Freitag, 27. Oktober 2017

Freiheitspreis

Was ist der Preis der Freiheit und wer muss ihn bezahlen?

Die Katalanen haben sich für unabhängig von Spanien erklärt und der Preis dieser Abstimmung, der ein großer Teil der demokratischen Kräfte fern blieb, ist, dass die Republik Spanien nun die dortige Autonomie beschneiden wird und, wollen wir nicht bald wieder einen Bürgerkrieg  in Europa haben, sollte eine Seite ganz schnell einlenken, um den ohnehin nötigen Miteinander eine Chance zu geben.

Separatisten waren mir schon immer suspekt, weil sie ein besseres, größeres Ganzes für eine kleinzellige Autonomie zerstören wollten, für etwas stritten, was keine Zukunft haben sollte, langfristig gedacht.

Spanien gehörte lange zu Habsburg weil der schöne Philipp die später wahnsinnige Johanna heiratete, deren Eltern erst das damalige Reich aus Kastilien und Aragon zusammen heirateten und dann erbte der Sohn Karl, der im Reich der V. und in Spanien der I. wurde, teilte es aber wieder zwischen Sohn und Bruder später, um alles in der Familie zu halten. Dann gab es noch, auch teilweise zu Zeiten Karls V. den später französischen König Henry IV., der vorher einer von Navarra schon war, es nach Frankreich brachte, was er von der Mutter geerbt. So ging der Besitz und das Land hin und her, wie etwa auch Burgund, welches der Großvater von jenem fünften Karl noch erheiratet hatte und dessen nördliche Teile unter Karl zu Österreich gehörten und ab dessen Sohn die spanischen Niederlande wurden, von denen sich die Protestanten wiederum abspalteten, für die sich der vorher genannte Henry in Frankreich viel schlug. Spanien blieb katholisch, setzte den Glauben mit Gewalt durch, bekehrte die Mauren oder vertrieb sie. Franco gab es auch noch viel später als Faschismus, der Populismus für schlichte Gemüter, den die AfD auch wieder bietet nur mit weniger dramatischer Insezenierung, in Europa Mode war. Und der Putsch nach dessen Tod 1981, steht  in der Tradition der spanischen Nation nach 1979 - es gibt viele Gründe auch historisch betrachtet, sich zu hassen - mehr nur es vernünftigerweise zu lassen, um glücklich zu sein, weil Separatismus nie glücklich macht und nur Gewalt sät.

Andererseits hat ein Fidel Castro mit dem Sieg seiner Revolution ein gutes Leben geführt und sich bis zu seinem Tod als großer Führer, nur eben auf spanisch und sozialistisch anbeten lassen. Dass er damit sein Land in eine ökonomische Katastrophe führte, die es nur so lange überlebte, weil die UDSSR im Kalten Krieg gerne für den karibischen Vorposten zahlte, war egal, haben auch andere geschafft, die ökonomisch alles richtig machten, wenn die Bedingungen einfach so waren. Kuba hat Fidel Castro überlebt und er hatte also sein Leben lang etwas von der von ihm angeführten Revolution. Was danach kommt, muss ihn nichts mehr angehen, er ist ja nicht mehr, wie unser aller Sein auf eine sehr kurze Spanne beschränkt ist, in der wir es uns, wären wir klug, immer so schön wie möglich machten und das hat er mit viel Drama um sich und seine Person zwar auch geschafft.

Möchte nun der katalanische Ministerpräsident der irgendwie autonomen Region, die Staat werden will, auch ein solches Drama und einen solchen Kult um sich veraranstalten lassen oder will er zum Che der Katalanen werden, der in spanischen Gefängnissen schmort, weil er zuviel Freiheit wagte, im Untergrund weiter unsinnige Kämpfe führt?

Was wollen diese Katalanen überhaupt?

Keine Spiele von Barca gegen Real Madrid mehr?

Ausschluss aus der EU?

Milliarden für Aufrüstung ausgeben?

Ich weiß es nicht, es ist mir auch relativ egal, weil ich den Preis im Verhältnis zum erreichbaren Ziel auf jeden Fall für zu hoch halte. Unternehmen werden abwandern, Grenzen werden geschlossen und der Weg in die EU wird für die autonome Region sehr schwer, weil keiner der noch existenten Nationalstaaten mit den auf dem Reißbrett gezogenen Grenzen, denen die Natur nur manchmal half, Interesse daran hat solche Bestrebungen zu unterstützen.

Andererseits, wenn sich nun die Nordiren und Schotten von den verrückten alten und armen Engländern mit ihren Komplexen lossagen und in der EU bleiben wollten, würden wir ihnen auch die Tür vor der Nase zuschlagen und können wir eine Region anders als die andere behandeln?

Die Freiheit hat ihren Preis. Die gewachsene Nähe und Verbindung Europas verspielt, wer auf den Nationalstaat setzt, statt sich in das Gebilde wie gewohnt zu integrieren. Wenn die Katalanen nun meinen, sie wollen als Staat wieder Mitglied der EU werden und diese könnte ihnen doch nicht verweigern, was sie den Balten und Slowenen oder den Tschechen und Slowaken auch erlaubte.

Was aber ist genau der Preis, für wen lohnt es sich und offenbart dieser kritische Blick vielleicht eher die Beweggründe der Autonomiebewegungen?

Die Katalanen halten sich für den Zahlmeister Spaniens, wie es Großbritannien und Deutschland von sich für Europa denken, Bayern meint in Deutschland zu sein. Darum fühlen sie sich benachteiligt, fordern mehr Rechte und also mehr von ihrem Geld, mit dem sie nicht länger den faulen Süden finanzieren wollen. Es geht um Geld und Macht, sonst nichts.

Wer so etwas in Deutschland sagte, wäre beim AfD willkommen, ein eher engstirniger nationalistischer Mensch, der Europa nicht verstanden hat. In Katalonien sind das junge Menschen und Studenten, die meinen damit für ihre Freiheit dabei zu kämpfen, so idiotisch es auch klingt, denn de facto bedeutete nationale Autonomie für alle Bürger Kataloniens erstmal ein Ende der europäischen Freiheiten und Spanien wird mit anderen Staaten, die um autonome Regionen fürchten wie Italien oder Großbritannien, solange sie noch dabei sind, alles tun, den Beitritt Kataloniens so lange zu verhindern, bis sie pleite sind und als Büttel Spaniens wieder angekrochen kommen.

Das geht in Brüsseler Mühlen auch ganz ohne erklärten bösen Willen durch schlichte Verzögerung und der rasante Abzug von Unternehmen bereits jetzt deutete den etwas irren Katalanen schon an, was ihnen droht.

Ist das eine nationale Autonomie wert?

Vor allem, was ist überhaupt der Gewinn und für wen?

Das jubelnde Volk wird dafür bitter bezahlen und wenn sie dann jammern sollten, an den nationalen Taumel mit Sprüchen wie Blut und Tränen erinnert werden, sich zusammenreißen und diesen Unsinn weiter mitmachen, den keiner will und braucht, weil es im Ergebnis allen schlechter gehen wird.

Die Spanier werden erst versuchen, ihre Verfassung mit Gewalt durchzusetzen - nach den ersten hundert Toten spätestens, vielleicht genügen auch schon fünf, wird das ein Ende haben, sie lassen die Katalanen und werden sie im Bündnis mit Brüssel am ausgestreckten Arm in ihrem Nationalstaat vor geschlossenen Grenzen verhungern lassen. Dauerhafte Gewalt gegen das eigene Volk ist in der EU nicht durchsetzbar.

Die Führer werden sich Paläste und Reichtümer sichern und sich Denkmäler bauen lassen, von denen auch keiner etwas hat, außer sein anscheinend bescheidenes Ego streicheln zu lassen, was bei mir immer mehr Mitleid als Bewunderung noch auslöst.

Es ist ein lächerlicher Coup, der nur darauf zielt, im Verhandlungswege Zugeständnisse zu bekommen, der nur leider mit der falschen Karte gepokert hat. Von dieser vermeintlichen Freiheit hat keiner was, der Preis ist für alle zu hoch - fraglich ist nur, ob beide Seiten zu den Waffen greifen oder nicht.

Vergessen wir also mal Spanien und Katalonien und diese lächerlichen Autonomiebestrebungen, die hoffentlich nicht zu viele Menschenleben kosten werden, weil es doch nur um eine peinliche Eitelkeit der Anführer geht.

Hat Freiheit immer ihren Preis und was lohnt sich dann überhaupt?

