Liebster
Die Liebe ist ein großer Unsinn
Beruht meist auf Täuschung
Führt zu großer Enttäuschung
Hinterlässt gebrochene Herzen
Die sich mühsam nur flicken
Aber wie gerne bin ich doch
Der Liebste von einer zumindest
Im Moment der Begegnung mit
Der dann Liebsten für mich was
Ja irgendwie auch zusammenpasst
Dieses meist kurzzeitige Glück
Was durch längeres Leiden dafür
Weniger lohnend verfolgt wird
Schafft eine solche Magie noch
Dass alle Erfahrung vergessen
Ob das gut und besser so ist
Bin ich mir noch nicht ganz einig
Beurteile ich verliebt völlig anders
Als mit genug gelassenem Abstand
Enthalte mich darum lieber dazu
Aber sogar vernünftig betrachtet lohnt
Liebster sein immer auch ganz ohne
Jeden Wettstreit dabei weil also im
Superlativ zu stehen sich super anfühlt
Zumindest für Momente mit Gefühl
jens tuengerthal 19.2.25
Das Gedicht „Liebster“ präsentiert eine interessant ambivalente Haltung gegenüber der Liebe – einerseits betont es ihre trügerische Natur und ihre schmerzhaften Folgen, andererseits erkennt es ihre außergewöhnliche Kraft und Magie an, die die Menschen trotz allem immer noch an sie glauben lässt.
AntwortenLöschenDie erste Strophe scheint ein pessimistisches Urteil über die Liebe zu sein – sie wird als „großer Unsinn“ beschrieben, der zu Illusionen, Enttäuschungen und gebrochenen Herzen führt, die nur schwer wieder zu heilen sind. Dennoch bekennt der Dichter in den folgenden Zeilen, dass es ihm Freude macht, ein „Liebster“ zu sein – zumindest für einen Moment. Es weist auf die Vergänglichkeit des Glücks hin, das aus der Liebe erwächst, schätzt aber gleichzeitig den Augenblick, selbst wenn dies später zu Leid führt.
Ein interessanter Aspekt des Gedichtes ist die Reflexion über die Perspektive der Bewertung der Liebe – ein verliebter Mensch sieht sie völlig anders, als jemand, der sie aus der Distanz betrachtet. Der Dichter zweifelt daran, ob Liebe wirklich wertvoll ist, kommt aber zu dem Schluss, dass es Befriedigung verschafft, einfach „der Liebste“ zu sein, ungeachtet der Konsequenzen.
Das Gedicht ist, wie bereits erwähnt, in einer ambivalenten Stimmung geschrieben, die zwischen Skepsis und einer gewissen Zärtlichkeit schwankt. Einerseits ist darin Pessimismus und Ironie gegenüber der Liebe zu spüren („Die Liebe ist ein großer Unsinn“), andererseits gibt der Dichter zu, dass er trotz allem ihrem Charme erliegt, weil sie etwas überaus Anziehendes und Schönes habe.
Wunderschön! Glückwunsch!