Wenn es Nacht wird in Berlin putzen sich die Schönen und die weniger schönen heraus, um zu glänzen im Tanz umeinander in den sie sich zu gerne verwickeln, um einander einzuwickeln mit eher weniger Charme und viel Körpereinsatz und vor allem immer sicher, wie es sein muss und was sie erwarten können, so wie sie sich herausgeputzt haben, muss er schon was bieten oder sie was zu bieten haben, damit er oder sie sich bewegt.
Vermutlich gehört das Herausputzen für den Tanz umeinander in der Nacht schon zu diesem. Hier sind Art und Weise sowie Wirkung und Folgen je nach Region der Stadt unterschiedlich. Während der Westen sich bei den Damen gern anmalt, wie es in München, Düsseldorf oder Wien üblich ist und der Provinz gleicht, ist dies in den sogenannten Szenebezirken des Ostens verpönt und weniger dort mehr, wird hinter zu großen Brillen gern tief gestapelt, weil sie jung und selbstbewusst genug sind, oder intelligent genug zu wissen, anmalen steigert den Reiz der Natur eher nie und darum, sie zu genießen, geht es doch.
Vielleicht sind sie dort auch vorausschauend und überlegen, wie wohl das düstere abgeschminkte Erwachen am nächsten Morgen ist, bevor sie sich nur verkleidet paaren und bedenken damit, dass der hormonell ernüchterte Anblick nicht unbedingt mit dem erstmal ungeschminkten zusammenfallen sollte. Effektiv scheint diese Methode für die Fortpflanzung zu sein, wenn wir uns die Geburtenzahlen in diesen Bezirken im Gegensatz zu den westlichen Vororten Berlins wie Charlottenburg oder Schöneberg anschauen.
Fraglich wäre noch, ob die Art der Dekoration der Damen irgendetwas dazu beiträgt, die Lust zu steigern oder es nur ein gegenseitiges Gewohnheitsrecht der Unnahbarkeit ist. Der Weg in die Horizontale ist jedenfalls im Westen häufig schwerer als in den östlichen Bezirken, wo mit dem Thema entspannter und lustvoller umgegangen wird - egal ob eingeboren oder nicht und gelegentliche Ausnahmen der ersten Nacht widerlegen diese Regel nicht unbedingt zuverlässig.
Ob es neben dem Grad der Bemalung und sonstigen Verschönerung, die den je Besitzstand vorführt, noch andere Methoden gibt, die Wege, sich reizvoll erscheinen zu lassen, erfolgreich zu beschreiten, scheint einen Blick wert. Im Osten scheint der Grad der Gelassenheit von größerer Bedeutung zu sein, als die sonstige Staffage, vom Wagen, der hier gern durch ein Rad ersetzt wird, bis zum Telefon und dem Rechner, an dem sich wichtig gezeigt wird oder auch das elegante Tablet, an dem sich die Kenner gleich als hipp oder eher uninteressant offenbaren.
Bei diesen zur Begattung eigentlich unwichtigen Accessories kommt es weniger auf das Ding an sich an, als wie ihre Nutzer sich damit präsenteren. Auch darum nutze ich gern meine kleine Rechenmaschine aus dem Supermarkt, wenn ich als Flaneur im Café beobachte, da dieses völlig unzeitgemäße Ding, jenseits aller Markenbedürfnisse, mich quasi unsichtbar macht und ungestört beobachten lässt, ich seltenst überhaupt damit angesprochen werde und wenn nur von welchen, die Inhalte wichtiger finden als das Spiel um die immer gleichen Fassaden und Uniformen, mit denen sich die Wesen auf Freiersfüßen hier schmücken, den Status der Willigkeit anzuzeigen.
Längst lässt die Art der Nutzung nach einer Art geheimen Code die Eingeweihten erkennen, wer angesprochen werden will und wer lieber für sich bleibt, weil ernsthaft arbeitend und nicht sich nur beschäftigt gebend. Allerdings scheinen diejenigen, die stark konzentriert arbeiten einen besonderen Reiz darzustellen. Das dumme an diesen Codices der Ansprache auch in den Szenebezirken ist allerdings, dass sie nur von denen noch beherrscht werden, die ohnehin dazugehören und darum immer so sehr bemüht sind möglichst cool zu sein, dass jede Überschreitung der Grenzen des anderen nur eine theoretische Gefahr darstellt und die Annäherung eher nach dem Prinzip der Selektion erfolgt - wenn lange genug in den angesagten Bars herumgestanden wurde, bis niemand mehr da ist, wird halt zur Not sich mit dem begnügt, was übrig ist und so zumindest Standfestigkeit bewiesen hat.
