Mittwoch, 4. Mai 2016

Kulturgeschichten 0212

Deutschsprachig

Wie wichtig ist die deutsche Sprache für unsere Identität - ist sie das eigentlich einigende Band, wie es im Deutschlandlied einst besungen wurde in ideellen Grenzen einer Nation, die sich erst bilden wollte?

Gerne berufen wir uns auf Karl den Großen, was uns historisch mit unseren westlichen Nachbarn, den Franzosen verbindet, die sogar ihr Land nach seinem Frankrenreich nannten - aber sprach der deutsch oder französisch oder irgendwas dazwischen?

Zur Zeit der Franken und noch lange im Mittelalter und weit über dieses hinaus war Latein die lingua  franca, die allen verständlich Umgangssprache. Karl der Große und sein Geschlecht kamen aus der Gegend zwischen Aachen und Luxemburg. Sie werden kaum gesprochen haben, was wir heute hochdeutsch nennen, sondern einen regionalen Dialekt und Hochdeutsch gab es zu dieser Zeit ohnehin nicht - das Mittelalter über wurde noch eher im Mittelhochdeutschen gedichtet, wenn die lokalen Sprachen verwandt wurden und nicht das feinere Latein oder Französisch.

Die Germanen sprachen irgendwelche anderen Dialekten, teilweise von Stamm zu Stamm unterschiedlich - die Schwaben konnten sich nur schlecht mit den Friesen verständigen und dennoch zogen die Friesen Karl Martell quer durch Europa zur Hilfe als der Hausmeier der vorher Merowinger sich von den Mauren aus dem Süden bedroht sah, wie immer sie sich unterwegs verständigten, aber die Friesen sind halt frei und fürchten nichts.

Was wir so Hochdeutsch heute nennen, kam erst mit der Reformation auf und die einheitliche Schreibweise im ganzen Land verdankt sich der Lutherbibel, der ersten deutschen Ausgabe der Vulgata, der lateinischen Bibel, die in deutsch erschien und damit entscheidend den Geist der Reformation zu den Menschen trug, die sich ihren eigenen Weg zu Gott suchen sollten, keines Vermittlers mehr bedurften.

Am 4. Mai 1521 begann jene geheime Kommandoaktion, die Luther auf die Wartburg und den Deutschen damit ihre Hochsprache zumindest in der Schrift brachte. Reden taten sie weiter und tun sie heute noch, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, ihrem Wesen entsprechend und mühsam nur ist eine Verständigung zwischen Norden und Süden in allen Feinheiten möglich, wenn sie reden, gelesen dagegen sind sie sich seit Luther schnell einig, was da steht. Luther war auf der Heimreise vom Reichstag zu Worms, wo er seine Thesen verteidigt hatte und der Kaiser hatte die Reichsacht gegen ihn verhängt. Er war also quasi vogelfrei und so war die getarnte Entführung in der Nähe von Schloss Altenstein eine echte Schutzhaft im Auftrag des Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen, der längst zu Luthers Anhängern gehörte, sich vom Kaiser nicht den rechten Glauben befehlen lassen wollte.

Luther wurde auf der Wartburg in Thüringen, damals Teil Sachsens, versteckt und hatte dort viel Zeit zu Schreiben. Er machte sich an die Bibelübersetzung, die mit vielen auch neuen Worten, die deutsche Sprache bis heute prägte. Es entstand das lutherdeutsch, das sich mit der neu gedruckten Bibel, die sich dank der genialen Erfindung des Herrn Gutenberg, der eigentlich Gensfleisch hieß, des Druckes mit beweglichen Lettern, rasend schnell verbreitete und damit den Geist der Reformation, der auch einer der Freiheit war, weiter verbreitete.

Die Ausgaben der Lutherbibel wurden teilweise zweisprachig gedruckt, das lateinische oder griechische Original und die Übersetzung Luthers auf gegenüberliegenden Seiten nebeneinander. Dabei verwendeten sie für jede Sprache andere Lettern. Das Deutsche wurde in Fraktur gesetzt, während der klassische Text in Antiqua stand. Welche Sprache nun deutscher sei und welche eher nicht, darüber stritten sich die Deutschen noch jahrhundertelang. Manchmal ging es auch darum. Welche schöner oder was praktischer sei.

Am 4. Mai 1911 lehnte schließlich der Deutsche Reichstag nach heftiger Debatte und jahrelangem auch öffentlichem Streit die Einführung der Antiqua als Amtsschrift anstelle oder auch nur neben der Fraktur ab. Nach Auszählung aller Stimmen stellte sich allerdings die Beschlußunfähigkeit des Parlaments heraus, weshalb der Antiqua-Fraktur-Streit noch bis zum 17. Oktober weitergeht.

Worum ging es dabei?

Es ging bei diesem Streit um den Stellenwert gebrochener Schriften für die Geschriebene deutsche Sprache. Der gesamte Übergang bis die Antiqua die gebrochenen Schriften im Alltag ablöste dauerte über 200 Jahre und war von viel grundsätzlichem Streit begleitet. Noch Mitte des 18. Jahrhunderts wurde deutsche Sprache ausschließlich in gebrochenen Schriften geschrieben. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die gebrochenen Schriften fast völlig aus dem Alltag verschwunden. Die Titelzeile der Frankfurter Allgemeinen bildet bis heute eine der wenigen Ausnahmen. Bei Buch- und sonstigen Druckschriften erfolgte die Ablösung erst allmählich über den gesamten Zeitraum und war modischen Schwankungen unterworfen. Über die Schreibschiften wurde zwar lange gestritten, die tatsächliche Umstellung erfolgte dort erst 1941 durch den Normalschrifterlass.

Als im 15. Jahrhundert die Gotik noch vorherrschende Stilrichtung in Architektur und Kunst war, fand dies typographisch in gebrochenen Schriften wie Textura, Bastarda, Rotunda und gotischer Minuskel seinen Ausdruck. Die sogenannte alte Schrift Antiqua ist dagegen eine neuere Entwicklung aus der Renaissance und dem Humanismus, der sich stilistisch auf die Antike bezog und im Italien des 15. Jahrhunderts seinen Anfang nahm, sich im 16. Jahrhundert in ganz Europa verbreitete. Die Antiqua entwickelte ihre Typographie aus antik-römischen Vorbildern und der für antik gehaltenen karolingischen Minuskel im 15. Jahrhundert um klassische römische Texte neu aufzulegen. Die Antiqua gewann dabei schnell an Bedeutung für alle lateinischen Texte sowie die aus dem lateinischen entwickelten romanischen Sprachen.

Es ist strittig, ob die Schriftfrage bereits mit der Reformation politisiert wurde. Luthers Bibel Übersetzung wurde jedenfalls in der volkstümlichen gebrochenen Schrift Schwabacher gesetzt, um sie für das Volk leichter lesbar zu machen. Bei zweisprachigen Ausgaben standen beide nebeneinander. Damit sollte sich aber auch von der Textura etwa der lateinischen Gutenbergbibel abgesetzt werden und zugleich auch Distanz von der Antiqua der nüchternen Humanisten gesucht werden. Ein deutscher Sonderweg eben, volkstümlich und auf Abgrenzung bedacht.

Am Hof von Kaiser Maximilian I. entstand ab Anfang des 16. Jahrhunderts die Fraktur im eigentlichen Sinne. Sie wurde noch bevorzugt für deutschsprachige Schriften benutzt. Es wurde zu dieser Zeit auch angefangen, Texte zweisprachig zu drucken - das Deutsche in gebrochener Schrift, alle Fremdwörter oder fremdsprachigen Ausdrücke dagegen in Antiqua. Daher stammen im Deutschen die Ausdrücke lateinische und deutsche Schrift. Diese Zweisprachigkeit galt auch für die Schreibschriften. So wurde deutsches in gotischen Kursiven, Kurrentschrift oder Sütterlin geschrieben, während lateinisches in humanistischen Kursiven verfasst wurde.

Beim deutschen Schriftstreit ging es um die Frage, ob Deutsch überhaupt in Antiqua geschrieben werden könne, sowie um die Überwindung der Zweischriftigkeit zugunsten einer einzigen Schrift. In Frankreich und Italien war dieser Streit bereits Anfang des 16. Jahrhunderts zugunsten der Antiqua entschieden worden.

