Montag, 7. November 2016

Cup of Tea 014

Montagstee

Manche jammern über Montage
Weil ihre Arbeitswoche wieder da
Beginnt während andere keinen Tag
Vom andern unterscheiden müssten

Einige freuen sich am Montag die lieben
Kollegen wiederzusehen besonders jene
Die es ihnen besonders angetan haben
Bei denen sie sich insgeheim mehr erhoffen

Schreibend selbständig ist mir egal
Ob Sonntag oder Montag nun ist
Richtet sich mein Tun nicht nach
Äußerer Zählung sondern innerem Auftrag

Wenn ich bis zur Morgendämmerung schrieb
Muss ich nicht um neun Uhr im Büro stehen
Was es verführerisch leicht macht einerseits
Andererseits hoch gefährlich immer auch ist

Braucht es den regelmäßigen Rhythmus um sich
Wohl zu fühlen ist jede Abweichung anstrengend
Jammern die Menschen montags aus Gewohnheit
Weil sie heilfroh sind dass es einfach weitergeht

Ohne jeden Rhythmus der inneren Uhr folgend
Gibt es Tage an denen sähe ich schreibend kaum
Tageslicht während dafür ich an anderen von der
Morgendämmerung bis Mitternacht schreibe

Der Tee gliedert mir den Tag so einfach wie klar
Der erste Aufguss in der Teekanne immer während
Die folgenden eher in der Thermoskanne dann auch
Länger warm gehalten werden unabhängig vond er Zeit

Wenn die Tochter da ist und in die Schule muss wird
Der Tag und damit die Woche anders gegliedert auch
Weil ein System uns Zeiten aufzwingt egal ob sie uns
Gefallen oder nicht wir gehorsam der Uhr dort folgen

Doch ist dies natürlich oder eigentlich eine völlig
Unserem Wesen fremde Einteilung die uns eher
Daran hindert dies zu entdecken was immer uns
Ganz natürlich liegen würde wären wir frei

Die Urlaubszeiten in denen die Menschen dann
Fast zwanghaft das Gegenteil des Alltags tun sind
Dem der seine Zeit selbst einteilt genauso fremd
Fahre nie in Urlaub brauche und kenne ich nicht

So zerbrach schon manche Beziehung an diesem
Eigenen Zeitgefühl das sich noch seinen Weg sucht
Wissend es ist ein natürlicher Frühaufsteher aber
Immer neugierig bereit auch mal alles zu verdrehen

Kein Urlaub nicht nur kein Cluburlaub ließ schon
So manche vor mir weglaufen als entginge mir so
Jede Lebensfreude und wäre nicht ich derjenige der
Weniger zwanghaft jeden Augenblick genießen kann

Wann schreibst du und wann hast du Zeit war noch
Die liebevolle Frage der toleranteren Naturen doch
Kann ich diese nie beantworten denn dies geschieht
Immer wenn mir danach ist und feste Zeiten passen nie

Dabei folge ich einer sehr genauen inneren Uhr immer
Was ich zum ersten Tee aus der Kanne schreibe oder
Mit was oder wem ich den besten dritten Aufguss genieße
Nur richtet es sich eben nicht nach der Tagesschau

Auch die Lesezeiten sind relativ orthodox bei mir
Nahezu immer in der Horizontalen dabei egal ob
Es nun elf oder drei Uhr ist wenn ich sie erreiche
Meist dann bis die Augen wieder zufallen lesend

Gleiches am Morgen wo ich nahezu immer noch
Eine Stunde im Bett lese mit einer Tasse Tee
Wo ich um sieben Uhr einen Termin habe beginnt
Die Lektürestunde eben um fünf Uhr in der Frühe

Genau wie mein Frühstücksablauf und die je
Zutaten dazu einem nahezu immer gleichen
Rhythmus folgen kann es egal wann immer
Beginnen nur nach dem Duschen eben doch

Auf den Vorwurf einer verflossenen Flamme
Wie unflexibel ich sei dachte ich darüber nach
Was Flexibilität ausmacht und worauf es wem
Dabei ankommt um glücklich zu sein

Mir sind Uhrzeiten relativ egal wie auch die
Tage der Woche und Monate des Jahres
Kommen und gehen wie sie gerade wollen
Aber mein Frühstück immer gleich sein soll

