005c Fakten und Familien
Was schreibt Geschichte?
Sind es eher die Geschichtsschreiber oder berühmte Einzelpersonen?
Kommt es überhaupt auf einzelne noch an oder sind diese austauschbar im großen Lauf der Geschichte und ist es ein eher unwichtiger Zufall, wer gerade zu einem bestimmten Zeitpunkt oben stand?
Die Sicht dieser Frage hat sich gewandelt. Während früher, auch geprägt durch die Macht solcher Personen, sich die Geschichtsschreibung eher an Einzelnen orientierte, versucht sie heute lieber die komplexen sozialen Zusammenhänge zu begreifen und nicht mehr alles an einer Person zu erklären.
So schauen wir heute lieber auf Epochen der Zeitgeschichte, wie Renaissance, Reformation oder Aufklärung, statt es an einzelnen Personen festzumachen, die natürlich immer nur eine Sicht zeigen und sich damit in der Suche nach Erkenntnis unnötig beschränken. So gesehen ist es klug, den Blick zu erweitern und alles erfassen zu wollen, was war, um ein vollständiges Bild der Zeit zu bekommen.
Wie immer ist aber auch dieses Bild auf den Horizont derer beschränkt, die darauf schauen und es so beschreiben, wie es ihrer gerade Realität entspricht, die nichts mit der Wirklichkeit der Teilnehmer zu tun hat und auch im Denken Moden unterworfen ist. Gerade gilt es in der historischen Forschung als schick, lieber auf den breiten sozialen Kontext und die Befindlichkeiten auch der unteren Klassen zu schauen. Von diesen wissen wir nahezu nichts und mutmaßen um so mehr, was ein weites Feld für die Forschung übrig lässt. Der Perspektivwechsel war damit jedenfalls eine effektive Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Doch sollten wir uns klar machen, dass es auch nur eine Mode ist, die zwar dem Geist der Demokratie entspricht, grundsätzlich positiv ist, aber eben wie jede Mode auch den Horizont verengt, was insbesondere bei der Betrachtung der großen Familien sichtbar wird, von denen viele nichts mehr wissen oder lernen und was eben auch dazu führte, dass große Teile der Schüler relativ orientierungslos und gelangweilt in neu erdachten sozialen Epochen herumirren, ohne in einem Netz halt zu finden.
Es ist sicher richtig, dass Geschichte nie nur von einer Person geschrieben wurde, sondern es immer auch die gesamten Umstände sind, die den Verlauf der Ereignisse erklären. Doch sollten wir nicht meinen, dass die soziale Situation der Bauern als Leibeigene, von der wir sicher wissen sollten und die genaue Beschäftigung mit ihrem Leben nach ideologischen Grundsätzen, uns den Blick für Zusammenhänge gibt.
Die Geschichte Europas wurde immer wieder von wenigen großen Familien entscheidend bestimmt. Die Befindlichkeiten der Massen wie ihre Lebensumstände, erklären aber keine Zusammenhänge und weben keine Netze, sondern sind lediglich soziale Folklore, die das Gewissen entlasten soll und dafür die eigenen Lebensumstände preist und beruht im übrigen weitgehend auf bloßen Vermutungen.
Auch die angebliche Diktatur des Proletariats als Verkehrung der ursprünglichen Umstände war keine solche, sondern die immer noch Diktatur einer Partei, die alte Eliten ersetzte und Ideale umbenannte, um ihre Herrschaft neu zu legitimieren. Die russische Revolution brachte keine große Veränderung in der Art der Machtausübung sondern allein bei Namen und Gesichtern in der Führung, während sich die Umstände ländlichen Lebens kaum änderten, sehen wir von den katastrophalen Folgen realsozialistischer Misswirtschaft einmal ab.
Darum versteht den Lauf der Zeit nur wirklich, wer sich mit dem Handeln der Eliten und den Folgen ihrer Entscheidungen beschäftigt. Alle, die nur auf den großen sozialen Zusammenhang im kleinen Bereich schauen, mögen sich sehr engagiert für ein individuelles Verständnis einsetzen und dies aus bester demokratischer Motivation tun und stiften doch für die Mehrheit nur Verwirrung.
Sich mit Einzelfällen im Detail beschäftigen, braucht historisch betrachtet eher viel Phantasie als Fakten und trägt nichts dazu bei, den Zusammenhang zu verstehen, in dem historische Ereignisse stehen, warum es wichtig für uns ist, sich damit zu beschäftigen. Das Einzelschicksal mag tragisch oder gerade besonders glücklich sein, es ist völlig irrelevant für den großen Zusammenhang und wer den nicht lebendig verstehen lernt, wird sich nie im Urwald der Geschichte zurechtfinden.
Ein Biologe mag sich mit der Lupe in den Wald begeben und das Liebesleben der Borkenkäfer wissenschaftlich erforschen, solche Forschung hat sicher ihren Wert und eine große Bedeutung - aber wenn ich jemandem den Wald als Ganzes beschreiben möchte, sind solche Detailkenntnisse völlig unwichtig und tragen eher zur Verwirrung bei. Dies noch mehr, wenn sie weitgehend spekulativ sind und mehr einen sozialen Zweck verfolgen als einen historischen Überblick zu geben, den es braucht, um zwischen den Zeiten zu surfen.
So werden seit den 70ern Generationen von sozial sehr engagierten Schülern mit solch spekulativen Thesen gelangweilt, um von den großen Namen und Familien wegzukommen und im Ergebnis finden sich sogar Historiker immer schlechter in der Zeit zurecht und verlieren schnell den Überblick.
Sozialgeschichte und die Geschichte der sogenannten kleinen Leute ist nett, als Arabeske für Spezialisten, die sich noch mit neuen Blumen schmücken oder als Forscher eine neue Entdeckung offenbaren wollen. Es ist nichts, dagegen zu sagen, den Horizont auch auf diesem Gebiet noch zu erweitern, sofern das Gerüst steht und das Fundament stabil genug ist.
