Mittwoch, 8. November 2017

Geschlechtlich

Nun gibt es mindestens drei Geschlechter oder noch mehr, wie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe just beschied auf die Verfassungsbeschwerde eines Bürgers hin, der sich von den Behörden diskriminiert sah.

Darum müssen nun alle Formulare geändert werden, Behörden sich umstellen, alle ihr Denken ändern, es wird viel kosten und die Reaktionäre werden wieder nölen, ob dieser Links-Grüne Unsinn denn sein müsse und wenn sie rechtsradikal sind, werden sie alles Links-Grüne noch versifft nennen, weil alles, was von der Gewohnheit abweicht, doch nichts taugen kann.

Fragte mich wer, wie ich das denn finde, würde ich sagen, dass es bei Dingen der Natur und ihrer Wahrnehmung nicht um mein Empfinden sondern um Fakten geht. Genau wie keiner mehr wegen seiner Religion oder Rasse ausgegrenzt werden darf, dies eine Straftat darstellte, muss es auch beim Geschlecht sein und steht so wörtlich im Grundgesetz in Artikel 3 III, der das Geschlecht sogar zuerst nennt. Finde die Entscheidung also nicht verwunderlich sondern nur logisch und konsequent.

Schon die alten Griechen benannten die Hermaphroditen als zweigeschlechtlich nach ihren Göttern Hermes und Aphrodite. Ovid erzählt die Geschichte vom schönen Hermaphroditos, in den sich die Nymphe Salmakis verliebt und die daraufhin mit ihm von den Göttern Hermes und Aphrodite, die sie um Hilfe rief, zu einem doppelten Geschlecht vereint wird, während sie im See baden, damit nichts sie mehr trennen könne und der so verwandelte Jüngling wünscht sich von seinen Eltern, dass es jedem Knaben, der künftig dort bade, genauso ergehen solle

Es gibt viele Varianten des Seins und wenn wir nicht nach dem Geschlecht diskriminieren dürfen, meint das eben nicht nur die neue #MeToo-Hysterie als Betroffenheits-GAU sondern auch die Offenheit für neue Formen des Seins, die in kein Schema passen. Finde das gut so und es zeigt, wie lebendig eine Gesellschaft ist, wenn das Denken auch die Richtung wechseln kann - geben wir den Gedanken diese Freiheit, können sie sich ungestört entfalten.

Alle die das Denken beschränken oder in geistigen Schranken leben, wie Trump es mit seinem Verbot für das Dritte-Geschlecht in der Army jüngst wieder bewies, offenbaren nur ihre Armut und zeigen sich als Verlierer der Evolution, die längst über sie hinweg ging. Wie es ein Putin mit seiner Intoleranz gegenüber Homosexuellen beweist und es die chinesische Führung auch immer wieder zeigt.

Es gibt Zeiten, in denen die Zurückgebliebenen wie Trump und seine Anhänger mehr Zulauf finden, weil nicht jeder fähig ist, flexibel zu denken und sich neuen Bedingungen zu stellen - doch sind diese auf die Evolution betrachtet völlig unbeachtliche Ausreißer, die sich überleben werden. Der höhere Zuspruch für die Partei der starren, unflexiblen Geister im Osten Deutschlands zeigt, wie nachhaltig und langfristig Diktaturen dem Denken und damit der Entwicklung schaden, sie ganze Kulturen stagnieren lassen, wie bei Polen und Ungarn auch zu beobachten ist.

Gut, wenn das Bundesverfassungsgericht nun dem stagnierenden Stand der Richter auch bestätigte, wie falsch er lag, eine Diskriminierung weiter für zulässig zu halten. Vielleicht können sich diese nun im Sinne der Evolution zu höherer Flexibilität weiter entwickeln, um ihr Überleben zu sichern, die Notwendigkeit ihrer Existenz zu begründen, darwinistisch gesprochen. So wird es den Pegiden mit ihrer Furcht vor dem linksgrünversifften Multikulti auch gehen. Dieser kleine Ausreißer der Evolution als stagnierendes Element mit geringer Offenheit für Veränderung, wird sich als zu unflexibel bald von alleine überleben und auch das drückt das neue Urteil treffend aus, Intoleranz hat sich erledigt.

Es gibt viel mehr als wir gewohnt sind und das ist gut so. Die Zukunft gestaltet, wer offen bleibt und lernt mit Neuem umzugehen, während die Unflexiblen nur Verwalter des eigenen Nachlass einer aussterbenden Gesellschaft sind. Eine vielleicht Randnotiz in den Geschichtsbüchern, mehr nicht.

Wir können nun in Ruhe beobachten, wie sich das Denken auch zum Thema Geschlecht weiter verändern wird und das wird auch den Umgang miteinander wie mit Rollen und Mustern verändern, die wir gewohnt sind. Gut so, davon leben wir und damit überleben wir besser. Spannend wird dabei auch die Diskussion werden, wieviel Rolle tatsächlich genetisch bedingt und damit angeboren ist und welche Teile durch eine wie auch immer geprägte Erziehung bedingt sind.

Was ist wirklich unsere Natur im Geschlecht und wo verhalten wir uns den Mustern unserer Erziehung entsprechend?

Es ist gut manchmal ein wenig aus der Rolle zu fallen, um seinen eigenen Weg zu finden, der selten vorgegebenen Mustern entspricht. Sicher darf es nicht nur um Selbstfindung gehen, sollten wir solche Bedürfnisse auch anderen Aufgaben unterordnen können - doch ist immer leistungsfähiger, wer in sich ruht.

Diktaturen zerstören die Kreativität. China ist meisterhaft in Plagiaten und schwach in der Innovation. In Russland zeigt sich ähnliches. Die Amerikaner, die Trump folgen, bewegen sich auch auf dem Pfad der simplen Antworten, die keinen Fortschritt bringen. Wie gut, wenn Europa noch für Entwicklung des Geistes, Flexibilität und Offenheit steht und wer das nicht versteht, sollte sich aus Europa in die intoleranten Regionen verziehen, hier braucht sie keiner.

So werden all diese intoleranten Regionen der Welt geistig immer träger und weiter abgehängt werden, wie hochgerüstet und reich sie auch sein mögen, sie sind für die Entwicklung des Menschen nicht von Interesse, an dessen Spitze ihrer toleranten Flexibilität wegen lange die USA standen. So sehe ich dies Urteil zum Geschlecht und seiner Vielfalt im globalen Kontext und denke Europa ist auf einem guten Weg und kann sich solche Ausreißer für die Zurückgebliebenen wie AfD und FN auch mal leisten, die lediglich Grabpflege auf dem Friedhof der Ideologien betreiben.

jens tuengerthal 8.11.2017

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