Will immer meine Teewurst und meinen Tee
Die Haferflocken mit Apfel und Pampelmuse
Aufgegossen mit Tee und Apfelmus noch
Mit ein wenig Zimt bestreut dabei sind nötig

Beim Käse bin ich variabel während die Scheibe
Schinken am Morgen Schwarzwälder sein muss
Immer Butter niemals Margarine wenn möglich
Drei Marmeladen auf meinem Toast und Honig

So habe ich ein Gerüst jenseits des Gerüsts
In dem die anderen alle leben und kann damit
Zwischen ihnen schweben ohne mich sogleich
Ganz zu verlieren an die Zeit oder den Tag

Kant hatte auch seinen festen Rhythmus den er
Einmal für gut befunden streng einhielt stand
Jeden Morgen um fünf Uhr auf verschob es nur
Nach natürlicher Sommer und Winterzeit etwas

Vielleicht gibt diese Freiheit in der Strenge mir
Erst die Freiheit neben der Welt zu schweben
Die ich beobachte und beschreibe dabei deren
Teil ich aber gefühlt wohl noch nie ganz war

Manchmal fragte ich mich Montags oder Sonntags
Ob ich nicht daran verzweifeln müsste so anders
Einfach zu sein als all die Synchronen die auch so
Erwartbar über gleiche Zeiten noch meckerten

Irgendwann nachdem die letzte wieder weglief
Die es auch zeitlich nicht mit mir mehr aushielt
Was ich auch verstehen kann beschloss ich
In der Zeit lieber nur für mich noch zu bleiben

Pünktlichkeit finde ich preußisch sehr wichtig
Weil sie dem anderen Respekt zollt wie die
Gebührende Hochachtung wo wir noch nicht
Gleich von Liebe sprechen wollen bei allen

Doch wenn ich schreibe falle ich aus der Zeit
Dann bin ich in meinen Texten oder Geschichten
Sitze egal wo auch in einem Café und vergesse
Alles um mich bis sie mich bitten zu gehen

Manchmal müssen sie auch nicht bitten dann
Gehe ich von alleine weil ich meinem Rhytmus
Des Schreibens genüge getan habe oder ein
Anderes äußeres Ereignis mich wieder zurückrief

Cafés haben zum Schreiben den Vorteil dass sie
Manch schöne Ablenkung bieten die auch mal
In die Realität zurückrufen kann wo dies so nicht
Geplant war und also völlig überraschend ist

Jenseits der Zeiten zwischen Worten und Büchern
Zum Autisten geworden habe ich mich noch nie so
Zuhause gefühlt bei mir wie wenn ich damit nur lebe
Bin glücklich für mich und frage mich was sonst wäre

In Gesellschaften meist allein oder belächelt kam mir
Die Frage ob das krank sei oder nur unangepasst
Worauf es ankommt wenn es glücklich denn macht
Woran wir gesund als Gegensatz noch messen

Nichts mehr brauchen und nichts mehr wollen noch
Ist der Zustand den viele Yogi meditativ erstreben
Manche zahlen für eine Näherung viel Geld in
Seminaren die sie eigentlich noch mehr stressen

Lasse ich mich auf eine Diskussion ein aber ist es
Wie früher als ich noch Gesellschaft suchte dachte
Gespräche brächten einen irgendwie weiter dann
Flirte ich und unterhalte mich ganz natürlich

Aus der Zeit und aus der Welt zu fallen könnte uns
Gut tun um uns zu betrachten egal ob ich nun so
Jenseits von allem bin oder es nur erfand um das
Denken über die Wirklichkeit am Montag anzuregen

Ist das anders sein nun krank wie wir am liebsten
Etikettieren was nicht in unsere Gewohnheiten passt
Oder ist die Anpassung an das was alle nur tun die
Schwerste Deformation der Persönlichkeit immer

Ist Einsamkeit also ein Glück für uns oder doch
Natürlich ein Unglück weil wir von Nähe träumen
Nach der ganz normalen Natur was immer auch
Wem normal sein sollte bin ich sehr glücklich so
jens tuengerthal 7.11.2016

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