Montag, 6. Juli 2015

Balkonversuchung

Balkone sind ein Glück für sich
Geben manchmal tiefe Blicke
In die verborgene Welt dahinter

Beim Beobachten unbeobachtet
Ohne sich unsichtbar zu machen
Die schöne Nachbarin zu sehen

Wie sie ein wenig derangiert wie
Zerwühlt von der wohl Lust oder
Sehnsüchtig nach dieser da steht

Nichts wissen wir was innen war
Ahnen nur bei ihrem sinnlichen
Anblick wieviel es gewesen ist

Was sie so aufgewühlt dort stehen lässt
Sich am Geländer lieber noch haltend
Wissen wir nicht ahnen es nur irgendwie

Die Wäsche über die sie eine Jacke nur
Achtlos geworfen zeigt viel von dem
Was wir nicht wissen an sinnlicher Geschichte

Sie könnte sie nur für sich wohl tragen
Ihr Haar vom Schlaf zerwühlt sein auch
Die Erschöpfung einem Traum geschuldet

Doch das leichte Zittern ihrer Beine stehend
Der klammernde Griff am Geländer verrät
Soviel mehr wie aufgewühlt ihr Inneres wurde

Der Beobachter fragt sich ob sie bloß ein
Telefonat führte zuvor was sie erschütterte
Eine Nachricht sie wohl unterbrach

Enttäuscht und ein wenig angespannt sind
Ihre Züge verraten nicht was sie erlebte
Der starke Griff der Hände zeigt Wut

Als wäre er direkt danach eingeschlafen
Ohne sich um sie zu kümmern irgend
Sich befriedigt schnachend umgedreht

Wir wissen nichts und beobachten nur
Alles könnte wohl sein nur warum trat sie
Die sehr auf sich achtet in Wäsche hinaus

Untenrum nackt ahnt sie deutlich nicht wie
Gut sichtbar sie dem Nachbarn noch ist
Voller Enttäschung nicht wirklich da

Da löst sich unsichtbar fast ein Tropfen
Zwischen ihren Beinen läuft die Schenkel
Entlang zum Boden ungehindert herab

Sie lässt es laufen klammert nur noch
Fester sich an das Geländer als käme
Da der Grund der Entäuschung aus ihr

Groß ist der Wunsch ihr zuzulächeln
Doch würde sie sich nicht dann eher
Beschämt wütend abwenden

Enttäuschung und Wut ringen noch
In ihr mit viel Gefühl dann zeigt ein
Lächeln wie sie sich wieder fängt

Wir wissen nicht ob sie einen Plan fasst
Oder nur was war weglächelt weil es
Nicht zu ändern mehr ist nun

Da löst sich eine Hand vom Geländer
Sie greift nach ihrem Haar zupft etwas
Lächelt wieder bei sich in die Welt

Die Welt die sie ungeahnt beobachtet
Nun ein wenig aus der Deckung gehen
Sich räuspern und ihr zulächeln

Es fallen keine Worte nur Blicke fliegen
Zwischen zweien hin und her es ist
Unausgesprochen alles gesagt im Nichts

Wir halten den Blick länger als möglich
Ohne Gedanken als die Lust spürbar wird
Ein leichtes Heben der Braue genügt

Der dabei kurze Blick zurück in den Raum
Wir haben uns wohl verstanden sie lächelt
Hob eine Braue zwinkerte und verschwand

Öffnete die Wohnungstür noch unsicher
Ob wir uns wirklich verstanden hatten
Was wohl geschehen würde nun

Wollte schon wieder ein wenig enttäuscht
Gehen als nichts passierte da hörte ich
Aus dem Bad nebenan Wasser fließen

Natürlich es war alles klar wie konnte es
Anders sein oder war alles nur ein Traum
Zählte die Sekunden und wollte gehen

Als an der Tür nebenan der Schlüssel
Gedreht wurde und sie sich langsam öffnete
Sie spähte durch den Spalt und da war es

Wieder dieses wortlose Lächeln im Wissen
Umeinander wie was beiden noch fehlte
Sie kam herüber als würden wir uns kennen

Gesehen hatten wir uns schon manchmal
Zugelächelt im Treppenhaus mehr nicht
Wir wussten was war und es fiel kein Wort

Über das Schönste viele Worte verlieren
Lässt es manchmal mehr verlieren noch
Darum sei der Versuch nicht gewagt

Obige Vermutung irrte wohl nicht und
Wir kamen nicht nur zusammen sondern
Dies eben auch ganz genau wortlos laut

Wir lächelten uns danach glücklich an
Wusste immer noch nicht ihren Namen
Wollte aber auch nicht fragen

Es wäre zu formell sich jetzt noch
Einander vorzustellen nachdem wir uns
Bereits näher waren als viele je kommen

Manches findet sich wortlos nur wissend
Die Berührung vollzieht nur das längst
Wissen umeinander als Vollendung

Andere finden sich zwischen den Zeilen
In den noch unausgesprochenen Worten
Bis diese sich vollendet verschlingen

Wie kostbar ein Balkon doch sein kann
Warum nur Gedanken genug reizen
Wenn wir umeinander längst wissen
© jens tuengerthal 6.7.15

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