Montag, 15. Mai 2023

Schnitzlersalat

"Es fließen ineinander Traum und Wachen, Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends. Wir wissen nichts von anderen, nichts von uns. Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug."
Paracelsus

"Aus dem Werke manches Dichters spüren wir wohl heraus, dass er irgendwie und irgendwo ein Genie ist, nur leider gerade nicht in seiner Dichtung."
Buch der Sprüche und Bedenken

"Ja, wenn eine Schlacht gewonnen wäre dadurch, daß man den lautesten Trompeter wegschießt!"
Aphorismen und Betrachtungen

"Das Wichtigste im Verkehr mit Menschen: ihnen ihre Ausreden wegräumen."
Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

"Ich liebe mein Vaterland nicht, weil es mein Vaterland ist, sondern weil ich es schön finde. Ich habe Heimatgefühl, aber keinen Patriotismus."
Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

"Weiche hundert Schritte ab vom gebahnten Pfad, und du findest dich allein. Und wenn du einem begegnest, weißt du nicht, ob er die Einsamkeit sucht wie du oder auf Raub ausgeht." - Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

"Wer einmal völlig begriffen hat, dass er sterblich ist, für den hat eigentlich die Agonie schon begonnen."
Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

"Wer Materie sagt, sagt Geist, ob er es will oder nicht. Denn sie wäre überhaupt nicht vorstellbar ohne Geist. Und wer Geist sagt, sagt Materie, denn ohne Materie könnte er es nicht sagen, nicht einmal denken."
Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

"Wie eilig ordnet sich Geschehnes ein."
Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

"Bereit sein ist viel, warten können ist mehr, doch erst den rechten Augenblick nützen ist alles." 
Buch der Sprüche und Bedenken

"Die Eigenschaften unserer Nebenmenschen sind uns immer nur ihrer qualitativen Bedeutung nach offenbar; und es ist nie vorzusehen, bis zu welchem Grad irgendeine Eigenschaft unter bestimmten Umständen sich zu entwickeln vermag."
Buch der Sprüche und Bedenken

"In den Beziehungen zwischen Menschen gibt es so wenig einen Stillstand wie im Leben des Einzelnen."
Buch der Sprüche und Bedenken

"Jeder Dichter ist Realist und Idealist, Impressionist und Expressionist, Naturalist und Symbolist zugleich, oder er ist überhaupt keiner."
Buch der Sprüche und Bedenken

"Wie sinnlos die Welt dir erscheinen mag, vergiss nie, dass du durch dein Handeln wie durch dein Unterlassen dein redlich Teil zu dieser Sinnlosigkeit beiträgst."
Buch der Sprüche und Bedenken

"Der Enthusiast fühlt sich seiner Sache niemals ganz sicher, daher sein unstillbarer, lästiger Drang, Gefährten seiner Begeisterung zu werben. Der Skeptiker hingegen bedarf stets einer gewissen Isoliertheit, denn schon der Umstand, dass er einen Gefährten seines Zweifels findet, vermag ihn an diesem irre zu machen."
Rikola-Almanach

"Aufgabe der Erziehung wäre es, den metaphysischen Hunger des Menschen durch Mitteilung von Tatsachen in weisem Maß zu stillen, statt ihn durch Märchen, was ja die Dogmen sind, zu betrügen."
Zurückgelegte Sprüche

"Die Probleme der Sittlichkeit liegen auf dem Gebiet der Verantwortung, die der Sitte auf dem der Tradition."
Zurückgelegte Sprüche

"Ein ernster Mensch sein und keinen Humor haben, das ist zweierlei."
Zurückgelegte Sprüche

"Heilige hat es immer gegeben, niemals aber noch einen Menschen, der das Recht gehabt hätte, einen andern Menschen heilig zu sprechen."
Ungedrucktes (in: Österreichische Dichtergabe, Wien 1928)

"Horch auf die Verleumder, so wirst du die Wahrheit über dich erfahren."
in: Österreichische Rundschau, 9. September 1905

"Nicht die Psychoanalyse ist neu, sondern Freud. / Sowie nicht Amerika neu war, sondern Columbus. Psychoanalyse gab es immer; jeder Arzt, jeder Dichter, jeder Staatsmann, jeder Menschenkenner mußte es sein, war es unbewußt oder automatisch."
Über Psychoanalyse

"Was soll mir das Geschwätz, ich habe mich in meinem Leben nicht um Politik gekümmert." 