Durch Aufklärung, französische Revolution und Klassizismus  wuchs in Deutschland das Interesse an Literatur aus Frankreich und der Antike. Dies förderte die Verbreitung der Antiqua. Ein erster Höhepunkt des Schriftstreites fällt in die Zeit der Besetzung Deutschlands durch Napoleon und die Gründung des Rheinbundes, mit dem das Heilige Römische Reich Deutscher Nation endete. In diese Zeit fallen auch die Ursprünge der deutschen Bewegung für einen Nationalstaat, der sich befreien wollte. Die französische Besatzungsmacht verbreitete die meisten ihrer Verordnungen in lateinischer Schrift, womit die Nutzung der gebrochenen Schriften zu einem Zeichen des Widerstandes wurde.

Ob deutsche Sprache auch in Antiqua geschrieben werden könne, wurde immer mehr zur Geschmacksfrage. Konservative und Traditionalisten bevorzugten die gebrochenen Schriften während die Neuhumanisten Antiqua aus philosophischen Gründen bevorzugten. Gebildeten Schichten war die Antiqua längst vertraut, weil französisch sich als internationale Diplomatensprache durchgesetzt hatte und fast die gesamte fremdsprachige Literatur in Antiqua gesetzt war, deren Kenntnis so zum unverzichtbaren Teil höherer Bildung gehörte. Friedrich II. etwa schrieb nahezu nur französisch und verachtete das Deutsche, nutzte die entsprechenden Schriften.

Goethe bevorzugte auch die Antiqua, als humanistisch gebildeter Mensch, während seine Mutter noch mehr an der alten Schrift hing und so ließt er marktgerecht in beiden Schriften drucken, was seine Mutter für die alte Schrift sehr lobte. Auch die Gebrüder Grimm mit ihrer Märchensammlung und ihrem Lexikon gehörten zu den Förderern der humanistischen Antiqua. Alle wichtige Korrespondenz im Adel, unter Diplomaten oder im internationalen Handel war französisch oder englisch, warum die Beherrschung beider Schriftsprachen erforderlich war

Nach der Reichsgründung von 1871 regierte in Deutschland mit Bismarck ein erklärter Befürworter der Fraktur. Als öffentliche Debatte begann der Antiqua-Fraktur-Streit mit den Reformvorschlägen des Schreibwarenherstellers Friedrich Soennecken, der zur Gründung des Vereins für Altschrift führte, wobei Altschrift die eingedeutschte Bezeichnung für die lateinische Antiqua ist. Die völkische Gegenposition vertraten der Oberkorrektor der Reichsdruckerei Adolf Reinecke und der Verleger Gustav Ruprecht, der ein Flugblatt unter dem Titel “Das Kleid der deutschen Sprache” vermutlich in Fraktur veröffentlichte und den Buchhändlerischen Frakturbund gründete. Etwas zeitversetzt lief noch eine Debatte zur deutschen Rechtschreibung, die aber, oh Wunder, 1876 und 1902 auf der I. und II. Orthografischen Konferenz zu einem einvernehmlichen Ergebnis kam.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte auch die alldeutsche und die völkische Bewegung an dem Frakturstreit noch teilgenommen. Dabei wurde die Antiqua als eine von den Römern oktruierte Schrift bezeichnet, die eine urdeutsche Schrift ausrotten wollten, nachdem die Römer dies schon mit den germanischen Runen getan hätten, die als heidnische Schrift der Christianisierung zum Opfer gefallen wäre. Adolf Reinecke glaubte in der gebrochenen Schrift das deutsche Wesen zu erkennen und meinte das auch ernst, wenn er schrieb, der wälschen Schrift sei durch diese schöpferische Tat der germanische Geist eingeprägt worden. Jedoch verkannte dieser völkische Rausch die realen historischen Tatsachen, so begann die Wandlung der runden karolingischen Minuskel in eine eckige gotische Schrift in Nordfrankreich. So waren die deutschen Frakturschriften viel runder als die gotische Textura und schnörkeliger als die klare Antiqua, was nicht zu seiner Wesensdefinition passte aber dafür den Charakter völkischer Gesinnung als meist zu kurz gedacht treffend beschreibt.

