Charitéquarantäne
Ansteckung macht uns Angst
Gerne schieben wir was krank
Entzündet eitrig von uns weg
Um bei voller Gesundheit weiter
Miteinander zu tun als gäbe es
Krankheiten nicht stürben die
Moribunden in einer Parallelwelt
Wie auf dem Zauberberg wo
Wenn eben mal einer wieder
Ausgehustet hatte und auch der
Letzte Ballon Sauerstoff ohne
Folgen fürs Heil vernascht wurde
Während Europa unten im Tal
Vom Kaiserreich in den Weltkrieg
Von Sterbenden nahezu unbemerkt
Stolperte weil letzte Humanisten
Mit warnendem Ton echolos blieben
Bei Castor und Pollux dort in einem
Der russischen Lust hingegeben
Zumindest im Faßnachttraum
Der seine Ende vor Verdun fand
Womöglich oder nie ankam
Doch wer will von Tod und Krankheit
So genau noch wissen denn auch
Die Schwarzwaldklinik faszinierte mehr
Mit Liebe und Sehnsucht als Infektion
So schoben sie auch in Berlin noch
Die Siechen und Kranken lieber
Wieder vor die Mauer nahe der
Immerhin sie aber ihnen ein Heim
Errichteten am 13. Mai 1710 wurde
Auf Befehl des zum König da schon
Mutierten Kurfürsten Friedrich I. draußen
Vor dem Spandowschen Tore mit der
Errichtung eines Quarantänehauses
Begonnen der späteren Charité
Charité was französisch ist auch ohne
Hugenotten heißt Nächstenliebe und
Barmherzigkeit dazu wurde das als Pesthaus
Gegründete Siechenhaus bald umfunktioniert
Zunächst wollte doch der König in Berlin
Für die grassierende Pest gerüstet sein
Welche schon Ostpreußen teilweise
Entvölkerte nun sich der Mark näherte
Jedoch war die Vorsorge diesmal größer
Als die kranke Realität kam die nur oben
An der Uckermark Brandenburg streifte
Während Berlin mit neuem Siechenhaus
Diesmal verschont blieb und da das bereits
Errichtete Lazarett nicht benötigt wurde
Lebten zunächst Arme und unehelich
Schwangere wie Prostituierte dort
Parallel zum Garnisonslazareth was
Sicher gut passte aber zumindest noch
Von Fürsorge mehr zeugt als andernorts
Friedrich Wilhelm I. der Soldatenkönig der
Gern in Erinnerung des Großen Friedrich
Als Dummkopf gescholten wurde wie als
Hohler Militär und Possenreißer ohne Kunst
Verfügte am 9. Januar 1727 das Haus solle
Bürgerhospital werden und Charité heißen
Und macht seinen Leibarzt den Eller zum
Ersten Direktor des Bürgespitals in Berlin
Das ursprüngliche Pesthaus war ein
Quadratischer zweigeschossiger Bau
Mit einer Länge von 48m bei dem die
Angestellten im Erdgeschoss lebten
Während die Kranken jeweils nach
Männern und Frauen getrennt im
Also zweigeteilten Obergeschoss
Dazu kam noch als Erweiterung 1713
Ein Theatrum anatonicum sowie 1724
Ein Collegium medico-chirurgicum
Es erfolgten dann bis 1800 einige
Erweiterungsbauten und durch die
Vergrößerung Berlins lag die Charité
Ab 1800 mitten im Stadtgebiet
Vorher hatte noch eine erste Kommission
Zur Prüfung der Zustände dort gravierende
Mängel in der Klinik offenbart worauf
Der König und die Bürger mit Spenden
Die Mittel aufstockten die Charité künftig
Zweckmäßiger auch einzurichten
Noch 1795 wurde die Pépinière gegründet
Zur Aus- und Weiterbildung der Militärärzte
Die nach 1809 auch das Collegium übernahm
Virchow und Helmholtz waren dort Stipendiaten
Leitender Arzt der Charité wurde 1801 dann
Hufeland der auch Dekan der neuen Berliner
Medizinischen Fakultät wurde ab 1810 sowie
Natürlich königlicher Leibarzt auch war
Die Universität bildete künftig zivile Ärzte aus
Während die Charité Militärärzte auch praktisch
Weiter ausbildete und damit weniger theoretisch
War als die Berliner Universität welche eben auch
Dem humboldtschen Bildungsideal entsprechend
Theoretisch allgemeinbildend war und sein sollte
Hufeland aber sah die Vorteilder der praxisnahen
Ausbildung der Ärzte und erstrebte eine engere
Verbindung beider Institutionen was sich dann
Auch langsam parallel durchsetzte
Virchow wurde 1856 Direktor des pathologischen
Instituts und der Grundsatz seiner Zelllehre brachte
Eine revolutionäre Änderung der Medizin parallel
Arbeiteten am Berliner Gesundheitsamt Forscher
Wie Behring Ehrlich und Koch die bald schon die
Die Erreger von Milzbrand Tuberkulose wie
Cholera entdeckten im Umkreis der Charité
Wurde vielfältig da schon geforscht
Bis 1917 wurde die Charité nun erweitert durch
Zahlreiche Neubauten sowie Umbauten
Ihr höchstes Ansehen genoß die Charité
Von 1870 bis 1918 doch war sie bald arriviert
Als Sauerbruch sich 1927 an das Haus rufen ließ
Hat er seinen Zenit wohl schon überschritten
Die Liste der berühmten Ärzte der Klinik ist lang
Allein acht Nobelpreisträger kamen aus dem
Berühmten Krankenhaus am Rande Berlins
Das heute inmitten und verteilt liegt als der
Universitäre Zusammenschluss der Kliniken
Während der Zeit der Teilung wurde auch die
Berliner Charité geteilt im Westen gab es die
Zur Freien Universität gehörende Klinik
Bejamin Franklin im Osten die Charité
Als Teil der Humboldt-Universität ergänzt
Dazu kam im Westen noch später das als
Ersatz für das Westend Krankenhaus
Errichtete Virchow Gelände im Wedding
Alle Gebäude und Kliniken wurden dann
Nach dem Vereinigung genannten Beitritt
Zusammengelegt unter dem Namen
Charité Uninversitätsmedizin Berlin seit 2003
Der die vier Standorte der Klinik umfasst in
Buch Lichterfelde Mitte und dem Wedding
Skandale gab es soviele wie immer wieder Lob
Auszeichnungen parallel zu Peinlichkeiten
Mehr Überleben als Sterben und immer noch
Steht das alte Pesthaus an erster Stelle unter
Allen Kliniken im Lande landet hier wer Ruf
Oder Rang auf seinem Gebiet genießt
Über 3000 Betten und 13.100 Mitarbeiter
Davon wiederum über 3700 Ärzte unter denen
Mehr als 230 Professoren einen Massenbetrieb
Der wie vieles in Berlin irgendwie läuft zugleich
Spitzenklasse und immer etwas chaotisch ist
Deutlich sichtbar thront das grauenvolle
Bettenhaus frisch saniert über Mitte
Es gehört halt dazu und wer irgend kann
Meidet es wie es nur geht wer will schon
Krank sein auch wenn die Pest bis heute
Berlin meidet und auch Ebola nur etwas
Hysterie war und in Mitte parallel noch
Auf einer Etage Spätabtreibungen neben
Den mehr als Frühchen liegen zeigt es
Wie es halt irgendwie weiter funktioniert
Aus einem Pesthaus wurde die Eliteuni
jens tuengerthal 13.5.2016
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