Freitag, 12. April 2019

Freiheitswurzeln

Wo wurzelt unsere Freiheit
Was hat das westliche Bild
Des freien Menschen geformt
Wie wurde es aufgeklärt

Erste Wurzeln liegen sicher
In der griechischen Polis
Die erstmals freie Bürger kannte
Entscheidungen an Recht band

Dort war das Recht stärker als
Die vorher Willkür auch wenn
Uns heute manches willkürlich
Vorkommt an den Entscheidungen

So etwa das Scherbengericht was
Auch über Leben und Tod mit Mehrheit
Der Stimmen statt nach Gesetzen streng
Entschied und Sokrates hinrichten ließ

Frauen und alle die nicht Bürger Athens
Aus Tradition waren besaßen noch keine
Freiheit aber zumindest der kleine Teil der
Berechtigten war freier als je zuvor einer

Die Römer voller Bewunderung für die
Griechische Kultur nach ihrem Sieg
Gaben der Freiheit der Bürger erstmals
Den nötigen zivilrechtlichen Rahmen

Auch ihr Staat wurde mit Gesetzen
Geordnet die für jedermann galten
Das Imperium tat sein Übriges dafür
Diesen Geist weiter zu verbreiten

Ob die stark individualistisch geprägten
Religionen der Christen und Juden auch
Kind dieser neuen griechischen Freiheit
Oder autark sind wird noch gestritten

Sicher gibt das Christentum anders etwa
Als der Islam dem Einzelnen eine starke
Rolle und stärkt ihn damit im Bewusstsein
Macht ihn auch sozial damit spürbar

Das Judentum weist darauf aber schon
Zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft hin
Womit es älter als Griechen und Römer wäre
Die Wurzel des Individualismus sein könnte

Die Wurzel der Freiheit des Einzelnen aber
Im Glauben an höhere Wesen zu sehen
Statt in der Abgrenzung von diesen schiene
Bei allem Verständnis eher doch paradox

So ist der Untergang Roms mit seiner
Freiheit zumindest im Imperium Romanum
Historisch auch durch das Christentum als
Faktor der geistigen Dekadenz mitbedingt

Die folgenden Jahrhunderte des Mittelalters
Waren für die Freiheit eher ein Rückschritt
Auch wenn Thomas von Aquin sie forderte
Als Teil der menschlichen Verantwortung

In der freiheitlich dunklen Phase aber
Die das Mittelalter nach Rom wurde
Bildete die Scholastik zumindest einen
Geringen Lichtblick der Vernunft noch

Die mittelalterliche Welt war eine vom
Glauben geprägte wie es bis heute in der
Islamischen Welt ohne Reformation noch
Als völlig normal angesehen wird

Das Versprechen im Jenseits erst eine
Bessere oder gute Welt zu finden ließ
Das vernünftige Bedürfnis nach Genuss
In der Gegenwart fast verschwinden

Ohne den Einzelnen und seine Suche
Nach einem vernünftigen Glück aber
Spielt die Freiheit keine echte Rolle
Warum Religion diese nie begründet

Einen individualisierenden Bruch brachte
Hier erst die Renaissance die sich von
Italien aus als Hinwendung zur Antike
Durch ganz Europa geistig ausbreitete

Bei der Lektüre antiker Texte wurde den
In enger mittelalterlicher Welt noch ganz
Gefangenen Menschen ihre Freiheit dann
Wieder bewusst als echter Gewinn

Lukrez und Cicero wirkten besonders
Dabei in Bezug zum griechischen Ideal
Lebten universell gebildete Menschen
Wie etwa ein Leonardo da Vinci auf

Ob die Reformation die Freiheit von Rom
Suchte und zumindest vielen Fürsten brachte
Eher Befreiung oder Rückschritt war wird
Wohl aus Glaubensgründen noch gestritten

Die infolge der Reformation in ganz Europa
Ausbrechenden Kriege brachten sicher
Weniger Freiheit und Bewusstsein dafür
Auch störte sie die Renaissance massiv

Die Kämpfer für den jeweils wahren Glauben
Wurden fundamentalistischer und damit
Weniger frei und tolerant womit die kurze
Phase geistiger Freiheit im Krieg endete

Zwar sprach Luther von der Freiheit des
Christenmenschen doch war diese dafür
In engen Glaubensgrenzen gebunden
Verlor alles tolerante Denken wieder

Sicher mehr der Freiheit zugewandt
Als Luther und andere Reformatoren
Waren Denker wie Erasmus von Rotterdam
Oder Michel de Montaigne etwas später

Religion die von höchsten Wesen ausgeht
Unterwirft den Menschen diesen und diktiert
Eine Ethik der Unterwerfung infolge die aber
Nach Kant moralisch logisch wertlos ist

Mit Kant sind wir mitten in der Aufklärung
Die wenige Jahrzehnte nur nach dem Ende
Der großen Kriege um Religion begann
Bis zu ihrem Ende in gruseliger Romantik

Mit dem Geist der Aufklärung begann
Die konsequente Hinwendung zum
Individuum auch im Staat als nur
Rahmen des individuellen Lebens

Auch darum ist Rousseau mit seinem
Traum vom Paradies in der Natur eher
Romantisch als aufgeklärt im Denken
Was durch sein Leiden wohl bedingt

Seine chronische Inkontinenz hinderte
Den vielfältig sicher begabten daran
Diese Talente auch auszuleben und
Das Produkt war seine Theorie dann

Er ist und wurde so berühmt als
Geistiger Vorkämpfer der Freiheit
Der dieser falsche Freund nie war
Durch Missbrauch in der Revolution

Die französische Revolution war sicher
Wie die Boston Tea Party zuvor schon
Ausdruck freiheitlichen neuen Denkens
Was das Individuum deutlich stärkte

Sie hob die Standesgrenzen erstmals auf
Verlor aber im Terreur fanatisch ihre Unschuld
In diesem wurzelte auch das hohe Lob
Rousseaus so kritisch ist es zu sehen

Mit der Aufklärung aber begann klar
Der Geist des modernen Rechtsstaat
Von Europa in die Welt zu wehen dem
Bis heute besten Garanten der Freiheit

Hier wurzelt die individuelle Freiheit
Die den enormem ökonomischen Aufstieg
Infolge auch erst begründete es zum
Modell der Menschen weltweit machte

Dort sehen wir die Grundlage heutiger
Menschenrechte wie der UN als Ort
Der die Freiheit weiter verteidigt die
Allen Menschen heute zusteht

Fern sind wir leider noch davon
Diese Freiheit für alle zu realisieren
Aberglaube und Tradition behindern
Einen guten Fortschritt weiterhin

Doch ist das Fundament nun gelegt
Muss der Geist weiter getragen werden
Damit sich alle Menschen befreien aus
Selbstverschuldeter Unmündigkeit

Wie wer wo wann leben möchte um
Mit welchen Traditionen glücklich weiter
Sein zu können ist immer ein Prozess
Ziel aber muss die Chance zu Freiheit sein

jens tuengerthal 12.4.2019

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