Stadtfreiheit
In Berlin soll eine wilde Party steigen
Naja mal wieder halt wie immer eigentlich
Nur diesmal blieb der Organisator anonym
Kündigte nur irgendwie den Treffpunkt an
Bereits 1800 Leute haben zugesagt
Nur fünf Minuten Luftlinie von mir
Müll soll weggeräumt werden
Aber keiner hat die Verantwortung
Scheint es im Netz
Worauf die Polizei twitterte
Sie hoffe es sei angemeldet
Sonst müsse sie leider räumen
Was viele weniger witzig fanden
Dabei reagierte die Polizei humorvoll
Wer ein großes Fest macht
Muss es eben anmelden und einen
Der die Verantwortung übernimmt haben
Wo sich keiner findet wird es verboten
Damit öffentliches Eigentum geschützt
So die hehre erklärte Absicht
Da könnt ja jeder kommen
Einfach eine Versammlung machen
Für Randale sorgen
Wo kämen wir da hin
So muss auch in Berlin immer
Alles seine Ordnung haben
Was blieb von der Freiheit der Stadt
Im Rechtsstaat und wohin wendet sich
Wer sich dadurch unfrei fühlt im Staat
Verteidigt die Polizei unsere Freiheit
Oder sorgt sie nur für Ordnung
Im Namen des Staates und besteht
Da überhaupt immer ein Gegensatz
Zwischen dem Staat und seinen Bürgern
Klar passt die Polizei auf damit keiner
Hier seinen Spaß hat sagen die Nörgler
Aber wer sorgt sonst für Sicherheit
Wenn wieder Antänzer ankommen
Menschen bedroht werden wie in Köln
Oder gerade noch in Kreuzberg
Und wer vor allem bezahlt
Das Aufräumen und die Sicherheit
Haben eben ihren Preis
Im Berliner Partysommer
Zwischen Sorge und Spaß sucht
Die Demokratie einen Weg noch
Zur Ordnung miteinander bei dem
Manche lieber nicht mitspielen wollen
Der Kampf um die Freiheit ist alt
Was es heißt wenn sie sich einer nimmt
Die Ordnung einfach umstürzt
Wer ist ohne Ordnung gefährdet
Warum geht es uns besser mit
Oder ist das eine autoritäre Illusion
Am 20. Mai 1347 vertrieb Cola di Rienzo
Den verhassten Stadtadel von Rom mit
Hilfe des Volkes und rief wieder die
Republik aus nach antikem Vorbild
Wurde Rom nun befreit vom Volk
Oder stürzte erwartbar in die Diktatur
Cola die Rienzo der berüht wurde
Durch Wagners Oper Rienzi wie
Den Roman Rienzi oder der letzte Tribun
Von Edward Bulwer-Lytton der erst
Den Komponisten inspirierte zur dann
Sieben Jahre später erscheinenden Oper
Rienzi war und ist eine umstrittene Gestalt
Den einen Held der gerade beginnenden
Renaissance zu deren Fixstern er wurde
Mit seinem am antiken römischen Ideal
Orientierten Anspruch auf Errichtung der
Alten Republik den anderen ist er nur
Als was er sich am Ende immer mehr
Zeigte ein größenwahnsinniger Tyrann
Der Name Cola di Rienzo ist Dialekt
Eine römische Kurzform von Nicola di Lorenzo
Also Nikolaus Sohn des Laurentius
Er war Sohn eines Wirts und einer Wäscherin
Seine humanistische Ausbildung war
Der Herkunft zum Trotz wohl gut
So wurde er Notar und heiratete
Die Tochter eines Notars gehörte
Zur Volkspartei die Papst Clemens VI.
Zur Rückkehr von Avignon nach Rom
Wieder bewegen wollte doch hatte dieser
Wenig Lust in das heruntergekommene
Von Familienfehden längst zerrissene Rom
Als Franzose zurückzukehren jedoch
Erhielt Rienzo so die Aufmerksamkeit des
Papstes der ihn zu seinem Notar machte
So an der Führung der Stadt beteiligt
Erkannte er die Wurzeln des Konflikts
Der in den Kämpfen der beiden Familien
Colonna und Orsini um die Macht in Rom
Immer noch lag die vieles zerstörten
Weiterhin schadete die Abwesenheit
Des Papstes der Ordnung der Stadt
Doch das Problem sah Rienzo im Adel
Er ging mit einer populistischen Kampagne
In die Öffentlichkeit prangerte den Adel an
Brachte so das Volk auf seine Seite
Am 20. März 1347 putschten sie dann
Vertrieben den Adel aus der Stadt um die
Alte Römische Republik wieder zu errichten
Genehmigt hatte die Revolution keiner
Wirkungsvoll war sie vermutlich darum
Die Römer verliehen ihm daraufhin den Titel
Tribun der Freiheit und erlauchter Befreier
Der römischen Republik dank der gnädigen
Autorität unseres Herrren Jesus Christus
So ähnlich wurde der Gernegroß dann
Doch oh Wunder denken manche
Als solcher sorgte Rienzo für Ordnung
Stärkte die Wirtschaft wieder wie den
Rechtsstaat sorgte für damit sinkende
Preise und sogar Petrarca gehörte
Gegen seine Gönner die Orsinis da
Zu Rienzos Bewunderern zunächst
Weiß nicht warum ich an den Österreicher
Denken muss der Autobahnen ließ zugleich
Mit Konzentrationslagern die einen nur laut
Die anderen ganz dezent
Als er die Souveränität der Römer
Gegenüber derm Papst wie dem Kaiser
Öffentlich forderte machte er sich damit
Bei beiden unbeliebt durch seine nun
Theatralische Selbstinszenierung mit der
Er sich selbst zum Ritter Roms schlug
Machte er sich auch beim Volk unbeliebt
Prunksucht in Verbindung mit zeitgleich
Steueerhöhungen brachten die Römer
Unterstützt vom Adel der seine Chance
Zur Rückkehr witterte auf die Barrikaden
Die ursprünglich verfeindeten Familien
Waren sich im Kampf um die Macht
Plötzlich einig und auch wenn ein erster
Versuch der Revolte scheiterte traf Rienzo
Bald der Bannstrahl des Papstes warum
Der Volkstribun in die Abruzzen flüchtete
Angesichts der kommenden Pestepidemie
Könnte ihm das noch dazu das Leben
Gerettet haben
Er floh nach einem kurzen Besuch in Rom
An den Hof Karls IV. des Luxemburgers in Prag
Sagte diesem ein neues Reich voraus aber
Konnte den Kaiser dennoch nicht für die
Römische Republik erwärmen und dieser
Lieferte ihn an Papst Clemens nach Avignon
Wieder aus doch mit Glück im Unglück starb
Der Papst vor Rienzos Ankunft und dessen
Nachfolger Innozenz wollte ihn weniger verurteilen
Als mit ihm triumphal nach Rom zurückzukehren
Das Chaos dort mit seiner Hilfe zu beseitigen
Wozu er ihm einen Kardinal an die Seite noch
Stellte einen spanischen Aufpasser quasi
Noch dazu einen Überlebenden der Reconquista
Aus den Reihen der päpstlichen Kardinäle
So kehrte er sieben Jahre nach seiner Weihe
Zum Ritter von Rom dorthin erst zurück
Der Kardinal machte Rienzo zum Senator um
Für den Papst von dessen Popularität noch
Zu profilieren was leider nur dazu führte dass
Der Wirtssohn wieder zum Tyrannen wurde
Den Adel gegen sich aufbrachte der ihn mit
Einem neuen Aufstand überraschte gerade
Zwei Monate nach der triumphalen Rückkehr
Während ihm der Prozeß gemacht wurde
Der Volkstribun von einem Handwerker
Hinterrücks ermordet seine Leiche öffentlich
Geschändet wie zur Schau gestellt was zwar
Weniger dramatisch ist als bei Wagner wo
Rienzi vom einstürzenden Kapitol begraben wird
Aber für ein Notarsleben aufregend genug
