Wortflucht
Wir fliehen vor bestimmten Worten
Um die Dinge nicht beim Namen
Nennen zu müssen lavieren wir
Bis die Realität den Geist hinter
Unserer Sprache offenbart wie
Gerade bei Flucht und Vertreibung
Wer ist ein Migrant wer Flüchtling
Warum bieten wir einen Asyl an
Anderen kein Willkommen sondern
Lassen sie ohne Sorge ertrinken
Zwischen Türkei und Griechenland
Auf dem Weg in die Festung Europa
Wird eine Mutter mit Kindern eine
Migrantin aus Afrika sein oder ist sie
Ein Flüchtling der sein Leben riskiert
Wie gerade auch wieder verlor
Wem nutzt diese Unterscheidung
Bei Unbekannten und wieviel
Rassismus steckt dahinter wenn
Wir dies ohne Wissen über schon
Ertrunkene unterscheiden wer soll
Damit sprachlich provoziert werden
Was erreicht der Deutschlandfunk
Mit diesem Wechsel von Flüchtlingen
Zu Migranten in der Benennung wenn
Nicht nur ein Ätsch selber Schuld
Was im Todesfall keinem gut steht
Schämen sollten wir uns Menschen
Durch Etiketten in Schubladen
Zu stecken ohne unsere Absicht
Zuwanderung zu beschränken
Ehrlich zu offenbaren sondern
Asyl nominell bieten aber faktisch
Menschen ertrinken zu lassen weil
Wir keine ehrliche Antwort auf die
Fragen der Zukunft mehr geben
Lieber Flucht und Vertreibung
Neuerdings Migration nennen
Um eine Schublade zu haben
Die ertrinken weniger schlimm macht
Wie Unfähigkeit besser tarnt
Diese Feigheit schon in der Sprache
Wird ein Echo im Tod haben
Wie wir nun lesen können
jens tuengerthal 6.2.23
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