Mittwoch, 25. Mai 2016

Kulturgeschichten 0234

Politrachemord

Die Politik ist ein mörderisches Geschäft
Dennoch bringt es nur wenige direkt um
Manchmal helfen die Betroffenen auch
Selbst nach um sich zu distanzieren
Auch wenn dann von ihnen nichts bleibt

Ob es sich lohnt auch Leib und Leben
Für die Politik zu geben fragt sich wohl
Mancher der dies Treiben betrachtet
Früher wurden die Posten vererbt
Heute werden sie lieber gewählt
Dahingestellt was besser wird

Barschel und Möllemann noch
In aktiver Erinnerung die sich wohl
Selbst verabschiedeten aber was
Wissen wir schon wirklich doch sind
Verschwörungstheorien noch dümmer

Sokrates wurde zum Suizid verurteilt
Floh nicht was alle vermutet hatten
Die ihn dann gern verspottet hätten
Sondern trank den Schierlingsbecher
Lebte seine Philosophie konsequent
Indem er aus Prinzip dafür starb

Was alles kategorische wem tot bringt
Zu fragen verbietet sich gern um die
Toten zu ehren als verdiente was bleibt
Noch Ehrung wäre nichts anderes als
Restmüll  mit besonderen Gesetzen
Was seine Beseitigung angeht

Nichts bleibt und jedes Verfahren endet
Tote können nicht verklagt werden
So entzog sich mancher Nazi noch dem
Urteil durch vorauseilenden Suizid wenn
Es nicht bis nach Südamerika reichte

So tat es am 25. Mai 1913 auch Oberst
Alfred Redl der stellvertretende Chef des
Österreichisch-ungarischen Nachrichtendienstes
Nachdem seine Spionage für Russland
Aufgedeckt worden war griff er zur Waffe
Die ihm Offiziere gaben die ihn eigentlich
Verhaften sollten und erschoss sich

Oberst Redl hatte zuvor Russland wie
Frankreich und Italien während der Balkankrise
Mit allen wichtigen Informationen zur Armee
Des Kaiserreiches versorgt und sein Suizid
Wurde zunächst als mit unbekannter Ursache
Dargestellt um die Schlamperei im Generalstab
Weiter zu verdecken der ahnte was kam
Und dennoch das Ausmaß vertuschte

In Lemberg der Hauptstadt Galiziens geboren
War Redl dreisprachig aufgewachsen mit eben
Deutsch ruthenisch und polnisch und absolvierte
Die örtliche Kadettenanstalt wurde dann bis zum
Leutnant normaler Offizier der sich aber danach
An der k.u.k. Kriegsschule für die Offiziere des
Generalstabes weiter bilden lassen wollte

Unter hunderten Bewerbern ausgewählt zeigte
Sich schon früh die besondere Begabung Redls
Der alles tat seine Homosexualität zu verbergen
Die den sofortigen Ausschluss aus dem Korps
Der Offiziere und ein Strafverfahren bedeutet
Hätte im kaiserlichen Österreich wo auch die
Sexuelle Orientierung katholisch zu sein hatte

Ob er sich darum bereits 1892 wegen Syphilis
Hatte behandeln lassen müssen die damals
Vor Entdeckung der Antibiotika häufig tödlich
Auch endete ist unklar laut Dienstzeugnis
War sie ausgeheilt allerdings ergab die Obduktion
Seine chronische Erkrankung und das er
Nicht mehr lange zu leben gehabt hätte

Zumindest sei eine homosexuelle Beziehung
Redls mit einem anderen Leutnant der Grund
Mit dem die Russen ihn erpressten wurde noch
Lange vermutet jedoch fand sich in den Quellen
Des russischen Geheimdienstes kein Hinweis
Mehr darauf warum heute eher vermutet wird
Redl diente sich selbst an um seinen sehr
Aufwändigen Lebensstil zu finanzieren
Er lebte wie es sich sonst nur die adeligen
Offiziere mit reichen Gütern leisten konnten
Ging nur in die teuersten Restaurants
Hatte zwei Autos und Bedienstete zahlte
Sogar seinen Liebhabern eine Apanage

Eine Geldsendung die nicht zugestellt wurde
Als Redl bereits im Generalstab nach Prag
Versetzt worden war ließ seine Tätigkeit
Über den Umweg Ostpreußen auffliegen
Wobei der k.u.k.. Generalstab zunächst
Alles tat um zu vertuschen und Redl nur
Dezent im Hotel zu verhaften wo er sich
Dann mit Waffe und Gift der Kollegen
Die er vorgeblich als sie ihn verhaftetn
Erbeten hatte und mit Offiziersehre bekam
Was alles am 25. Mai 1913 geschah

Bekannt wurde es weil der Schlosser der
Redls Prager Wohnung öffnen musste
Es seinem Fußballtrainer Egon Erwin Kisch
Erzählte der in Prag auch die Bohemia
Eine deutschsprachige Zeitung herausgab
In der er um der Zensur zu entgehen
Den Fall als ein Dementi abdruckte
So stellte es zumindest Kisch dar
Jedoch spricht mehr dafür dass diese
Fußball-Story nur höherrangige Informanten
Schützen sollte jedoch blieb vieles unklar
Wie immer in Spionagefällen gerade
Auf höchster militärischer Ebene

