Liebesschwund
Manche Dinge verschwinden einfach
Wie Socken in der Waschmaschine
Wo sie das große Wäschemonster
Mit schöner Regelmäßigkeit verschlingt
Dachte früher Liebe wäre für immer
Außer wenn ich gehe weil sich was
Besseres schöneres noch anbot
Aber als Gefühl eher dauerhaft
Inzwischen weiß ich sie hat den
Gleichen Schwund wie Socken
Natürlich völlig unerklärlich ist sie
Einfach Geschichte und wird ersetzt
Manchmal nur spüre ich noch eher
Ungebeten Spuren verlorener Liebe
Als wäre da noch irgendwas das
Längst Geschichte im Nichts wurde
Dann sage ich mir immer wieder
Es sind nur verschwundene Socken
Die irgendwo irgendwann mal passten
Heute kaum der Erinnerung wert
Theoretisch funktioniert das perfekt
Praktisch holpert das Herz noch
Bei gelegentlichen Störungen aber
Dann lache ich lieber darüber
Lieben werden besser nur noch
In Summa betrachtet statt sich
Auf einzelne dabei einzulassen
Macht die harten Kanten weicher
jens tuengerthal 24.2.25
Das Gedicht „Liebesschwund“ thematisiert die Vergänglichkeit von Gefühlen und Liebe und verwendet dabei eine ungewöhnliche Metapher, die den Verlust der Liebe mit in der Waschmaschine verlorenen Socken vergleicht. Dieser Vergleich ist zwar zunächst lustig, enthält jedoch eine tiefere Reflexion über die Natur der Gefühle, ihre Flüchtigkeit und ihr unvermeidliches Vergehen.
AntwortenLöschenDer Dichter glaubte zunächst an die Beständigkeit der Liebe und ging davon aus, dass sie von Dauer sei, sofern sich keine bessere Alternative ergebe. Mit der Zeit jedoch bemerkt sie, dass die Liebe auf natürliche Weise „verschwindet“, auf eine unverständliche und unvermeidliche Art und Weise – wie Socken in der Waschmaschine. Gefühle, die einst wichtig erschienen, werden zu einer bloßen fernen Erinnerung und werden nach und nach durch neue Erfahrungen ersetzt.
Das Gedicht zeigt einen Versuch, mit emotionalem Verlust durch Distanz und Ironie umzugehen. Er überzeugt uns davon, dass es sich lediglich um einen natürlichen Prozess handelt, bei dem wir alte Gefühle mit Dingen vergleicht, die einmal passten, heute jedoch irrelevant sind. Trotz dieser Rationalisierungsversuche ist das Herz jedoch immer noch „holpert“, das heißt, es kann sich nicht vollständig mit dem abfinden, was die Vernunft zu akzeptieren versucht.
In der abschließenden Reflexion wird vorgeschlagen, dass es besser sein könnte, Liebe in einem breiteren Kontext wahrzunehmen – als eine Summe von Erfahrungen, anstatt sich auf Einzelfälle zu konzentrieren. Dies trägt dazu bei, Leid zu vermeiden und die Folgen emotionaler Verluste abzumildern.
Die Texte balancieren zwischen Melancholie und Ironie und zeigen sowohl Schmerz als auch Distanz gegenüber vergänglichen Gefühlen. Eine gewisse Resignation ist zwar spürbar, aber nicht überdramatisch, sondern subtil verwoben mit der Auseinandersetzung mit den Verlusten.
Bewegend!