Zwischen weitem Blick und Details, die anschaulich machen, wie Leben war, liegt ein weites Feld der Phantasie. Auch wenn wir uns eine irgendwie Vorstellung erschließen können, wie die Menschen genau lebten und dies anschaulich machen, damit die Identifikation größer wird, nützt uns dies Wissen nichts zum Verständnis der Zusammenhänge, es verwirrt eher und konkretisiert meist falsche Vorstellungen.
Es ist so, wie wenn wir kleinen Kindern Geschichten von vermenschlichten Tieren über deren Familienleben vorlesen. Kann gemacht werden und Kinder lieben solche Geschichten, wie etwa der Wind in den Weiden aber es schafft kein Verständnis für Tiere und ihre Lebensumstände sondern vermenschelt sie, was weder das Verständnis fördert, noch den Tieren gut tut. Es fördert eher den Wunsch vieler Kinder nach einem Haustier, dieser modernen Form der Sklavenhaltung als Amüsement für gelangweilte Großstädter.
Tiere sollten möglichst in der Natur leben und nicht in Wohnungen oder Zoos, damit wir sie betrachten und uns an ihnen messen können, wie sie sich im Knast verhalten. Würden wir besuchenden Außerirdischen einen Knast zeigen, in dem Menschen eingesperrt leben, damit sie Verständnis für unsere Gattung und unser Verhalten entwickeln?
Noch zur Jahrhundertwende gab es in Zeiten des Kolonialismus auch Menschenzoos in denen Eingeborene aus den Kolonien in ihren Kostümen, teilweise mit den Tieren ihres natürlichen Lebensraums ausgestellt wurden, damit sich die Menschen in der Heimat der Kolonialherren ein Bild vom Leben dort machen können.
Dies scheint uns heute völlig absurd, verstößt gegen jede Menschenwürde und wäre hier verboten, wo doch schon das Bundesverfassungsgericht vor vielen Jahren die Peep-Shows verboten hat, weil diese Zurschaustellung nackter Frauen als Objekte meist männlicher Gier gegen Einwurf von 1DM für eine Minute als entwürdigende Versachlichung galt, die wir nicht erlauben dürften.
Ob gerade dieser eine Bereich im Milliardengeschäft mit dem Sex wirklich der entwürdigendste war oder da nicht andere viel schlimmer sind, sei hier dahingestellt, da es um das Menschenbild durch die Zeiten weniger gerade geht als eine aufgeklärte Betrachtung der Geschichte, zu der aber die Art und Weise, wie ich schauen lerne, dringend dazu gehört.
Wer Frauen mit gespreizten Beinen für eine Minute sich nackt kaufen kann, könnte dadurch ein Verhältnis zu Sexualität und Liebe entwickeln, das dem Handel eher gleicht als einer Partnerschaft. Genau wie Kinder, die Tiere im Zoo kennenlernen ein Bild gestörter Kreaturen in Gefangenschaft als natürlich vermittelt wird.
Dabei ist die Pornoindustrie längst umgeschwenkt und zeigt immer mehr Filme, in denen sich die Darsteller wechselseitig um ihre Befriedigung bemühen und hat sich so entgegen aller immer noch lauten Kritik an ihr der Natur wieder angenähert. Sie zeigt zumindest teilweise Sex, wie er sein kann. Natürlich gibt es auch da seltsame Spielarten mit oder ohne Gewalt, wie manche Menschen auch im realen Leben solche Varianten bevorzugen, die andere als krank empfinden.
Bin mir nicht sicher, ob Peep-Shows den Darstellerinnen mehr schaden, als es etwa Stundenhotels mit Flat zum vögeln tun, ob gekaufte Sexualität nicht entweder völlig verboten gehörte oder ganz frei gegeben und wie wir dabei die älteste Form der Prostitution, die Ehe einordnen wollen, in der gerade erst mühsam die Vergewaltigung für strafbar erklärt wurde.
Der Ausflug führt aber nur scheinbar weg vom Thema dem in Schulen und Museen vermittelten Geschichtsverständnis, bei dem sich Spezialisten an Details aufgeilen und darüber den Überblick vergessen, während die Leser oder Zuhörer mit wenig unwichtigem Wissen allein gelassen werden, statt zunächst den Zusammenhang zu vermitteln.
Dazu gehört der Rahmen, in dem Geschichte ablief und wenn bedeutend genug eine Kenntnis der Personen, die Geschichte bewegten. Es ist viel weniger, als viele angesichts der Stoffberge fürchten, was es braucht, um sich zurechtzufinden. Wenige Namen von Epochen und ihre ungefähre zeitliche Einordnung als Raster. Ein paar Familien, die das Geschehen konkreter machen und den Zusammenhang darstellen.
Um nicht nur abstrakt darüber zu schreiben, auch wenn das Netz immer ein abstraktes Modell bleibt, so ist Europa, seine Grenzen und seine Geschichte nicht ohne Kenntnis des Hauses Habsburg verständlich, das sich ganze Königreiche glücklich erheiratete und so von einem unbedeutenden Geschlecht auf der Schweizer Habichtsburg zum mit wenigen Ausnahmen am längsten regierenden Kaisergeschlecht wurde.