Warum der Akt der Begattung, um den es im Kern ja nur geht, dabei stets soweit nach hinten geschoben wird, dass es absurd scheint noch daran zu denken, die Erschöpfung und Müdigkeit bereits alles überwiegt, ist unklar, wird aber in allen Großstädten der Welt genauso gepflegt und so könnte es sich schlicht, um das Herdenverhalten der Karnickel halten. Darum werden viele dieser bereits stark alkoholisierten Versuche, selten zu mehr führen als dem Versuch, der dann auf später verschoben wird und nur die größten Helden wider die Müdigkeit, die so gut trainiert im Trinken wie im wachbleiben sind, werden dabei erfolgreich im Sinne der erstrebten Befriedigung sein, warum auch die meisten One-night-Stands, die sich so finden, selten gegenseitig lohnend sind - das brauchte einfach Zeit füreinander und wer es wagt, auch die Nacht zu teilen, kann sich manchmal auf den Morgen freuen, sofern das ungeschminkte Erwachen nicht alle Hoffnung zunichte macht miteinander Befriedigung zu finden, womit wir wieder am Anfang der Geschichte sind und feststellen können, es scheint da einen Zusammenhang von Geburtenrate und ungeschminktem Glück beim Sex zu geben, was in gewissem Rahmen schon statistisch relevant wird, insofern die Wahrscheinlichkeit lustvoll miteinander zu erwachen wesentlich höher ist, wenn uns am nächsten morgen noch erwartet, in was wir uns am Abend verguckt haben und umgekehrt diese wohl proportional zum Grad der Enttarnung abnimmt und also nicht der Boden im Osten Berlins real fruchtbarer ist, oder die Leute sozial zufällig williger sind, sich fortzupflanzen, sondern es mehr um die ungeschminkte Wirklichkeit geht, die zu genießen entweder großer Gefühle oder Illusionen im postkoitalen Zustand braucht.
Die Menschen sind im Wesen nicht unterschiedlich im Osten oder Westen, auch die Bauweise ist relativ identisch, zumindest dort, wo es entscheidend wird in Fällen der Annäherung, spannend wird es wohl eher in der Realität der Wege der Annäherung und auch wenn die Theorie die Frauen im Westen Berlins seien prüder als die im Osten vermutlich viel praktische Bestätigung finden könnte und auch das seinen Teil dazu beitragen könnte, dass die Fertilität hier so viel höher ist, die Menschen gelassener zu genießen scheinen, geht es nicht darum, ist sich der Autor bewusst, dass es entgegen aller Statistik immer Beispiele gibt, die eher das Gegenteil belegen könnten, die es genießen mögen, um die es uns aber hier weniger ging, als um den Zusammenhang zwischen dem Grad, indem sich für das nächtliche Happening, zu dem nun bald geschritten werden kann, wo die Uhr nun gen zwei wandert, verändert und aufgemotzt wird.
Zwar gibt es auch im Falle der stark bemalten oder als Männer behängten Fraktion immer Fälle, die auch unter der Fassade noch viel, oder zumindest nach regionalem Verlangen genug, reizvolles zu bieten haben, sonst gäbe es ja in Westberlin, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt nicht nur weniger sondern gar keine Kinder mehr, was nicht der Fall ist, aber eine Tendenz wird deutlich - am Erfolg und Glück gemessen, lohnen sich weniger Illusionen auch beim Sex scheinbar mehr und Natur ist erfolgreicher als der Versuch, sie zu verdecken und wer jemals einen Silikonbusen in der Hand hielt, wird wissen, der Anschein taugt selten mehr Lust als im nur Porno zu wecken, es fühlt sich nicht an, wie es aussieht, sondern wie es gemacht ist, und Natur siegt am Ende immer über alle Tricks, die wir mit beschränkten Mitteln auf sie anwenden.
Es sucht sich jede Region den Weg, der am besten zu ihrem Wesen passt und so hat auch das alte Westberlin seinen Stil beim Sex oder doch beim Werben umeinander gefunden, der sehr erfolgreich den Erfolg eher verhindert, was ja einer Region, die mental noch eher in der Vergangenheit hängt und nie in der neuen Gegenwart ankam, geschweige denn eine Zukunft hat, voll entspricht. Ob darum etwa die ungehemmten Besäufnisse auf dem unsäglichen Oktoberfest eher dazu dienen, einander in ungeschminkter Wirklichkeit kennenzulernen, um so die Fähigkeit zur Fortpflanzung auch im nüchternen Zustand zu erhöhen und also ungeschminkt, scheint fraglich angesichts der dort üblichen Kriegsbemalung insbesondere der Damen, bedürfte aber wohl noch genauerer statistischer Eroierung, von der hier abgesehen wird, da sich der Verfasser ohnehin nicht vorstellen kann, wie er im Biernebel je Lust entwickeln könnte, aber so sind eben die Wege wie die Wesen unterschiedlich und es gibt auch Übersiedler aus beiden Bereichen, die jeweils die Gewohnheiten mehr oder weniger stark imitieren.
Am Ende kommt es ja nicht darauf an, wie erfolgreich welche Art zu Leben für die Fortpflanzung oder die Zahl der Orgasmen ist, sondern, welche uns glücklicher macht und womit wir uns wohler fühlen. Manche entdecken in der Parfum Abteilung des KaDeWe die schönsten Frauen Berlins, andere finden sie eher mit schmutzigen Fingern auf dem Öko Wochenmarkt am Kollwitzplatz - jeder, wie es ihm oder ihr gefällt und wie es schon im preußischen Wappen hieß, suum cuique, was hier lateinisch wie im Original bleibt, um nicht die ewigen Faschistenjäger zu wecken, die in jedem von diesem Österreicher und seinen Jüngern mißbrauchten Begriff eine Offenbarung der Gesinnung des Gegenübers sehen. Darum aber ging es hier weniger als um das Glück einander auf verschiedene Art zu finden und wie schon in einer Stadt sich dabei nach Bezirken die Regeln und Ergebnisse dabei eklatant unterscheiden.
jt 28.9.14
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