Donnerstag, 26. Mai 2016

Kulturgeschichten 0235

Römerrache

Ein Land ist heillos preisgestellt, das einen Heereszug erdulden muss.
Heinrich v. Kleist, Die Hermannsschlacht

Was wurde über Hermann und seine Schlacht
Im Teutoburgerwald nicht alles einst gedichtet
Zu preisen deutschen Heldenmut noch hoch
Der den Römern widerstand unter Arminius
Dem Deutschen der unter Römern erzogen ward
Verschwiegen wurde lieber der Römer Rache
Mit denen einst Germanicus ihn bestrafte
Wie sein Weib Tusnelda geraubt ward
Darum ist es im nationalen Taumel Zeit
An Nero Claudius Germanicus zu erinnern
Es sei dazu an Kleist und Arndt sich noch
Als Dichter die es einst besangen erinnert
Auch wenn der nationale Taumel dort
Übel nach Gewalt noch riecht so fragt
Sich doch ob dies dem Nationalen immer
Innewohnt wenn es zu deutsch wird
Darum zitiert der Dichter hier mit
Kritischen Blick auch die Vorgänger
Dazu vorab um zu bedenken wie
Heute damit umzugehen ist

Vergebt! Vergesst! Versöhnt umarmt und liebt euch!
Das sind die Wackersten und Besten,
Wenn es nunmehr die Römerrache gilt!

So rief Hermann in der Hermannsschlacht von Kleist
Der zwar im nationalen Taumel endet und doch noch
Differenziert antwortet verglichen mit Ernst Moritz Arndt
Der sich zu Hermann und der Schlacht im Taumel aus
Blut und Eisen erging für den die deutsche Nation einst
Nocht berüchtigt werden sollte schon im Kaiserreich
Schlimmer noch es trieb im Dritten Reich während
Arndt um nationale Befreiung brutal dichtete
Als Napoleon das Land besetzte

Der Gott, der Eisen wachsen ließ
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Treuen halten
und nimmer um Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Schand und Tande ficht,
den hauen wir in Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben!

O Deutschland heil’ges Vaterland,
o deutsche Lieb’ und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land,
wir schwören dir aufs Neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht,
der speise Kräh’n und Raben!
So ziehen wir aus zur Hermansschlacht
Und wollen Rache haben.

Lasst brausen, was nur brausen kann,
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutsche alle Mann für Mann,
zum heil’gen Krieg zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
Und himmelan die Hände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende.

Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh’n und Fahnen,
wir wollen heut uns Mann für Mann
zum Heldentod ermahnen.
Auf! Fliege hohes Siegspanier,
voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der freien.

So feiern die Deutschen den Tod
Als Helden für die Nation von denen
Doch nichts immer bleibt als Tote
Darum zum Ende noch das Schlußwort
Hermanns hier zitiert der zeigt
Wohin die Wut nur führt als
Zu dem Trümmerhafen auf dem
Die tödlich schwarze Fahne weht

Ihr aber kommt, ihr wackern Söhne Teuts,
Und lasst im Hain der stillen Eichen
Wodan für das Geschenk des Siegs uns danken!
Uns bleibt der Rhein noch schleunigst zu ereilen,
Damit vorerst der Römer keiner
Von der Germania heil’gem Grund entschlüpfe,
Und dann - nach Rom  selbst mutig aufzubrechen!
Wir oder unsre Enkel, meine Brüder!
Denn eh doch, seh ich ein,
Erschwingt der Kreis der Welt
Vor dieser Mordbrut keine Ruhe,
Als bis das Raubnest ganz zerstört
Und nichts als eine schwarze Fahne
Von seinem öden Trümmerhaufen weht!

Es ging um Mord und Totschlag nachdem
Arminius der Hermann hier ist den Römern
Die schwerste ihrer Niederlagen zufügte
Die große Legion zerrieb und fast ⅓
Der stärksten Armee der Welt vernichtete
Spielen die Dichter in Erinnerung mit dem
Heldentum von dem wir wenig wissen
Nicht mal wo ist uns ganz klar
Der Teutoburgerwald wohl nur eine Sage
Auf die sich die Nation einen wollte nun

Doch kam Arminius nicht als Krieger
Wieder nach Rom wo sie ihn einst
Ausgebildet und geschult hatten
Vom Barbaren zum klugen Krieger
Der vermutlich mit Guerilla-Taktik
Der Römer Heer im deutschen Wald
Hinterrücks überraschte und schlug
Weil er im freien Feld keine Chance
Je gegen den überlegenen Gegner
Noch gehabt hätte doch dies war
Längst Geschichte als geschah
Wovon nun heute zu berichten
Als die Römer Rache nahmen

Am 26. Mai 17 führte der römische Feldherr
Nero Claudius Germanicus zu Rom seinen
Triumphzug an nachdem er in den Jahren
Zuvor noch Germania magna in Feldzügen
Niedergerungen hatte und präsentierte
Neben vielem anderen auch Thusnelda
Die Tochter des Segestes und Ehefrau
Des Hermann mit ihrem wenige Monate
Alten Sohn Thumelicus als Gefangene
Mutmaßlich in Ketten als Kriegsbeute
Dem jubelnden Rom präsentiert auch
Ihr Vater gehörte zu den Zuschauern
Auf einem Ehrenplatz nachdem Arminius
Die einem anderen schon versprochene
Tochter entführt und zur Frau nahm mit
Mutmaßlich auch Gewalt wovon wir aber
Genausowenig wissen wie von ihrem Tod
Sie starb noch am gleichen Tag dagegen
Mehr wissen wir auch nicht über den ihres
Sohnes der nach Tacitus in Ravenna wohl
Aufwuchs über dessen Schicksal wie welches
Spiel es mit ihm trieb später berichtet werden
Sollte was nie geschah zumindest ist keine
Der Quellen heute noch bekannt

Die römische Hochkultur zeigte sich als
Brutale Sklaventreiberin die auch noch
Kinder als Kriegsgefangene weniger denn
Als Eigentum des Siegers präsentierte
Der diese Erniedrigung noch in Freiheit
Bis zum Jahre 21 überlebte und trotz
Des scheinbaren Triumphes des Germanicus
Nur von einem Verwandten ermordet wurde
Obwohl andere Fürsten anboten ihn später
Für römische Gunst zu vergiften

Germanicus hatte seinen Namenszusatz
Nicht etwa für seine Feldzüge erhalten
Sondern vom Vater geerbt
Womit die Adelsrepublik bezeugte
Wie wichtig Verwandtschaft war
So war der Dritte in der Nachfolge
Des Augustus nach dessen Testament
Der Großneffe des Großen auch war
Den Römern ein Held geworden
Sein Sohn Caligula wurde Kaiser
Der von der Prätorianergarde dann
Aus Rache für seine Gewaltherrschaft
Ermordet wurde und in antiken Quellen
Als wahnsinnig gilt warum auch sein
Andenken in Rom vernichtet wurde

Gewalt und Gegengewalt führten nur
Zu Erniedrigung und Ausbeutung mit
Ungewissem Ausgang und Roms Größe
Die von den Griechen geliehen nur war
Schrumpfte zunehmend aber auch die
Germanische Kultur wurde weitgehend
Vernichtet wie vergessen infolge des
Von Rom ausgehenden Christentums
Seiner Eroberung Europas mit Bibel
Wie Schwert schrieb Geschichte neu
Ließ nichts an Erinnerung zurück
Der vorigen Kulturen wie meist
Herrschaft mit Gewalt jede Kultur
Zerstört ohne etwas zu geben dafür
Als die Macht der Gewalt in einer
So gewalttätig verarmten Welt

Goethe der große deutsche Dichter
Schrieb den Deutschen in ihr Buch
Der Geschichte sie mögen sich
Lieber freier zu Menschen ausbilden
Als zur Nation die sie nie würden
Und auf diesen Rat zu hören scheint
In Zeiten von Pegida wieder weise

Theater ist schöner als Krieg
War Peymans Inszenierung von
Kleists Hermannsschlacht in Bochum
Mit Gert Voss und Kirsten Däne als
Hermann und Tusnelda einst noch
Im geteilten Land betitelt worden
Merken wir es uns die Welt könnte
Eine bessere wieder werden
jens tuengerthal 26.5.2016

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