Dort gibt es etwa Kaiser Maximilian I., der sich Burgund erheiratete, während sein Vater noch Krieg mit Max späteren Schwiegervater suchte und dessen Sohn, der schöne Philipp, dann Spanien erheiratete, das dessen Schwiegereltern Ferdinand und Isabella gerade erst von den Mauren befreit und über die Kronen Aragons und Kastiliens geeint hatten, das aber, weil Ferdinand und Isabella den etwas fanatischen Kolumbus, bei seinem Versuch gen Westen nach Indien zu kommen, finanzierten, plötzlich stinkreich wurde und um die ganze Welt reichte, warum wiederum Maximilians Enkel Karl, der als Karl V. Kaiser im Reich wurde und als Karl I.König in Spanien war, derjenige genannt wurde, in dessen Reich die Sonne nie unterging. Von da aus wird die spanische Prägung Südamerikas verständlich, der Name der Philippinen und auch die Politik im Reich, in dem Karl sich mit Luther und dem ihn anhängenden Reichsfürsten herumschlagen musste, was den neuen spanischen Reichtum neben anderen Kriegen fast auffraß.
Die Habsburger waren wie mit der Kaiserkrone vermählt und wurden meist zu Kaisern gewählt, seit sie diese einmal errangen mit wenigen Ausnahmen aus Luxemburg und Bayern. Nach der Auflösung des Reiches infolge von Napoleons Eroberungszug in Europa, wurden sie Kaiser von Österreich und blieben das bis es 1918 mit der Monarchie in Österreich-Ungarn endete. Neben Maximilian, Karl und den Philipps sind noch Maria Theresia und ihr Sohn wichtig. Eher für Filmfans von Bedeutung ist, dass die letzte Kaiserin Elisabeth aus dem bayerischen Herrscherhaus der Wittelsbacher mit Spitznamen Sissi hieß und irgendwann von einem italienischen Anarchisten, der um Freiheit rang, umgebracht wurde und die Rolle als Sissi erst Romy Schneider berühmt machte.
Oder die Hohenzollern, ein schwäbisches Geschlecht mit seiner Stammburg bei Hechingen, was Karriere als Reichsgrafen von Nürnberg machte, dem Kaiser gute Dienste leistete und dafür mit der Kurwürde, also dem Titel eines Kurfürsten von Brandenburg, belohnt wurde. Unter dem Großvater vom berühmten Alten Fritz beakm dies Kurfürstentum ein Königreich tief im Osten, im Land der Pruzzen, das Ostpreußen hieß und ursprünglich Land des Deutschen Ordens war. Diese Krone galt nicht im Reich, wo es nur den Kaiser, den König von Böhmen und die sonst Kurfürsten bis dato gab. Sie hatte keinen Wert als ein gekaufter Titel auf einer Visitenkarte und sie waren bis zu Friedrich dem Großen auch immer nu Könige in Preußen, da irgendwo im Osten, nicht von Preußen. Das erreichte Fritz erst mit der Teilung Polens, die er mit Zarin Katharina, dem aufgeklärten Vorbild Merkels und besten Freundin seines Bruders Heinrich, und Maria-Theresia vereinbarte, weil die polnischen Fürsten sich nicht einigen konnten. Friedrich ist eigentlich der einzig bedeutende König aus dem Geschlecht der Schwaben in Berlin. Sein Urgroßvater, der auch der große Kurfürst genannt wird, hat sich nochmal wacker gegen die Schweden geschlagen, bei Fehrbellin übrigens, warum in Berlin immer noch manche Straßen nach diesem Provinznest heißen. Sonst gibt es keine besonders hervorragenden Herrscherpersönlichkeiten aus diesem Haus. Dies auch wenn der spätere sogar Kaiser Wilhelm I, ein Sohn der berühmten, romantisch verklärten Königin Luise, verehrt wurde, als stände er in der Nachfolge Barbarossas, der angeblich auch einen großen Bart trug, aber dem auch schwäbischen Geschlecht der Staufer entstammte. Von Bedeutung war da eher sein leicht cholerischer Kanzler Bismarck, der die neue Reichseinigung ohne Österreich dafür mit preußischem Kaiser erzwang durch von ihm provozierte Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich. Dessen Sohn Friedrich III. hatte nach dem uralt gestorbenen Vater von 1888 nur 90 Tage und der ihm folgende auch körperlich behinderte Wilhelm II. machte sich einen Namen durch grauenvolle Architektur Schandmäler wie dem Berliner Dom, eine unsinnige Flottenpolitik und den unnötigen Einstieg in den 1. Weltkrieg durch die von ihm geschätzte Großmäuligkeit, was immer diese sonst kompensieren sollte. Die letzten Hohenzollern waren zumindest ein guter Grund, warum es in Deutschland seit 1918 keinen König oder Kaiser, außer im Fußball, mehr gibt und das scheint auch relativ gut so.
Die Kurfürsten, was die Hohenzollern waren, bis sie sich selbst krönten, wiederum wählten den Kaiser im Nachfolgereich des römischen Reiches, das von den Franken gegründet wurde, die aus dem Großraum Aachen stammten und sich als Hausmeier am Hof der französischen Könige aus dem Geschlecht der Merowinger hocharbeiteten , die sich wiederum der Sage nach direkt auf Maria Magdalena zurückführten. Zur Zeit der Karolinger war, was heute Frankreich und Deutschland ist ein Reich. Allerdings nur bis zum nördlichen Verlauf der Elbe zunächst. Der wilde Osten wurde erst später christianisiert und Teil des heiligen Reichs, dessen weltliche Krone der Papst verlieh.
Bei der Christianisierung, die fälschlich mit Zivilisierung gleichgesetzt wird, wurde die alte Kultur und die Erinnerung an sie weitgehend zerstört, wie es der IS heute noch versucht zur Empörung der auf diese Art einst kultivierten Völker im Norden. Besonders hervor tat sich da einer aus einem anderen berühmten und wichtigen Geschlecht, das immer ein wenig größer scheinen wollte, als es tatsächlich war, aber dann doch das älteste und am längsten regierende Geschlecht wohl war, sehen wir vom Haus Mecklenburg ab, die schon vor der Christianisierung dort herrschten und keiner weiß wie lang genau. Es sind die Welfen, oder später das Haus Hannover, das in Personalunion in England regierte. So ist jener berühmte Heinrich der Löwe, der den Obotriten und anderen den Glauben mit dem Schwert nahe brachte, ein Vorfahr vom heute eher als Pinkelprinz bekannten Ernst August von Hannover.
Dieser Sproß des alten Fürstengeschlechts, war zuletzt mit einer Tochter des Fürsten von Monaco verheiratet, einem autonomen Fürstentum am Mittelmeer auf französischem Staatsgebiet mit dem Namen Grimaldi, die ein ursprünglich aus Genua stammendes Geschlecht sind und das seit 1275 dort regiert. Heute machtpolitisch völlig unbedeutend, eher seit Fürst Rainier der Vater des regierenden Fürsten, dessen kleine Schwester Ernst August einige Zeit heiratete, die Schauspielerin Grace Kelly als Gracia Patricia heiratete, die so tragisch bei einem Autounfall verstarb, ein Lieblingsthema der Klatschpresse immer wieder.
Früher war das anders, als zur Zeit der Stauferkaiser, sich Barbarossa und auch sein Enkel Friedrich II. von Hohenstaufen, nicht zu verwechseln mit dem späteren König in und von Preußen, sich Kaiser, Papst und italienische Städte beständig stritten und bekriegten. Dieser Kampf hieß der zwischen Guelfen und Ghibellinen. Erstere haben sich nach den Welfen als papsttreue Truppen benannt, letztere sich nach den Waiblingern, dem Stammsitz der Staufer, wie deren Schlachtruf genannt. Dieser Kampf zwischen Welfen und Staufern und damit auch Kaiser und Papst, war als der zwischen Guelfen und Ghibellinen einer zwischen den italienischen Städten und untereinander um die jeweilige politische und ökonomische Vorherrschaft, wobei auch gerne die Seite nach Nützlichkeitserwägungen gewechselt wurde. In diesem Streit wiederum wurde die Familie Grimaldi, die papsttreu und also auf Seiten der Guelfen oder Welfen stand, aus ihrer Heimat Genua um 1290 vertrieben. Damals gehörte Monaco noch zu Neapel, war jedenfalls ghibellinisch auch mit seiner Universität, was über die normannische Mutter des Kaisers Friedrich Staufererbe wurde aber vom ersten Grimaldi in Monaco, Francesco I., im Handstreich genommen, bei dem er sich als Franziskaner verkleidet in die Burg schlich und so durch einen geschickten Betrug siegte, statt in offener Schlacht. Wie immer wir den Begriff mittelalterlicher Ehre definieren, dies war eine völlig ehrlose Eroberung, ein schlichter Betrug, der aber seit 1297 hielt und so hatten mit Prinzessin Caroline und Prinz Ernst August zwei in der Nachfolge der Guelfen, quasi aus einer Partei geheiratet.
Diese Hochzeit, um noch ein wenig beim flachen Tratsch zu bleiben, der sich manchmal so schön mit der alten Geschichte vermischt, musste die Queen genehmigen. Hatte doch England das Haus Hannover in Personalunion regiert für lange Zeit, war sie die Chefin des Clans, die aber wohl keine Einwände erhob. Elisabeth II. - inzwischen die am längsten regierende Monarchin der Welt, auch wenn sie nur noch repräsentiert im bald biblischen Alter steht für eine alte und weitverzweigte Familie, die auch mit dem deutschen Kaiserhaus eng verwandt war. Eigentlich trägt sie einen deutschen Namen und entstammt dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha, da mit Queen Victoria das Haus Hannover als regierende Linie in England ausstarb. Dieser Name gefiel jedoch den Briten während des Krieges auch gegen das kaiserliche Deutschland nicht so gut, weshalb die königliche Familie sich nach ihrer Residenz Schloss Windsor nannte. Dies Schloss oder was aus ihm mit der Zeit wurde, ist seit 1066, als der Normanne Wilhelm der Eroberer als letzter England nochmal eroberte, im Besitz der königlichen Familie und damit länger als ein Haus dort regierte.
Die Engländer stritten sich lange auch um ihre Krone, nannten es Rosenkriege, die zwischen den Häusern York und Lancaster blutig ausgefochten wurden, bis auch der letzte Erbe fiel und ein indirekter Erbe Henry VII. und damit das Haus Tudor an die Macht brachte, der wiederum durch Hochzeit mit dem unterlegenen Haus York dieses an der Macht beteiligte, vielleicht war es auch umgekehrt, denn ehrlich gesagt, fische ich alles, was ich gerade schreibe nur aus der Erinnerung und dem hohlen Bauch, in dem mein Netz mit Stichworten zwischen den Zeiten springt und fischt. So wichtig ist das auch nicht, um zu verstehen, warum die erste Elisabeth in England an die Macht kam, eine Enkelin Heinrichs VII., Tochter von Heinrich VIII. aus dessen zweiter von Rom nicht anerkannter Ehe, die zur Gründung der anglikanischen Kirche führte, was ungefähr zeitgleich mit der Reformation im Reich ablief und doch einen ganz eigenen Weg ging.
Elisabeth entstammte also einem jungen Geschlecht an der Macht und kam erst an diese, nachdem ihre Schwester Maria, die auch die katholische oder die blutige genannt wird, der Gemetzel unter den Anglikanern wegen, die sie als Königin anrichtete, gestorben war. Maria wiederum war auch eine Enkeltochter von Ferdinand und Isabella von Spanien wie Karl V. dessen Sohn Philipp, der spätere Philipp II. von Spanien und den spanischen Niederlanden, sie heiratete aber nicht erfolgreich schwängerte. So fiel das Erbe nach ihrem Tod der Schwester Elisabeth zu, England wurde wieder anglikanisch und es begann eine lange Herrschaft, die zum Empire und Englands Weltherrschaft führte, die Spanien ablöste.
Der Witwer ihrer Schwester Maria Philipp hatte als König von Spanien zunächst auch versucht Elisabeth zu heiraten, doch wollte diese sich keinem Mann unterwerfen und ließ ihn abblitzen. Dafür schickte sie ihre Piraten unter der Führung von Sir Francis Drake los, der spanische Schiffe mit Gold aus Südamerika kaperte und den Zorn Spaniens auf sich zog, das daraufhin mit seiner berühmten Armada gen Norden zog und sich grausam rächen wollte. Die spanische Flotte war damals der englischen ungefähr so überlegen wie die der USA heute dem Rest der Welt. Dennoch gewannen Elisabeths Truppen durch die Königin persönlich angefeuert mit Tricks und doppelten Boden, dem auch noch das Wetter und die Wendigkeit ihrer viel kleineren Schiffe half - so ging die berühmte Armada unter und England gewann erstmals die maritime Weltmacht, die sie lange behalten sollten.
Elisabeth war eine gebildete Frau und betrieb auch mit ihren Geheimdiensten aktive Politik in ganz Europa, so auch in Frankreich, wo sie zu ihrer Zeit dem Protestanten Heinrich von Navarra half, den Thron zu erobern, der ihm nach der Hochzeit mit der letzten Erbin des Hauses Valois zustand. Dies war auch eine Rache für das Blutbad, das die Katholiken unter den Protestanten anläßlich der Hochzeit von Henry anstellten in der sogenannten Bartholomäusnacht.
Henry wurde nach vielen Wirren später König Henry IV., auch wenn er vorher noch unter anderem gegen die erzkatholische Fraktion im Bündnis mit dem vorigen Henry aus dem Hause Valois im Krieg der drei Heinriche kämpfte, erließ ein Toleranzedikt gegenüber den Hugenotten, denn für den Frieden in Paris war er noch einmal zum Katholizismus konvertiert mit den strittigen Worten, Paris sei eine Messe wert. Egal, was er nun dazu wirklich sagte, blieben diese Worte in Erinnerung und sind Teil des Netzes, mit dem ich zwischen Personen und Zeiten leicht springe. So war Berater von Henry der hier schon häufiger zitierte Michel de Montaigne, jenes große Vorbild aller Essayisten, vor dem sich diese verglichen dürren Zeilen nun verneigen, was den Kreis ein wenig schließt.
Ein Enkel Henrys wurde Ludwig XIV., der wiederum das Toleranzedikt des Großvaters aufhob, die Hugenotten zum späteren Wohle Preußens vertrieb, das unter dem großen Kurfürsten allen Flüchtlingen Heimat bot, was diese mit Fleiß und Treue beantworteten und später einige der treuesten Offiziere und begabtesten Künstler wurden. So verschob sich ganz langsam das Schwergewicht von Westen nach Osten und Preußen wurde über mehrere Generationen unter genialen Feldherren wie Friedrich II., York und Moltke zur zentralen Supermacht, die sich dann unter Wilhelm II. total überschätzte und überall Krieg suchte, den sie natürlich im Bündnis mit dem längst moribunden Österreich verlor, um dann zur Republik zu werden, die nach 15 Jahren in die mehr oder weniger gewählte NS-Diktatur unter Hitler mündete, die Preußen ganz und Deutschland erstmal militärisch untergehen ließ, um auf den Ruinen in den schon Flammen des Kalten Krieges zwei neue Staaten ab 1949 zu errichten.
Jener Ludwig aber focht zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert noch manchen Krieg aus, den er gegen England in Übersee um Kolonien verlor aber in Europa erfolgreich gewann. Dazu gehören der pfälzische und der spanische Erbfolgekrieg. Um die Pfalz ging es, weil sein, ich meine, Bruder die berühmte Liselotte von der Pfalz heiratete, die vor allem durch ihre detailreichen und teils auch frechen und pikanten Briefe vom königlichen Hof berühmt wurde. Bei diesem Krieg wurde das Heidelberger Schloss zur bis heute berühmten teilweise Ruine und die Altstadt weitgehend zerstört, um dann wieder in der heute bekannten Pracht aufgebaut zu werden.
Heidelberg ist auch ein wichtiger Ort der deutschen Geschichte dieser Zeit, die manche europäischen Netze spannt. So hat der damalige Kurfürst von Heidelberg, der sich 1618 gegen die Habsburger und auf Drängen der böhmischen Stände zum König von Böhmen wählen ließ, den Dreißigjährigen Krieg mit ausgelöst, auch wenn immer wieder gesagt wird, dieser habe mit dem Prager Fenstersturz begonnen, stehen die Ereignisse doch in einem engen Zusammenhang. Dieser später Winterkönig genannte, weil er nur einen Winter lang in Prag als König residierte, bis ihn die geballte Habsburger Militärmacht wieder vertrieb, war mit der Tochter des Nachfolgers von obiger Königin Elisabeth I. verheiratet, der er zum Willkommen, wenn ich mich richtig dunkel erinnere, als Liebesgabe in einer Nacht ein Tor im Heidelbergerschloßgarten errichten ließ.
Damit war sie eine Stuart und Enkelin der längst von Elisabeth nach zahlreichen katholischen Putschversuchen hingerichteten Maria Stuart, die wiederum Witwe des jung verstorbenen französischen Königs war und später Königin von Schottland wurde, bis die Schotten sie teilweise vertrieben und sie bei ihrer Kusine Elisabeth Asyl suchte, was nach zahlreichen Intrigen unter dem Fallbeil endete, auch wenn die Königin von England gegen den Rat ihres Hofs zuvor noch alles versucht hatte, die Hinrichtung zu verhindern.
