Dienstag, 25. Februar 2025

Lektürentagebuch 25.2.25

Lektürentagebuch 25.2.25

Wunderbar lässt Franz Hessel Dappertutto
In Von den Irrtümern der Liebenden 
Von seiner Fahrradtour von München an
Den Gardasee im Tessin erzählen 

So ging es noch das Inntal hinauf
Über den Brenner hinab nach Italien
Wo ihn nach vielen heißen Kurven
Der wunderbare See endlich erwartete

Als ihm Verona so gut gefiel wäre es
Zeit gewesen zum Semesterbeginn
Wieder nach München zu fahren doch 
Radelte er lieber gen Venedig noch

Hier kam er zufällig eher in einer
Pension unter in der auch einige junge
Leute noch mit ihm lebten mit denen
Er schöne Zeiten dort verbrachte

Da diese jedoch alle paarweise liiert
Waren blieb er immer etwas außer vor
Auch wenn sie sich freundlich kümmerten 
Fehlte ihm wirkliche zärtliche Nähe etwas

Bei einem Spaziergang lernte er dann am
Abend eine junge schöne Dame kennen
Die das Nina Lied sang was er schon von 
Den Freunden in der Pension kannte

Als er in ihr Lied einfiel sprach sie ihn an
Nahm ihn mit auf eine Fahrt im Kanal
Mit einer Gondel zu einem Palazzo dessen
Eigentümer gerade nicht da wären 

Der dort Hausmeister sei ihr Oheim
Ließe sie bestimmt ins Haus hinein
Was endlich deutlich machte warum die
Geschichte von Damast und Moder heißt 

Sie lagen auf ihrem Lotterbett tatsächlich
Wohl auf Damast umgeben von ganz
Wunderbaren Gemälden und liebten sich 
Bis sie kurz vor Mitternacht plötzlich ganz

Dringend weg muss sie sich aber dann
Für morgen am gleichen Ort verabreden
Was wieder geschieht nur diesmal laufen
Sie eng umschlungen zu ihrem Palazzo

Dann schlief sie selig nach der Lust
In seinen Armen ein erwachte aber dann
Nach Mitternacht voller Schrecken um
Sofort wieder aufzubrechen ohne ihn 

Zufällig eher sah er noch wie dann
Ein Gondoliere ihr kräftig auf den Rücken
Schlug und eilte sofort zu diesem seine
Liebste wacker zu verteidigen dort

Doch statt sich mit ihm zu schlagen
Lachte jener Gondoliere der Carlo hieß 
Nach dem sie bei ihrer ersten Fahrt
Schon vom anderen gefragt worden war

Nahm ihn in den Arm und erzählte die
Geschichte ihrer Liebe noch mit dem
Sie wunderbare Stunden verbrachte
Bis er plötzlich Nachtdienst hatte

Dann suchte sie sich bald dort wo er
Sie auch getroffen hatte einen anderen
Manche Frauen müssten eben genau
Von acht bis Mitternacht geliebt werden

Aber sie hätte keinen durch etwas
Auf sich aufmerksam gemacht wandte
Der junge Dappertutto ein sie wäre
Dort ganz still einfach nur gewesen

Die einen locken durch Lärm dafür
Die anderen durch Stille belehrte ihm
Der Gondoliere der die Schöne noch
In diesem Monat hatte heiraten wollen

Sie verabschiedeten sich als Freunde
Er hätte ganz viel gelernt keiner müsse
Um seiner selbst geliebt werden auch
Andere Träume schenken schöne Momente


Von Träumen und ihrem Ende erzählt
Auch Marcello Fois meisterhaft wieder
In Mercede und der Meisterschmied
Wie sich deren Geschlecht begründete

Es quasi aus dem Nichts kam mit den
Nachnamen aus beider Kinderheimen
Bis sie miteinander dann etwas völlig
Neues erfanden um es zu teilen

Erfahre vom Tod der Frau des alten
Meister bei dem er noch lernte als
Mercede in sein Leben stolperte die
Auf der Treppe alleine verschied 

Als feiner Beobachter schildert Fois
Dieses Leben ganz ohne Träume für 
Die in der Wirklichkeit keine Zeit war
Gab es doch immer genug zu bewältigen

Welch Naturgewalt steckt in dem Satz
Ihr Name verlor sich in dem Moment
Als sich ihr noch unreifer Fötus von 
Ihrem Uterus für immer ablöste


In Über Franz Hesel schreibt Franz Blei
Im großen Bestiarium der modernen
Literatur dieser habe lange in Paris gelebt
Was er offensichtlich sehr vermisse

So habe er ihm neulich auf der Straße
Getroffen Hosen hochgekrempelt bei
Schönstem Sonnenschein unter dem
Schirm weil es in Paris gerade regne

Eine wunderbare Zusammenfassung
Dessen was das Unikat Franz Hessel
Als Mensch so eigentlich ausmachte 
Der ganz in geistigen Welten lebte

Seine später verlorene Liebe zu seiner
Frau Helen Grund die sie auch zu dritt
Zeitweise genossen woraus ein Buch
Wie der Film Jules et Jim entstand zeigte

Diese romantische Seite des guten Franz
Der gerne anders als alle war wie auch
Seinen Weg voller Bescheidenheit ging
Als Flaneur lieber überall daneben saß 

Ob er dem Dichter und Flaneur hier
Darum so nah liegt und gefällt ist nicht
Mit Gewissheit zu sagen denn Gründe 
Gibt sein vielfältiges Werk sicher genug

Ein literarisches alter ego zu finden
Wie als Vorbild zu verehren liegt dem
Suchenden Dichter immer nah diesem
So lesend nah zu kommen verzaubert

jens tuengerthal 26.2.25

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