Dienstag, 8. Dezember 2015

Frauenliebe 005

Sommerliebe in rot

Es war Sommer und es war in England, genauer an der Mündung der Themse - gerade hatte ich die 8. Klasse mit Nachprüfung doch noch geschafft und nun ging es allein zum Ferienkurs mit lauter Jugendlichen, die ich nicht kannte, aber wir hatten ja noch eine lange Reise mit Zug und Fähre, uns kennenzulernen. Einen Tunnel gab es noch nicht, Flüge waren noch zu teuer und so machte sich eine altersgemischte Gruppe mit der Bahn auf, nicht ahnend, was sie erwartete.

Einquartiert war ich bei einer pakistanischstämmigen Familie, die englisch mit Akzent sprach, nicht das klassische Oxford meiner Mutter und Großmutter, eine Chance etwas zu lernen, die mich aber etwas befremdete und irgendwie fühlte ich mich fremd dort, der Fernseher lief ständig, die Gasteltern waren sehr freundlich aber wir näherten uns nicht wirklich, derjenige, mit dem ich zusammen einquartiert wurde, war zwar etwa mein Alter ansonsten aber eher der Typ Langweiler, uns verband nicht viel, eine Freundschaft entstand daraus nicht, großer Austausch fand nicht statt.

Viel mehr Glück hatte mein rothaariger Schwarm, den ich schon auf der Fahrt entdeckt hatte und die Anziehung war irgendwie gegenseitig, wir kamen ins Gespräch, berührten uns und irgendwann fiel der erste Kuss. Schon mein Vater hatte immer von roten Haaren geschwärmt, auch wenn ich nicht weiß, ob er damit jemals mehr als theoretische Erfahrungen gemacht hatte. Es war etwas besonderes und ihre wilde dunkelrote Mähne zu den vielen Sommersprossen und dem offenen Lachen war so hinreißend, dass ich mich wie ein König fühlte, dass die Schönste von allen ausgerechnet mich auserwählt hatte.

Wobei ich gar nicht wusste, ob wir schon davon sprechen konnten, auserwählt zu sein - es hatte sich halt die Gelegenheit ergeben und wir genossen, was war, redeten noch nicht viel über unser Leben zuhause in Deutschland. Beim Unterricht und in den Pausen sahen wir uns und dann Abends bei beschränkten Veranstaltungen, die 14-15jährige eben besuchen durften. Sie war schon 15, war also etwas älter als ich, ging auf die 16 zu, ab denen ja viel mehr schon erlaubt war und schien mir auch darum als eine Traumfrau.

Meinen Zimmergenossen interessierte das nicht sonderlich, er übte englisch, das er nicht besonders sprach und wenn mit sehr deutschem Akzent, während ich mich immer bemühte das etwas schnöselige Oxford-Englisch meiner Großmutter zu imitieren, was vermutlich sehr affektiert klang, jedenfalls bekam ich auffällig viele Komplimente für mein sehr englisches Englisch, was ich aber, nicht ganz von dieser Welt manchmal, als Kompliment für meine Großmutter eher sah, denn als iroischer Witz, der es vermutlich war.

Auch meine Liebste, die ja ziemlich wohlgesonnen war, bekam die Geschichten meiner Großmutter zu hören und gab sich dabei interessiert und höflich, was ich ihr heute noch hoch anrechne, wenn ich innerlich die Augen verdrehe, wenn ich sie meine Mutter mal wieder erzählen höre, aber es war ja das erste mal und wir hörten uns wohl beide gern reden und auf den Inhalt kam es dabei nicht so sehr an.

Leider fanden wir in England keine Möglichkeit, einmal für uns zu sein, denn sie schien auch Zärtlichkeiten nicht abgeneigt und so vereinten sich Gefühl und Lust, auch wenn sie mangels Gelegenheit noch keine Erfüllung fand, erstmals in einer Person und mit der irgendwann Aussicht auf Erfüllung und ich träumte schon davon, meinem Vater meine etwas ältere rothaarige Freundin vorzustellen, stolz wie ein Jäger, der mit dem schönsten Hirsch des Waldes heim kommt - nur das dieser lebte und mit mir weiter wachsen sollte, warum das Bild eigentlich unpassend ist, aber andererseits treffend ganz atavistische Gefühle beschreibt mit dem Bedürfnis eine schöne Frau, stolz zu zeigen als Eroberung, die mich in ihrem Schatten glänzen ließ.

