell. Würde Mann heute auch immer bei hoher Bedürftigkeit eher zur Onanie als zur dreisten Anmache raten. Bedürftige Männer erreichen ohnehin nichts und werden von Frauen sofort als solche erkannt und aussortiert. Kein Ziel von Interesse in ihrem Beuteschema, außer es bleibt in der Nacht nichts anderes übrig. Sich auf dieses Niveau zu begeben, kann ich keinem empfehlen, auch wenn es längst Alltag in deutschen Bars wurde.

Wer etwas Erfahrung mit Frauen hat, weiß, sie kommen von allein, wenn du dich am wenigsten für sie interessiert und sie dir sogar eher lästig erscheinen, du die erste Annäherung sogar abwehrst - damit weckst du ihren sportlichen Ehrgeiz und sie tun Dinge, über die sie sich noch vielleicht fünf Minuten zuvor, unter welchem Hashtag auch immer, im Netz empört aufregten, weil sie es wollen. Alles andere lohnt ohnehin nicht, sage ich heute, wo mich keine als meine mehr interessiert, weil die Erfahrung mir sagt, 99% lohnen sexuell nicht und emotional vermutlich noch weniger.

Wer dagegen bedürftig ist und wem dies anzusehen ist, der müht sich meist vergeblich und der wird schnell der Belästigung für ein Verhalten geziehen, dass sie sich vom völlig desinteressierten Nachbarn, der auch nicht wesentlich besser aussah, nur gewünscht hätten. Wie oft haben Frauen schon mal zu mir gesagt, nimm mich richtig hart, komm vergewaltige mich, ich bin deine, du kannst mit mir machen was du willst - besonders letzteren Satz fand ich, der ich keinerlei SM Neigung habe, immer eher abturnend, er kam auch meistens von denen, die von gutem Sex keine Ahnung hatten.

Wenn ich dagegen einer wildfremden Person im Supermarkt sagen würde, dass ich sie gerne vergewaltigen würde oder sie mit mir machen könne, was sie wolle, bewegte sich ein solches Verhalten schnell bereits im Bereich des Strafbaren, sogar eines Verbrechens.

Das Einverständnis und die Verständigung sind dabei der Schlüssel zum Glück. Lass Frau machen und es geht viel schneller, als wenn Mann sich lange immer wieder um die Falschen bemüht. De natürliche Instinkt für eine gute Trefferquote, scheint bei den Damen noch deutlich höher. Auch meine Liebste hat mich ausgesucht, nie hätte ich so eine junge Dame angemacht oder nur daran gedacht, völlig abwegig.

Ob Herr Weinstein dies missachtete, was er tatsächlich tat, wie weit dieses Verhalten schon vom in der Branche üblichen abwich, wird irgendwann ein Gericht klären. Bis dahin hat er als unschuldig zu gelten und wir, denen die Freiheit und die Würde des Menschen etwas wert ist, sollten uns hüten, weiter an den öffentlichen Pranger unter #MeToo zu schreiben oder Menschen, die medial an einem solchen Schandpfahl gefesselt wurden, noch weiter zu quälen, der Verfolgung preis zu geben.

Im Rechtsstaat urteilen nur Gerichte über schuldig oder nicht. Wenn Frauen gern miteinander über ihre schlechten Erfahrungen reden wollen, sollen sie das natürlich gern tun. Machen Männer ja auch und tauschen sich manchmal amüsiert freundlich aus, wenn sie feststellen, den gleichen Schoss geteilt zu haben. Wer aber öffentlich andere anklagt, sollte dafür genauso verfolgt werden der Verleumdung wegen wie die Täter ihrer Tat wegen. Schlimmer noch scheint mir diese öffentliche Diskriminierung von Menschen inzwischen, die medial noch ständig befeuert wird. Wer Öl in dieses Feuer gießt, aus egal welchem Fall und mit egal welcher Vergangenheit, ist eher eine feige Sau als ein mutiger Mensch.

Diese moralische und auch die exakte rechtliche Unterscheidung, nach der ein Angeklagter bis zu seiner Verurteilung als unschuldig zu gelten hat, ist wichtig, um den Rechtsstaat und in ihm die Freiheit aller zu erhalten. Die Herrschaft einer bigotten Meinung, die von hurigen Medien benutzt wird, ihre Auflagen oder ihre Klicks zu steigern, ist eine große Gefahr für die Freiheit und muss so bekämpft werden, gerade im liberalen Rechtsstaat.

Dazu gehört ein irgendwie Verständnis dafür, was eigentlich liberal ist und warum es wichtig ist, den Rechtsstaat, gerade im Zweifel, zu verteidigen, dass der in dubio Grundsatz, nach dem jeder bis zum richterlichen Urteil als unschuldig zu gelten hat, ein wichtiges Rechtsgut für unserer aller Freiheit ist, die es mehr von einem vermeintlich moralischen Staat zu verteidigen gilt, der dann nach gesundem Volksempfinden urteilt, wie es die Nazis ausdrücklich taten.

Es ist ein weites und komplexes Thema ohne einfache Antworten. Die Frauen, die zu Opfern von Männern wurden, verdienen jede Hilfe und Unterstützung und dennoch hat jeder der Täter, bis zu seiner Verurteilung als unschuldig zu gelten und zur Verurteilung genügt eben nicht die Aussage einer Beteiligten in einem komplexen Prozess.

Achten wir mehr auf den Schutz der Freiheit und sein wir weniger sicher in unseren Urteilen. Der öffentliche Pranger gefährdet unsere Freiheit mehr als das Vergehen eines Einzelnen, der allein rechtlich dafür zur Verantwortung gezogen werden sollte, warum auch das Verhalten der New York Times hier mehr als zweifelhaft im Sinne ihrer sonst guten und aufklärerischen Tradition ist.

Am schlimmsten aber daran ist, dass diese vermeintliche Verteidigung der Frauen bei gleichzeitiger Einrichtung und Etablierung des Netzes als öffentlicher Pranger, nur die Falschen stärkt und dem Lager um Trump etwa Auftrieb gibt, weil der Weinstein Skandal die vielen um Trump vergessen macht. Ist es das wirklich wert?

Gönne auch Diven ihre Rache aber auch nicht mehr als jedem Menschen in den Grenzen des Rechtsstaates und der Fall Kachelmann mahnt zur Vorsicht, auch das können wir den USA zu Bedenken geben. Die Verteidigung des Rechtsstaates ist hier die Verteidigung der Freiheit. Der Pranger ist abgeschafft und auch als es ihn noch gab, war er nur eine Strafe für  öffentlich bereits verurteilte Täter, nicht für Unschuldige, als was Weinstein weiterhin zu gelten hat.

Wer die Freiheit nicht achtet, zeigt sich der Nutzung des Netzes unwürdig und dies sollte ihm auch deutlich so gesagt werden. Das Schwein soll bestraft werden, ist eben nichts als gesundes Volksempfinden und das Gegenteil von Gerechtigkeit und das, was wir hier unbedingt nun vermeiden sollten. Lassen wir die Juristen ihre Arbeit tun.

jens tuengerthal  21.10.2017

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen