Dienstag, 30. September 2014

Sex in Berlin XIII

Die 13 nach der vierzehn hat ihre Gründe weit jenseits des Aberglaubens und auch nicht nur in der natürlichen menschlichen Beschränktheit und doch führt sie uns zum Kern der Suche nach Lust, die sich mehr um das wie als das ob dreht.

Unteilbar im Sinne der natürlichen Zahlen und eine mehr als die zwölf, die drei mal vier verknüpft, die manche als Symbole von geistigen und materiellen Welten sehen, andere als Ausdruck von Himmel und Erde, auch wenn diese Trennung physikalisch unsinnig ist, steht sie für etwas, was auch im Verhältnis von Liebe und Sex und also zum Sex überhaupt eine Rolle spielt und dann noch eine dazu gibt, etwas, was viele Menschen magisch nennen, weil es gern die Grenzen dessen übersteigt, was wir begreifen.

Können wir die Lust oder die Liebe ganz begreifen und sie chemisch oder physikalisch einfach auslösen, wie beim Drücken auf einen Knopf, weil dann im Hirn bestimmte Botenstoffe freigesetzt werden, die uns eben heiß machen?

Ich weiß es nicht wirklich. Begreifen heißt, den Gesetzen der Logik unterwerfen, in der Natur beweisen und nach den Gesetzen ihrer Kausalität belegen. Sicher sind wir uns erst, wenn wir etwas begriffen haben und also in allen uns möglichen Konstellationen auch durchdacht haben. Es gibt nichts außer Natur. Zwar glauben viele, es gebe mehr oder gar etwas darüber, was sie Gott oder wie auch immer, manchmal auch lieber gar nicht benennen und sind sich dessen meist so gewiss, als wüssten sie es und hätte der Glaube etwas mit Wissen zu tun, aber es ist eben eine andere Frage und hat mit der Natur und ihrer Anschauung nichts zu tun, ist darum auch hier irrelevant.

Wir wissen immer mehr über unser Gehirn, können lokalisieren, wo welche Botenstoffe losgeschickt werden, wenn bestimmte Gefühle im Gange sind, kennen die chemischen und biochemischen Prozesse, die dabei in Gang gesetzt werden, können auch die sexuelle Reizbarkeit verorten, soweit überhaupt etwas fest verortet werden kann, wissen wir doch längst, dass im Hirn auch alles ganz anders sein kann, wenn etwa Teile nicht mehr funktioneren und vollständig durch andere ersetzt werden können. Als lebendes Beispiel kann der Autor berichten, dass sich dieses flexible Ding auch plötzlich völlig umorientieren kann, wenn Teile, etwa bei einem Unfall kaputt gehen und dann doch einige Zeit später, wieder alles funktioniert, auch Lust und Liebe, sogar wenn zeitweise klinisch tot - die Natur ist also erstaunlich flexibel, warum die Lokalisierung weniger wohl wichtig scheint, als der Prozess an sich, egal wo und wie er abläuft.

Darum wissen wir nun, welche Reaktionen im Menschen biochemisch ablaufen, wenn er sich verliebt oder erregt ist, welche Muskeln und Nerven dabei noch bewegt werden und wie das Wechselspiel dabei ist, ahnen wir auch relativ genau und dennoch bleibt die Dunkelstelle des Zusammenspiels im Ganzen. Ich habe keine Ahnung, warum ich mich dann verliebe und dann nicht, weil die Summe der einzelnen Gründe, vom Wetter bis zum Duft und dem zufälligen Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile ein erstaunlich komplexes Zusammenspiel haben, dass die Lokaliserung des einzelnen zumindest meinen beschränkten Verstand schnell überschreitet.

Dennoch bin ich mir sicher, verliebt zu sein, wenn ich es bin, ich weiß darum mit Gewissheit, die vermutlich der vergleichbar ist, die jene trägt, die meinen es gäbe einen Gott oder andere höhere Wesen, die in der Natur nicht nachzuweisen sind, warum sich viele Menschen eine Seele ausgedacht haben, die als irgendwie nicht materielle Basis unseres geistigen Seins begriffen wird, sowenig lokalisierbar ist, wie je beweisbar sein kann, weil eben nur geglaubt. Doch ist dieses Wort vielleicht auch als Brücke über die unbegreifliche Komplexität hinweg zu verstehen.

Vielleicht verhällt es sich insofern mit der erdachten Seele ähnlich wie mit der nur geglaubten Liebe. Sie hat eine Basis in der Natur, dem sozial gewordenen Fortpflanzungstrieb, der eben unter den Bedingungen der Liebe noch schöner empfunden werden kann und der eine bessere Aufzucht des Nachwuchses in sozial positiven Bedingungen gewährt. Dann wäre die Mischung aus erlerntem und genetisch programmierten Verhalten eben das komplexe Ding, aus dem sich im Laufe der Jahrtausende die Liebe in ihren vielen Formen entwickelte, einschließlich der Tabus und ihrer Überschreitungen.

Hat die Liebe also eine doppelte Basis auf der physisch hormonellen Seite und der geistig sozialen im Zusammenspiel und kann eins vom anderen getrennt betrachtet werden, um das Ganze zu verstehen?

Frage ich mich, wie die Liebe und die Lust beginnen, komme ich schnell ins stottern, denn den Zeitpunkt oder den entscheidenden Auslöser kann ich selten klar finden. Sehe einzelne Punkte, die auslösen, aber ob das eine oder andere dabei wichtiger ist, begreife ich bis heute nicht, auch wenn die Spezialgebiete jeder Seite gern die absolute Ausschließlichkeit für sich in Anspruch nehmen - die Hirnforscher so sehr einerseits wie die Psychologen und Theologen, die ich im vielen für relativ ähnlich erachte, auf der anderen Seite.

