Montag, 22. April 2019

Osterspaziergänger

Am Ostersonntag gehen alle spazieren
Was Grund genug wäre es nicht zu tun
Denkt der Berliner Flaneur noch gegen
Den gewöhnlichen Strom der Masse

Doch sollte mich niemals beeinflussen
Was andere tun wenn ich etwas will
Raus und auf die Stralau wollte ich
Wie gerne auch zur Böse Buben Bar

Beide liegen leider entgegensetzt
Östlich die erstere westlich letztere
Auf dem Diwan liegend allein wäre
Keines von beidem erreichbar wohl

Gegen acht nach den Massen erst
Wanderte ich am Helmholtzplatz los
Noch in schönem aber milden Licht
Viele Menschen saßen am Platz

Sah die Sonne beim Überqueren der
Leider immer noch Karl Marx Allee
Westlich rot hinter dem Fernsehturm
Untergehen auf dem Weg nach Osten

Im Dunkeln schon längst erreichte ich
Die Rummelsburger Bucht an deren
Südlichem Rand noch einige saßen
Auf der Stralau wurde es einsamer

Einsamkeit und Ruhe nur die Wellen
Der Spree an das Ufer schlagend
Hatte ich mir für heute gewünscht
Als ich um halb zehn ankam war es so

Nach dem Naturgenuss trieb mich
Alberner sportlicher Ehrgeiz weiter
Wollte vor Mitternacht unbedingt noch
Böse Buben Bar und 1000 km erreichen

Beides gelang rein logisch nicht ganz
Aber etwas später doch vollkommen
Womit ich am Ende zufrieden war
Was wichtiger mir ist als die Stunde

Wäre vielleicht etwas langsamer wie
Genüsslich flanierend durch Kreuzberg
Ohne dumme sportliche Ziele dabei
Was Leben immer schöner macht

Genießen was ist und wie schön es
Dabei überall sein kann zu sehen ist
Viel wertvoller als jede lächerliche Zeit
Oder sonst quälend sportliche Ziele

Kurz nach Mitternacht dann saß ich
Vor der Böse Buben Bar noch bei
Rotwein und Pfeife Dönhoff lesend
Und wusste das Leben ist gut so

Geistig zurückgekehrt aus Ostpreußen
Von den Schwärmereien der Gräfin
Wie ihren wunderbaren Anekdoten
Flanierte ich gemütlich nach Hause

Gegen zwei Uhr umrundete ich dann
Den heimatlichen Platz völlig zufrieden
Hatte doch alle meine Ziele erreicht
8 Tage vor Monatsende 1000 Kilometer

Es kommt nicht darauf an wann wir wo
Ankommen sondern wie glücklich uns
Diese Ankunft egal wann machen kann
Um es ein Leben lang auch zu sein

Manch ehrgeizige Gedanken die mich
Unterwegs unnötig trieben brachten nur
Unruhe statt den Genuss zu mehren
Was unsere einzige Aufgabe doch ist

Leben ist natürlich beschränkt darum
Wäre jeder Tag ohne Genuss auch
Verschwendet an falschen Ehrgeiz
Der zu viele Leute unnötig antreibt

Ziele zu haben ist gut und schön
Hilft uns weiter zu kommen als
Träge Natur allein könnte aber
Nur wo wir es genießen können

Habe mir manches wohl versagt
Viele Kilos laufend schon verloren
Bin leichter und dynamischer geworden
Nun ist es Zeit mehr zu genießen

Wer um der Ziele wegen sich quält
Den Genuss als Ziel dabei vergisst
Verliert die Schönheit im Leben wie
Die Liebe dazu ganz schnell auch

Sich nun wieder vollständig darauf
Zu konzentrieren erfüllt mich mit
Großer Vorfreude auch wenn mir
Die Liebe dazu noch immer fehlt

Was kommen soll kommt alleine
Egal zu welcher Zeit werden wir
Ankommen wenn wir da sind
Was immer heißt auch bei uns

jens tuengerthal 22.4.2019

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