Schaue ich in den Kern meines Lebens, die Liebe und also den Menschen, den ich am nächsten zu mir lasse, könnte ich mich fragen, ob die Aufgabe der Freiheit des Junggesellen mit jeder Frau, sofern sie es auch will, nach Laune ins Bett zu gehen oder zu flirten, der Preis der Liebe ist und ob es das Glück wert ist.

Zunächst, wäre es mir das wert. Da sich mehr als 99% der Fälle weder als sexuelles noch als emotionales Erlebnis lohnen, verpasse ich nichts, wenn ich für den bisher lohnendsten Fall alle anderen aufgeben müsste. Die Wahrscheinlichkeit, auch nur etwas annähernd vergleichbares zu finden, geht gegen null - hatte so etwas noch nie im Leben, rechnete nicht mehr damit und denke, es ist einmalig, von daher vermisse ich nichts, erwarte nichts und fände den Preis absolut fair. Die Masse hat eben noch lange keine Klasse.

Fraglich könnte hier noch sein, ob ich es genießen würde, mit der schon so perfekten Frau in einer offenen Beziehung zu leben, ich also keine Freiheit aufgäbe und zumindest in ihrer Abwesenheit weiter lebte wie zuvor und sich nichts ändern würde.

Meine Liebste hat mir diesen absurden Vorschlag schon mehrfach unterbreitet, falls ich dieses Bedürfnis verspüren würde und ich könnte es für sie genauso sagen, wenn sie noch Erfahrungen sammeln möchte, soll sie es tun, solange sie sich meiner sicher bleibt. Sie weist dieses Ansinnen aber, wie ich auch, als völlig absurd zurück, weil wir uns beide nicht vorstellen können, mit jemand anderem Sex zu haben, weil das, was wir haben, schon das bestmögliche ist und der Gedanke mir absurd vorkäme, mit einer anderen zu teilen, was ich mit ihr habe und es scheint ihr irgendwie ähnlich zu gehen.

Doch ist diese freiwillige Beschränkung auf einen Partner nun eine wirkliche Einschränkung oder nicht?

Nach meinem Gefühl, ist es eine Befreiung, nicht mehr über die ständige Minne nachzudenken, das Thema erledigt zu haben, sich sicher zu sein, die Beste von allen gefunden zu haben für mich und nicht mehr wie viele Freunde ständig auf der Balz mit ihren ewig frustrierenden Riten zu sein, sondern zu genießen, was ist und bleiben zu wollen. Es kann nun für immer alles bleiben, wie es ist, weil es gut so ist und über etwas anderes, will ich nicht nachdenken und so gesehen, empfinde ich die Beschränkung als eigentliche Befreiung.

Eine Befreiung zum Glück ist aber das Gegenteil einer Einschränkung, warum sollte ich mir über dieses Thema noch weitere Gedanken machen wollen, wenn alles gut ist?

Die Liebste meint in zweifelnden Momenten dann gelegentlich, weil alle Männer so seien, was ich zwar nicht ganz ernst nehmen kann aber doch ziemlich ärgerlich finde. Werde ungern in eine Kiste voller Vorurteile gepackt, noch dazu, wenn sie so falsch sind und ich kenne de facto, viel mehr Frauen, die ihre Männer betrogen haben als umgekehrt und auch das Bedürfnis dazu schien mir bei Frauen, aus welchen Gründen auch immer, viel größer als bei Männern. Was jetzt kein Vorurteil ist sondern ein bloß statistisches Mittel. Während ich deutlich mehr Männer kenne, die sagen, wenn alles stimmt, Geist und Sex schön sind, dann will ich darüber nicht mehr nachdenken und es soll gut so sein.

Sind die Zweifel der Frauen, die auch manche dazu antreibt angeblich, eher der Grund für fremden Sex als die Natur des Mannes?

Ich weiß es nicht, muss allerdings zugeben, dass ich viel Verständnis für ganz viele Männer hätte, die sich nach dem frustrierenden Sex mit über 99% der Frauen, die wenig oder nichts empfinden dabei, noch eine Liebhaberin suchen, bei der allerdings selten mehr zu erwarten ist, die nur gerne so tun, weil es ja zu ihrem Spiel gehört. Doch tut der größere Teil nicht mal das bewusst, sondern gibt eher viel Geld im Bordell für nur gut gespielten Sex aus und seit ich mal mit einer Schauspielerin zusammen war, kann ich sagen, der lohnt auch nicht und wird auch nicht besser, wenn sie professionell gut spielt, als wäre es echt - es bleibt ein Spiel ohne echte Erlösung.

