Montag, 21. November 2016

Liebeswissen 012

Liebesruhe

Die Liebe ist immer die Front gewesen
An der ich mit größter Energie kämpfte
Um Zuneigung oder Lust noch gerungen
Mit der Liebe um diese noch gefochten

Einfach beschließen dies nun zu lassen
Wäre wohl wieder meine Natur die eben
Auch eine wertherhaft Liebende immer war
Voller Leidenschaft und doch zerrissen

Die erfolgreichste Zeit meines Lebens war
Wenn ich in einer Beziehung glücklich über
Diese Frage nicht weiter grübeln musste
Bei einer alles hatte und es gut so war

Umgekehrt schaffte ich nichts wenn ich
In der Liebe unglücklich oder unbefriedigt
Eigentlich auf der Suche war und doch nicht
Meine Energie sich im Nichts wieder verlor

Die ewige Suche mag mich erfahrener
Am Ende gemacht haben glücklicher aber
Wurde ich dadurch nicht warum nun alle
Bemühungen dazu eingestellt wurden

Sich also ruhig mit mäßiger Leidenschaft
Binden um das Thema als erledigt quasi
In mir abzuhaken könnte mein Weg zum
Glück sein ohne mich dabei zu verlieren

Finde es vernünftig und erwarte nichts mehr
Alles denkbare irgendwann ausprobiert zählt
Was bleibt und außerdem wie nebenbei noch
Glücklich macht mehr als die große Leidenschaft

Zwar fehlt der Leidenschaft ein f um Leiden
Selbst zu schaffen wo immer es verloren ging
Doch hat sie zur Hälfte im Wort noch Leiden
Was mir ganz zu verzichten schon genügt

Die Summe des Glücks ist in einer nur mäßig
Leidenschaftlichen Beziehung viel größer wenn
Dafür das Leiden wegfällt was bei den extremen
Paarungsversuchen noch immer dazu kam

Auch größte Liebe führt nicht zu bestem Sex
Manche kompensieren den Mangel dort sogar
Eher durch einen emotionalen Überfluss noch
Warum es kein tauglicher Maßstab sein kann

Dagegen hatte ich in meinem Leben umgekehrt
Noch den besten Sex wenn ich mich halbherzig
Auf etwas einließ ohne größeres Drama dafür
Die Natur genoss wie es beiden entsprach

Sex wird auch häufig überschätzt glaube ich
Wo beide miteinander Befriedigung finden
Sollten sie zufrieden sein und gut ist es damit
Mehr ergibt sich nur entspannt eher zufällig

Erwarte nichts mehr und erhoffe mir nichts
Will das Mögliche genießen statt sich zu
Viele Gedanken um eine neue Überschreitung
Von Grenzen dabei zu machen mit Leidenschaft

Wo es im Leben funktioniert und sich ergänzt
Für sich Harmonie besteht ist alles gut so
Die große Liebe ist eine Illusion für Teenies
Funktionale Harmonie macht länger glücklich

Wer sich noch ausprobiert wird immer wieder
Ausbrechen wollen um das zu finden was noch
Besser leidenschaftlicher schöner toller dabei ist
Um irgendwann festzustellen ich hatte es schon

Mehr kommt nicht mehr und das ist nicht schlimm
Vielleicht ist es beim Sex und in der Liebe wie auch
Sonst im Leben dass Nachhaltigkeit der Maßstab
Einer glücklichen Zukunft am ehesten noch ist

Langsamer fahren und weniger fliegen dafür mehr
Am Ort bleiben um zu genießen was dort möglich ist
Weniger große Schwankungen die dafür den Pegel
Des Glücks relativ konstant immer halten wäre es

Schon Epikur und Lukrez plädierten für diese eher
Nachhaltige Suche nach Glück die nur über Jahrhunderte
Von der Kirche als Gegner zum Hassbild der exzessiven
Leidenschaft als Ziel der Hölle völlig verzerrt wurde

Diese Lehre der Mäßigung die er auch in seiner
Beschreibung dessen was Glück ist nutzte nannte
Ein Brot einen Käse mit Wasser oder etwas Wein im
Kreis von Freunden alles was es zum Glück braucht

Weniger ist mehr und die Idee der Entschleunigung
Ist aus der Slow-Food Bewegung so bekannt wie
Seit der Entdeckung der Langsamkeit auch eine
Geistige Bewegung voller ruhiger Kraft geworden

Nichts zwingen und nichts wollen sondern einfach
Genießen was ist um mit diesem Glück sich dann
Zufrieden am Leben zu erfreuen lieber als weiter
Von großer Liebe und Leidenschaft träumen ist es

Vielleicht meinte Montaigne in seinen Ausführungen
Zur Leidenschaft in der Ehe die er für abträglich hielt
Sondern lieber den Geliebten vorbehielt genau das
Dauerhaftes Glück schafft eben keine solchen Leiden

Wer alles mit einer teilt möge es so genießen wenn es
Länger als für einen Moment nur ist dagegen erlebte ich
Dass glücklich war wer seines tat und dort dann teilte
Wo es gut für beide war statt meinen zu müssen

Nichts Großes mehr wollen sondern lieber das kleine
Glück in Ruhe genießen wie es ist bleibt immer mehr
Weil es was ist würdigt statt Zielen hinterherzuhecheln
Deren Erreichen nur sehr kurz meist befriedigt

Diese Haltung widerspricht dem Liebeswerben wie dem
Traum vom großen Glück der Sehnsucht die sich erfüllt
Schadet der auf Wachstum ausgerichteten Ökonomie
Macht aber dafür dauerhaft immer eher glücklich

Entdeckte also die Langsamkeit wieder nachdem ich
In manchen Zeiten mehr als drei Frauen an nur einem
Wochenende nicht nur traf und fühle mich glücklich
Weil ich nichts mehr sonst noch irgend erwarte

Ob dieses Gleichgewicht von Dauer auch ist
Sollte ich mich nach vorigem Leben wohl fragen
Doch scheint mir nichts mehr erstrebenswerter
Als so zu leben statt immer mehr zu wollen

Weniger wollen um auf Dauer glücklich zu sein
Könnte ein Schlüssel auf allen Gebieten sein
Um mit dem was ist glücklich zu sein statt sich
Im weiter wollen oder empören zu verausgaben

Vielleicht ist was in der Liebe wie beim Sex
Aus Erfahrung dauerhaft glücklicher macht
Das Mittel für die Zukunft der Welt die nur
Den Erfolg schlicht umdefinieren müsste

Nicht schneller höher und breiter ist noch
Der Maßstab für die Größe des Glücks
Sondern die schlichte Dauer als Weg ohne
Größere Schwankungen dann dafür

Mit weniger auskommen können um mit
Mehr zufrieden und glücklich zu sein als
Vorher uns möglich schien wäre wohl der
Weg zu dauerhaftem Glück im Leben

Ob ich diesen Weg nun mit Leidenschaft
Verfolge oder völlig gelassen um einfach
Zu genießen was ist stellte die Frage nach
Unserer Natur wohl wieder lasse es offen
jens tuengerthal 21.11.2016

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