Montag, 13. November 2017

Schlafglück

Wie wäre es mit ein wenig Winterschlaf?

Herrlich, dachte ich, wir wären aller Sorgen ledig und alle die sich über den grauen Herbst aufregen, denen schnell zu kalt wird, verschliefen ihn einfach und Menschen wie ich, die gerade den Herbst und die Kälte mehr schätzen, verschliefen dafür den Sommer und genössen lange Spaziergänge in bunter oder kahler Landschaft.

Die Sommer und Hitze lieben, verschliefen den Winter und Herbst, Menschen wie ich eher den Sommer mit seiner matten Hitze und Schwüle und so träfen sich auch nur noch Menschen aktiv, sei es im virtuellen oder im realen Raum, die sich in ihrer jeweiligen Umgebung wohl fühlen und der Rest verschlief die Zeit, in der sie ohnehin lieber nörgeln.

Meine Liebste etwa findet heiße Sommertage entsetzlich und bleibt dann lieber in kühlen Räumen, statt sich noch in die Sonne zu legen, warum sie immer eher eine vornehme Blässe trägt, die so gut zu ihrer feengleichen Gestalt passt. Wir beide lieben Herbst und Winter - genießen diese Zeit mehr als jede andere im Jahr und könnten die heißen Tage einfach verschlafen, auch wenn ich sagen muss, dass ich die langen Nächte vor den Cafés, wenn es erst um nach elf dunkel wird, auch sehr liebe, nur auf Hitze und Schwüle könnte ich gänzlich und immer verzichten.

Eine Freundin von mir dagegen fährt jedes Jahr nach dem Berliner November und Dezember mit dem Flieger gen Asien auf heiße Inseln nahe dem Äquator und lässt es sich dort gut gehen, erkundet den Dschungel und die Inselwelt in der Wärme. Kein Mensch würde mich je auf eine solche Insel bekommen, wozu auch, zwar verbringt sie dafür Silvester schon seit Ewigkeiten immer auf Hiddensee, was den kühlen Ausgleich bringt aber für mich genauso fragwürdig ist - wozu durch die Welt rasen, um nirgendwo anzukommen, aber so verschieden sind eben Menschen und zum Glück habe ich die Frau gefunden, die in Leidenschaft und Lebensrhythmus wie ich tickt, auch am liebsten liest und es sich gut gehen lässt.

Doch bevor ich mich nun in den verschiedenen Neigungen zu Reisen oder nicht verirre, die jeder zu bestimmten Jahreszeiten hat, konzentriere ich mich lieber wieder auf das Thema dieses kleinen schläfrigen Essay.

Ein Sommer und ein Winterschlaf je nach Neigung wären gut - Menschen zögen sich dann in geschützte Schlafhöhlen zurück, die dem jeweiligen Bedürfnis entsprechend, angenehm temperiert wären. Dann ruhte monatelang unsere Arbeit oder wir würden durch andere dort ersetzt, weil wir einfach unsere Schlafphase hätten und das Leben in der Horizontalen genössen.

Was gibt es schöneres, als gut ausgeschlafen und erholt zu sein und sich nur zu den Zeiten, anzustrengen, die einem liegen, statt sich Teile des Jahres zu quälen, wenn wir doch lieber schliefen.

Die Welt würde sich in Schläfer und Wacher teilen, die jeweils nach einem halben Jahr die Position wechselten - in dieser Zeit müssten wir dann auch nicht die ganze Zeit arbeiten, aber so, dass es für das Jahr genügt, um die andere Hälfte des Jahres geruhsam im Winter- oder Sommerschlaf zu verbringen. Wir wären das Problem ewiger Urlaube und Ferienreisen los - wir verschliefen einfach mehr oder weniger die Zeit im Jahr, die uns nicht so gut gefällt und genössen die andere im üblichen Rhythmus.

Diese auch ökologisch sehr vorteilhaften Schlafpausen für einen Teil der Bevölkerung  machte den Rest, der mehr Gleichgesinnte begegneten, wieder zufriedener und erhöhte die Leistungskraft der Wachen, die weniger krank wären, weil sie genau in der Zeit aktiv wären, die ihrem - das Kurunwesen würde entbehrlich, weil die Menschen sich einfach abwechselten und jeweils ein halbes Jahr mehr mit sich und bei sich zubrächten, auch wenn sie nicht ständig schliefen, könnten sie es zumindest, würden sich entspannt erholen oder lesen oder etwa Kinder zeugen oder nicht, je nach den sozialen Bedingungen ihrer Gesellschaft.

Lange und viel schlafen, scheint mir etwas Gutes zu haben, weil der Körper sich an Erholung holt, was er braucht. Neige gewöhnlich dazu, eher sehr wenig zu schlafen. Begnüge mich mit maximal 4h am Stück, doch manchmal könnte ich ganze Tage lang schlafen und dann ist es auch gut so, dies zu tun, um dem Körper seinen natürlichen Weg zu lassen und ihn nicht zu ihm fremden Gewohnheiten zu zwingen.

Liebe den Herbst und gehe auch gern bei Eiseskälte noch spazieren, dennoch finde ich die Vorstellung eine mit Lebensmitteln und Lesestoff gut versorgte Höhle monatelang nicht verlassen zu müssen herrlich und würde, hätte ich je Urlaub und schriebe nicht immer, ihn mir so nehmen, dass ich nichts als Lesen an dem Ort müsste, an dem ich mich wohl fühle, was mein Zuhause logisch ist.

Wie schön wäre die Welt, wenn wir auf all die Wetternörgler zu jeder Jahreszeit verzichten würden, sie verschliefen, was ihnen nicht gefiel und dann in ihrer Höhle blieben?

Weniger zu wollen und sich mehr Auszeit zu nehmen, in der wir nichts tun,, nirgends hin müssen, schlafen, lesen, entspannen, Sex haben, täte der Welt mutmaßlich besser als viele ehrgeizige Klimaverhandlungen. Entschleunigung ist das Rezept der Zukunft. Weniger wollen und damit mehr haben und genießen, macht glücklicher als der umgekehrte Weg und dieser fängt beim absoluten Nichtstun im Schlaf an. Genießen wir es, schlafen wir mehr und gut, damit es uns allen gelassen besser geht und wir dann fähig sind, wenn es uns gerade liegt. Wir müssen nirgendwohin, brauchen weniger und genießen viel mehr, wenn wir wieder mehr und entspannt schlafen und am besten wird dies, wenn wir es miteinander selig tun.

jens tuengerthal 13.11.2017

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