Samstag, 5. Dezember 2015

Frauenliebe 002

Vom ersten mal

Welche Rolle spielt das erste mal für das weitere Sexleben, wie prägend ist es oder werfen wir diesen ganzen psychoanalytischen Blödsinn lieber als zu banal über Bord, fragte ich mich, als ich anfing darüber zu schreiben - viele sagen, es bestimme das ganze Leben mit, getragen von einer mystischen Vorstellung von der Verbindung von Liebe und Lust, die uns dazu treibt - und ich halte es für übertriebenen Unsinn, der einem natürlichen Vorgang einen Heiligenschein umhängt - als ich zum ersten mal lesen lernte oder einen Stift führte, geschah vermutlich bedeutenderes für mein weiteres Leben und vielleicht sogar für irgendeine diesen Unsinn lesende Nachwelt, aber ich habe es schlicht vergessen und halte es im übrigen keiner Erinnerung mehr für würdig, was an sich bezeichnend genug wäre.

Als ich es anfing dachte ich weniger, als ich fürchtete, dunkel ahnend, wenig noch wissend, mit schlechtem Gewissen, weil konnte es ohne die große Liebe richtig sein, einfach so, um es auszuprobieren wie im Spiel zum Spaß?

Obwohl schon biologisch aufgeklärt und wissend, um was es ging, war ich doch voller Angst, etwas falsch zu machen, dies Besondere nicht richtig zu machen, auch wenn es damals nur ein Spiel war eher als die echte Hingabe aus Liebe, die kam erst viele Jahre später und bis sie dabei auch noch glücklich machte, dauerte noch länger. Dabei unterscheide ich Glück und bloße Befriedigung, was aber ein zu weites Feld wäre es schon vorm ersten mal zu erzählen; es egab sich ja auch in meinem Bewusstsein erst mit wachsender Erfahrung, dass die Befriedigung des Triebes nicht der größte Teil des Glücks beim Sex ist sondern die gewollte Nähe, aber dazu später, wenn ich, der ich hier von meiner Liebe zu den Frauen und wie sie wurde, was sie ist, erzähle, wann es mir bewusst wurde und was den Unterschied machte, dort ankomme, wo ich das Glück als solches zu verstehen begann.

Die Angst war dabei, von Anfang an, gerade als ich noch nicht wusste, was mich erwartet, wohin es führt und vor allem wie es richtig wäre - wie mache ich es richtig, so dass Frau mich toll findet, weiter will, alle glücklich sind am Ende und ich ein Held zwischen Casanova werde, den ich noch nicht gelesen hatte, und Werther, von dessen Hingabe an die Liebe ich zumindest schon gehört hatte. Diese beiden auch literarischen Gestalten wie ihre realen Vorbilder wurden später prägend bis zu einem Traum von Liebe, der aus nichts als geträumten Orten womöglich bestand und doch seltsam lange trug. weil Gefühl stärker sein kann als alle Vernunft.

Knapp zehn war ich beim ersten mal, vielleicht auch etwas jünger und wie es die Natur so vorsah, funktionierte es eher weniger, war noch weit von dem, was heute noch lieben lässt. Das noch kleine Glied versteifte sich auch ohne großes Vorspiel, schon beim Anblick der Scheide meiner, nun, das lassen wir, wie die Namen in allen Berichte hierzu offen und decken darüber den Mantel der Geschichte, der es jeder der hier Beschriebenen überlässt, sich zu offenbaren, ich verneige mich nur liebend vor ihnen, literarisch irgendwie, ohne die geteilten Geheimnisse verraten zu wollen, was, zugegeben, manchmal wohl einen Salto ins literarische erfordert, aber wer wollte diese Welten bei einem Dichter und Bücherliebhaber so streng trennen?

Wir kannten uns schon ziemlich lang und gut und während unsere Eltern, ich meine, tanzend beschäftigt waren, hatten wir unsere Spiele unter der Bettdecke begonnen. Mag mich meine Erinnerung trügen aber ich meine, es war, nicht nur der Romantik wegen, ein Schloss irgendwo mitten in Deutschland zwischen Hügeln nahe einem Fluß und wir nannten, was dort geschah, in unserer geheimen Sprache später nach diesem Ort. Ich hielt es geheim bis heute, was damals und mit wem geschah, es hätte vermutlich auch keine meiner später Lieben interessiert, was ich als knapp zehnjähriger dort versuchte und was daher logisch mißlang, das zu kleine Glied fand den Weg noch nicht wirklich in die Scheide meiner ersten Geliebten, die es aber nicht sein durfte, was ich mir aus Gründen der Verschwiegenheit aber weiter zu erläutern spare.

Später erst entdeckte ich, dass, was uns als dunkles Geheimnis erschien, ganze Regalreihen des Erotikgenres füllt, keineswegs besonders war und etwa im Hause Habsburg mich auch nichts an einer Heirat oder dem uns verboten scheinenden Vollzug der Liebe gehindert hätte, noch später wurde mir dann klar, wir könnten sogar heiraten, rein rechtlich, damals wussten wir nichts davon und dachten, was wir täten sei nicht nur sündig vom Trieb sondern auch illegal, was zugegeben den Reiz erhöhte, aber diesem ersten mal auch eine seltsame Note gab, wir taten nach unserer Überzeugung etwas Verbotenes.