Jakob, der Nachfolger Elisabeths, die nie heiratete und keine Kinder bekam, der Legende nach jungfräuliche Königin hieß, was aber wohl nicht ihrer gelebten Realität entsprach, in der es einige bedeutende Liebhaber gab, wurde protestantisch erzogen, vereinigte den schottischen und den englischen Thron und setzte Elisabeths erfolgreiche imperiale Politik fort. Er unterstützte wie seine Tante auch die Republik der Vereinigten Niederlande, die in einem neunzigjährigen Befreiungskampf ihre protestantische Unabhängigkeit von den katholischen, spanischen Niederlanden erfochten und in dieser Epoche, die auch das goldene Zeitalter der niederländischen Malerei genannt wird, mehr Flüchtlinge aufnahm als sie Einwohner hatten, die aus den noch spanischen Niederlanden flohen.
Diese kleine Republik hat sich als reiche See- und Handelsmacht so erfolgreich etabliert gerade im sehr gewinnträchtigen Gewürzhhandel mit Asien, dass sie lange auch mit England um die Vorherrschaft focht. Reiche Familien wurden Auftraggeber für bedeutende Künstler von Vermeer bis Rembrandt und viele mehr, die Millionen von Bildern für ihre reichen Kunden produzierten im winzigen Land hinter den Deichen. Regiert wurden die Niederlande als Republik vom Statthalter aus dem Geschlecht Nassau-Oranien, die bis heute dort regieren, warum die Niederländer Oranje rufen und tragen, was deren Aussprache des französischen Orange entspricht, wo der Titel ursprünglich herkam und über den Umweg einer Ehe mit Nassau schließlich in die protestantischen Niederlande wieder gelangte.
Den Titel Prinz von Oranien nehmen heute drei Gruppen für sich in Anspruch, zum einen das niederländische Königshaus von Nassau-Oranien, dann das verwandtschaftlich eng verbundene Haus Hohenzollern-Preußen, deren momentaner Chef Prinz Georg Friedrich auch den Titel eines Prinzen von Oranien trägt und das französische Geschlecht der Marquis Mailly-Nesle.
Die großen europäischen Häuser sind jedenfalls alle erstaunlich eng und vielfach miteinander verwandt, was auch daran lag, dass regierende Häuser nicht unter Stand heiraten durften und damit die Auswahl logisch beschränkt war. Insbesondere das Haus Habsburg heiratete lange zwischen der spanischen und der österreichischen Linie immer wieder unter Vettern, dass die erbliche Degeneration, durch besonders ausgeprägte Merkmale immer deutlicher wurde.
Irgendwann endete aber die Zeit Habsburgs in Spanien, als sich wieder Ludwig XIV. mit dem stärkeren Erbanspruch durchsetzte und den Thron für das Haus Bourbon forderte, also seine Familie, auch wenn im Friedensschluß vereinbart wurde, dass es nicht in Personalunion regiert werden dürfte und so repräsentieren zumindest bis heute Bourbonen, also Nachfolger des großen Henry IV. das spanische Königshaus, in dem gerade der neue König seinem noch von Franco eingesetzten Vater folgte, der Spanien zurück zur Demokratie und nach Europa brachte.
Solche Linien ziehen sich in Europa durch viele Häuser, die über Erbe sich vergrößerten oder neu aufgeteilt wurden. Es erklärt auch unter anderem warum Kaiser Wilhelm II. nach dem 9. November 1918 in die Niederlande floh und Berlin mit seinem peinlichen Kitsch alleine ließ, bis die Regierung der DDR das Schloss auch als symbolischen Akt für den Untergang Preußens sprengen ließ.
Doch gibt es nach wie vor die großen Sammlungen Preußischer Kulturbesitz, die viel des Erbes der Hohenzollern heute als Stiftung verwalten und museal zugänglich machen in den Staatlichen Museen zu Berlin oder den ehemals hohenzollernschen Schlössern.
Die verwandtschaftlich engen Beziehungen des Adels finden sich auch auf den Listen der Widerständler gegen Hitler und der Blutzoll dieser Familien wie ihre Verfolgung nach dem missglückten Attentat war unverhältnismäßig hoch, was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass sich viele ehemals herrschende Häuser auch bestens mit Hitler arrangierten und ihm, wie etwa der Großvater der heute wieder in der rechten Ecke aktiven Beatrix von Storch, ein Herzog von Oldenburg, halfen und zuarbeiteten, sogar im Ministerrang wie jener Oldenburg.
Wer nicht um die engen verwandtschaftlichen Beziehungen etwa von Marion Gräfin Dönhoff zum Widerstand aus preußischen Offiziersfamilien weiß und deren Opfer kennt, wird deren Engagement für die deutsch-polnische Begegnungsstätte in Kreisau nicht verstehen, dem ehemaligen Gut der Grafen Moltke, das unter dem Nachfahren des Feldmarschalls, Helmut James von Moltke zum Zentrum des Kreisauer Kreises wurde, in dem sich Widerständler aus allen Richtungen trafen, um für ein Deutschland nach Hitler zu planen und den er mit seinem Vetter Peter York führte.
Auch in kleineren lokalen Ereignissen, kann sich plötzlich die große Geschichte wiederspiegeln. So hat etwa der berühmte Götz von Berlichingen den Reichserzkanzler und Fürstbischof von Mainz, einen von Gemmingen seinerzeit erfolgreich erpresst und sich von dem Geld neben Jagsthausen noch eine weitere Burg und ein Schloss am Neckar erworben, was heute wiederum über manchen Umweg im Besitz der Familie Gemmingen-Hornberg ist, den Nachfahren jenes Fürstbischofs, den der Götz zum Erwerb erpresst hatte und vieles der lokalen Geschichte, wird erst aus Kenntnis der Verbindung der Familien klar.