Habe es ungespielt gut, teile geistige Welten, liebe vollkommen und bin glücklich - es fehlt mir nichts, ich kann mich zurücklehnen und sagen, ich habe mein Glück gefunden - warum sollte ich dieses riskieren oder daran zweifeln?

Nun könnte die Liebste noch einwenden, du riskierst nichts, wenn du es brauchst, tu es. Wäre dieses nachgeben nach jedem visuellen Reiz, den eine schöne Frau für einen Mann fraglos darstellen kann, insbesondere, wenn sie noch dazu klug ist, ein Lustgewinn?

Nein, ganz entschieden nein, die Lust gewinnt auch gerade dadurch und erhöht sich ins unermessliche, dass sie ein einmaliges Ereignis ist, was ich nicht mit jeder X-Beliebigen wiederholen kann oder will. Mein Schatz ist mir so kostbar, weil es mein Schatz ist und wir uns füreinander aufsparen - die Inflation der Sexualität wie sie in Berlin normaler Alltag in vielen Klubs ist, langweilt mich nur noch, sollen alle machen, ich finde es öde.

Was ich will, will ich für mich und exklusiv und was mein ist, gehört ihr, womit ich den sexuellen Reiz miteinander gerade während einer Phase der räumlichen Trennung noch enorm steigere. Ersetzte ich sie einfach im Bett für die Dauer ihrer Abwesenheit, um hormonellen Ausgleich zu finden, relativierte ich den Wert dessen, was wir haben, höbe das Einmalige und Besondere auf und zerstörte mir damit meinen kostbarsten Schatz - wie bescheuert müsste ich sein, so etwas zu tun?

Sicherlich handeln Menschen nicht immer vernünftig, sondern lassen sich auch häufiger schlicht von ihren Trieben treiben und genießen den Ausbruch dabei - so erzählten es mir zumindest meine zahlreichen verheirateten Liebhaberinnen - bei denen ich mir nach jeder schwor, nie wieder, woran ich mich nun zum Glück konsequent halte.

Aber was ist der Gewinn und ist dieser den Verlust je wert?

Nüchtern betrachtet, verlöre ich den Zauber mit der schönsten Elfe, verspielte vielleicht mein größtes Glück für etwas, von dem ich schon vorher weiß, es lohnt meist nicht, nach meiner Erfahrung in über 99% der Fälle überflüssig, Dann weiß ich jetzt schon, da bisher nichts an sie heranreichte, solche Glückstreffer, wenn nicht doch einmalig, was ich ja glaube, zumindest die ganz große Ausnahme sind und warum sollte ich da nochmal 180 halbgare oder schlechte Versuche für mäßigen Sex unternehmen, der kein gutes Gefühl in mir hinterließe?

So scheint mir der Lustgewinn durch die Exklusivität so groß, dass ich mir gar nichts anderes vorstellen will und brauche. Wozu auch?

Wenn aber die Exklusivität nicht der Preis der Freiheit ist, sondern für mich ein sogar Zugewinn, sollte ich mich fragen, was der Preis der Freiheit war, dass ich mich für sie allein entschied.

Gelegentlich weibliche Launen zu ertragen, ist geschenkt, Musst du auch sonst, so oder so, dem kann kein Mann ausweichen, die im übrigen zu gleichen Launen neigen, wenn sie ihre Tag haben oder sonst gestresst sind. Lohnt keinen weiteren Gedanken, gehört dazu und nehme ich eben billigend oder manchmal nörgelnd in Kauf, da ich weiß, wie wenig perfekt ich selbst bin und froh dennoch geliebt zu werden, was ja ohnehin der Hauptgewinn in der Lotterie des Lebens ist.

Weiß noch nicht, was der Preis der Freiheit ist, dass ich mich für Treue entschied, weil es geiler so ist - wenn ich es mal weiß, schreibe ich darüber, ist versprochen, momentan genieße ich was ist und das genügt mir auch.

jens tuengerthal 27.3.2017

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