Freitag, 23. Dezember 2016

Gretasophie 004

004 Von der Liebe

Ob Liebe vernünftig ist - von Glück und Unglück

Die Liebe ist ein großes Kapitel im Leben, wir lernen sie von den Eltern kennen, manchmal auch zwischen diesen noch und irgendwann lernen sie von ganz neuen Seiten kennen. Sie ist das stärkste Gefühl der Zuneigung, das ein Mensch, dem anderen entgegen bringen kann. Das Gefühl kann dabei unabhängig davon entstehen, ob es erwidert wird oder nicht.

Wir unterscheiden die Liebe in der Familie, zu Eltern oder Geschwistern, die als ganz natürlich gilt, auch wenn sie manchmal schwierig ist, gerade beim erwachsenwerden, von der geistigen Verwandtschaft zu Freunden oder Partnern und schließlich noch von der körperlichen Anziehung, die Eros genannt wird.

Das körperliche Begehren ist eng mit Sex verbunden, der aber auch nicht ausgelebt werden muss, was die Leidenschaft noch erhöhen kann, etwa in einer platonischen Liebe. Manche trennen Liebe und Sex voneinander, was die Beziehungen zueinander oft noch komplizierter macht.

Liebe ist auch kulturgeschichtlich ein ziemlich schillernder Begriff, der in vielfältiger Bedeutung verwandt wird. Auch durch die Zeiten und verschiedenen Kulturen und Gegenden wird der Begriff, den alle Menschen kennen, unterschiedlich verwendet. Die einen betonen mehr das sinnliche Element, andere stärker die geistige Eben und dabei wird wiederum zwischen der eher emotionalen und der ethischen Liebe als Grundhaltung unterschieden.

So spannend wie die vielseitige Verwendung des Begriffes Liebe ist auch sein Gegenteil, was dies ist, sind sich die Menschen auch relativ uneinig. Einige meinen das Gegenteil von Liebe sei Hass. Andere sind sich sicher, dass Gleichgültigkeit im zwischenmenschlichen das Gegenteil von Liebe ist. Die völlige Abwesenheit von Liebe kann bei Kindern zu  Krankheiten wie dem Hospitalismus führen.

Ob Eifersucht oder Besitzdenken und Hörigkeit das Gegenteil von Liebe sind oder nur irgendwie ungesunde Fehlentwicklungen infolge der Liebe ist strittig. Die zur Eifersucht neigen, nennen diese zumindest in einem gewissen Rahmen normal und gesund als Ausdruck von Gefühl, das damit erst spürbar werde. Andere, wie ich etwa, halten Eifersucht immer für das Gegenteil von Liebe, weil sie nicht mehr selbstlos gönnen will sondern den anderen besitzen möchte.

Eifersucht lernt jeder schon als Kind irgendwann kennen. Es scheint auch natürliche Teile zu haben, ist von der Angst des Verlustes getrieben und wird gerne auch irgendwie vernünftig begründet, zumindest mit Vergleichen wie etwa andere Männer oder Frauen würden auf das gleiche viel weniger tolerant reagieren, was dem Gefühl der Angst und Missgunst scheinbar vernünftige Gründe aus dem Vergleich geben soll.

Bevor ich nun weiter frage, ob die Eifersucht je vernünftig oder begründet sein kann, was ich grundsätzlich bezweifle, um der Freiheit der Liebe willen, würde ich mir gern erstmal darüber klar werden, ob die Liebe überhaupt vernünftig ist oder immer nur ein irrationales Gefühl ist.

Insofern Kinder, die ohne Liebe aufwachsen und Menschen, die ohne Liebe leben, darum zu psychischen Krankheiten neigen, spricht einiges für eine ganz natürliche Neigung, der zu folgen uns gut tut, was also erstmal vernünftig wäre.

Ob allerdings das, was wir, auch über die Elternliebe hinaus, Liebe nennen, vernünftig beginnt im Sinne der Natur als Ergebnis von im Kausalzusammenhang stehenden Ereignissen, scheint dagegen wiederum sehr fraglich. Wenn wir von Liebe reden, geht es um ein Gefühl, was scheinbar keine rationalen Ursachen braucht, sondern einem tiefen inneren Bedürfnis folgt.

Aber ist es wirklich so, wie uns die Mischung aus Hormonen und Gedanken vorgauckelt?

Was zwei Menschen verbindet und warum sie von Liebe reden, hat verschiedene Ursachen aus ganz unterschiedlichen hochkomplexen Bereichen, wenn wir sie von Seiten der Wissenschaft, also vernünftig betrachten.

Zum einen lösen bestimmte Begegnungen eine besondere Folge von hormonellen Reaktionen aus, die zu dem Gefühl beitragen und dazu führen, dass wir uns verliebt oder liebend so glücklich fühlen, ganz besondere Kräfte entwickeln um zueinander zu finden.

Zum anderen hat die Liebe wissenschaftlich betrachtet auch oft eine Vielzahl von sozialen Gründen, die eine Bindung für uns attraktiv erscheinen lassen, uns Nähe fühlen, aufgrund geteilten Hintergrundes oder auch im Gegenteil mal das Fremde anziehend finden lassen.

Erziehung, Bildung, soziale Stellung, Gewohnheiten und Vorlieben mischen sich dann mit den Hormonen zu einem Gemisch, dessen Ursachen wir meist nicht mehr ganz klar logisch erkennen können. Es passt dann einfach, sagen wir, aus dem Gefühl, auch wenn dieses sich wiederum aus einer Summe von Gründen zusammensetzt, immer noch also vernünftig eigentlich sein können.

