Dienstag, 17. Mai 2016

Kulturgeschichten 0225

(Be)Schismatiker

Wer kennt die Wahrheit und wer ist der wahre Vertreter Gottes?

Ist Streit in der Kirche nicht der Beweis der Nichtexistenz Gottes?

Um was geht es beim Streit um die Macht in der Kirche?

Geht es eher um Macht oder um den Aberglauben?

Begann mit dem Schisma die Renaissance?

Beruht unsere Freiheit auf einem Streit?

Am 17. Mai  1410 kam das abendländische Schisma
Zu einen neuen Höhepunkt als mit Johannes XXIII.
Ein dritter Papst gewählt wurde nun in Bologna
Während neben ihm noch Gregor XII. in Rom
Sowie Benedikt XIII. in Avignon Papst waren

Das große abendländische Schisma war eine
Zeitweise Spaltung der lateinischen Kirche
Es dauerte von 1378 bis 1417 endlich mit
Martin V. auf dem Konzil zu Konstanz wieder
Ein von allen akzeptierter Papst erhoben war

An diesem Konflikt war kein Herrscher mit
Beteiligt sie stritten sich von ganz allein
Miteinander und untereinander vor allem
Zwischen Frankreich und Italien aber mit
Auswirkungen auf das ganze Abendland

Wenn mehrere Theologen für sich
In Anspruch nahmen Stellvertreter Gottes
Zu sein wie viel bleibt dann noch von der
Sonst verkündeten Wahrheit übrig
Wurde die Kirche menschlich fehlbar
Was bedeutete dies für das Denken

Angefangen hatte es mit einem Streit
Nach dem Tod von Gregor XI. welcher
Erst 1376 sein Exil in Avignon beendete
Nach Rom zurückkehrte wo er dann
Zwei Jahre später 1378 verstarb

Die Römer wählten daraufhin wieder
Einen Italiener zum Bischof von Rom
Urban VI. der sogleich 29 Kardinäle
Neu ernannte aus Italien was natürlich
Die verbliebenen übrigen ablehnten
Als Reaktion Clemens VII. zum dann
Gegenpapst wählten in Avignon

Bis 1409 beschuldigten sei einander
In wütenden Briefen und Reden der
Häresie gegenseitig was von heute
Aus betrachtet der Beginn eigentlich
Der Aufklärung im Geist der Renaissance
Erst wurde da wenn zwei sich streiten
Meist keiner Recht hatte setzte das
Konzil von Pisa Benedikt XIII. aus
Avignon wie Gregor XII. aus Rom ab
Dafür Alexander V. als Dritten ein

Erst das Konzil von Konstanz konnte
Unter Vermittlung von Kaiser Sigismund
Den Streit beilegen in dem Europa
Völlig gespalten verschiedenen anhing

Während Frankreich und Spanien klar
Zu Avignon hielten waren Polen Ungarn
Schweden und Engländer sich einig
Zu Rom zu halten wie der Norden Italiens
Das Königreich Neapel hielt dagegen
Zu Spanien gehörig eher zu Avignon
Wie auch die Schotten ganz klar
Während es im deutschen Reich
Je nach Region föderal wechselte
Es scheint als hätte sich nicht viel
Geändert in Europa ob sich dies
Nun über Päpste oder Asyl streitet

Während die Päpste in Rom noch
Relativ frei und autonom waren
Standen sie in Avignon umzingelt
Von Franzosen nahezu ohne Land
Machtlos dem französischen König
Auf Gedeih und Verderb ausgeliefert
Was in der der Templerfrage für viele
Relativ fatal also tödlich endete

Auch Intellektuelle der Zeit wie etwa
Petrarca kritisierten schon das Exil
In Avignon nicht nur weil Rom der
Bischof in den Schuhen des Fischers
Schmerzhaft fehlte sondern weil dieser
Keine Autorität mehr war nur noch
Ein bloßer Büttel der Franzosen blieb

Gregor XI. hatte sich schließlich von
Zwei Frauen vor allem überreden lassen
Wieder nach Rom zurückzukehren
Diese waren Katharina von Siena und
Birgitta von Schweden wo er aber
Wie oben berichtet bald starb

Die alsdann anstehende Neuwahl
Wurde römisch chaotisch weil sich
Das französisch dominierte Kollegium
Der Kardinäle nicht den Italienern
Beugen wollten die einen Römer klar
Forderten doch wurde es dann doch
Ein Italiener im allerdings Chaos
Was den Franzosen die Chance gab
Die Wahlen später anzufechten

Als sich nun die Franzosen unter anderem
Vom gewählten Urban wieder abwandten
Der autokratisch regierte nutzte dieser
Die Chance 29 neue Kardinäle aus seinem
Lager zu ernennen für die gegangenen
Die ihn für geisteskrank erklärten
Diese Ausweitung gefiel den bisherigen
Kardinälen schon darum nicht weil die
Gelder dann durch mehr zu teilen waren
Für jeden Prupurträger weniger blieb

Nun wählten die empörten Kardinäle
Erstmals von sich aus selbst ermächtigt
Einen Gegenpapst eben jenen Clemens VII.
Womit das Schisma besiegelt war
Dies war kirchlich eine echte Revolution

Wie dies heute zu bewerten ist bleibt
Schwierig insofern die Wahl eines
Geisteskranken wohl ungültig wäre
Die Kardinäle zur Neuwahl ermächtigt
Also nach Kirchenrecht wären
So sahen Urban auch seine Beamten
Auch der Zwang bei der Wahl war real
Andererseits aber ist all dies nicht
Entschieden und sicher so kann
Bis heute nicht entschieden werden
Ob eher Clemens VII. Wahl ungültig
War oder Urban nie gültig Papst wurde

Sogleich spaltete sich das gesamte
Abendland in Obödienzen die jeweils
Dem einen oder anderen Papst ihren
Gehorsam schworen damit wurde die
Bisherige Autorität des Papstes auch
Im Machtgefüge des Reiches relativiert
Was so oder so sein kann muss auch
Gar nicht sein oder ganz anders
Wie es eben gerade besser passte

Um diesen peinlichen Streit schnell
Wieder zu beenden wieder die Einheit
Der Christenheit herzustellen wurde
Der Ruf nach einem Konzil immer lauter
So kam es zum Konzil von Pisa 1409

Wer nun für eine Entscheidung erst
Überhaupt zuständig war fand eine
Breite Debatte statt unter Theologen
Strittig war schon der Anfang da ein
Konzil eigentlich vom Papst nur
Einberufen werden konnte und wo
Dieser wahnsinnig war blieb er
Nicht mehr im Amt unklar war nur
Wer dann wen wozu einberief
Da der Zuständige ja nicht tot war

Der kritischen Umstände wegen
Die ein solches Konzil immer als
Zweifelhaft erscheinen lassen könnte
So waren auch die Kardinäle der
Anderen Obödienzen aus Sicht Roms
Illegitim während deren Papst keiner
Für die anderen mehr sein konnte
Dauerte es 30 Jahre bis sie einberiefen

Beim Konzil von Pisa 1409 welches
Über die parallel noch von Gregor
Wie Benedikt einberufenen siegte
Weil es viel mehr anzog wurde der
Konziliarismus erstmals Thema
Wonach das Konzil über den Papst
Richten darf und stehen kann
Wie es schon die Franziskaner
Im Armutsstreit vertraten etwa durch
Wilhelm von Ockham den später
Der geniale Umberto Eco als den
William von Baskerville in Roman
Name der Rose auftauchen lässt
Im Film gespielt von Sean Connery
Womit wir wieder in Schottland wären
Wie beim gerade Papst Franziskus
Auf den Spuren des gleichnamigen

Das Konzil von Pisa zitierte die beiden
Amtierenden Päpste Gregor und Benedikt
Vor das Konzil und als diese sich weigerten
Machte es ihnen einen Ketzerprozess als
Schismatiker die der Häresie schuldig wären
Als solche setzte es beide ab und wählte
Alexander V. als neuen Papst was jedoch
Das Schisma nicht beendete da die beiden
Papst bleiben wollten es nun drei statt zwei
Vorher gab der Streit verlagert bloß wurde

Zur endgültigen Überwindung des Schismas
Wurde 1414 das Konzil von Konstanz erst
Einberufen was ein Erfolg schon des Königs
Sigismund war der es Johannes XXIII. abrang

Johannes der Nachfolger Alexanders war
Rechnete mit seiner Bestätigung da die
Mehrzahl der Kardinäle Italiener waren
Doch wurde auf dem Konzil das Wahlrecht
Unerwartet reformiert und nach Nationen
Erstmals gestimmt von denen jede eine
Stimme nur erhielt was alles veränderte

Nun sollten alle drei Päpste abgesetzt werden
Um einig einen neuen zu wählen woraufhin
Johannes die Flucht ergriff und das Konzil
Nur durch Sigismund noch gerettet wurde
Das Konzil beschloss die Macht des
Papstes einschränken zu dürfen falls es
Das Wohl der Kirche erfordere woraufhin
Sigismunds Truppen Johannes fesnahmen
Ihn zurück nach Konstanz brachten wo
Ihm der Prozess gemacht wurde