Dies kann auch schon rein verbal geschehen, ohne einander ansichtig geworden zu sein. Es kann uns diese Lust in der Ferne schon zu manch geträumten Höhepunkten treiben, als trieben wir es längst wilder, als zu sagen gewagt. Bei dieser Form der Lust, die nur aus Worten wächst, ohne sich je gerochen, berührt oder gesehen zu haben, entstehen die Gefühle und die Lust allein in unserer Phantasie - sie haben keine physische Basis als die wohl elektromagnetischen Reaktionen, die unser Hirn bei Gedanken auf neuronaler Ebene freisetzt und doch fühlen wir uns, weiß ja nicht genau, wie es anderen geht, darum lieber von mir nur gesagt, fühlte ich mich schon nur durch Worte verliebt, die eine Welt schufen, die so erregend wie zärtlich sein konnte.

Es gibt auch die andere Konstellation, wo zwei sich nur zu riechen oder fühlen brauchen und schon zu schnauben anfangen wie rossige Stuten oder rallige Hengste. Der Vergleich mit der Tierwelt liegt insofern nahe, da er eine Welt in der Natur und aus ihr schafft, uns vom geistigen auf die physische Existenz reduziert.

Genügt uns die Möglichkeit nur geistig, quasi unberührt einander zu lieben, weil in eine Idee von der Liebe verliebt, wäre die physische Komponente dessen, was unsere Hormone in Wallung bringt, relativ gering, es sei denn wir bewerten die Reaktionen der neuronalen Netzwerke auf physikalischer Ebene als ausreichend, den ganzen Komplex aus Hormonen, Gedanken von der Lust bis zur Angst vor dem Verlust in uns in Gang zu setzen.

Das physikalische und das geistige in eins gesetzt. also 3 mal 4 plus 1 ergibt die 13, womit wir wieder beim Anfang wären und so wenig wissen als zuvor. Kommt es auf die Physik, die Chemie oder doch nur die Theoligie der Liebe an, denn der Glaube einen anderen zu lieben, zu begehren, wie für sich zu wollen, ohne irgendeine direkte hormonelle Begründung im Kontakt, stellt die Kausalitäten der Liebe ganz schön auf den Kopf.

Ich weiß zuwenig davon, noch maße ich mir an, etwas von der Liebe zu verstehen, ich kenne ihre Wirkungen an mir ein wenig, aber was heißt das schon?

Deutlich wurde zumindest, warum die alten Zahlenrätsel der eigentlich unsinnigen Mystik auch in der modernen Naturwissenschaft einen vernünftigen Spiegel finden können, auch nur eine Art Beobachtung der Natur sind, bei der alles, was wir noch nicht verstanden, durch den Glauben früher ersetzt wurde, der sich dann etwas sehr selbständig machte, bis er sich, als über der Natur stehend, verstand. Womöglich verhält es sich mit der Idee von Gott oder der Liebe ganz ähnlich. Eine eigentlich logische Sache, aus verschiedenen Komponenten, überschreitet alles, was wir begreifen, weil zu komplex und zu verschieden, denn die Liebe ist ja auch nicht einfach die Liebe für alle Menschen sondern eben wechselnd je nach Wesen auch mal mehr physisch, dann wieder mehr geistig begründet - manche entdecken die Liebe erst beim Sex, andere haben nur Sex, wenn Liebe da ist, Dritte trennen beides völlig und doch scheint keiner den heiligen Gral oder den Stein der Weisen zu haben, was in jedem Falle glücklich macht oder zur Befriedigung führt.

Es sind nicht die Maße, die an einer Frau mir Lust machen, es ist nicht nur ihr Duft, der die Lust in Liebe verwandelt und es ist nicht nur der Trieb, der zärtliche Gefühle in rasende Leidenschaft wechseln lässt. Wohl fühlen wir uns auf Dauer, ich jedenfalls, am ehesten, wo alle Komponenten harmonisch zusammenspielen, unwohl wo es in keinem harmonischen Verhältnis steht und die Versuche scheitern, sich darüber zu verständigen, ob nun in der Horizontalen, durch befriedigenden Sex oder auf geistiger Ebene, durch harmonischen Austausch.

Ich weiß nicht, was es ist und ich weiß nicht, was die größere Rolle spielt und ob die Liebe überhaupt real existiert, in der Natur als ein konkreter Komplex nachweisbar ist oder nur eine Idee bleibt, die sich immateriell fortspinnt, wo zwei Hirne sich gegenseitig bestimmte elektromagnetische Reaktionen auslösen - so gesehen habe ich keine Ahnung, ob die Liebe eher irdisch oder himmlisch ist, für Gläubige gesprochen, eher Natur oder Geist,  für die anderen, ob sie dem Prinzip 3 oder 4 zugehört oder eines extra ist und belasse es also zur Liebe bei der 13, die alles sein kann, auch in der Quersumme ganz teilbare Natur in der 4 oder selbst unteilbar, wie wir uns die Liebe gern ausdenken, auch wenn wir es aus der Praxis besser wissen könnten, die Monogamie eine Illusion wider unsere Natur sein könnte. Habe keine Ahnung, was die Liebe wirklich ist und was sie ausmacht, aber ich liebe sie und kenne wenig, was mir natürlicher nach unserem Wesen scheint. Dabei belasse ich es nun lieber, bevor ich mich auf den einseitigen Pfaden des Spirituellen verliere, die von nicht etwas wissen, aber von allem etwas glauben, oder in denen der Naturwissenschaft, die logisch meint alles zu wissen und zu erklären und gerade dann von Liebe um so weniger zu begriffen haben scheint.
jt 29.9.14

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