„Was hilfts Dir mein Freund. Sie kümmert sich um Dich, in jedem Augenblick Deines Lebens." aus Aphorismen und Notate,

Alle Zitate nach Arthur Schnitzler


Schnitzlersalat

Was soll der Dichter zum Dichter sagen
Der so klug über das Sein redete vielleicht
Dass am 15. Mai 1862 Arthur Schnitzler in
Wien geboren wurde der Arzt Erzähler und
Dramatiker gilt als einer der bedeutendsten
Vertreter der Wiener Moderne die mit seinen
Texten entscheidend mit prägte er kam als
Sohn eines Arztes zur Welt und wuchs in
Der Wiener Leopoldstadt auf seinem Vater
Einem der beliebtesten Ärzte unter den
Bekannten Wiener Künstlern seiner Zeit
Gelang so der Aufstieg worauf sie dann
In den 1. Bezirk umzogen direkt gegenüber
Der Oper wo viele seiner Patientinnen
Ihrer künstlerischen Arbeit nachgingen
Arthur machte seine Matura schon mit
Auszeichnung und studierte dann dem
Wunsch des Vaters gemäß Medizin was
Der Dichter hier dem gleichen Wunsch
Nicht folgend leider nicht tat er publizierte
Viel im medizinischen Bereich auch in der
Von seinem Vater gegründeten Zeitschrift
Zwar verfasste Schnitzler bereits als Kind
Literarische Texte aber seine öffentliche
Literarische Tätigkeit intensivierte er erst
Ab 1888 also mit Mitte zwanzig dabei
Waren Gedichte Einakter und Einakter
Publiziert wurden sie in der Zeitschrift
An der schönen blauen Donau um diese
Zeitung wie in Caféhäusern fanden sich
Gleichgesinnte zusammen die bald als
Jung Wien bekannter wurden er war mit
Hugo von Hofmannsthal wie Hermann Bahr
Enger befreundet nach dem Tod seines
Vaters verließ er die Klinik und eröffnete
Eine eigene Praxis mit der Uraufführung
Seiner Liebelei mit Adele Sandrock als
Christine wurde Schnitzler schlagartig
Berühmt und sein Ruf als Theaterdichter
War in Europa begründet die nächsten
Stücke waren weniger erfolgreich 
Doch löste seine bekannte Erzählung
Leutnant Gustl 1900 einen gehörigen
Skandal aus so wurde ihm sein Rang als
Offizier ein Oberstabsarzt der Reserve
Wegen Lächerlichmachung der k.u.k. Armee
Aberkannt für den nächsten Skandal
Sorgte dann das Drama Reigen wobei
Die darin geschilderten Gespräche vor
Wie nach dem Geschlechtsverkerhr als
Pornographie beschimpft wurden die
Beiden Themen Heereskritik und Erotik
Machten ihn zum Ziel der Antisemiten
Schnitzler selbst dokumentierte in seinem
Tagebuch mehrere oft parallel geführte
Beziehungen zu verschiedenen Frauen
Bis er die Schauspielerin Olga Gussmann
Schließlich 1903 heiratete ein Jahr nach
Der Geburt ihres ersten Kindes mit Beginn
Des ersten Weltkrieges ging das Interesse
An Schnitzler zurück weil er nicht zu den
Kriegstreibern und Bellizisten gehörte
Die Uraufführung des Reigen in Berlin
Wie später in Wien führte zu neuen
Skandalen wie Prozessen wegen
Erregung öffentlichen Ärgernisses die
Aber zugunsten Schnitzlers ausgingen
Danach verbat er die Aufführung was
Sein Sohn erst 1982 wieder aufhob
Nach dem Freitod seiner Tochter die
Mit 17 einen italienischen Offizier mit
Einverständnis ihrer Eltern heiratete
Verstärkte er seinen Rückzug noch
Er starb 1931 an einer Gehirnblutung
Wollte keine Kränze und wo möglich
Das billigste Grab damit das gesparte
Geld dem Spital zugewendet würde
Schnitzler brachte wie auch Freud
Tod und Sexualität zur Sprache was
Skandale immer wieder auslöste ihn
Zum wichtigen Wegbereiter einer
Befreiteren Moderne machte

jens tuengerthal 15.5.23

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen