Montag, 16. Oktober 2017

Mauerweglein

Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Spaziergang durch den Mauerpark unternehmen - Sonntagabend im Dunkeln, mal sehen ob auch im Oktober noch was los ist da, dann wurden es doch wieder 20 km, bis ich zurück war, obwohl es doch nur ein wenig rund ging, zweimal über die Mauer und zurück.

Erreichte die unbeleuchtete Grünanlage über die Oderberger Straße. Der Mauerpark an sich war noch relativ belebt, gleich zu Anfang begrüßte mich ein vermutlich nicht nur leicht bekiffter Jüngling gleich mit Handschlag und vermutlich wäre es auch zur Umarmung gekommen, wenn ich nicht, die Liebste im Ohr, schnell weiter gegangen wäre und mich mit einem breiten Grinsen begnügte. Fing also gut an und ging noch besser weiter.

Im Park saßen verschiedene Gruppen am und um Lagerfeuer oder tanzten und sangen zu Gitarrenmusik, die übliche Mauerpark Partystimmung, leicht berauscht aber gut drauf, während vom Flohmarktgelände nebenan noch vereinzelt helle Scheinwerfer leuchteten, die den Abbau der Reste des tagsüber Flohmarkts spärlich beschienen.

So ging ich beschwingt weiter, wollte noch nicht durch den Gleimtunnel, wusste noch gar nicht genau, wie weit ich laufen wollte und wo es hingehen sollte und lief einfach bis zur Brücke am Ende des Gleimviertels, die gen Wedding oder hintenrum ins Arnimviertel führt. Folgte ihr den schon beschriebenen Weg bis zum Gesundbrunnen, überquerte dort die Straße, um diesmal den Humboldthain, wo ich ja gerade erst auf den Bunkerberg im ehemaligen Flakturm stieg, zu umrunden. Es dauerte länger als ich dachte, aber schließlich kam die Hussitenstraße, der ich dann durch den südlichen Gesundbrunnen bis zu ihrem Ende gegenüber der Mauergedenkstätte folgte.

Zwischen den Stahlstreben, gegenüber der Kapelle, wo, wie wörtlich geschrieben, noch der Schandmauer gedacht wird, grenzt der Stadtteil Mitte an Gesundbrunnen und ich folgte der Gedenkstätte bis zur Ackerstraße, in die ich links gen Zentrum abbog. Schaute noch in schöne Schaufenster hier und dort gemeinsam mit der Liebsten in Dublin, die gerade die Warnungen vor dem Hurrikan Ophelia bekam und schnell noch dort in den sonntäglich geöffneten Supermarkt lief, Vorräte für die Sturmzeit zu kaufen, woran wir sehen das katholische Irland ist weniger bigott als Deutschland mit dem heiligen Sonntag. Etwa des wundervollen Antiquariats in der Ackerstraße, wo wir gleich einen schönen Schatz entdeckten, nach dem ich die nächsten Tage schauen will.

Bis zum wenig bitteren Ende am Koppenplatz folgte ich der Ackerstraße, bog dann ganz langweilig links in die Linienstraße, der ich wiederum bis zur Gorrmannstraße folgte, die außerhalb der nicht mehr existenten Stadtmauer, also jenseits der Torstraße, zur Choriner Straße wird und mich wieder den heimatlichen Berg hinauf führte. Oben bog ich am ‘Lass uns Feunde bleiben’ nach rechts ab, um die nächste links und dann wieder rechts zu nehmen, an der nächsten Ampel dann, logisch die Schönhauser Allee zu überqueren und die Kollwitzstraße bis zum Ende zu laufen und über die Danziger nur zu hüpfen in den Helmholtzkiez und knapp 4h später zuhause anzukommmen. Was ich so lange machte auf dem bisschen Weg durch die Stadt, fragte ich mich auch. Mit der Liebsten gequatscht und so verflog die Zeit wie nichts und plötzlich waren es schon wieder 20km auf dem Telefon, dem ich gerne glaube, wenn es beim Zählen meiner Schritte ein wenig übertreibt.

jens tuengerthal 16.10.2017

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