Montag, 12. Dezember 2016

Cup of Tea 049

Endspiel


Bei einer Tasse Tee darüber nachzudenken
Was am Ende übrig bleibt und warum alles
Immer ein Ende hat ist zumindest genussreicher
Als dies ohne Tee nur trocken zu tun wie viele


Jedenfalls macht der heiße grüne Earl Grey mich
In jeder Betrachtung gelassener und großzügiger
Warum alles besser scheint als es manchem ist
Aber wie wirklich ist schon noch die Wirklichkeit


Alles hat ein Ende und das ist gut so damit auch
Neues Raum finden kann wieder zu sein keiner
Ewig da ist und Veränderung uns in allem antreibt
Über das Sein und seine Dinge nachzudenken


Unsere Natur ist für Endlichkeit auch gebaut denn
Irgendwann fallen Haare und Zähne aus wird auch
Die gestraffteste Haut noch faltig nach ihrer Natur
Die Farbe im Haar weicht immer mehr dem grau


Bei jedem Friseurbesuch sehe ich schon mehr
Graue Haare zu Boden sinken oder in Resten
Auf dem schwarzen Cape gut sichtbar liegen
Die Bartspitzen sind längst vielerorts auch grau


Beim Vater schlug neulich das Herz nicht mehr
So wie es sollte und die Wege zu diesem wurden
Neu gelegt oder frei gefräst wie die Ärzte das
Heute machen unser Leben noch zu verlängern


Als die Großeltern alle nacheinander mit weit über
Oder knapp neunzig starben war das in Ordnung so
Ein Leben war gelebt und durfte nun auch enden
Will wer erben muss vorher wohl noch wer sterben


Die Welt ist ein ewiges Kommen und Gehen was
Dem Sein in seiner Art als flüchtiges etwas wohl
Am ehesten noch entspricht dennoch suchen so
Viele zwischen allem beieinander anzukommen


Was wollen wir wirklich und worauf kommt es an
Außer einer heißen Tasse Tee die immer gut tut
Ist die Fortpflanzung so beliebt weil sie uns so
Scheinbar zumindest etwas fortleben lässt noch


Oder hat die Natur das Vögeln so angenehm uns
Noch gemacht damit wir uns gerne fortpflanzen
Ohne einen Gedanken an Ewigkeit einfach nur
Die Erhaltung der Art natürlich netter gemacht


Dies ist die 49. und vorläufig letzte Tasse Tee
Die ich in Versen literarisch durch den Tag begleite
Nicht weil es nichts mehr zu sagen gäbe noch
Weil  7 mal 7 = 49 ist sondern weil ich es so will


Dinge verändern und neues beginnen ist der
Stete Prozess aller Kreativen die nicht wären
Hätte alles auf Dauer und ewig Bestand noch
Unterläge auch die Kunst keiner Wandlung


Beim ästhetischen Empfinden scheint uns
Der stete Wandel umso absurder oft desto
Älter wir werden was die Frage stellen könnte
Ob wer nicht mehr wandelt verbraucht ist


Dies zu Ende gedacht wären die Anhänger
Der Pegiden oder des reaktionären AfD die
Zurück vor die sexuelle Revolution wollen
Längst verbraucht und nur noch am Sterben


Aber ich wollte ja im letzten gar keine Politik
Hier einseitig diskutieren um nachher noch als
Lügendichter analog zur Lügenpresse verschrien
Zu werden oder zumindest postfaktisch zu wirken


Alles ist endlich und wer sich nicht mehr wandelt
Ist rein biologisch dem Tod näher was wir selbst
An unseren Zähnen die irgendwann oft ausfallen
Oder den Haaren zumindest als Mann merken


Ob auch Frauen älter werden weiß ich nicht
Oder werde mich hüten dazu etwas öffentlich
Zu schreiben oder zu sagen und jede möge
Es damit so natürlich halten wie es ihr gefällt


Andere merken es an ihrer Haut die faltig wird
Am Ansatz von Bauch dem hängenden Busen
Dem Po der sich der Schwerkraft folgend senkt
Wie manches uns auch äußerlich zu Boden zieht


Manchmal geht der Geist parallel mit dem Körper
Dem Ende entgegen manchmal ist der eine oder
Andere schneller was immer für die Umgebung
Es scheinbar schwer zu ertragen noch macht


Ist der Körper schneller an dem ja alles hängt
Dem naiven Aberglauben zum Trotz reden wir
Vom frühen Ende während wir so der Geist sich
In die Demenz verabschiedet es umgekehrt sehen