Gregor der schon über 80 war trat
Auf Druck von Sigismund freiwillig zurück
Während Benedikt noch ein wenig dazu
Nun mit Hilfe Spaniens genötigt wurde
Womit der Weg für die Wahl eines Papstes
Der Martin V. wurde ein Italiener frei war
Er blieb es von seiner Wahl 1417 bis
Zu seinem Tode 1431 und beendete
Damit das abendländische Schisma

Der geborene Oddo Colonna war
Jurist von Hause aus und stammte
Mütterlicherseits aus dem Haus Conti
Auf dem Konzil hat er sich bereits
Einen Namen als Kardinal mit dem
Prozess gegen Jan Hus gemacht
Der entgegen des Versprechens
Des Kaisers verurteilt und verbrannt
Wurde warum die Hussitenkriege
Mit aller Heftigkeit erst ausbrachen

Das Konzil einigte sich nochmal
Doch der absolute Anspruch
Den die Kirche für sich vertrat
War längst relativiert worden
Die Macht der Kirche war damit
Gebrochen und keine 100 Jahre
Später folgte die Reformation
Fand breiten Zuspruch die Welt
Des Mittelalters endete dort

Dazu passte auch dass der
Sekretär von Johannes XXIII.
Pogio Bracciolini der damals
Arbeitslos wurde nach der
Absetzung seines Chefs sich von
Konstanz aufmachte um alte
Lateinische Texte in Klöstern
In Deutschland und der Schweiz
Zu suchen und dabei vermutlich
Im Kloster zu Fulda auf den als
Verschollen geltenden Lukrez stieß
Dessen de rerum natura abschrieb
Nach Florenz sandte und damit
Eine Wende einläutete die zum
Denken der Renaissance führte
Das erstmals den Menschen
In den Mittelpunkt des Denkens stellt
Sich fragt ob nicht alles Natur ist

Das Schisma hatte die Absolutheit
Der Stellvertreter Gottes auf Erden
Infrage gestellt und nun war der Weg
Frei wieder zum alten Denken der
Griechen und Römer zurückzukehren
Eine Entwicklung nahm ihren Lauf
Die konsequent weiter bis zur
Erklärung der Menschenrechte wie
Der Einführung der Demokratie führte

Der Weg der mit dem Streit in der Kirche
Begann läutete die Renaissance im Denken
Schuf einen Umbruch der nicht mehr endete
In dieser Tradition steht der Humanismus
Genauso wie Kants kategorischer Imperativ
Der das eigene Gewissen zum höchsten
Maßstab jeder moralischen Entscheidung
Erst machte den Menschen befreite weil
Es keine höhere Instanz mehr brauchte

Wenn Kant wie gestern beschrieben den
Mut sich seines Verstandes zu bedienen
Zum Wahlspruch der Aufklärung machte
Hat er jedes höhere Gesetz relativiert
Dies tut er nicht ausdrücklich und doch
Ist es die klare logische Konsequenz
Eines Denkens das sich nicht mehr
Einfach unterwarf sondern infragestellt

Was Kaiser Friedrich II. für sich begann
Fand im Schisma seine Konsequenz
Statt höherer Wesen stand plötzlich
Der Mensch und sein Streben nach Glück
Im Mittelpunkt menschlichen Seins
Das sich nicht mehr am Jenseits
Primär orientierte sondern was ist
Als unsere Natur genießen lernte
Wer dabei im Glauben noch glücklich ist
Mag es sein wem dies fremd ist der folge
Der Vernunft ohne das es noch um die
Immer von einem Lügner erfundene
Wahrheit noch geht die eine Kirche
Zu verkünden für sich in Anspruch nahm

Das Schisma war ein Streit der Kirche
Fern scheint er uns heute eigentlich
Und doch liegt dort die Basis erst
Des modernen Menschen und seines
Denkens wie der Menschenrechte
Weil auch Rom irren konnte
Kompromisse mühsam suchte
Es war ein theologischer Konflikt
Kein politischer der dem zugrunde lag
Sich daran heute zu erinnern
Kann helfen die Freiheit zu würdigen

Dort liegt auch die Antwort auf viele
Politische Fragen unserer Zeit in der
Manche wieder Angst schüren um
Ihre Ideen durchzusetzen mit einer
Absolutheit als gäbe es eine Wahrheit
Nicht nur die Suche nach einem für
Alle erträglichen Kompromiss denn
Auf nichts als Kompromisse kommt es
Am Ende an miteinander auszukommen
jens tuengerthal 17.5.2016

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