Im Bereich der Liebe hat die Vernunft einen schlechten Ruf. Eine Vernunftehe gilt heute als viel weniger wert als eine Liebesheirat, der langes Glück gewünscht wird. Vielleicht braucht die Liebe ein irrational erhofftes Glück, wenn sie auf einer unvernünftigen Basis stünde. Betrachten wir uns die Haltbarkeit, sind engagierte Ehen deutlich stabiler als die heutigen Liebesheiraten aus irrational vermuteten Gründen. Ob dies eher am Gefühl oder den sozialen Zwängen lag, wäre noch eine andere Frage, die hier aber gerade mal ist.

Aber ist es wirklich so wie der Volksmund und die Romantik sagen oder hat jede Liebe ihren Grund in einer Summe kausaler Vorgänge?

Dafür spricht, dass die Liebe Teil unserer Natur zu sein scheint und nichts in der Natur ohne einen solchen passiert, auch wenn wir die Zusammenhänge als zu komplex manchmal nicht begreifen und dann Zufall nennen. Den Zufall finden wir in der Natur vom Kleinsten, etwa dem Welleteilchendualismmus auf subatomarer Ebene, bis zum Größten, der Entstehung des Universums und woher die Energie dazu wiederum kam, da Energie ja bekanntlich nicht verloren geht. Auch in der Evolution des Menschen erkennen wir dies immer wieder, dort wo es Veränderungen gab und was sich durchsetzte und so stellt sich die Frage, ob wir auch in der Liebe nur unserem evolutionären Bauplan in den Trieben folgen oder eine eigene neue geistige Veränderung darin schaffen.

Setzen wir die Gründe der Liebe selbst oder sind sie in uns angelegt?

Warum haben wir manchmal Flugzeuge im Bauch und sind vom gleichen Verhalten ein anderes mal genervt bis zur  Übersättigung, die wir dann Stalking nennen?

So kann die einseitige Liebe, wenn sie sich unbedingt erklären und um den anderen ringen will, schon zur Straftat werden, wenn dieser es ausdrücklich nicht will, während in anderen Fällen das gleiche genauso bescheuerte Verhalten zum romantischen Glück führt.

Einmal ist der Typ total süß, beim anderen fürchtet sie sich vor dem gleichen Verhalten und empfindet es als Belästigung, weil zwischen den beiden scheinbar die Chemie nicht stimmt.

Manchmal ist es das richtige Wort im rechten Moment, das ein Gefühl auslöst, was danach alles öffnet, von völliger Hingabe bis zu tiefer Liebe, noch bevor sich zwei überhaupt gesehen haben, können sie sich dann sicher sein, weil sie sich innig fühlen und verstehen, ohne dass es bis dahin auf die Chemie angekommen wäre, fühlen sie sich dessen sicher.

Solches passiert etwa bei Romanzen im virtuellen Raum, die sich in die Worte oder bloße Bilder des anderen verlieben. Manchmal gibt es vorher noch Telefonate, die dann schon entweder ernüchtern und relativieren, was die Traumwelt der Worte im Geist schuf oder diese noch lustvoll verstärken. Es gibt sogar die totale Hingabe an die verbale Leidenschaft vor der ersten Begegnung, die bis zum Höhepunkt geschrieben oder geredet wird, ohne dass sich die beiden bis dahin schon berührten oder riechen konnten.

Manchmal folgt die Ernüchterung bei der Begegnung, wenn sich zwei überraschend nicht riechen oder schmecken können, es ihnen, wie wir dann gerne sagen, komisch vorkommt. Dann erfüllt sich der Traum der Worte nicht und wir gehen wieder auf dem Boden der Tatsachen sodann getrennte Wege. Gut, wenn es beiden so geht, schlecht, wenn eine Seite darunter leiden muss.

Doch es findet sich auch gelegentlich die Liebe aus den nur Worten in der Realität wieder und wenn sie genug geschrieben haben, glauben sie auch, sich längst ganz nah zu sein. Dann ist eine solche Begegnung mit wieviel Lust auch immer, wie ein Wiedersehen und findet schnell lustvolle Erfüllung oder stolpert zumindest recht bald in die Richtung, die wir Liebe nennen.

So kann also, was wir Liebe nennen, durchaus ohne jede Chemie nur im Kopf beginnen, wobei es relativ hoffnungslos ist, sich gegen seine eigene Natur aufzulehnen. Kann mich daran erinnern, wie ich mit einer schon schönste Pläne schmiedete, alles wunderbar mir erschien und als ich ihren Schoss küsste, plötzlich Ekel empfand. Die Natur mir deutliche Signale sendete, auch wenn ich sie nicht hören wollte.

Nun könnt ich zwar auf dieses Detail des nur Eros verzichten, in dem ich sie nicht dort küsste, wenn der Rest stimmte, bedenke ich, dass diese Form der Lust sogar in einigen Bundesstaaten der USA gesetzlich verboten ist, doch schiene mir das wie eine Flucht vor der eigenen Natur. Darum ist es für mich eher der natürliche Maßstab, ob es passt.

Weiß zwar nicht, warum ich die eine gut riechen kann und die anderen nicht, was nicht nur mit dem Zeitpunkt im Zyklus zusammenhängt, sondern einfach in der Natur zu liegen scheint, da ich die Frauen, die ich liebte und mit denen ich glücklich war eigentlich immer gut riechen und schmecken konnte, während es mit den anderen nie etwas wurde.

Kannte mal eine Barkeeperin, nicht näher körperlich aber aus sehr persönlichen Gesprächen doch nahe und sie schwor auf den Geruch und die instinktive Leidenschaft, meinte zu einem Date benutze sie am liebsten keinen Deo oder Parfum, um ein Gefühl für die Chemie zu  bekommen. