Mittwoch, 9. Dezember 2015

Kulturgeschichten 067

Religionsfrei

In Europa spielt die Religion keine Rolle mehr
Im demokratischen Staat auch wenn sie noch
Immer viel zu präsent ist im staatlichen Alltag
Aus der Gewohnheit paradoxer Rituale

Bis heute steht in der Präambel des
Grundgesetzes die sei eben auch in
Verantwortung vor Gott erlassen worden
Gelten Konkordate und Verträge mit Kirchen

Diese spielen im sozialen Bereich noch
Ihre Rolle und beanspruchen dafür weiter
Sonderrechte die sich keine Arbeitgeber
Im Alltag erlauben dürfte an Diskriminierung

Der Aberglaube wird im Grundgesetz geschützt
Die Freiheit davon nur quasi abgeleitet auch
Als sei dieser geeignet den Zusammenhalt
Mehr zu fördern als die Verfassung allein

Schauen wir in die Welt sehen wir die Probleme
Mit denen wir zu kämpfen haben dabei überall
Radikaler Islam dort fundamentalistische Christen
Nicht nur in den USA auf den Vormarsch

Dabei bedeutete der Aufbruch der Aufklärung
Der zur Demokratie schließlich führte doch
Klar die Abkehr von der Religion im Staat
Machte den Aberglauben zum Privatvergnügen

Europa kann sich keinen Kampf der Religionen
Künftig mehr leisten sondern muss sich klar
Zum toleranten Miteinander ohne diese bekennen
Die Basis ist das Recht und kein Glaube

Logisch und konsequent ergibt sich dies aus
Allen Regelungen zur Religionsfreiheit die
Jedem Aberglauben das gleiche Recht gibt
Das sich Recht unabhängig davon begründet

Recht muss für jeden Bürger gleich gelten
Eine Bevorzugung einzelner Gruppen verstößt
Gegen elementare Grundrechte in Europa
Recht regelt das Miteinander nicht Glaube

In Frankreich wurde dies am 9. Dezember 1905
Realität als das Gesetz zum Laizismus erlassen
Wurde das die Trennung von Kirche und Staat
Vorsah und in diesem Sinne freiheitlich regelt

Der Laizismus wurde 1958 auch in der Verfassung
Für die 5. Republik in Artikel 1 bindend festgelegt
Kirchen und Glaubensgemeinschaften sind seitdem bloß
Private Vereine deren Symbole in Schulen verboten

Entwickelt hatte sich das Gesetz mit der strengen
Trennung aus den Spannungen mit den reaktionären
Kräften von Adel Militär und Kirche die ihren Ausdruck
In der Affäere Dreyfuß fanden die 1905 endete

Der jüdische Offizier Dreyfuß war seines Glaubens
Wegen diskriminiert und bestraft worden und wurde
Schließlich wieder voll rehabilitert was als ein klarer
Sieg der Republikaner und der Kulturkräfte galt

Neben Ministerpräsident Combes waren unter
Anderem Briand und Clemenceau führende
Kräfte dieser republikanischen Bewegung die sich
Für eine streng laizistische Trennung einsetzten

Die Linken hatten infolge der Dreyfuß-Affäre die
Wahlen 1902 gewonnen und kontinuierlich auf
Die vollständige Trennung von Staat und Kirche
Hingearbeitet im Geiste der Aufklärung

Dazu wurden nicht genehmigte kirchliche Schulen
Geschlossen wie die Besoldung der Bischöfe
Durch den Staat eingestellt und Ordensgemeinschaften
Wurden weitestgehend verboten oder aufgelost

Papst Pius X. äußerte sich wütend über das nun
Laizistische Frankreich und erließ die Enzyklika
Vehementer nos worin die Gesetze verdammt
Die Regierung als gottlos bezeichnet wurde

Seitdem werden die Kirchen in Frankreich nicht
Mehr vom Staat finanziert der nur noch deren
Gebäude als staatliches Eigentum instandhält
Derem zeitweise Besitzer die Priester nur sind

Es gab massive Proteste von konservativer Seite
Wie von Adel und Kirche was aber nichts änderte
Das Gesetz von 1905 kündigte auch die Konkordate
Die Napoleon noch mit dem Vatikan schloss

Das Gesetz ist eine Reaktion auf die Versuche der
Kräfte von Adel und Kirche mit teils radikalen
Forderungen die 3. Republik zu untergraben um
Wohlmöglich wieder einen König einzusetzen

Der Kopftuchstreit und das Burkaverbot die schon
In den neunziger Jahren aus Diskussionen in der
Großloge des Grand Orient ihren Weg in eine
Breite Öffentlichkeit fanden sind Ausdruck davon

Frankreich ist hier weiter als die Bundesrepublik
Vor Islamisten hat es das Land aber auch nicht
Besser geschützt im Gegenteil wurde gerade
Das laizistische Frankreich deren Ziel wieder

Wer Europa und seine Freiheit verteidigen will
Muss da anfangen wo sie gefährdet wird
Dies ist durch die Fanatiker am Rand die
Unsere Werte der Aufklärung negieren

Menschenrechte und Demokratie sind durch
Fanatiker und Despoten gefährdet wie sie
Vom Kontrollstaat unterminiert werden darum
Ist es so wichtig diese überzeugt zu verteidigen

Europa mit seinen christlichen jüdischen wie
Muslimischen und vor allem auch atheistischen
Bürgern braucht ein einheitliches Bekenntnis
Zum Laizismus als Staatsprinzip gerade jetzt

Wir stellen uns dem religiösen Wahn nicht
Entgegen indem wir mitelalterliche Zöpfe
Religiöser Vergangenheit pflegen sondern
Die Freiheit der Trennung endlich regeln

Nur ein laizistischer Staat kann glaubwürdig
Im Sinne des Rechts gegen religiöse Fanatiker
Vorgehen und die Freiheit vom Glauben auch
Konsequent verteidigen wo sie angegriffen wird

Für lauwarme Kompromisse mit Eiden auf der
Bibel oder Kruzifixen in Klassenräumen ist kein
Raum im Europa unserer Zeit wie auch der
Unsägliche Gottesbezug zu streichen ist

Die Gläubigen mögen glauben was ihnen gefällt
Staat kann damit nicht mehr gemacht werden
Dieser hat frei zu sein von allem Aberglauben
Weil dieser nie Rechtsgrund sein kann
jens tuengerthal 9.12.15

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen