Sonntag, 19. Juli 2015

Liebeswissen

Was wissen wir über die Liebe überhaupt
Können wir es je Wissen nennen was
Doch nur ein irgendwie Gefühl ist

Wenn wir uns ganz sicher sind dabei
Beruht es meist auf einer sehr dünnen
Tatsachengrundlage als Beweis

Im Scheitern der Liebe werden wir gern
Logisch um vernünftig zu erklären
Was schon immer klar inkompatibel war

Beim Begründer der Dauer einer Liebe
Nutzen wir lieber irrationales Vokabular
Von unvergangener Leidenschaft etwa

Wir können inzwischen beweisen wo die
Reaktionen im Hirn meist ablaufen
Welche wir für Liebe halten

Auch die Biochemie der Hormone
Die den Cocktail zum Verlieben mischen
Kennen wir mittlerweile recht genau

Doch schiene es uns immer absurd
Einem der von Chemie oder Neurologie
Nur spricht Liebeswissen zuzusprechen

Wissen um Liebe ist meist mehr ein Gefühl
Was uns Bestätigung über ein anderes
Scheinbar geben soll

Fraglich ob wir wissen wollen oder uns nur
Auf unklarer emotionaler Basis sicher sein
Wollen in etwas wo es kein Wissen gibt

Der Anfang der Liebe ist oft so irrational
Wie ihr Ende hochemotional zu Unsinn
Manche verleitet in Verkennung der Realität

Ist dann die Liebe wirklicher als was uns die
Kühlen Menschen berechnend als die
Wirklichkeit vorführen die es halt wäre

Wie wirklich ist die Wirklichkeit denn
In der Liebe überhaupt wo doch diese
Schon sonst sehr zweifelhaft ist

Kann es eine manifestierte Realität der Liebe
Geben oder ist dies nur Gefühl an nichts je
Festzumachen auch der Vollzug nur relativ

Was einst Liebesakt hieß heute Sex ist
Als Dienstleistung zu erwerben auch wie
Hingabe immer mit Hergabe zusammenhing

Verträge zu Ehen können dies bezeugen
Es ging ums Zeugen wie um die klare
Wahrung des Wohlstandes

Liebe die romantische Idee erst geboren
Als Kitt aller Beziehung im 19. Jahrhundert
Wird gerne im Zusammenleben überschätzt

Nachweislich halten arrangierte Ehen
Wesentlich länger als die aus Liebe nur
Geschlossenen wobei Gefühl nicht schadet

Nur scheint zum Zusammenleben zuviel davon
Eher schädlich zu sein im Überschwang
Der kopflos macht dabei

Keiner weiß was sicher wenn verliebt
Aber ist doch überzeugt von dem was
Sein neuronales Netzwerk vorgaukelt

Ist die Mischung aus Hormonen wie den
Eben neuronalen Reaktionen am Ende
Alles was die Liebe real ausmacht

Wir wissen wenig und fühlen viel dazu
Schmerzvoll im Verlust selig in der dann
Gefundenen Liebe voller Hingebung

Dies auch wenn uns Erfahrung lehrt
Kopflos verlieben ist gefährlich
Beziehung braucht einfach Vernunft

Um so emotionaler die Reaktionen
Desto geringer die Chance auf Kontinuität
Fraglich ob es in der Liebe darum geht

Ist die neue Liebe immer wunderbarer
Als die alte je war fragte sich welchen
Wer die Dauer in Beziehungen hätte

Vieles ist das Diktat der Gewohnheit
Die Hand in Hand mit der Sitte geht
Doch könnte Zeit ein Wert sein

Eine Liebe die sich Zeit lässt
Um von Dauer zu sein
Einfach zu bleiben wäre es wohl

Alle Suche strebt nach Ankunft doch
Jeder Versuch minimiert die Chance dazu
Weil ein Scheitern Erwartungen erhöht

Summarisch betrachtet scheinen irgendwann
Verflossene relativ attraktiv aus Kontinuität
Wobei der Blick auf Tatsachen relativiert

Die Gurus der Selbstfindung predigen seit Hesse
Gerne auch mit ihm unertrgäglich noch dass es
Zuerst um die Selbstliebe geht ohne die nicht

Dabei sind die meisten auf der Suche nach der
Optimalen Liebe aus dem Checkbuch der Partner
Stehen geblieben und feilen an der Selbstverwirklichung

Gähnend langweilige Ego-Trips schon ohne dies
Eher ungebildet langweiliger Menschen werden
Zum Diktat angemaßter Vollkommenheit

Was den Vorteil haben könnte dass Idioten
Unter sich bleiben auf die Dauer weil die
Selbstfindung jeden Fortschritt ausschließt

Es gibt wenig sicheres Wissen um den
Anfang und das Ende der Liebe außer
Dass sich die Beteiligten sicher sind

Am Ende bleibt offen ob wir glücklicher
Wohl liebten wenn wir alles wüssten
Oder die Unwissenheit selig lieben lässt
© jens tuengerthal 19.7.15

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