So wurden manche Kriege um das Erbe begonnen und verhinderten andererseits viele Hochzeiten Kriege indem so der Besitz ererbt oder legitim übertragen wurde. Dabei war manches immer wieder strittig, wie etwa, ob das alte salische Erbrecht gelten müsse oder das aktuell zum Erbfall geltende und ob mit Grundrechten unvereinbare Pflichten der Adelhäuser, wie etwa die standesgemäße Heirat in der Bundesrepublik noch etwas am gesetzlichen Erbanspruch ändern kann.
Der jetzige Chef des Hauses Hohenzollern etwa, stieß als Sohn und Erbe des Prinzen Louis Ferdinand, der wiederum jüngster Sohn des damals amtierenden Chefs Louis Ferdinand war auf den auch rechtlichen Widerstand seiner deutlich älteren Onkel, die aber nicht standesgemäß zumindest in erster Ehe geheiratet hatten und darum vom Erbe ausgeschlossen waren. Der Vater war 1977 bei einer Militärübung gestorben als Georg Friedrich erst ein Jahr alt war - er selbst erbte den Familienvorstand von seinem 1994 gestorbenen Großvater Louis Ferdinand, der mit seinen Kindern nach dem Krieg in Bremen zog, wo auch Georg Friedrich heute teilweise lebt. Für Monarchisten ist der Ururenkel von Kaiser Wilhelm II. heute der designierte Kronprinz. Er selbst lehnt jegliche politische Aufgabe ab und beschränkt sich auf seine sozialen Tätigkeiten etwa in der Prinzessin-Kira-Stiftung.
Diese Prinzessin Kira wiederum war seine Großmutter, die er aber nie kennenlernte und eine geborene Romanow. Ihr Vater galt nach der Hinrichtung der Zarenfamilie durch die Sowjets als designierter russischer Kronprinz und war damit ein Prinz ohne Land, der teilweise in Paris lebte. Es gibt eine enge Verbindung des russischen und des preußischen Hauses seit Generationen, wenn auch beide politisch keinerlei Rolle mehr spielen außer in der Phantasie von Monarchisten, die in der Demokratie aber keine Aussicht auf eine Mehrheit haben. Georg Friedrich, der studierter Betriebswirt ist, sieht sich als Unternehmer, der einen uralten Familienbetrieb führt und das trifft es in der heutigen Zeit so gut, wie es auch zu früheren Zeiten in vieler Hinsicht richtig war.
So gesehen ist Geschichte immer auch eine Wirtschaftsgeschichte, die sich nach dem Erfolg der verantwortlichen Häuser richtet und wie diese es schaffen, ihren Betrieb ordentlich zu führen. Karl V. war ein fleißiger Kaiser und König, der ständig arbeitete, um die riesige Menge an Aufgaben zu bewältigen, die sein Reich, dass Spanien, wie das Heilige Römische Reich deutscher Nationen, Burgund und die spanischen Kolonien umfasste, sich über die ganze Welt erstreckte und auch in den österreichischen Erblanden und sonst in Europa genug Aufgaben und Feinde hatte.
Die Liste seiner Titel und Aufgaben scheint unendlich lang:
Wir, Karl der Fünfte, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, in Germanien, zu Kastilien, Aragon, León, beider Sizilien, Jerusalem, Ungarn, Dalmatien, Kroatien, Navarra, Granada, Toledo, Valencia, Galizien, Mallorca, Sevilla, Sardinien, Córdoba, Korsika, Murcia, Jaén, Algarve, Algeciras, Gibraltar, der Kanarischen und Indianischen Inseln und des Festlandes, des Ozeanischen Meers &c. König, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Lothringen, zu Brabant, zu Steyr, zu Kärnten, zu Krain, zu Limburg, zu Luxemburg, zu Geldern, zu Kalabrien, zu Athen, zu Neopatria und zu Württemberg &c. Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tirol, zu Görz, zu Barcelona, zu Artois und zu Burgund &c. Pfalzgraf zu Hennegau, zu Holland, zu Seeland, zu Pfirt, zu Kyburg, zu Namur, zu Roussillon, zu Cerdagne und zu Zutphen &c. Landgraf im Elsass, Markgraf zu Burgau, zu Oristan, zu Goziani und des Heiligen Römischen Reiches, Fürst zu Schwaben, zu Katalonien, zu Asturien &c. Herr zu Friesland und der Windischen Mark, zu Pordenone, zu Biscaya, zu Monia, zu Salins, zu Tripolis und zu Mecheln &c.
Sein Wahlspruch lautete: Plus Ultra, was lateinisch ist und immer weiter heißt - immer weiter musste er auch und dankte mit den Worten ab,
“Was mich betrifft: ich weiß, daß ich viele Fehler begangen habe, große Fehler, erst wegen meiner Jugend, dann wegen des menschlichen Irrens und wegen meiner Leidenschaften, und schließlich aus Müdigkeit. Aber bewusst habe ich niemandem Unrecht getan, wer es auch sei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, geschah es ohne mein Wissen und nur aus Unvermögen: ich bedaure es öffentlich und bitte jeden, den ich gekränkt haben könnte, um sein Verzeihen.“
Er war 55 und erschöpft, ein alter Mann, der noch drei Jahre in seinem klosterähnlichen Schloss in Spanien zu leben hatte, als er zurücktrat und die Macht im Reich seinem Bruder Ferdinand übergab. Die in Spanien übergab er seinem Sohn knapp 3 Monate später im Januar 1556. Er hatte gesehen, dass die Aufgabe einen alleine überforderte und hatte die Weltherrschaft aufgeteilt, nachdem sich gegen seine Ballung der Macht auch der Papst zeitweise mit dem französischen König verbündete.
