Mittwoch, 11. Oktober 2017

Mittewandern

Als Bergbewohner bin ich für gewöhnlich mit meiner Umgebung sehr zufrieden, scheue den Weg ins Tal eher, der immer einen Weg hinauf zurück bedeutet. So sucht der Flaneur am liebsten die Cafés auf seinem Plateau auf und hat dort ja auch Auswahl genug.

Prenzlauerberg ist beliebt, Touristen aus der ganzen Welt kommen hierher, um sich zu vergnügen, während ich für gewöhnlich nur vor die Tür trete und schon mitten im Treiben bin, ganz nah genug schon alles habe. Gerade an regnerischen Tagen zieht mich noch weniger in die angeblich so schicke Mitte.

Heute jedoch beschloss ich ein wenig die Spree entlang zu spazieren und flanierte also gen Mitte. Durch die Kulturbrauerei in die Choriner Straße in Richtung des dortigen Lidl, der die  besten und günstigsten Pampelmusen hat, was ich als Wort immer noch viel anmutiger als Grapefruit finde.

Leider schloß dieser Supermarkt schon um 21h, was ich eigentlich weiß und so wurde es nichts mit den Pampelmusen heute. Zum Glück habe ich noch eine halbe fürs morgige Frühstück und werde es eben nachholen. Von dort aus aber schon wenige Meter vor dem Bezirk Mitte ging ich am “Lass und Freunde bleiben” Café vorbei den Hügel, den wir hier Berg nennen, hinab in die schicke Mitte.

An der Torstraße, der früheren Stadtmauer, von der als Erhöhung um wenige Zentimeter nur die Straßenbahnschienen inmitten der vierspurigen viel befahrenen Straße blieben, kam ich an der Ecke an dem hippen Franzosen vorbei, vor dem wie immer viele schöne junge Menschen standen, angeregt rauchend in wichtige Gespräche vertieft, zumindest stets bemüht, so zu wirken, womit eigentlich schon alles über diesen Ort gesagt ist, in dem noch mehr schicke junge Leute sitzen - zumindest so schick, wie es in Berlin gerade getragen wird, was immer die Provinz darüber denken mag.

Verweilte nicht versonnen im Anblick der Schönen dort, wozu auch, habe ja die schönste Liebste in Dublin, wobei dies bestätigt zu fühlen doch der Blick immer lohnt. Sondern überquerte bald die beampelte Straße, den anderen dort folgend, gegen meine Gewohnheit nicht das übliche Farbenspiel abwartend, bis über die Straßenbahn - dann wartete ich doch angesichts der anrasenden Blechkolonnen lieber einen Moment vor der zweiten Häfte der stadmauerlichen Torstraße, die so rasend besser die Mitte sichert als jede Mauer, auch wenn der Bezirk  regelwidrig eigentlich, schon auf dem Berg begann.

Folgte der Gorrmannstraße bis zur nächsten Ecke, an der noch einige, wenn auch weniger vor der inzwischen nicht mehr ganz so hippen Bar an der Ecke natürlich rauchend standen, was nur erwähnenswert ist, weil immer mehr Bars in Mitte inzwischen das einmal Rauchverbot aufhoben und innen gemütlicher wieder qualmen lassen. An der Ecke bog ich rechts in die Linienstraße ein, der ich bis zur Ecke am Friedhof der Offiziere folgte, an der ich links in die Kleine Rosenthaler Straße wechselte, die, oh Wunder, parallel zur Rosenthaler Straße läuft, welche wiederum früher zum Rosenthaler Tor führte, durch welches noch zur Zeit des Alten Fritz, als er noch ein junger Fritz war, genauer 1743, Moses Mendelssohn seinen Weg nach Berlin fand. Die noch nicht emanzipierten Juden durften damals noch nur von hinten durch das Viehtor die Stadt betreten, so dass der von Dessau und Frankfurt Oder, also von Süden, kommende spätere Philosph, der so viel für die Emanzipation seiner Glaubensbrüder und die Aufklärung tat, die Stadt erst einmal vollständig umlaufen musste.

