Liebestrauma
Die große Liebe findet sich nicht oft im Leben, auch wenn ich es manches mal dachte, habe ich sie doch zum ersten mal so gelebt, als wäre sie es, mit der Nachfolgerin meiner ersten großen Liebe, die sich im Sommer zuvor verlor, nachdem ich die nächste große Liebe am 3. Advent danach fand und das anfangs eher zufällig und kaum gesucht oder gewollt, ohne zu merken, dass sie es sein könnte.
Relativiert dieser Wunsch und das Ideal von der ewigen Liebe dieses, wenn wir es so schnell wieder finden oder immer suchen oder ist es umgekehrt, dass wir sie immer suchen und erst danach beurteilen können, ob sie es war, wir aber das Ideal verrieten, wenn wir nicht jedesmal so liebten und suchten, als wäre sie es?
Das Gefühl wirklich gefunden zu haben, vom ersten Moment an, was sich im weiteren immer mehr bestätigte, hatte ich erst einmal und für dieses mal, was sich unerwartet fand, lebe ich den Traum von der Liebe weiter, die ihre schönste Erfüllung in der Vereinigung von geistiger und körperlicher Nähe fand, die sich gegenseitig ganz erkennt und gut will.
Das war bei dieser, die ich später zur großen Liebe verklärte, als es schon vorbei war und ich es mal wieder verspielt hatte, nicht so. Eigentlich gefiel sie mir nur teilweise, manches gefiel mir weniger, was ich später versuchte, meinem Ideal anzupassen. Der größte Fehler, den eine Liebe machen kann, aber ich war gerade 20 und immerhin hielten wir es fast zwei Jahre miteinander aus und sind bis heute befreundet, halten, was wir hatten, heute wohl beide für so kostbar, dass es in vielem eine einfach schöne Erinnerung bleibt.
Vielleicht macht es also eine große Liebe aus, dass sie auch die Zeit nach der Beziehung in Freundschaft übersteht, sie war danach lange mit einem meiner besten Freunde zusammen, vielleicht aber war es dann auch immer eher eine Freundschaft mit Sex, die noch das Ideal der Liebe suchte. Was weiß ich schon von der Liebe oder dem, was es Frau war?
Es fing etwas mißglückt an, sie besuchte mich, anlässlich des traditionellen Adventssingens meiner Eltern und irgendwann später küssten wir uns und mehr. Sie war ein halbes Jahr älter als ich, aber in den Dingen der Liebe und Lust noch nahezu völlig unerfahren, mir aber so wertvoll, trotz des eigentlich beiderseits so gar nicht gewollten Anfangs, dass wir uns vorsichtig näherten und ich ihr Zeit ließ.
Ein zarter Busen, ein fester runder Po und eine Mitte, die mittig lippig noch über sich hinaus wuchs zu sportlich kurz geschnittenem Schamhaar, war sie, wie ich bald entdecken durfte eine natürliche Schönheit deren Weiblichkeit so zurückhaltend mir erst schien wie ihr Wesen, die sich aber ihrer Natur gemäß mit wachsendem Vertrauen zu schönster Größe miteinander enfaltete und eine, die immer konnte und wollte noch dazu. Wie sehr dies mit emotionaler Harmonie zusammenhing, begriff ich erst viel später.
Diese Idealisierung der großen Liebe kannte ich von meinen Großeltern und in manchem glich diese meiner vom Großvater vergötterten Großmutter - nicht vom Stil her, meine schwärmte damals für die Hippi Mode der 70er, die ich nicht ausstehen konnte, was aber nicht genügte, mich vorab abzuschrecken, und war eher sportlich als schick, zierlich von Gestalt und dank des Sports mit einer wunderbaren Figur gesegnet, die zwar fast knabenhaft zierlich aber doch weiblich schön war, während meine Großmutter sich zwar ebenso schlank gerne als große Dame gab, immer mit Chanel No.5.
