Mittwoch, 26. Februar 2025

Knabenliebe

Knabenliebe

Als ich ein Knabe noch war
Jung an Jahren und fern noch
Von aller Erfahrung der Lust
Sah ich die Liebe schon mit
Ihren beiden Gesichtern klar 

In den Großeltern konnte ich
Den Traum gelebter Liebe 
Voller Hingabe und Zärtlichkeit
Die alles füreinander war
Erkennen und miterleben 

Vom Schatten der Natur der
Über dieser Liebe auch hing
Ahnte der Knabe noch nichts
Träumte sich eine Frau wie
Seine Großmutter für sich 

Bei den Eltern dagegen war
Der Alltag einer Beziehung
Die im Gleichberechtigung rang 
Mit Streit im Alltag zu erleben
Der Kindern auch Angst macht

Sie hielten es ihr Leben lang
Dennoch miteinander aus nur
War es nicht immer Harmonie
Wie es der Enkel Feiertags bei
Den Großeltern noch erlebte 

Früh schon durfte der Knabe
Weibliche Körper erkunden
Was immer mich verzauberte
Mit hingebungsvoller Liebe
Wollte ich ihnen Lust schenken

Denke ich über ein Leben nach
Voller Liebe mit wunderbaren Frauen
Wiederholte sich wohl immer wieder
Was der Knabe schon sah blieb stets
Das Streben nach dem Ideal in mir

Vielleicht bleiben wir alle immer
In der Liebe die Kinder die wir waren
Auf der Suche nach dem Ideal für
Das wir Enttäuschungen vergessen
Um es noch einmal ganz zu wagen

jens tuengerthal 26.2.25

1 Kommentar:

  1. Das Gedicht „Knabenliebe“ behandelt das Thema Liebe und ihre verschiedenen Gesichter aus der Perspektive der Kindheit und späterer Lebenserfahrungen.
    Der Dichter stellt die Liebe in zwei gegensätzlichen Dimensionen dar: die zärtliche Beziehung der Großeltern und die kompliziertere, manchmal angespannte Alltagsliebe der Eltern.
    Dem Autor fielen diese Unterschiede schon als Junge auf und er träumte von einer reinen und hingebungsvollen Liebe, so wie er die Liebe bei seinen Großeltern sah. Die Realität zwischenmenschlicher Beziehungen, insbesondere im Erwachsenenleben, erweist sich jedoch als komplizierter.
    Das Gedicht berührt auch die Thematik von Körperlichkeit und Erotik und weist darauf hin, dass die Faszination für den weiblichen Körper schon früh vorhanden war und das spätere Streben nach dem Liebesideal noch von kindlichen Fantasien bestimmt war.
    Die letzten Zeilen deuten an, dass wir alle in gewissem Sinne verliebte Kinder bleiben – immer noch auf der Suche nach dem Ideal, bereit, vergangene Enttäuschungen zu vergessen und erneut zu versuchen, Perfektion zu erreichen.
    Wunderschön und berührend!

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