Ist also auch alle Liebe nur eine Form von Eitelkeit, die ihre Befriedigung in der Bestätigung außen sucht oder war das nur eine pubertäre Vorform von Liebe?

Weiß es nicht, vermutlich spielt beides eine Rolle, sagte doch schon der olle Gryphius, wenn auch von 30 Jahren Krieg ein wenig traumatisiert, alles ist eitel - aber in Afghanistan kämpfen sie nun schon länger und so lange wird es in Syrien womöglich auch dauern und damit auch hier und so könnte der Ton wieder passender werden als gedacht, auch wenn er sich weniger auf die Liebe als die Grenzen des menschlichen Seins bezog.

Unterscheide nicht formell mehr zwischen Liebe und verliebt sein, zwischen mögen und lieben, weil ich es albern finde - Liebe ist Liebe und ich kann mir nun immer sagen, nur noch mit Frauen zu schlafen, die ich auch liebe, weil alles andere nur Sex und langweilig also wäre. Die Abstufung ist ohnehin immer fließend und nur näherungsweise graduell möglich. Es gibt für mich nicht mehr die Stufe, wo ich es Liebe nenne und die andere, wo ich nur von verliebt spreche, wann es nur ein Gefühl war, das den Namen Liebe angeblich noch nicht verdient und wann der Trieb viel stärker ist, als alles Gefühl schon sein kann.

Wichtig ist mir heute, dass ich, was ich dort tue mit Gefühl und Barock wie ich vom Wesen her eben bin, tue, obiger Gryphius lässt grüßen, zum Glück noch nicht so sehr von der Gestalt, wobei ich gerade das ja bei Damen auch sehr lieben kann, aber das wäre nun eine andere Geschichte und glücklich bin ich mich inzwischen von allen Vorlieben freigemacht zu haben, Frau so zu lieben und zu genießen, wie sie eben vor mir erscheint und jede ist auf ihre Art eine Erscheinung, auch wenn ich dabei manchmal über das Ziel hinausschieße, aber, wer mich liebt, wird es zu schätzen wissen, die anderen gehen mich nichts an und tun hoffentlich nicht zu lange weh, wenn sie irritiert, spurlos verschwinden.

Hier erzähle ich die Geschichte meiner Lieben, die alle noch irgendwie und irgendwo in mir leben, auch wenn nicht immer sofort ihr Geschmack beim ersten Gedanken präsent wieder ist, entsteht doch mit der Zeit ein immer schärferes Bild der Erinnerung in mir, lodern die Flammen immer weiter, auch wenn aus dem kleinen Feuer längst ein Flächenbrand wurde, nur um im Bild zu bleiben, kann ich jede Flamme so schreibend für sich entstehen und so auch jene erste Rothaarige in meinem Leben, die mich verstehen ließ, was mein Vater meinte, trotz aller Zweifel an seiner tatsächlichen sachlichen Ahnung, aber immerhin war er Mediziner und hatte vermutlich tausende Frauen rein beruflich nackt gesehen und also auch das lodernde Feuer der rothaarigen visuell zumindest gekostet.

Bei mir blieb es während der 3 Wochen in England beim noch etwas oberflächlichen ersten Eindruck, der mich hinreichend faszinierte, geradezu fesselte. Mit der üblichen empfindlichen Haut der rothaarigen ging sie auch an Strandtagen nicht zu lange in die Sonne und ich gesellte mich, vom vorigen Toscanaurlaub schon gut gebräunt, zu ihr in den Strandkorb oder unter den Schirm, während die anderen im etwas trüben Wasser der Themsemündung ihren Spaß hatten und wir küssten uns in diesen wenigen unbeobachteten Momenten sehr heiß, es fühlte sich genau richtig an, sie schob meine Hand weder von ihrem Busen noch zwischen ihren Beinen weg, im Gegenteil, es schien ihr sehr angenehm und sie scheute sich nicht umgekehrt zuzugreifen, was mich etwas besorgte, was denn wohl die anderen sagen würden, schauten sie nun oder kämen sie und meine Erregung wäre dann zumindest sichtbar gewesen.