Deutlich jedoch wurde viel später erst
Dass Redls Spionage schon lange lief
Vermutlich bereits seit 1905 gab es die
Zahlungseingänge auf seinem Konto
Die keinen anderen Grund haben konnten
Er damit wohl auch für die verheerende
Österreichisch-ungarische Niederlage
Zu Beginn des Krieges verantwortlich war
Konnte der Generalstab doch nicht mehr
In einem Jahr alles umstellen was zwar
Versucht wurde aber nicht ganz gelang

Auch der Verrat nahezu sämtlicher Spione
Die für Deutschland und Österreich noch
In Russland arbeiteten hatte die Spionage
Nahezu wirkungslos gemacht und somit
War die militärische Führung dort nicht
Über die tatsächliche Lage in Russland
Zuverlässig  informiert und verschätzte
Sich infolge mit bekannten Folgen völlig

Redl hatte für seinen Luxus Land und Leute
Verraten und den Generalstab noch dazu
Vorgeführt der in eine peinliche Situation
Infolge geriet und die nun Verfolgung von
Schwulen in der Armee war nur eine der
Vielen unangenehmen Nebenwirkungen

Vernünftig bedacht hätte nach dem Fall
Auch auf das Attentat von Sarajewo hin
Niemals irgendwem der Krieg erklärt
Werden dürfen in den Deutschland dann
In dumm falscher Solidarität mit hinein
Rutschte und der beide Kaiser infolge
Untergehen ließ dahingestellt ob das
Wirklich ein Verlust war sind die Folgen
Des Untergangs der Donaumonarchie
Auf dem Balkan bis heute nicht beseitigt
Was deutlich macht wie gefährlich Spione
An der richtigen Stelle für Staaten sind
Sich in Anbetracht dessen jeder Krieg
Heute noch mehr überlegt werden sollte

Ein anderer Fall des politischen Mordes
Fand am 25. Mai 1926 statt als der
Jüdische Anarchist Scholom Schwarzbad
In Paris den Chef der Exilregierung der
Ukraine Symon Wassyyljowitsch Petljura
Erschoss und sich nach dieser offenen Tat
Sogleich verhaften lässt mit den Worten
Er habe einen Meuchelmörder getötet
Den Polizisten seine Waffe überreichte

Schwarzbard war zuvor als Dichter wie
Als Publizist und anarchistischer Kämpfer
In Erscheinung getreten und hatte dabei
Sowohl mehrere Banken überfallen wie
In der Roten Armee in der Ukraine gekämpft
Nach Ansicht der Ukrainer im Exil war
Der Jude Schwarzbard ein Spion der
Sowjetunion in deren Auftrag er handelte

Sein Verteidiger Henri Torrés dagegen
Der auch den sowjetischen Konsul als
Rechtsbeistand vertrat bewirkte während
Des Verfahrens die Unterbringung des
Angeklagten im Sowjetischen Konsulat
Stellte seine Verteidigung darauf ab
Schwarzbard habe die Opfer der Pogrome
Gegen die Juden in der Ukraine
Unter denen viele seiner Verwandten waren
Rächen wollen warum der Täter der sich
Zu seiner Tat bekannte freigesprochen
Wurde wegen Verbrechen aus Leidenschaft

Später wollte Schwarzbard nach Palästina
Auswandern aber die Briten verweigerten
Dem bekannten Anarchisten und Attentäter
Ein Visum warum es diesen in die USA zog
Von dort aus arbeitete er an der deutschen
Encyclopaedia  Judaica und reiste dafür
Zur Materialsammlung nach Südafrika
Wo er 1938 starb und beigesetzt wurde
Später kamen seinem Wunsch folgend
Seine sterblichen Überreste nach Israel
Und wurden bei Natanja beigesetzt
Er wurde auch als Autor verschiedener
Jiddischer Gedichte und Texte bekannt

Ein nicht verurteilter Mörder und ein sich
Selbst tötender Spion dem der Suizid wohl
Von oben womöglich sehr nahe gelegt wurde
Stehen am heutigen Tag im Mittelpunkt
Lassen fragen was Politik wirklich wert ist
Während Pegiden die Kanzlerin hängen wollen
Und dies für gesunden Zorn noch halten
Statt wegen Volksverhetzung verurteilt
Endlich zu werden denn mehr als Leben
Haben wir nicht wer es aufgibt handelt frei
Wer es anderen nehmen will ist ein Mörder
Auch wenn die Grenzen manchmal fließen

Was ist der Drohnen steuernde Präsident
Was der Terroristen jagende Bomberpilot
Was war Prinz Harry in Afghanistan
Was waren Hitler Attentäter
Was sind Tyrannenmörder überhaupt

Gibt es gerechten Mord je
Gibt es gerechtfertigte Tötung
Gibt es mehr als den Tod
Gibt es Gründe zu unterscheiden
jens tuengerthal 25.5.2016

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