Freitag, 19. April 2019

Freiheitsliebesunvernunft

War die Freiheit der Aufklärung
Schon vollständig gedacht oder
Fehlte mit dem Gefühl wichtiges
Was erst die Romantik ergänzte

Vielfach gilt die Romantik als die
Gegenbewegung zur Aufklärung
Was aber nur bedingt stimmt da
Sie eigentlich die Fortsetzung war

Wie die Aufklärung das Individuum
Aus Standesschranken erst befreite
Erlöste die Romantik es aus der Masse
Stärkte den Einzelnen und sein Gefühl

Dabei wurde manch Unsinn wohl auch
Beschlossen gedichtet verkündet wie
Es dem romantischen Wesen entspricht
Das seine volle Vielfalt auch zulässt

Schiller war ein konsequenter Gegner
Des romantischen Wesens während
Goethe der ihn lange überlegte gerne
Auch mit romantischen Damen verkehrte

Gerade letzteres lässt die unvernünftige
Romantik in milderem Lichte erscheinen
Die sich bemühte für wilde Gefühle die
Liebe gebiert einen Ausdruck zu finden

Sie war eine Gegenbewegung an sich
Auf kantsche Strenge der Freiheit als
Pflicht und kategorisches Denken folgte
Der irrationale romantische Ausbruch

Mit den Humboldt Brüdern und Fichte
Fand er auch wissenschaftlichen Ausdruck
Bei Chopin und Schubert klingt er süß an
Geliebt haben die Menschen nie anders

Ob aber die Unvernunft der Liebe taugt
Die Verhältnisse miteinander zu ordnen
Scheint nach Blick in die Geschichte doch
Eher fraglich und vermutlich zu gefährlich

Ist uns nicht die von Vernunft geleitete
Herrschaft immer die liebste gewesen
Weil sie berechenbar logisch dabei ist
Entspricht dem auch der Rechtsstaat

Auch Europa in der Form der EU ist ein
Vernünftiges und rationales Gebilde was
Manchmal über zu wenig emotionalen
Zuspruch klagt den die Nation bekommt

So raufte sich die Grand Nation schnell wieder
Zusammen als in Paris Notre Dame gebrannt
Um alle Spendenrekorde zu brechen für das
Ganz persönliche Seelenheil sogar öffentlich

Ähnliches erleben wir bei Siegen im Ballsport
Manchmal sogar beim rasenden Kreisverkehr
Die Nation ist mit viel Emotion stets verbunden
Das begeistert Menschen und engagiert sie

All dies geschieht völlig ohne Vernunft noch
Häufig sogar gegen sie wie uns Auswüchse
Des nationalen Stolzes historisch zeigten so
Auch die Freiheitsbewegung der Turner einst

Romantik und Nation wie Freiheitskampf gingen
Hand in Hand zu Anfang und auch Schiller hat
Im Wilhelm Tell noch diesen Gleichschritt in Oden
Besungen erst später trug sie reaktionäres Gewand

Als die Burschen der Freiheitskämpfe wie des
Vielfach antisemitischen Wartburgfestes längst
Alte Herren schon geworden bildete sich die
Nation unter Bismarck Preußens Führung neu

Die kritischen hoch emotionalen Seiten sehen
Alle Gefahren infolge nicht verkennen und doch
Der Unvernunft nicht jede Bedeutung absprechen
Weil sie faktisch vieles bewegt und damit rührt

Die Freiheit lieben ist vernünftig und zugleich
Wo wir von Liebe sprechen höchst irrational
Wie in der Basis unvernünftig kaum geeignet
Einen vernünftigen Staat darauf zu errichten

Doch ist die Liebe auch Teil unserer Natur
Unendliche Kraft in unserem Wesen die oft
Mehr bewegen kann als alle Vernunft anregt
Weil sie ungeahnte Kräfte in uns noch weckt

Doch trotz oder gerade wegen dieser Kräfte
Sehe ich den Staat als Macht viel lieber ohne
Solche Emotionen als schlicht vernünftig an
Um Ausbruch und Folge zu verhindern

Schmerzhaft hat Europa im 20. Jahrhundert
Lernen müssen wohin nationale Unvernunft
Einen Kontinent in millionenfachen Tod führt
Zeit einfach staatlich die Ordnung zu wahren

Alle die mit großen Emotionen Politik machen
Das Volk populistisch berauschen sind mir
Darum stets verdächtig als gefährliche Kräfte
Die geweckte Emotionen nicht mehr beherrschen

Staat soll Freiheit sichern und ihr einen Rahmen
Mit vernünftigen Grenzen geben dazu braucht es
Keine großen Gefühle höherer Identität oder gar
Gemeinsam gesungene Lieder und Fahnen

Es ist noch ein Stück des Weges bis Europa
Den romantischen Ungeist der Nation auch
Im neuen Osten wieder vernünftig verdrängt
Sogar die Franzosen vernünftig dabei bleiben

Wohin uns englische Unvernunft führt ist
Mit dem unsäglichen Brexit den keiner will
Langsam deutlich geworden auch da wäre
Ein Plädoyer für kritische Vernunft nötig

Die Romantik stärkte den Individualismus
Machte dem Einzelnen seine Gefühle als
Wichtig bewusst und so nahmen sich auch
Viele gleich selbst zu tödlich ernst infolge

Wie schon beim Sturm und Drang kamen
Auch Menschen mit dem Überschwang an
Emotionen nicht klar und töteten sich dann
Im wertherschen Wahn romantischen Gefühls

Auch dagegen hilft am ehesten Vernunft
Nicht zu große Betonung des Gefühls ist
Weg aus der tödlichen Hölle der Romantik
Sondern berechenbare Vernunft anstatt

Dies gilt mit leichten Schwankungen noch
Bis heute wo Kant eine Renaissance feiert
Die ihn als Freiheitsphilosophen erkannte
Gegen emotionale Bedrängnis allerorten

Die einzige Antwort auf religiösen Wahn ist
Mehr kritische Vernunft statt mehr Gefühl
Was die Probleme eher potenziert wie
Keine nachhaltige Lösung mehr bereit hält

Es braucht keine Toleranz gegenüber dem
Privaten Aberglauben der sich intolerant noch
So häufig verhält sondern vernünftige Abgrenzung
Die weiter führt als irrationale Tendenzen

Wer von Multikulti sprechen will braucht dazu
Eine rational aufgeklärte Basis die eigentlich
Wie Voltaire und Friedrich der Große über den
Aberglauben nur lachend spotten können

Das Verdienst der Romantik beschränkt sich
Auf große künstlerische Werke die wir auch
Als solche schätzen können philosophisch
Wie für den Staat taugt sie unvernünftig nichts

Gebe mich gern der romantischen Liebe hin
Denke ich an meine letzte Prinzessin kann ich
Nichts schöneres dabei mir vorstellen doch
Wollte ich nie den Staat so verwaltet sehen

Weniger Emotionen heißt mehr Freiheit
Wie größere Toleranz im Miteinander was
Auch bei der holden Zweisamkeit wieder gilt
Zu viel Romantik lässt jede Liebe scheitern

Bedenke ich die Folgen und das noch Leiden
Auch an der romantischen Liebe scheint mir
Diese immer fragwürdiger ihrem Wesen nach
Was vermutlich ein Akt der Befreiung auch ist

jens tuengerthal 19.04.2019

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