In der Mitte der Kleinen Rosenthaler bog ich wiederum nach rechts in die Auguststraße ein, der ich an verschiedenen Bars, Galerien und schicken Italienern vorbei bis zur eher kleinen Großen Hamburger Straße folgte. Links hinauf in die Große Hamburger ging ich am alten St. Hedwigs Krankenhaus vorbei auf dessen Dachboden die Nonnenschwestern einst nach der Revoloution von 1848 dem Apotheker Theodor Fontane Unterschlupf boten, obwohl die Barrikade, an der unser später berühmter Schriftsteller und Dichter damals kämpfte, heute etwa auf Höhe des gruseligen Alexa Shopping-Centers als einzige nicht besiegt wurde. So blieb Fontane im Gegensatz zu Virchow in Berlin, der damals gen Erlangen ging und später für viel Geld von den Berlinern zurückgeworben wurde, an dessen alten Arbeitsplatz ich aber erst später vorbeikam.

Passend zur Erinnerung an die 1848er Revolution, bog ich von der ganz schön schmalen großen Hamburger Straße, was ja irgendwie zum sich immer für so schön haltenden Hamburg passt, nach rechts in die Krausnickstraße ab. Bennan nach Heinrich Wilhelm Krausnick, der von 1834 bis 1849 dann dienstältester Berliner Oberbürgermeister war und die Revolutionszeit also als Stadtoberhaupt erlebte. Ab der Krausnickstraße wurde es dann auch wieder liebevoll europäisch, denn ich hatte zugleich die Liebste in Dublin im Ohr.

Die Krausnickstraße mündet dann in die Oranienburgerstraße, kurz vor der heute immer gut bewachten Neuen Synagoge, dem Sitz des Centrum Judaicum, der Heimat jüdischer Geschichte in Berlin. Überquerte die Oranienburger in leicht westlicher Richtung, um in die schräg gegenüberliegende Monbijoustraße zu gelangen. Sie liegt am gleichnamigen Park, in dem auch das ebenso Freibad liegt und der nach dem früher hier gelegenen Schloss Monbijou heißt. Ursprünglich hatte es der große Kurfürst Friedrich Wilhelm das Gelände noch seiner Frau Louise Henriette von Oranien geschenkt, die dort einen Garten nach holländischem Vorbild anlegen ließ, in dem unter anderem die ersten Kartoffeln Brandenburgs wuchsen. Später erbte es seine zweite Frau, die einen Garten mit kleinem Sommerhaus anlegte, die Keimzelle des späteren Schlosses und Schlossparks. In Teilen der Gebäude hatten die vom Großen Kurfürsten eingeladenen Hugenotten noch erste Tapiserien und Strumpffabriken eingerichtet. Unter dem Sohn des Großen Kurfürsten, Friedrich I, der sich später für viel Geld in Königsberg zum ersten preußischen König krönen ließ, der Prachtbauten mochte, wurde das Schloss noch erweitert und ausgebaut und wurde ab Sophie Dorothea, der Mutter des Alten Fritz, der auch mal Kind natürlich war, zur Residenz der Königinnen und später der Königsmutter, die Friedrich noch häufig dort besuchte, häufiger zumindest als seine Ehefrau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, die ihm noch der ungeliebte Vater auf Wunsch des Kaisers, dessen Cousine sie war, aufgedrängt hatte. Friedrich ließ, kaum König, das Schloss seiner Mutter durch seinen Hofarchitekten Knobelsdorff, der auch Rheinsberg umbaute und Sanssouci baute, erheblich erweitern. Die Frau vom Nachfolger des Alten Fritz, des dicken Lüderjahn oder Friedrich Wilhelm II. lebte dort noch von ihrem Mann gedemütigt einige Jahre und ab 1820 wurde es zum Museum, erst germanisch slawischer Altertümer und dann unter Wilhelm I, der ab 1870 Kaiser war, wurde es 1877 das Hohenzollernmuseum, in dem der Kult um seine Familie betrieben wurde.

Nun ist aber genug von dem Schloss erzählt, das nicht mehr da ist, von dem ich also nichts sah. Stattdessen schaute ich kurz auf das noch im Rahmen des Lichterfestes bunt mit Bildern angestrahlte Bode Museum und folgte dann, nach rechts abbiegend dem nördlichen Spreeufer. Am Wasser, die Spree entlanglaufen ist oder wäre wunderschön, wenn es denn einen durchgehend angelegten Weg gäbe. An der Friedrichstraße musste ich wieder vom Ufer hinauf zur Brücke  steigen und verließ die heimelig matschige Atmosphäre, die mit wenig plappernden Platanen schön bepflanzt und reichlich nach dem heutigen Regen bepfützt war.

Über die Friedrichstraße, der Spree folgend, ging ich den Schiffbauerdamm hinunter, am Berliner Ensemble, dem sogenannten Brecht Theater vorbei, wobei der kleine schwarzwälder Dichter gemeinhin aus durchsichtig politischen Motiven eher überschätzt wird nach meiner Überzeugung, aber es war eben seine Wirkungsstätte lange, folgte ich der Spur der dortigen Kneipen, die sich nahtlos bis zur immer noch ständig vollen Ständigen Vertretung, jener Erinnerung aus Bonner Zeiten, in der es echtes Kölsch gibt, was mich als Weintrinker aber noch nie locken konnte, der ich diesen vergorenen Hopfen gemeinhin für völlig überschätzt halte und kein übermäßiger Freund rheinischer Fröhlichkeit bin, die ich in Berlin eher als Folklore toleriere, wie so viele bunte Seiten unserer Stadt.

Die Spree entlang flanierte ich bis zur Luisenstraße, die von der Charité bis zur dort Marschallbrücke führt und an der ich selbige überquerend an den futuristischen Gebäuden der Abgeordnetenhäuser entlang ging, das dort Marie Elisabeth Lüders Haus heißt, nach der liberalen Sozialpolitikerin, die von 1878 bis 1966 in Berlin lebte und erst in der DDP, nach dem Krieg in der FDP sich stark für Frauen einsetzte. Der Bau wurde von dem Architekten Stephan Braunfels geplant und hat eine öffentlich zugängliche Installation aus Segmenten der Berliner Mauer wie dem Parlament der Bäume.

Der Blick auf den Reichstag und die beiden neugebauten Abgeordnetenhäuser ist eindrucksvoll schön, wie überhaupt die Gegend bis zum Hauptbahnhof, die bis zur Wende nur leeres Grenzgebiet war, eine erstaunlich spannende Wandlung gerade durchmacht. Der Kindergarten des Bundestages, an sich ein faszinierend schöner moderner Bau, verschwindet inzwischen fast hinter den riesigen Abgeordnetenhäusern, dahingestellt ob dies zur Rolle der Kinder im Parlament passt oder eher das Familienleben der Abgeordneten beschreibt.

Folgte dem hier luxuriös und breit ausgebautem Spreeufer noch bis zum Humboldt Hafen, an dem ich, entlang dem hier Neubau der Ebsenzähler von PWC nach rechts abbog. Hier im völligen Neuland für mich, folgte ich erst dem Wasser bis zu einem Bauzaun, der mich auf irgendwie Wegen entlang wieder zum Alexanderufer als nächster Straße führte. Einen Straßennamen, den ich bisher so wenig gehört hatte wie den von der Margarete Steffin Straße, der ich nur kurz folgte, bis mich ein etwas heimlicher Fußweg von hinten auf das Gelände der alten Charité führte. Vorbei am Medizinhistorischen Museum, das natürlich längst geschlossen war, ging ich die alten schönen Klinkerbauten der Klinik rückwärtig bestaunend über das Klinikgelände bis zur Schranke am Ausgang. Traf unterwegs nur einige rauchende Jogginghosenträger, die sich durch diese Uniform als Patienten auswiesen, bis ich am Charité Platz nach links abbiegend auf die Schuhmannstraße kam. Überquerte die Luisenstraße und folgte ihr wieder Richtung Spree noch über die Reinhardstraße hinweg, die am Deutschen Theater vorbei geradeaus auf den Friedrichstadtstadt Palast zu führt, was manches über Kommerz und Kunst auch in dieser Stadt verraten könnte, bis zur Marienstraße, die ich als Flaneur sehr schätze und das nicht nur der Böse Buben Bar an ihrem Anfang oder aus dieser Richtung kommen an ihrem Ende wegen.

Am Ende der Marienstraße links in die Albrechtsstraße die geradewegs auf die Sammlung Boros zuführt. Dort wieder in der Reinhardstraße hat der Medienunternehmer und Kunstmäzen Christian Boros mit seiner Frau Karen Boros im ehemaligen Reichsbahnbunker seine private Sammlung über fünf Etagen ausgestellt und sich oben auf dem nach dem Krieg nicht mehr abreißbaren Massivbetonbau noch eine Wohnung erstellt. Er erwarb den Bunker 2003 und stellt seit dem auf 3000m² in 80 Räumen verschiedene Werke eindrucksvoll aus. Die Präsentationen wechseln nach einigen Jahren wieder.