Die hoch emotionale Debatte bis zum 4. Mai 1911 und dann noch einmal bis Oktober ging auf den Antrag des Vereins für Altschrift aus den 1890ern zurück, der sich dafür aussprach, die Antiqua in den Schulen neben der Fraktur einzuführen. Dem Antrag wurde zunächst zugestimmt, später, als Reinecke und die nationalen Kräfte eine emotionale Debatte entfachten, wurde dieser wieder zurückgenommen und bei der endgültigen Abstimmung im Oktober schließlich von 75% der Abgeordneten im nationalen Interesse abgelehnt, womit alles beim alten blieb.

Auch 1911 erhielt dann der Grafiker Ludwig Sütterlin den Auftrag eine neue Schulausgangsschrift zu entwickeln. Preußen führte daraufhin 1915 die Sütterlinschrift ein, die bis 1935 auch die meisten anderen deutschen Länder übernahmen und die heute kaum einer mehr lesen geschweige denn schreiben kann.

In der Weimarer Republik bestand zunächst die Zweischriftigkeit fort, jedoch setzte sich im Alltag die Antiqua als international gebräuchliche Schrift immer mehr durch. In dieser Zeit gab es auch zahlreiche Untersuchungen zur besseren Lesbarkeit, die erstaunlicherweise auch für die Experten die Fraktur immer wieder gewann - ob sie doch im Wesen näher lag?

Die Nationalsozialisten hatten ein widersprüchliches Verhältnis zu den traditionellen gebrochenen Schriften. Einerseits forderten Studenten bei den Bücherverbrennungen von 1933 ein schärfsten Eintreten gegen den Missbrauch der deutschen Schrift, andererseits spottete Hitler über diese rückwärtsgewandte Haltung. Ob die nach 1933 wieder in Mode gekommenen gebrochenen Grotesken als Nazi-Schrift zu werten sind, ist zumindest umstritten. Der Reichsinnenminister Frick sprach sich für die Rettung der urdeutschen gebrochenen Schrift aus und wollte nur noch Schreibmaschinen mit Fraktur für sein Ministerium beschaffen lassen. Es ist unbekannt, wieviele davon überhaupt je angeschafft wurden. Es nahm nach 1933 bis 1940 erst die Nutzung der Fraktur massiv zu und dann kehrte es sich auf Befehl des Führers wieder radikal um.

Ab 1941 wurde Hitlers Entscheidung bekanntgegeben und verbreitet, dass die gotischen Schriften sämtlich zugunsten der Normal-Schrift, sprich Antiqua, aufzugeben.  Hitler bezeichnete die Schwabacher Fraktur, die Schrift der Luther Bibel, da schon als Judenlettern, deren Gebrauch im Reich nichts verloren hätte. Obwohl dies historisch so unsinnig war wie das meiste, was Hitler in seinem Wahn von sich gab, setzte es sich durch und wurde mitten im Krieg als Erlass an alle Schulen weitergegeben. So wurde angeordnet, dass nur noch das Lesen dieser Schriften in der 2. und 3. Klasse geübt wird. Die Umsetzung dieser Beschlüsse verzögerte sich jedoch durch die mangelhafte Versorgung mit Schulbüchern im Krieg etwas.

Mit der bedingungslosen Kapitulation endete die Rechtshoheit des Deutschen Reichs und der Nationalsozialisten. Die Schullehrpläne und Schriftfragen wurden von den Alliierten geregelt und die Fraktur vielerorts verboten, weil sie diese nicht lesen konnten. Ab 1954 führten einige Bundesländer wieder die deutsche Schreibschrift ein, die sich jedoch nicht mehr gegen die lateinische Schreibschrift durchsetzen konnte. Teilweise wird im öffentlichen Leben heute noch die Fraktur genutzt, um auf lange Tradition hinzuweisen. So stand auf den ab 1990 von der Bundesbank herausgegebenen Banknoten das Wort Banknote in Fraktur. Seit etwa 2000 hat die gebrochene Druckschrift ihre Sonderstellung verloren und verliert zunehmend an Bedeutung. Anders als die Debatte um die letzte Rechtschreibreform stoßen sprachpuristische Forderungen nach gebrochenen Lettern im virtuellen Zeitalter auf kein nennenswertes Interesse. Gerne wird sie von einer leider erstarkten rechtsradikalen Szene genutzt, die vermutlich wie meistens keine Ahnung von ihrer Geschichte haben, noch von Hitlers Ablehnung, aber das ist vermutlich auch gut so, weil diese Kennzeichnung hilft die Spreu vom Weizen zu trennen, Idioten zu benennen.