Sie war bis auf das blond der langen Haare das Gegenteil der Vorgängerin, eher zierlich als vollbusig, eher still als laut und wild und dennoch entwickelte sie in der Lust eine unstillbare Leidenschaft, wollte und konnte nahezu immer, kannte keine Scheu und wir lebten alles aus, was uns nur einfiel und einverständlich schön war - es wurde sexuell die erste Beziehung, die mich vollkommen erfüllte und in der ich voller Liebe mit ihr gemeinsam kam, ihre Lust mit meinem Schwanz in ihr wachsen spürte, ein Feingefühl füreinander entwickelte, um normalerweise immer zusammen zu kommen.
Natürlich gibt es von jeder Regel Ausnahmen, doch wie kostbar dieser Schatz war, lernte ich erst viele Jahre später kennen - ein unbefangener Genuß ohne moralische Schranken und mit liebender Hingebung ist leider nicht so normal, wie es sein sollte, sondern eher die Ausnahme, weil beide zu oft als Gefangene ihrer Gewohnheiten und inkompatiblen Träume handeln.
Bei uns passte es und das fühlte ich schnell, schon bevor wir das erste mal zusammen schliefen, womit wir uns noch vom 3. Advent bis Januar Zeit ließen, wo wir berauscht von einem Milvakonzert den richtigen Zeitpunkt für gekommen sahen und auch verhütungstechnisch auf der sicheren Seite waren.
Wie schon vorher geschrieben, wird dies erste mal meist überschätzt, was vermutlich mit sozialen Strukturen und Machtausübung zusammenhängt. Woran immer es liegen mag. Mann fühlt sich ein wenig großartig der erste zu sein, den Frau in sich läßt, für den sie sich, aus welchen Zufällen auch immer, aufbewahrt hat. So ging es auch mir damals und zugleich war der Akt von einer zarten hingebungsvollen Liebe meinerseits geprägt.
Es ging weniger um den Akt an sich, da sind die späteren male immer besser, wenn beide wissen, was sie wollen und wie sie einander am meisten genießen, was immer Zeit und Erfahrung braucht, als die Tatsache, etwas besonderes miteinander zu haben, als wären wir füreinander aufgehoben worden - auch wenn ich mich nicht aufgehoben hatte und meine Erfahrungen sicher dazu beitrugen dieses mal zu einem schönen gelassenen ersten mal zu machen.
Es liegt mir fern, Frau weh tun zu wollen - wie Casanova es von sich schreibt, liebe ich die Frauen und will ihnen gut, alle Spielarten des Sex mit mehr oder weniger Gewalt sind mir eher fremd, auch wenn ich manches auch mit ihr ausprobierte, um die Grenzen der Lust kennenzulernen, ist es das Grundgefühl, was zählt. Will keine Frau erobern und ihren Widerstand brechen, sie besiegen, sondern im Gegenteil, sie gewinnen, ihr liebend nahe kommen, sie zu meiner Königin machen und sie auch sexuell erfüllend beglücken.
Wo dies spürbar nicht gelang, auch solche Fälle gab es, fand ich nie wirkliche Befriedigung beim Sex, der für mich eben ein gegenseitiger Akt der Hingabe ist, ein sich schenken mehr als ein sich erobern. Sex ist nur ein Teil in einer Liebe und so trösten sich manche über den schlechten Sex mit dem großen Gefühl hinweg. Vielleicht kann dies glücklich, wer die Verbindung von Sex und Liebe nicht kennt, nichts von der großen Lust und Hingabe weiß, die über allem stehen kann. Vielleicht liegt all dies auch an dem religiösen Ideal der Liebe im Christentum, das zugleich die Sexualität tabuisiert, wie sie die keusche Liebe idealisiert, als wäre Vollkommenheit nicht gerade die Einheit von Körper und Geist, fühlten wir uns beim schönsten Sex nicht vollkommen eins in Gefühl und Lust, wird die Liebe nicht unendlich groß, wo sich Lust und Liebe verbinden.