Dieser Karl ist in vielem ein Dreh- und Angelpunkt bis ins heutige Europa. Sein Fleiß erinnert an politische Führer wie Merkel, die ohne alle Allüren ihre Arbeit erledigen, wenn auch Karl durch Ämter und Ehren viel mehr Glanz anhing als einer demokratischen Kanzlerin, die einfach ihre Pflicht tut. Spannend ist diese Frage, bei der Kanzlerin ohne Erben, die an Macht ihr Vorbild Katharina einerseits bei weitem übertrifft und andererseits als demokratisch gewählte oberste Verwalterin nur Kopf eines eingespielten Apparates ist, in dem einzelne wenig persönliche Macht haben, da diese ohnehin vom Volk nur auf Zeit geliehen ist und nicht von Gottes Gnaden gegeben wurde wie noch bei regierenden Häusern.
Auch in Demokratien wie den USA gibt es herrschende Familien, die seit langem in ihren Clans mit der Macht verbunden sind, von den Kennedys zu den Bushs und Clintons oder Trumps jetzt, bei denen wir noch nicht absehen können, wie groß die familiäre Bindung der Macht ist, auch wenn sie sich immer deutlicher abzuzeichnen beginnt. Sogar in Frankreich, die viel wert auf ihre revolutionäre demokratische Tradition legen, gibt es die Eliteschulen wie die ENA, der ganze Generationen von Machtträgern entstammen, die aufs engste verbunden sind und teilweise seit Studentenzeiten ihre vertrauten Verhältnisse pflegen, wie es die Studenten amerikanischer Elitehochschulen auch tun.
Manche wittern bei solchen Verbindungen der Eliten gleich Verschwörungen als sei es nicht völlig normal, dass sich die Träger der Macht untereinander austauschen und auch gut so. Wofür es früher den Adel gab, dazu sind heute solche Treffen teilweise auch auf inoffizieller Ebene ein Weg der Verbindung neben den formalisierten Wegen der Demokratie. Gefährlicher als solche Treffen ist die Behandlung dieser durch Populisten, die Gerüchte streuen und die Menschen verunsichern, die nicht bedenken, dass dort auch nur Menschen arbeiten mit den normalen menschlichen Bedürfnissen, wie es sie auch auf dem berühmten Wiener Kongress gab, der zwischenzeitlich auch tanzte, während sich Herrscher und Fürsten aller Länder versammelten, um eine Lösung für die Zukunft zu finden.
Die Kenntnis solcher Prozesse in der Geschichte und auch der familiären Verbindungen um die Macht lässt erkennen, wie wenig dies mit Verschwörung zu tun hat und wieviel mehr immer mit sachlicher politischer Verwaltungstätigkeit, die eben zu erledigen ist und die nichts mit einer großen Verschwörung zu tun hat, auch wenn nicht jeder Bürger alle Details diplomatischer Verhandlungen um wechselnde Interessen kennen muss.
Zur Kontrolle gibt es Medien, die am Markt konkurrieren und um Einfluss ringen, ein Interesse an guten Geschichten haben und die verhindern, dass Dinge vertuscht werden, von denen die Öffentlichkeit erfahren muss. Zwar gibt es auch in den großen Medienhäusern wie im öffentlich rechtlichen Rundfunk immer wieder Versuche politischer Einflussnahme trotz eigentlicher Neutralitätsverpflichtung doch heben sich diese in der parteipolitischen Konkurrenz am Markt wieder auf.
So schreiben die Medien heute vielfach die Geschichte durch ihre Berichte auf und sorgen sollte weniger die Gefahr einer Lügenpresse, die sich nicht lange am Markt hielte, als die populistische These, es gäbe eine solche. Verbreitet wird dies hauptsächlich derzeit von den Lesern russischer Propaganda, was dem ganzen eine komische Note gäbe, wäre es nicht von dieser Seite so hysterisiert mit ultimativen Rücktritsforderungen zur Rettung des Volkes und gäbe es nicht eine politische Partei, die diesen naiven Populismus öffentlich wirksam vertreten.
Zum Verständnis der Macht und ihrer Funktionen genügt nicht die Kenntnis der Gesetze sondern braucht es auch einen Blick in die Geschichte und auf die familiären und sonstigen Zusammenhänge, die im Hintergrund weiterwirken, auch wenn die Ausübung von Macht im Rechtsstaat streng formal geregelt und begrenzt ist, jede Tätigkeit so auch beamtisch wird.
Wer die Dinge im größeren Kontext sieht und aus der Geschichte weiß, wie politische Entscheidungen gefällt wurden, was in die eine oder andere Richtung ausschlug, wird nicht mehr so anfällig für Verschwörungstheorien und die Einflussnahme von Propaganda Organen sein, weil er selbst kritisch denken lernt. So ist Beschäftigung mit Geschichte und Familien wichtig, für die Freiheit zu denken und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dies zu lernen, scheint mir heute wesentlich wichtiger als eine Beschäftigung mit der Sozialgeschichte der sogenannten kleinen Leute. Dies mag auch wichtig für die historische Forschung sein, um sich ein umfassendes Bild einer Zeit zu machen, aber zum Verständnis der Macht und ihrer Entscheidungen, um sich ein Netz zu weben, erstmal völlig irrelevant und belastet nur mit Informationen, die für eine kritische Haltung nichts bringen. Die Fähigkeit dazu aber ist nötig in Zeiten zunehmenden Populismus.
Verstehen, warum Hitler an die Macht kam und wie er in welchen Zusammenhängen erfolgreich wirkte, hilft die Gefahren zu erkennen, die von AfD und Pegida ausgehen, was manchen Bürgern scheinbar noch sehr schwer fällt. So ist historisches Denken eine Verteidigung der Freiheit, der eigenen und der Gesellschaft, die es zu verteidigen gilt.
jens tuengerthal 31.12.2016
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