Die Druckform der Sprache macht scheinbar nicht mehr ihre Identität aus. Ob darum wieder mehr auf Inhalte als auf die Form geachtet wird, scheint fraglich, doch die Hoffnung stirbt zuletzt, zumindest ist eine lästige Debatte über die nur Form von keiner Bedeutung mehr. Ob es in einer globalisierten Welt noch nationale Identitäten braucht, scheint mehr als fraglich. Einigen Menschen scheint es, noch wichtig zu sein, woran immer dieses oft mangelnde Selbstwertgefühl liegt. Was der deutsche Sonderweg gegen den Geist der Renaissance und der Aufklärung gebracht hat, als lange Debatten um den Bart des Propheten scheint angesichts der deutschen Geschichte und dem mühsamen Weg zur Nation mehr als fraglich. Vielleicht war die singuläre Schrift ein Bindeglied im Vielvölkerstaat, der sich so lange nicht modernisierte, bis er unter Napoleon unterging und dafür ein pathologisches Überschwappen der nationalen Ideen im 20. Jahrhundert ertragen musste.

Goethe lehnte es ab, die Brüder Grimm fanden es unsinnig, die Humboldts, international verwurzelt, hatten mit so etwas wenig am Hut, warum es uns vielleicht gut täte, uns mehr auf die humanistischen Inhalte zu konzentrieren, die mit der Einführung der Antiqua zu Beginn der Renaissance verbunden waren. Es braucht keinen Wilhelminismus mehr oder lächerliche Deutschtümelei und wer sich mit Stolz zur deutschen Geschichte bekennt, sollte eher an Goethe denken, der seine Deutschen einst mahnte, sie sollten sich lieber freier zu Menschen ausbilden statt zur Nation, was zu sein, sie vergebens hofften. Auch an den guten Lessing sollte mit Stolz gedacht werden, der in Nathan der Weise, dem Denkmal für seinen jüdischen Freund und Aufklärer Moses Mendelsohn, den Toleranzgedanken auch im religiösen in schönste Form brachte. Wer dann weiter denken möchte noch, kann sich mit Kant fragen, was der kategorische Imperativ als Freiheit des Gewissens unter dem Leitstern der Aufklärung ist, wie er sie als Antwort auf die Frage der preußischen Akdademie definierte und wer dann immer noch nicht genug von deutschen Denkern und deutschem Wesen hat, möge dringend Max Stirner und seinen Einzigen lesen, um zu verstehen wie dieser einzig wirklich freie Junghegelianer Freiheit verstand und wer dann noch Fragen offen hat, was die Nation sein soll, dem seien Thomas Manns Reden aus dem Exil an die Deutsche Nation empfohlen oder Heinrich Manns Untertan, um zu verstehen, wer die Typen waren, die sich so massiv für die Fraktur einsetzten und dann dürften eigentlich alle Fragen zur Nation beantwortet sein - für Bilderfreunde und Liebhaber englischer Plaudereien auf BBC Niveau sei noch Neil Mac Gregors wunderbarer Band Deutschland - Erinnerungen einer Nation angeführt, in dem eine Brite, der nun das Humboldt-Forum leitet, voller Liebe durch deutsche Geschichte führt und dazu 335 passende Bildet zeigt.

Sich von außen betrachten können und sich aus dem liebevoll kritischen Blick der Nachbarn mit einem Augenzwinkern lieben lernen, könnte dem deutschen Wesen einen entspannten Umgang mit seiner Geschichte geben in Zeiten, in denen wieder die Falschen deutsche Fahnen schwenken, könnte das ein guter Weg sein.
jens tuengerthal 4.5.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen