003 Suche nach Glück
Im Dritten Kapitel soll sich nun auf die Suche nach dem Glück begeben werden. Was überhaupt Glück ist und ob das so allgemein gesagt werden kann oder immer für jeden anders ist. Was, wen glücklich macht, soll gefragt werden und ob es etwas gibt, dass alles Glück dabei noch verbindet. Von dem allgemeinen Blick auf das Glück wechsle ich dann auf den individuellen und frage, was macht mich glücklich, ohne dabei an mir hängen zu bleiben, suche ich nach den Verbindungen zwischen dem allgemeinen und individuellen Glück.
Bevor ich das in Kapitel 003a dann tue, möchte ich noch Fragen an mich und die geschätzte Leserin stellen, die versuchen, meine Suche nach Antworten zu beschreiben, auf die ich mich begab, als ich über das Glück schreiben wollte, ohne zu wissen, was es ist, außer im Moment.
Menschen begeben sich schon, so lange es die Menschheit gibt, auf die Suche nach dem Glück, dem sie immer andere Namen gaben, davon handeln Sagen und Märchen, abenteuerliche Geschichten bis in die Gegenwart. Vielleicht ist die Suche wichtiger, um glücklich zu sein, als die Sache an sich, die gerade angestrebt wird.
Ziele wandeln sich nach Moden und durch die Zeiten, einem heiligen Gral würde heute kaum ein vernünftiger Mensch noch nachjagen, es sei denn er ist Schatzsucher und hat Hinweise auf einen archäologischen Fund. Gold zu finden war auch schon lange für viele eine Glückssache, dabei wissen wir relativ genau heute, wo Funde zu erwarten sind und Schürfen sinnvoll sein könnte.
Ob Gold zu haben und noch dazu viel Gold, heute also Geld, ein Glück oder ein Unglück ist, wird eine der ganz wichtigen Fragen sein, ohne zu wissen, wer sie wirklich beantworten kann, es eine Antwort darauf gibt. Marcel Reich-Ranicki hat einmal in seiner Sendung gesagt, natürlich macht Geld nicht glücklich, aber mit Liebeskummer im Taxi nach Hause zu fahren, sei besser als heulend in der Straßenbahn zu sitzen. Schon dem würde ich nur bedingt zustimmen, weil die Erfahrung des Trosts von Fremden etwas wunderschönes sein kann, auch wenn er natürlich Recht hat, dass es gut ist, sich genau das leisten zu können, wonach einem gerade ist, wie ihm etwa bei Liebeskummer nach einem Taxi.
Als armer Poet, der eigentlich nie Geld hat, noch weiß, wie er es verdienen soll, außer mit Schreiben, kenne ich die Geldsorgen durchaus und weiß das Glück finanzieller Unabhängigkeit, so es sie mal gab, schon zu schätzen. Doch mit Glück hat es für mich sehr wenig zu tun eigentlich, denn auch die Erfüllung irgendwelcher materieller Träume scheint mir ein nur ein sehr relatives Glück. Wenn ich mir diese Ausgabe leisten könnte oder jene Regalreihe noch, von einem edlen Hollandrad mit Ledergriffen und allen schönen Zutaten träume, an ein Haus an der See denke oder anderes, scheint es mir doch relativ unwichtig verglichen mit dem, was mich glücklich sein lässt.
Wann strahle und lache ich, bin glücklich und beliebt?
Ist Glück etwas soziales, was zu einem wie mir, der sich lieber zurückzieht, um still sein Glück zu genießen, gar nicht passt, weil es nur in Beziehung zu anderen entsteht?
Kann ein Robinson glücklich sein?
Klar kann er, so wie manche Onanie die Liebe an und für sich nennen, kann der Mensch auch ganz wunderbar für sich glücklich sein und die Freude würdigen. Vielleicht ist das stille Glück sogar noch stärker als das laute, das sich allen mitteilt. Aber wer wollte darüber urteilen?
Muss ein Glück mehr wert sein als das andere oder wäre es auch schon ein Glück, dieses an sich würdigen zu können und jedes anzuerkennen, wie es ist?
Wohin begebe ich mich, wenn ich das Glück suche, könnte am Anfang vieler Fragen stehen und Antwort auf die unterschiedlichen Arten und Wege zum Glück geben. Für manche liegt es an traumhaften Stränden etwa in der Karibik, bei Sonne und sanftem Meeresrauschen, andere meinen, es ist ganz still in ihnen und wenn es da ist, ist nichts mehr zu suchen, dann hören wir auf zu sein.
Ist die Suche das Ziel überhaupt, bleibt der Traum vom Glück nur traumhaft schön?
Hatte als Teenie wilde auch sexuelle Träume von der totalen Erfüllung und wildesten Erlebnissen und nachdem ich nahezu alles erlebt und ausprobiert habe, weiß ich, darum geht es nicht, sondern allein um das Glück des geteilten Moments im Bruchteil einer Sekunde des gemeinsamen Höhepunktes - dann wiegt die Entspannung und Stille danach viel mehr und schwerer als alle wilden Orgien und Sehnsüchte davor.
Dinge von denen wir besonders intensiv träumten und die wir um alles in der Welt haben wollten, enttäuschen uns oft, wenn wir sie dann tatsächlich haben. Nichts ist in Wirklichkeit so toll wie im Traum sagen auch die Sprichworte, die so abgedroschen klingen, aber ist dann das Träumen überhaupt gut oder führt es nur logisch zu einer dann frustrierten Realität?
Wären wir, vernünftig betrachtet, besser dran, wenn wir uns weniger um das Glück als Traum kümmerten, als lernten die Realität so zu genießen, als sei sie traumhaft, egal wie sie ist?
Sind Wunsch und Vorstellung immer in einem gewissen Maße zum Scheitern verurteilt und ist derjenige glücklicher, der sich an dem freut, was eben möglich ist?
Kann der glücklich sein, dem es nicht um Glück geht oder kann es gerade nur derjenige, weil alles ihn glücklich machen kann und nicht nur eine sicher enttäuschte Erwartung ihn frustriert?
Es scheint nicht so einfach zu sein mit dem Glück und den Wegen zu ihm. Zu genießen, was ist, wäre scheinbar Aufgabe genug, ob wer das kann glücklich genannt werden darf, wenn es ihm nie um Glück ging, wird zu untersuchen sein. Andererseits, wäre es ganz einfach nur der Blickwechsel, um zu genießen, was ist, wenn wir es wagten, dasjenige Glück zu nennen, was gerade ist, statt vom sicher enttäuschten mehr noch zu träumen.
Wo also findet sich das große Glück, im weniger dessen, der abwarten und sich mit dem kleinen Glück zufrieden gibt oder im Traum, der uns Antrieb genug ist, irgendwas doch zu erreichen?
Lohnt sich die Suche oder sollte sie tabu sein, um möglichst bescheiden glücklich zu bleiben und lässt sich diese Frage wirklich verbindlich beantworten?
Fragen über Fragen und am Ende bleibt doch alles offen, um auf die Suche zu gehen.
jens tuengerthal 18.12.2016
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