Über den Bunker, den ich nächtlich nur als dunklen Schatten wahrnahm, erzähle ich nur, als hätte ich ihn gesehen, denn in Wirklichkeit, bog ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite nach links ab, schaute lieber in einige Buchläden und freute mich an den schönen dortigen Auslagen, überquerte die Reinhardstraße auf Höhe der FDP Zentrale, die künftig wohl wieder mehr Beachtung finden wird, hier aber keine Rolle spielte, auch wenn ich liberale Politik in diesem überregelten Land für sehr dringend notwendig halte, der Freiheit wegen, auch wenn alle um ihre Besitzstände fürchtenden nun wieder aufschreien werden, glaube ich, mehr liberale Politik tut diesem Land gerade besser als noch mehr Sozialpolitik.

Statt Politik ging ich nun geradeaus auf den Friedrichstadt Palast zu, jenen noch zu DDR Zeiten 1984 errichteten Bau über dessen Ästhetik ich lieber weniger sagen möchte. Zumindest hat das heute noch Revuetheater modernste Bühnentechnik und ist wohl nach vielen Zuschüssen sehr gut besucht. Es gehört in seiner Branche wohl zu den führenden in ganz Europa. Habe es im Gegensatz zu den beiden benachbarten Theatern noch nie besucht, da mich Revue eher weniger interessiert. Es gab vorher schon einen gleichnamigen Zirkus- und Theaterbau um die Ecke, der dem Neubau dann wich und ihm den Namen gab. Dieser stand auf dem heute Brecht Platz, nach dem überschätzten Dichter benannt und natürlich vor dem BE gelegen. Max Reinhardt hatte den Bau 1918 für die National Theater AG übernommen, oder eigentlich umgekehrt, die übernahm ihn für Reinhardt, damit dieser dort seine monumentalen Inszenierungen gut in Szene setzen konnte. Als 1980 die Bodenpfeiler zu stark verfault waren, die im Berliner Sand jeder große Bau braucht,  wurde das inzwischen wieder Revuetheater geschlossen. Noch habe ich ja Hoffnung, dass der grässlich peinliche Berliner Dom, wenn die neue U-Bahne erstmal fährt, endlich einstürzt, damit der alte Schinkelbau anstatt wieder aufgebaut werden könnte. Der neue Friedrichstadt Palast, von 1990 bis 2011 wurde er noch in einem Wort geschrieben, aber das Marketing hat ihn inzwischen wieder geteilt,  ist ein riesiges Revuetheater und hat natürlich typisch für Berliner Größe, die gern viel wäre, fast 3000m² bespielbare Gesamtfläche und das größte Bühnenportal Europas, ist aber künstlerisch so interessant wie jedes Revuetheater, bietet eben Unterhaltung mit mehr oder weniger Erotik und Kitsch, der Spiegel nannte es einmal volkseigene Entkleidungstänzer im Frohsinnskombinat und sprach von der Hochbein-Brigade mit altbackenem Revuezauber, worüber sich viele Ossis besonders empörten, ähnlich wie beim einst heiligen Gral, der später zum Ballast der Republik wurde und für den wir heute glücklicherweise das Humboldtforum in klassischer Schlossform wieder bekommen. Heute ist die Leitung vor allem bekannt dafür sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen einzusetzen, unabhängig vom künstlerischen Wert ihrer Produktionen, haben sie sich in Berlin damit gewisse Sympathien geschaffen. Nebenbei betreiben sie noch das größte Kinder- und Jugendensemble ohne darum gleich der Kinderarbeit gescholten zu werden. Dort traten von Louis Armstrong über Charles Aznavour und Josephine Baker bis zu Heinz Rühmann und Claire Waldoff viele berühmte Gäste einst auf.