Einer der für Ordnung sorgte wie die alten Ideale
Römischer Republik mit dann Allmacht verteidigte
Wurde zum neuen Adel gierig wie unbescheiden
So verriet er im Scheitern an sich für was er doch
Antrat die Ordnung in Rom wieder herzustellen
So stiftete die neue Diktatur die sich auf alte Ideale
Besann progressiv konservativ also war
Mehr Unordnung als Frieden und verschwand
Folglich wieder im Orkus der Geschichte
Weil Republik von oben selten zielführend ist
Auch wenn der sie einführt von unten kam
Warum auch die Diktatur des Proletariats
Denklogisch nur ein prolliger Terror werden konnte
Unmenschlich wie jedes nicht gewachsene System
Vielleicht lässt dies Beispiel ein wenig über den Wert
Der Republik und ihrer Ordnung nachdenken auch
Wenn es so schwache Repräsentanten noch gibt
Wie den gerade Vizekanzler Gabriel können wir
Auf das Grundgesetz und die Ordnung vertrauen
Für die auch Pegida und AfD nur lästiger eben
Populistischer Fliegendreck sind der bald wieder
Im Gleichmaß der Institutionen verschwindet
Weil Deutschland mehr von Beamten verwaltet
Als von Revolutionären regiert wird was zumindest
Der Ordnung oft förderlicher ist als steter Wechsel
Ein anderes Beispiel geschah am 20. Mai 1631
Mit der Magdeburger Hochzeit bei der kaiserliche
Truppen unter Tilly und Pappenheim nach zuvor
Mehrmonatiger Belagerung die Stadt eroberten
Um dabei schwerste Kriegsgräul zu begehen vom
Morden bis zum Vergewaltigen von Folter bis zu Raub
Wurden bis auf wenige die sich noch in Dom flüchteten
Vor dem Pappenheim seinen Leuten angeblich noch
Einhalt gebot als guter Christ von den 60.000 Soldaten
In einem Sturm der Gewalt von den verbliebenen
Magdebugern 20.000 getötet und bis heute gilt
Das Wüten der Katholiken in Magdeburg als
Ein grausames Beispiel für die Schrecken des
Dreißigjährigen Krieges wie sie im Simplicissimus
Uns so genial beschrieben wurden noch
Der die Dichter bis heute noch beschäftigt
Ein Krieg der ausbrach weil sich die Religionen
Im divergenten Reich nicht gönnen konnten
Das Haus Österreich sein Böhhmen noch gegen
Den kurpfäzischen Winterkönig verteidigte weil
Kaiser und Papst für ihren Glauben kämpften
Die Protestanten mit Schweden sich erfolgreich
Wehrten solange Gustav Adolf noch lebte
An dessen Ende Verträge standen wie lange
Verhandlungen in Münster und Osnabrück
Die festlegten was vorher galt gilt weiterhin
Wessen Region dessen Glaube und bald kam
Hundert Jahre später ein König in Preußen
Wie Kurfrüst der Mark Brandenburg zu der
Das damals verwüstete Magdeburg noch gehörte
Der erklärte es möge doch bitte künftig jeder
Nach seiner Fasson selig werden und wenn
Er Muselmane wäre scherte den Fritz nur ob
Dieser ein guter Preuße sei wovon uns just
Die polarisierenden Populisten von Pegida
Wie dem billigen AfD abbringen wollen auch
Ein Rassist wie Sarrazin verkündet dazu dem
Alten Preußen fremden Unsinn ungestraft
So könnten alte Geschichten vielleicht lehren
Wie wir besser mit unserer Geschichte umgehen
Damit wir als Große wie Fritz erinnert werden
Nicht als Terroristen wie der Österreicher
Der das Reich in den Untergang trieb mit
Rassistischer Ausgrenzung und Dummheit
Die immer kurzsichtig bleibt und so möge
Auch künftig jeder nach seiner Fasson
Nicht nur in Preußen das es nicht mehr gibt
Selig werden sondern mehr in Europa
Was darum zum Hort der Freiheit wurde
Die es nicht gegen sondern mit besser
Künftig zu verteidigen gilt ist doch wer
Gegen etwas kämpft immer schwächer
Als jene die sich für etwas einsetzen
jens tuengerthal 20.5.2016
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