Diese Frage taucht typischerweise im Verhältnis von Frau und Mann auf, in dem eine Seite der anderen vorwirft, nur auf das eine aus zu sein, was ohne das andere nichts wert wäre. Dabei weiß der liebende Mensch doch, dass beide zusammen gehören und das Bedürfnis nach dem einen auch und gerade Ausdruck des Gefühls sein kann. Bei der, von der ich hier schreibe, gab es solche Vorwürfe auch im Scherz nie. Sie mochte und genoß den Sex und dies stand in keinem Widerspruch zu unserem Gefühl, im Gegenteil, es fand seinen Ausdruck darin, jenseits aller Tabus.
Habe wenig Frauen erobert, würde sogar eher sagen keine, da die male, bei denen ich es nur darauf anlegte, meist schief gingen - wenn sich am Ende eine fand, bei der es gegenseitig genau so vollkommen richtig ist, so widerlegt dies die These der fehlenden Eignung zur Eroberung nicht. Wenn ich wollte und mich bemühte, passierte meist eher nichts, während dort, wo ich eher desinteressiert war, eher das Gegenteil erreichte.
Hier könnte bereits darüber spekuliert werden, ob dies das dialektische Moment ist, das verheiratete Frauen oder Männer für viele so attraktiv macht, den Markt häufiger neu durchmischt aller vorigen Überzeugung zum Trotz. Doch ist es genau in diesem Kapitel müßig, weil es eben nicht so war - zunächst wollte ich nicht wirklich, dann war sie nur mäßig begeistert und schließlich haben wir uns doch lieben gelernt und das auf eine wunderbar freie Weise, die ich damals noch gar nicht richtig würdigen konnte.
Manches genoss ich mit ihr zum ersten mal, von dem ich erst hinterher wusste, wie sehr und warum ich es so liebte und bei allem, was wir taten, ging es immer um das gemeinsame Erleben mehr als die nur einseitige Befriedigung, stand mein Ideal einer Liebe uns immer zur Seite, egal von welcher Seite.
Sie wurde für eine Zeit Teil meiner Familie, diese liebte sie, wie ich sie liebte, sah, wie gut sie mir tat. Wir lebten wie ein Ehepaar in vielem zusammen, nur ohne den in Ehen häufigen Verlust der Lust, dafür mit anderen schlechten Angewohnheiten meinerseits, der ich mir aus ihr, die ich in vieler Hinsicht liebte, noch die ideale Frau backen wollte, was erwartunggemäß schief ging.
Sie war schön, sie war jung und offen, meine Familie liebte sie und es war alles so, wie es sein sollte - unsere Verbindung wuchs auch in geistiger Hinsicht vielfältig und hat nie an Lust miteinander verloren, dennoch schafften wir es nicht, sie zu erhalten, was sicher an mir lag, zumindest auch an mir, der noch nicht ankommen konnte, weiter suchen musste, höher hinaus wollte und vielleicht ein wenig befremdet war von ihrer Zuneigung für meinen besten Freund, auch wenn der nach ihrer Auskunft den kleineren Schwanz hatte und der Sex nicht ganz so erfüllend war.
Wobei sie mir letzteres in einer Krise der beiden erzählte, als wir uns mal wieder für einen kleinen Moment körperlich nahe waren und darum vermutlich nicht zu ernst genommen werden sollte - wir kamen uns auch da nicht zu nahe, zuviel schlechtes Gewissen spielte mit, auch wenn allein der Kuss, den wir uns nochmal gaben, mehr wurde es nie, vertraut nah war. Sie war meine erste große Liebe, die ich heiraten wollte und mit der ich stolz mit meiner Familie lebte, nur hatte ich das Gefühl noch weiter zu müssen, mit 21 noch nicht ganz angekommen zu sein.
