Novemberfidel
Es war im traurigen Monat November
Als Heine nach Deutschland hinüber kam
Vom schönen Paris und die graue Heimat
Bereist und als Gefangene beschrieb
Schöner hat keiner mehr Deutschland
Im November wohl beschrieben wie sein
Wesen im zersplitterten Staat in dem noch
Immer die Obrigkeit strenge Zensur führte
Bei einer schönen heißen Tasse Tee nun
An Heine denken und sein Wintermärchen
Lässt einen schon warm ums Herz werden
Auch wenn er es ganz kritisch beobachtete
So gilt es auch heute wieder kritisch noch
Zu schauen auf Land und Leute die lieber
Die Menschen im Mittelmeer ersaufen sehen
Als ihnen hier noch Asyl geben zu wollen
Vielleicht muntert es ein wenig auf dass
Die an der Grenze schießen und keinen
Mehr reinlassen wollen nur eine kleine
Reaktionäre Minderheit noch sind heute
Wie die Regierung unter Mutti Merkel
Im Gegenteil sogar die Arme zunächst
Weit öffnete bis das Volk schrie sogar
Flüchtlinge turnhallenweise stapelte
So ist es um die Regierung wohl etwas
Besser bestellt als noch zu Heines Zeiten
Wenn auch das Volk im Kern sich nie änderte
Fügte es sich doch gehorsam ins notwendige
Doch wollen wir heute lieber den Blick gen
Süden wenden an karibische Strände wo
Die Sonne wärmt wenn nicht gerade wieder
Hurrikans Land und Leute neu verwüsten
Wie ein Sturm kam einst auch die Revolution
Nach Kuba und fegte den Diktator Batista weg
Um eine Regierung des Volkes unter der dann
Diktatur des großen Revolutionärs zu errichten
Duchgefüttert und gestützt vom großen Bruder
Der UDSSR die längst in den Wirren nach 89
Unterging überlebte als letzte kommunistische
Insel das kleine Kuba unter eben Fidel Castro
Nun ist der Revolutionär nicht mehr und bevor
Wir nun den 1001. Nachruf als Märchen auch
Schreiben oder als Wutrede gar bedenken wir
Lieber was Römer und Griechen schon sagten
De mortuis nil nisi bene sagten schon die alten
Griechen nur dann auf griechisch eben was die
Lateinischen Römer übernahmen und was hieß
Über die Toten ist nichts als Gutes zu sagen
Sie übernahmen es vom Staatsmann Solon
Der auch als Lyriker berühmt wurde und von
Welchem Politiker können wir das heute noch
Sagen in seinen eventuell überlieferten Worten
Er sagte dies vor über 2500 Jahren schon doch
Nahm die Zeit der Weisheit nichts von ihrer noch
Gültigkeit nicht weil wir noch an ein Jenseits heute
Glaubten sondern weil sie sich nicht wehren können
Gegen Wehrlose kämpfen aber ist schlecht und also
Sollte dazu besser geschwiegen werden wenn es
Gründe gibt sie anzuklagen die es bei Fidel dem
Auch Diktator von Kuba wohl genug noch gäbe
Daran also halte ich mich und karte nun nicht nach
Was er seinem Volk über Jahrzehnte auch antat
Nur werde ich auch kein Loblied nun anstimmen
Wie es Berufsrevolutionäre aus Tradition nun tun
Wer die Nachrufe der Linken liest glaubt fast die Zeit
Wäre stehen geblieben und kein Lenin-Denkmal sei
Inzwischen umgestürzt worden doch auch dazu ist
Wohl besser heute ausnahmsweise zu schweigen
Vielleicht ist das ausposaunen ritueller Formeln
Des sozialistischen Alltags ihre Form der nötigen
Trauerarbeit weil ihnen ein einst Vorbild wegstarb
Dabei wollte er erst sterben wenn die USA weg sind
Der Erzfeind im Norden aber ist es seit Obama längst