Wer klaren Geistes noch langsam von seinem
Körper verlassen wird hat meinen wir ein tolles
Alter erlebt während wer verwirrt schon sich
Geistig vorher verabschiedete bereits leid tut


Will darüber nicht mutmaßen oder entscheiden
Demenz wird mich zumindest erwarten so ich
Genetisch nach meinen Großeltern komme
Auch so alt wie diese tatsächlich noch werde


Ist das nun schön oder schlimm oder doch egal
Einfach Leben das weder Sinn braucht noch eine
Bewertung weil alles Sein sich diesem wieder
Entzieht seiner Natur nach nur Lust sich sucht


Vielleicht rauche ich noch um diesem Zustand
Vorab vorzubeugen damit ich dann zumindest
Klaren Verstandes zuvor am Krebs ersticke was
Genauso unsinnig als Lebensziel scheint


Aber wäre das überhaupt schlimm frage ich mich
Denke ich an den Zustand meiner Umnachtung
Als ich halb bewusstlos nach meinem Unfall noch
Monatelang Blödsinn machte rührt sich nichts


Weder stört es mich noch wäre es mir peinlich
War halt so und ist Teil meines Lebens aber
Im übrigen für mein Wohlbefinden gerade doch
Völlig egal wie dement sein nett sein kann


Hatte auch viel Spaß mit meinen Großmüttern
Weil ich nicht vor Mitleid zerfloss sondern es so
Nahm wie es eben war und damit umging wie es
Die Umstände nun gerade noch erforderten


Irgendwann starben sie dann auch so wie ich es
Auch irgendwann tue wer weiß ob wie Lukrez
Noch von eigener Hand entschlossen oder dann
Wenn mein Herz nicht mehr kann oder will


Vermutlich dauert dies noch einige Jahre oder
Auch Jahrzehnte was weiß ich schon davon
Ginge es mir wie dem der das zuerst fragte
Wäre es schon bald wohl zu Ende mit 59


Würde ich so alt also wie der von Gallensteinen
Lebenslang geplagte Michel de Montaigne blieben
Noch ganze 12 Jahre und also ein gutes Dutzend
Folgte ich den Großvätern wäre erst Halbzeit


Wie alt Lukrez war als er möglicherweise seinem
Leben selbst ein Ende setzte was er zumindest
Philosophisch immer gut hieß und verteidigte
Wissen wir nicht so genau es mag dahinstehen


Vor Ablauf der nächsten 12 Jahre aufhören oder noch
Vierzig Jahre täglich über meine Teetasse schreiben
Die ich mit Gedanken über Politik und Leben leere
Fand ich nicht sehr verlockend darum ist nun Schluss


Was mir als nächstes einfällt ist noch ungewiss
Wenn mir noch was neues einfällt und ich nicht
Lieber genieße was es schon gibt damit sich
Andere mehr Worte und Gedanken machen


Was kommt ist so ungewiss wie das was ist
Dazwischen versuche ich es mir gemütlich
Noch zu machen bei Tee und manchmal Wein
Um alles mir mögliche noch zu genießen


Ging es je um etwas anderes noch im Leben
Warum hetzen sich alle so als ob es lohnte
Eher am Herzinfarkt zu sterben oder ist das
Deren Furcht vorher dement zu werden


Etwas Neues beginnen damit anderes endet
Oder umgekehrt etwas enden lassen damit
Raum für etwas Neues ist scheint mir also ein
Ganz natürlicher Prozess im endlichen Leben


Darum höre ich damit nun auf um zu sehen
Ob etwas neues kommt oder alles endet
Damit etwas ganz anderes beginnen kann
Leben frei anfängt oder endet wie es will


Beim Fußball wissen wir nach dem Endspiel
Wer Sieger ist diesmal bis es wieder losgeht
Mit den Meisterschaften doch im Leben ist das
Irgendwie noch anders geregelt scheint mir


Sieger gibt es im Leben eher weniger auch
Wenn einige meinen sie hätten ihr Leben
Auf der Siegerstraße geführt endet es wie alle
Wenn Herz und Hirn nicht mehr weiter arbeiten


Weil es nichts zu gewinnen gibt dabei dafür aber
Viel Lebenslust im falschen Leben zu verlieren
Lohnt es sich nicht gehetzt auf Sieg zu spielen
Wo es nur darum geht wie sehr wir alles genossen
jens tuengerthal 12.12.2017

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