Die anderen waren beschäftigt und als sie kamen hatten wir aus natürlicher Scheu schon aufgehört, waren nicht weiter gegangen, als schnell wieder einzupacken möglich machte, so hatte ich die verzaubernden roten Schamhaare berührt, bervor ich sie sehen durfte, von der Seite unter ihren Badeanzug rutschend, der reativ hoch geschnitten war, den Venushügel hinauf, die Haare zart kraulend und dann relativ zielbewusst zwischen ihre feuchten Lippen, direkt hinein ins Ziel der Männerträume, statt zuvor noch den Nevenausgang zu stimulieren - sie zuckte nur ein wenig und sagte flüsternd Vorsicht und dann wollte ich nur noch ganz vorsichtig sein, ich war ja so verliebt und war vermutlich wiederum zu vorsichtig, doch hier das richtige Maß zwischen gewünschtem heftigen Zugriff und vorsichtigen Tasten wie sportlichem Stimulieren zu finden, ist wohl die hohe Kunst, die wir erst mit Gewohnheit und Gelassenheit erlernen können, weil es weniger um Technik oder bloße Feinmotorik geht - im richtigen Moment darf es auch etwas grobmotorischer sein, als um um echte Leidenschaft und das Gefühl füreinander, was schon in der Beschreibung ein sehr schwammiger Begriff bleibt.

Diese Viertelstunde war die heißeste Szene mit meiner rothaarigen Sommerliebe in England, deren Namen ich wie üblich dezent verschweige, der ersten Rothaarigen in meinem Leben. Aber zum Glück wohnten wir wieder in Deutschland nicht allzuweit auseinander und so konnten wir uns bald nach der Rückkehr bei mir treffen - sie kam mit dem Fahrrad, ich holte sie auf dem Hügel in der Mitte zwischen den beiden Orten ab und wir fuhren zu mir, wo wir uns endlich ungestört auf mein Matratzenlager zurückzogen. Wir knutschten innig, zogen uns bei Tageslicht aus - es war am Vormittag in der noch verbleibenden letzten Ferienwoche und ich sah zum ersten mal einen roten Busch und war fasziniert, küsste dies Wunder der Natur, was die Farbe oben in einem noch intensiveren Orange wiedergab und schmolz dahin, küsste ein wenig unbeholfen diesen Zauberort immer wieder, wobei mich der Geschmack überraschte, es schmeckte ein wenig Pizza, was sie vor ihrer Abfahrt noch noch gegessen hatte, wie sie entschuldigend einen Fleck erklärt hatte, den ich ohne ihre Erklärung nie wahrgenommen hätte. Was an dieser Stellte Grund zu einem Ausflug in die unterschiedliche Wahrnehmung von Männern und Frauen gäbe, der aber etwas zu weit führte, warum er noch verschoben werden soll. Nur soviel, ich betrachte die Frau als ein Wunder, an dem ich mich freue, von Gefühl in der Wahrnehmung noch dazu beeinträchtigt, sehe ich meist nur die Schönheit und übersehe lieber alles andere, um die Schönheit ausgiebig zu genießen. Frau schaut da irgendwie anders und spannend daran ist, dass Frau eher von sich behauptet, aus dem Bauch zu entscheiden, während Mann meint, sein Urteil sei eher von objektiven Kriterien geprägt nüchtern und beide tun gern das genaue Gegenteil von dem, was sie von sich behaupten - dies mag nicht immer so sein, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Erkenntnis darob erleichtert vieles im Umgang miteinander, wir tun miteinander oft das Gegenteil von dem, was wir sagen.