Nicht mehr sondern suchte vorsichtig wieder Kontakt
Ob die Wahl Trumps deren Untergang waren wie nun
Böse Zungen meinen sei hier einmal dahingestellt
Noch zählen die nördlichen Nachbarn nach was wirklich
Bei ihnen gewählt wurde und ob wahr ist was keiner wollte
Aber dann eine seltsam zornige Mehrheit doch wählte
Ein Grund zu sterben war die Wahl gewiß noch nicht
Doch Gründe braucht der Tod nicht der einfach kommt
Wenn der Körper nicht mehr kann der schon lange beim
Inzwischen neunzigjährigen Revolutionär an Kraft verlor
Und so durfte der alt gewordene Diktator nun sterben
Das führt zur nächsten alten Weisheit die da lautet
Der Tod geht uns nichts an weil er solange wir da sind
Nie da ist und wenn er da ist wir es nicht mehr sind
Wie Epikur uns vor über 2200 Jahren schon lehrte
Epikur hat mit Castro gemeinsam dass bei beiden
Das Geburtsdatum nicht ganz gewiss ist ansonsten
War der griechische Philosoph weniger dogmatisch
Lebte bescheiden und lustvoll mit Freunden im Garten
Beim großen Führer der Linken dagegen war es wohl
Der Vater der nach der Scheidung die Daten verfälschte
Damit der spätere linke Revolutionär zeitig auf das eher
Weniger linke Jesuitenkolleg gehen konnte als Junge
Der Junge wuchs in guten Verhältnissen auf sein Vater
War reich und dennoch kam er früh schon auch mit der
Armen Bevölkerung in Kontakt und besuchte auch eine
Dorfschule wurde als uneheliches Kind gehänselt
Seine Mutter war die Tochter eines Bauern der bei
Seinem Vater angestellt war und erzog den Jungen
Zunächst katholisch wobei unklar ist ob dies seinen
Später marxistisch-leninistischen Glauben begründete
Jedenfalls bekämpfte er als Revolutionär zunächst die
Kirche in der er erst mit neun getauft wurde wollte den
Katholischen Aberglauben durch den kommunistischen
Konsequent und systemimmanent dann ersetzen
Ein Revolutionskollege sagte mal über ihn Fidel sei
Als erstes Revolutionär dann Jesuit und erst dann Marxist
Auch wenn er sich natürlich als Atheist bezeichnete
Zumindest hat Rom ihn nie tatsächlich exkommuniziert
Er suchte auch immer wieder den Kontakt zu Päpsten
Traf Johannes Paul II. Benedikt und Franziskus wollte
Eine Brücke zwischen Marxismus und Katholizismus
Bauen sah sich in letzter Zeit als Globalisierungsgegner
Fidel war ein großer Baseballspieler und die Legende sagt
Er hätte beinahe einen Profivertrag in den USA erhalten was
Die Weltgeschichte möglicherweise verändert hätte noch
Später gab er sich einmal mit Carter der Leidenschaft hin
Seine erste Ehe war eine richtig gute Partie aus einer auch
Wohlhabenden kubanischen Familie sogar Batista schickte
Dem jungen Paar ein Hochzeitsgeschenk seine zweite Frau
Wurde dann eine Revolutionärin und blieb nicht die letzte
Aber zurück noch kurz zu Epikur bevor vergessen wird
Wozu er diesen Nachruf anregte in seiner Weisheit
Weil der Tod uns nichts angeht beschäftige ich mich
Auch nicht weiter mit ihm sondern schaue nur zurück
Spannender könnte die naheliegende griechische Sage
Von den Dioskuren Castor und Pollux sein die ja schon
Namentlich bei Castro in Erinnerung kommt ob nun wohl
Raul oder Fidel zwischen Olymp und Hades wandern
Wer war der Göttersohn der ungleichen Zwillinge wohl
Raul der noch schüchterne Reformer als Retter eines