Dass es nicht klappte, halte ich heute eher für vernachlässigenswert, denn was heißt schon klappen, lehrt die Erfahrung, wie oft tatst du es mit Frauen und es blieb viel weniger Aufregung und Lust im Leben zurück als von diesem ersten mal, das wir aber auch, der Sache halber verschämt, eher unter der Bettdecke probierten als frei und lustvoll schon.

Die ersten Versuche wie ihr Scheitern liegen also im Dunkeln, womit am Anfang wieder wenig Licht war und doch es als ein aufregend lichter Moment in Erinnerung blieb. Es fanden wohl beide so schön, dass wir dies Spiel noch einige male wiederholten aber auch an dann wechselnden Orten der Zusammenkunft, die wir noch nicht frei entschieden, sondern dem Rhytmus des Jahres überließen, behielt es für uns immer den Namen des ersten mal.

Später kam noch eine dazu, ein wenig älter noch als wir zwei fast gleichaltrigen, wenn ich mich richtig entsinne sogar schon knospendem Busen und ersten Haaren über der Scham, was es noch aufregender machte, wenn auch genauso wenig erfüllend, weil die eigene körperliche Mechanik eben noch nicht ganz ausgereift war. Wir versuchten es also zu dritt und waren nun ein Geheimbund der drei, die dies süße Geheimnis teilten. Die letzte und ältere dabei weniger aufgeregt eher lachend abgeklärt, wie sie eben so war, uns jüngeren überlegen und irgendwie vom Ganzen amüsiert.

Die zärtliche Aufregung die ich mit meiner lockigen Liebsten teilte, die ich nicht so nannte, weil wir es beide für ungehörig hielten, auch wenn sie sicher die erste große Liebe meines Lebens war und irgendwie lange bleiben sollte, uneingestanden, überstieg bei weitem, das was ein normaler Vollzug heute noch in mir auslöst und darum ist dieser wenn auch untaugliche doch aber einverständliche Versuch des ersten mal, präsenter und echter als manche zwischendurch blieben, von denen es später noch zu erzählen gilt.

Das wir es später noch einmal taten, längst reifer und erfahrener, doch immer noch ein wenig verschämt, zeugt vielleicht von der fortbestehenden Anziehung oder der doch Magie des ersten mal, das ich ansonsten rein technisch für völlig überbewertet halte. Wie überhaupt dieser Jungfrauenkult mehr etwas mit Macht als mit Lust zu tun hat, denn so schön es auch ist, einer Frau, die noch keine Erfahrung hat, den Weg zur Lust zu eröffnen mit gelassener Erfahrung, so wenig hat sie oft davon. empfindet das Eindringen als eher schmerzhaft und wenn nicht so doch noch lange nicht so schön und lustvoll wie mit mehr Erfahrung und Männer sind beim ersten mal schrecklich unsicher, was das Gelingen oft schon verhindert, statt einfach zu genießen, was ist. Wie Frauen genau ihre Unsicherheit dabei zu überspielen versuchen, weiß ich nicht, vermutlich unterschiedlich je nach Typ, bei Männern aber kann ich mit Sicherheit sagen, dass viel Großmäuligkeit beim Thema Sex mehr mit eigener Unsicherheit zu tun hat und die Sprüche, wie es zu sein hätte, immer von denen kommen, die real am wenigsten Ahnung haben, was schön ist und einander gut tut.

Das erste mal war also noch gar kein erstes mal, stellte trotz vorhandener Furcht noch einen untauglichen Versuch dar, mein Schwanz war noch zu klein und trotz erregter Versteifung noch nicht fähig in den noch ziemlich geschlossenen Schoß einzudringen. Aber es war das erste mal miteinander gewollt, von Lust und Aufregung getragen, in dem Bedürfnis sich mittig nahe zu sein, als sei dies unsere Natur. Diese Sehnsucht sich mittig ganz nah zu sein, hat mich also schon früh gepackt und immer noch nicht losgelassen.

Ist es die Nähe oder die Hoffnung auf Befriedigung der Triebe, mehr das Eindringen oder das sich einander ergeben, am Ende gar die Summe aus allem, was uns dazu antreibt, die Sache so aufregend macht und uns das erste mal als ein Wunder erscheinen lässt - auch wenn es nur eine verstreute Summe von Versuchen aufgeregter Kinder waren, die zu dem, was sie wollten, noch nicht die körperlichen Fähigkeiten besaßen, bleibt der besondere Moment dieses ersten mal im Schlosshotel als Kinder, deren Eltern sich irgendwo unweit vergnügten und hat etwas heiliges, das blieb bis zum ersten Gelingen etwa zwei Jahre später wovon aber später noch zu erzählen sein wird, ihm voraus ging nämlich die erste Erfahrung in Onanie, die nur eher indirekt etwas mit der Liebe zu den Frauen zu tun hat, aber dazu im nächsten Kapitel.
jens tuengerthal 5.12.15

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