Das hinter der Geschmackskonzentration im Schoss der Frau kein großer Zauber sondern die räumliche Nähe von Eingang und Ausgang steckt, wusste ich sehr lange nicht, betrieb dazu noch als Erwachsener intensive Feldforschung, die diese verwirrende Kontinuität noch weiter zu belegen schien, zumindest meistens und je nach Zeitpunkt im Zyklus, da dieser, neben dem Essen, der entscheidende Faktor ist, der den Geschmack hormonell bedingt verändert und bestimmt, womit du mit etwas Erfahrung genau vorab schmecken kannst, an welchem Zeitpunkt im Zyklus eine Frau steht, wann sie fruchtbar ist, wann sie kurz vor der Regel steht und was daraus folgt - davon wusste ich mit 14 noch nichts, hatte überhaupt relativ wenig Ahnung von Verhütung, dem vermeintlichen Frauenthema.

Als ich sie fragte ob wir nun wollten, fragte sie, ob ich denn Kondome da hätte, was ich mit meinen 14 natürlich nicht hatte, nicht mal einen Gedanken vorher daran verschwendet, die Natur würde es schon regeln dachte ich und zeigte mich aber gleich sehr ernsthaft besorgt. Darum durfte ich diesmal zwar kosten, ihren Busen küssen und sie rieb meinen Schwanz, wie es mir schien, mit viel Erfahrung zum ich meine glücklichen Ende nach welchem wir selig Arm in Arm noch ein ernstes Gespräch über die Zukunft unserer Beziehung führten und sie gestand mir, es gäbe da noch einen anderen, derzeit in Berlin oder überhaupt Student da und es entschiede sich jetzt, wenn sie hinführe, sie wollte nur vorher ehrlich sein.

So endete die Liebe eines Sommers ohne Vollzug und mit schon gebremster Leidenschaft, da ich mich vorsichtshalber gar nicht der Hoffnung hingab mit einem Studenten oder Abiturienten, der vor der Bundeswehr geflohen war, konkurrieren zun können. Um nicht dem depressiven Herzschmerz zu verfallen, konzentrierte ich mich sogleich auf andere Felder der Liebe, die es zuvor schon gab und die ich nach England ganz offen und ehrlich der älteren Rothaarigen wegen noch ein wenig in die Warteschleife schickte - noch heute staune ich, was mit Offenheit in der Liebe alles möglich war - sich ganz offen mehrere parallel halten, ist nicht so einfach und erfordert, so wir es verschwiegen tun einen enormen Aufwand an Verwaltung und Geheimhaltung, der einem die ganze Lust beim einen oder anderen rauben kann, alles zum eher sportlichen Ereignis macht, anstrengender in manchem als ein gutes Schachspiel und noch dazu eines mit nur Damen, bei denen keiner weiß, wie sie sich als nächstes bewegen - unberechenbare Züge im emotionalen Gefüge - es gibt diese Fälle und ich weiß wieviel Energie manche Männer darauf verwenden, zu tarnen, statt zu genießen, warum es besser ist, alles mit einer zu genießen, statt halbe Sachen nicht wirklich und sich vom Kitzel des Verbots reizen zu lassen, der irgendwann auch eher langweilig wird, so gesehen ist Treue für mich kein Gebot der Moral, das soll jeder für sich entscheiden, nur des meist größeren Genusses, denn guter Sex erfordert neben Gefühl füreinander auch ein einspielen miteinander.

Was danach kommt und noch in doppelter Konkurrenz stand und überstand sind noch zwei eigene Geschichten aber dazu morgen, hier bleibt nur zu sagen, wovon mein Vater nur theoretisch sprach, wie ich vermute, kannte ich nun auch praktisch und ich weiß nicht warum - rote Haare sind manchen Salto wert und halten mehr als sie versprechen - aber vermutlich ist das auch Unsinn sondern nur meine glückliche Auswahl lustbegabter rothaariger Frauen unterschiedlichen Alters, lassen wir es dahinstehen und genießen es, wie es ist.
jens tuengerthal 8.12.15
 
 

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