Freien Kuba das sich ökonomischen Zwängen anpasst
Oder Fidel als Gläubiger des alten Kommunismus
War der reale Sozialismus kubanischer Art schon das
Goldene Vlies das beide zu suchen einst noch mit den
Argonauten loszogen und wer war Schwester Helena
Es scheint die Sage verwirrt sich in der Realpolitik nun
So bleibt der ähnlich lautende Name wohl wieder nur
Schall und Rauch wie auch bei jenem Herrn Ingenieur
Der als Schiffbauer in die Berge zog um seine Kultur
Von dort aus zu reflektieren der berühmte Hans Castorp
Statt sich mit Himmel und Hölle zu beschäftigen wie den
Bis zum Duell führenden Abwegen des Aberglaubens
Sei sich lieber der schlichten Vita nun des einen gewidmet
Der zum Revolutionär in dieser Welt einfach wurde
Castro studierte wie so viele den Autor eingeschlossen
Mit geringer Begeisterung Jura und probte zwischendurch
Schon mal den Revolutionär wurde aber dann doch erstmal
Relativ glücklos Anwalt promoviert im Zivilrecht dabei
Sein erster Versuch zur Revolution scheiterte durch den
Putsch von Batista den er darauf verklagte und in Artikeln
Als Landesverräter beschuldigte womit er erwartungsgemäß
Aber scheitere um doch lieber Revolutionär zu werden
Auch sein erster Putschversuch scheiterte da miserabel
Vorbereitet und Castro landete vor Gericht wobei ihn wohl
Die vorher Verteidigung eines Bischofs schon vor der sonst
Lynchjustiz noch rettete und so verdankt er Rom sein Leben
Zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt kam er anders als sein
Späterer Freund Mandela nach zwei Jahren wieder frei
Gründete die Revolutionsbewegung des 26. Juli plante nun
Den bewaffneten Umsturz durch kleine Zellen auf der Insel
Während der Ausbildung der Revolutionäre in Mexico
Lernte er Ernesto Guevara kennen den sie Che nannten
Wieder zurück in Kuba stürzten sie nach 2 Jahren Kampf
Als Guerilla Diktator Batista und vertrieben diesen
Die USA hatte den Diktator nach einem Massaker durch ein
Waffenembargo weiter geschwächt wenn auch die CIA weiter
Gegen die Revolutionäre und für den Diktator kämpfte
Spielten also zunächst ein irgendwie doppeltes Spiel
Castro der während der Kämpfe gesagt hatte er strebe
Keine persönliche Macht an und wolle sich wieder ins
Privatleben zurückziehen wurde dann de facto zum neuen
Regierungschef Kubas und blieb es bis fast zu seinem Tod
Als Castro dann auch formal Regierungschef war wurde
Sein Bruder Raul der heute noch regiert Chef der Armee
Er suchte den Kontakt zu örtlichen Kommunisten bis er
Sich nach einem Treffen mit Chruschtschow offen bekannte
Später kam es zu Spannungen mit der UDSSR die durch
Deren Einflussnahme in Kuba wie die maoistische Neigung
Guevaras begründet waren sich aber nach dem Prager Frühling
Wieder legten bei dem Castro ganz Moskautreu schon reagierte
Als Dank für Moskaus finanzielle Unterstützung entsandte Castro
Jahrelang Truppen zur Unterstützung kommunistischer Regime
Etwa nach Nicaragua wo sie gegen die von den USA gestützten
Contras kämpften aber auch in Afrika hier und dort kämpften
Bekannt wurde Kubas Internationalismus vor allem durch die
Entsendung von gut ausgebildeten Lehrern und Ärzten was
Zu bisher über 50.000 Ärzten in 60 Ländern führte die dort
Für die immer klamme Heimat Devisen erwirtschafteten
Diese Ärzte im Ausland erwirtschafteten jährlich etwa
Sechs Milliarden US-Dollar für ihre Insel und stützten dazu
Noch die Revolutionen in Venezuela und Bolivien da sie
Zuerst in die armen Viertel auch gingen und dort wirkten
Gegen Gorbatschow Reformen verteidigte Castro 1989
Seine marxistisch-leninistische Ordnung und wehrte sich
Gegen alle Rufe gegen Öffnung und Liberalisierung die
Zu dieser Zeit überall auf der Welt noch laut wurden
Als dann die UDSSR zerbrach und die Gelder ausblieben
Rutschte Kuba in eine tiefe ökonomische Krise die den
Diktator zu einschneidenden Reformen zwang wie etwa
Die Legalisierung des Dollar und selbständige Arbeit
Die Versorgungslage in Kuba wurde immer schwieriger
Einnahmen wurden im Tourismus erhofft wo viele auch
Westliche frühere Studentenrevolutionäre es sich dann
In abgeschirmten Hotel gut gehen ließen als Finanziers
Ab 2006 gab Castro aufgrund schwerer Erkrankung all
Seine zahlreichen Ämter langsam an seinen Bruder ab
Hielt auch keine stundenlangen Reden mehr und zog sich
Langsam in sein Privatleben am Pool mit Frau zurück
Während seiner Amtszeit versuchte die CIA offiziell
Zugegeben bereits achtmal Castro zu töten was ihr
Bisher nicht gelang und woran sie wohl auch jetzt
Nicht mehr beteiligt war es kam nicht mehr auf ihn an
Zu den Mordversuchen der CIA kamen noch diejenigen
Der Exilkubaner und verschiedener Mafiosi die er jedoch
Solang er politisch von Bedeutung war alle überlebte
Ob er damit weltweit am meisten überlebte ist unklar
Zumindest war er laut Guinness-Buch im Jahre 2011
Der am längsten dienende Staatsmann der Welt was
Queen Elisabeth II. ihm nun rein repräsentativ natürlich
Noch streitig machen kann wenn sie denn noch will
Bei Attentatsversuchen wurde alles erdenkliche probiert
Auch die Zusammenarbeit mit in den USA gesuchten
Mafia-Größen war für die CIA probates Mittel dabei
Was Wirtschaftssanktionen noch unterstützen sollten
Noch 2004 legte Außenminister Colin Powell einen Bericht
Vor der auf den Sturz des kubanischen Regimes zielte und
Innerhalb von sechs Monaten den Wechsel erreichen wollte
Wie bekannt blieben all diese Versuche bis heute erfolglos
Nach seiner Darmerkrankung hatte sich Castro ab 2008
Völlig aus der Politik zurückgezogen war nur noch Berater
Seines Bruders Raul der sein Erbe antrat zumindest offiziell
Doch meinen Fachleute er verhindere weiter jede Reform
Ob diese mit seinem Tod möglich werden wird die Zeit
Zeigen genau wie der Weg eines Präsidenten Trump
Dem südlichen Nachbarn gegenüber unklar noch ist
Wie der nun freiere Reformkurs seines Bruders wirkt
Im Alter folgte Castro auch den Verschwörungstheorien
Um die Bilderberg Konferenz und gab sich als entschiedener
Globalisierungskritiker und lehnte konsequent auch die
Annäherung an die Imperialisten der USA weiter ab
Ob dies strategisch mit seinem Bruder abgesprochen war
Dessen Reformen stärken sollte oder doch darauf zielte
Das eigene Denkmal zu polieren um sich als der in Erinnerung
Zu halten bei dem es den Kubanern gut ging ist unklar
Weil uns der Tod nichts angeht und wir nichts schlechtes
Über die Toten sagen wollen endet diese Erinnerung hier
An einem grau-feuchten Novembertag mit Gedanken an
Die gerade kubanische Sonne was immer nun wird
jens tuengerthal 26.11.2016