Montag, 29. April 2019

Gefühlsaufklärung

Braucht es mehr Aufklärung zum Gefühl
Soll dieser Bereich im Dunkeln bleiben
Oder vernünftig hell erleuchtet werden
Was so einseitig dialektisch wieder klingt

Manche schon hielten ich für klüger als Kant
Wie schon die Romantiker im Idealismus
Oder der beschränkte Schwabe Hegel
Am Ende sogar die Frankfurter Schule

Viele bezogen sich genau auf das Gefühl
Als von der Aufklärung vergessenes Moment
Begründeten ihren Glauben sehr different
Weil dies andere doch zu uns gehöre auch

Darunter fällt auch religiöser Glaube noch
Mit dem Heidegger und Nietzsche haderten
Wie bis heute viele ängstliche Ungläubige
Die Hölle mehr fürchten als Leben genießen

Es ist dies Ungewisse aus den Ängsten was
Die Psychoanalyse als postreligiöser Glaube
Im Unterbewusstsein verankert weil wir es
Nicht fassen können was uns alles treibt

Der Mensch sei keine Maschine sagt dann
Noch der Volksmund zu gerne um uns als
Erst gegensätzlich vollständige Wesen zu
Verhüllen statt mit Vernunft zu klären

Es sind all dies untaugliche Versuche bloß
Das Göttliche neu einzubinden nachdem
Kant es schlicht überflüssig machte als
Tolerable Sitte aus Tradition einfach

Der Gegensatz von Vernunft und Gefühl
Ist eine verlogene Illusion die alleine der
Etablierung höhrerer Gewalten dient die
Es vernünftigerweise gar nicht bräuchte

Das unergründliche unseres Gefühls
Ist vernünftig betrachtet auch nur das
Ergebnis neuronaler Reaktionen im
Besonderen biochemischen Kontext

Nur weil wir diesen angesichts seiner
Komplexen Einflüsse durch alles was
Den Menschen eben so ausmacht nicht
Vollständig verstehen bleibt er doch Natur

Nichts ist außer Natur und auch unsere
Hehren geistigen Welten sind das Produkt
Bestimmter Reaktionen und Erfahrungen
Unserer komplexen neuronalen Netze

Es gibt keinen Gegensatz zwischen der
Welt von Gefühl und Glaube und den
Logisch naturwissenschaftlichen Gedanken
Sie erfolgen neurologisch quasi identisch

Dazu können wir uns wie immer schon
Etwas höheres erfinden um uns davor
Zu fürchten und gehorsamer zu sein
Oder natürlich völlig frei davon leben

Gefühl kommt aus keiner Sonderwelt
Die uns übersinnlich beherrscht sondern
Ist Produkt der gleichen Prozesse wie
Jeder Gedanke in unserem Gehirn

Auch die große Liebe lässt sich einfach
Im biochemischen Kontext entzaubern
Auch wenn das wenig nützt um dabei
Mit ihr glücklicher noch sein zu können

Für den aufgeklärten Bürger besteht
Kein Gegensatz zwischen seiner Emotion
Und dem Verstand er akzeptiert nur das
Ohnmacht gegenüber Gefühl ein Wert ist

Rationales und irrationales nennen wir es
In Verkennung unserer eigenen Ohnmacht
Die sich in dieser Benennung ausdrückt
Einer Verstetigung unserer Unmündigkeit

Sich daraus zu befreien und Gefühl als
Einen logischen neurologischen Prozess
Mit Beteiligung zahlreicher Hormondrüsen
Zu betrachten könnte uns vielfach befreien

Die damit einhergehende Ernüchterung
Läuft zwar Gefahr sich mancher längst
Liebgewordener Illusion zur Liebe wieder
Zu berauben doch scheint es mir das wert

Wer sich der Liebe nur machtlos aussetzt
Bleibt auch unter der Droge dieses teils
Neuronalen teils biochemischen Cocktails
Unmündig und beständig wehrloses Opfer

Sich dagegen dessen bewusst zu sein
Und dennoch die Wallungen zu genießen
Ohne alle Vernunft zu verlieren könnte eine
Nachhaltigere Befreiung im Glück bedeuten

Liebe Lust und alle Emotionen genießen
Wie natürlich immer auch unter ihnen leiden
Aber im Rahmen noch vernünftiger Grenzen
Entspricht einem selbstbestimmten Leben

Weniger Opfer der Gefühle mehr sein
Sondern bewusster sie zu erleben befreit
Auch die Liebe die ohne Freiheit nie sein kann
Warum Eifersucht immer das Ende bedeutet

Wer sich seiner Gefühle nicht bewusst ist
Ihre Auslöser so wenig erkennt wie alle
Wirkungen auf sich bemerkt bleibt halbblind
Auch wenn unvernünftig danach nur forscht

Anmaßend aber dürfte noch lange wohl sein
Wer meint alle Komplexität zu überblicken
Emotionale Ursachen einfach zu setzen um sich
Auf Knopfdruck passend dann zu verlieben

Aufgeklärt sein heißt eben auch mit Respekt
Vor der Komplexität trotz Kenntnis all ihrer
Funktionen bescheiden lieber zu bleiben um
Das Wunder was keines ist zu genießen als ob

Warum so viele Menschen diese einfache Sicht
Auf die Welt und ihre Zusammenhänge lieber
Noch durch Aberglauben ersetzen ist rätselhaft
Unklar ob es dabei an Bescheidenheit mangelt

Die Religionen wie auch die Psychoanalyse
Geben klare Antworten und verkünden damit
Wahrheiten vor denen sich die Aufklärung
Vernünftigerweise lieber noch hütet

Gläubigen sind die Lücke im Wissen stets
Die Einbruchtore Gottes in unsere Welt der
Eben für das unerklärliche ihnen immer steht
Für mich zeigen sie nur meine eigenen Grenzen

Darum erfinde ich keine phantastischen Muster
Oder Antworten durch höhere Wesen sondern
Lasse noch manches weiterhin offen wie auch
Gefühl uns immer wieder überraschen kann

Wunderbar überraschen und berauschend ist
Diese hormonelle Droge die genausogut auch
Alles Leben in uns zerstören kann weil wir sie
In ihrer Komplexität nicht ganz kontrollieren

Es gibt keine Dialektik der Welten die sich
Vermeintlich gegenüberstehen sondern allein
Eine vernünftige Welt deren Ordnung nur
Bisweilen meinen Horizont überschreitet

Ob darum alle Götter Anmaßungen sind
Ihre Antworten nur für schlichte Gemüter
Ein durchschaubares menschliches System
Möge dahinstehen aus höflichem Respekt

Sicher aber ist dass die Bescheidenheit
Gegenüber der Komplexität der Natur mir
Keine Gefühle raubt sondern sie einfach
Unerklärlich lässt statt gläubig erlogen

Vermutlich ließen sich durch Aufklärung
Über diese komplexen Sachverhalte
Viele psychische Zwänge und Probleme
Ganz vernünftig künftig besser lösen

Jedenfalls wären wir viel freier als raunend
Vor einer unbekannten Unterwelt im Dunkel
Orientierungslos irgendwie betend zu stehen
Weil alles einfach immer nur Natur ist

jens tuengerthal 29.4.2019

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