Trotzdem ignorierte ich ihn wie immer und folgte an seiner Nordseite der Johannisstraße bis zur Tucholskystraße an der Kalkscheune genauso ignorant vorbei flanierend. Links in die Tucholskystraße abbiegend, wie passend, dachte ich gleich, folgte ich dieser über die Oranienburger Straße, in der sich schon seit längerem nicht mehr die Nutten die Füße platt stehen, wodurch sie viel von ihrem vorher Scham verloren hat. Finde Nutten geben einer Großstadt erst den Flair wilder Schönheit statt musealem Kitsch, bieten lebensechte Dienstleistung statt Kettenstandard, auch wenn ich kein Bedürfnis habe, diese Angebote je wieder zu nutzen außer literarisch. Bog nach dem was nicht war von der Tucholsky wieder in die Augustraße ein und ging diesmalan der nur namentlich großen Großen Hamburger Straße links zum Koppenplatz ab, der auch ein sehr schönes Berliner Ensemble bildet. Bekannt wurde dieser Platz vor allem durch den hier von 1704 bis 1853 befindlichen Armenfriedhof, von dem allerdings nur noch das Grab des Namensgebers verblieben ist und stattdessen typischer Spielplatz und Parkatmosphäre wich. Der Namensgeber Christian Koppe hatte den Platz in der Spandauer Vorstadt, die da noch Scheunenviertel hieß, 1696 gekauft und der Stadt 1704 als  Armenfriedhof übergeben. Der Friedhof war damals deutlich größer als der Platz heute und wurde noch durch die Kleine Auguststraße im Osten begrenzt und ging bis zur Auguststraße  im Süden. Koppe ließ 1708 noch ein Armenhaus für die Frauen der Auguststraße errichten und wurde auf eigenen Wunsch hins nach seinem Tod 1721 selbst auf seinem Armenfriedhof beigesetzt. Ansonsten wurden hier auch die meisten Selbstmörder beigesetzt, denen die so christlichen Friedhöfe die Beerdigung verweigerten. Einzig das Grab des einzigen nicht Armen dort eben Koppe blieb bis heute. Über den Friedhof und das benachbarte Leichenschauhaus, genannt das Thürmchen, schrieb Karl Gutzkow noch und so fanden diese auch Eingang in die Berliner Literatur. Er beschreibt darin wie die frischen Toten aus der Anatomie, vorzugsweise die Selbstmörder der letzten Nacht mit den quietschenden Karren die Linienstraße entlang zum Thürmchen zur Obduktion gerollt wurden.

Vom Koppenplatz aus, flanierte ich die Linienstraße entlang noch mit der Liebsten in Dublin im Ohr, zurück bis zur Gorrmannstraße und dann wieder nach der Überquerung der nicht mehr existenten Stadtmauer in der Torstraße an der zumindest Ampel durch die Choriner Straße den Berg hinauf. Das Viertel vom ehemaligen Viehtor am heute Rosenthaler Platz bis zum Alex spielt in Berlin Alexanderplatz eine große Rolle und widmete sich noch mehr der Prostitution und den ihr naheliegenden Gewerben als die Oranienburger zu besten Zeit je. Aber das ist lange vorbei, heute gibt es mehr Läden mit teuren Dingen, die keiner braucht aber umso schöner sind. 

Oben auf dem Berg, der eher ein Hügel noch ist aber halt Berg heißt und unserer darum ist, uns zu Bergbewohnern macht, dann aber, nach Überquerung der Schönhauser Allee, tauchte der Flaneur und manchmal Dichter in die Kulturbrauerei und besuchte den dortigen auch nach 23h noch offenen Supermarkt, um mit 6kg Spekulatius beladen schließlich den Heimweg zum Helmholtzplatz anzutreten, ohne sich von irgendwelcher Kultur in der ehemaligen Schultheiß Brauerei anwehen zu lassen, sehe ich von den dort nach dem Konzert berauscht herumlungernden Besuchern einmal ab.

Durch die Nacht durch Berlin, erreichte ich die heimischen Tee Kannen nach knapp 15km und zweieinhalb Stunden Fußweg wieder selig noch die Liebste in Dublin im Ohr. Manchmal erstaunt es mich doch wie viel ich sehe oder sehen könnte, wenn ich nur durch die nähere Umgebung der Stadt ein wenig flaniere und wie viel habe ich davon schon wieder nicht erzählt, obwohl es mindestens genauso schöne Geschichten wären, wie etwa die von Clärchens Ballhaus oder der vieler Kunstorte in Mitte aber nun graut bald der Morgen und es ist genug erzählt vom Flaneur der Nacht in der Stadt voller Geschichten

jens tuengerthal 11.10.2017

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