Die Erfahrung bestätigte dies nicht - es wurde nicht mehr besser, sehen wir von der großen Liebe ab, die sich schließlich fand, aber auch dieses Urteil ist vermutlich nicht objektiv sondern austauschbar und relativ für jeden, nur die Illusion, es sei so, ist schön genug, mit ihr leben zu wollen, als könnte es nie anders sein. Der Reiz jeder Frau, die anders ist für sich, anders schmeckt, auf anderes an anderen Stellen reagiert und ein Wunder für sich bleibt, blieb und vermutlich musste ich noch durch viele Betten wandern, manche Erfahrungen machen, bevor ich sagen konnte, es braucht nicht mehr und damit, was ist, so würdigen konnte, dass es mir das Schönste blieb, was ich damals nicht konnte, auch wenn beide sich nicht unähnlich sind in manchem, woran vielleicht schon die Zielsicherheit der ersten eher unbeabsichtigten Wahl erkennbar ist, die ich nur noch nicht so absolut würdigen konnte, wie sie es wert gewesen wäre.
Unsere Wege trennten sich irgendwann, sie war einige Jahre die Partnerin meines besten Freundes, womit wir uns ganz natürlich sahen aber auch sonst bemüht waren, uns nie ganz aus den Augen zu verlieren, ich alles tat, sie zumindest zu sehen, wenn ich in der Nähe weilte. Es ist schön, eine alte Liebe, auch wenn sie nicht mehr gelebt wird, würdigen zu können in aller Freundschaft und sich als Vertraute mit geteilter Erinnerung liebevoll zu begegnen und schon wird es hier gewöhnlich und kitschig, warum wir besser schwiegen, wo alles gesagt ist.
Manches mal in den folgenden 20 Jahren fragte ich mich, wie ich mich nur je von dieser Frau trennen konnte, mit der ich alles hatte und mit der es mir einfach gut ging - aber, das Buch wäre kurz geworden und ich hätte nicht gefunden, was ich fand und wer weiß, ob ich die Liebe so hätte würdigen können, ohne die Vielfalt, die es in ihr gab und die wirren Wege, die ich gehen musste. Einen kleinen Rest des Begehrens in der Erinnerung und die Würdigung des anderen jenseits all seiner Verrücktheiten - denke ich daran, wie sie Familien aufstellend die Gründe ihrer Psyche erforschen will auf der Suche nach Erkenntnis oder die Türen der Bahn nur noch mit Taschentüchern öffnet, aus Sorge vor Keimen, mir erzählte ihr wundervoller Po sei nun cirka 3cm tiefer gerutscht mit dem Zahn der Zeit, was ihr nicht gefiele, würde ich vermutlich bei jeder anderen nur den Kopf schütteln - ihr aber verzeihe ich alles und hoffe für sie, sie möge glücklich sein, mit dem, was sie tut, um sich ihre Träume, die wir einst teilten, erfüllen.
Bevor es nun endgültig in den Kitsch abgleitet und ich in grenzenlosem Lob mich ergehe, erinnere ich mich kurz an das Ende, das mit einer Segeltour mit dem besten Freund aber ohne sie und dafür mit einer sehr jungen Rothaarigen begann, womit wir am Ende dieser Liebesgeschichte fast sind und den Anfang, der noch keiner wurde, im nächsten erzählen wollen.
Der Traum von der großen Liebe ist geblieben und es hat 23 Jahre gedauert, bis ich wieder dachte, doch, dass gibt es wirklich und es kann sein und noch mehr. Manchmal in der Menge zweifelnd und mich fragend, ob nicht allein die Suche ewig mein Ziel bliebe, habe ich im Moment, in dem sie sich zeigte, wieder die Perspektive wechseln können und das mögliche gelebt. Wenn alles stimmt, ist es gut, auch wenn nicht alles stimmt, kann alles gut sein, wenn es sich so anfühlt, als sei alles gut und dann muss eben irgendwann der Moment da sein, in dem du dir sagst, nun ist es gut und auch wenn vielleicht noch viel neues zu erwarten wäre, ist nichts es wert, den Traum von der großen Liebe dafür aufzugeben aber vermutlich wächst das Bewusstsein für diese simple Tatsache erst mit der Zeit und Erfahrung und so füge ich mich in das, was ist und würdige was war erzählend.
jens tuengerthal 30.12.15
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen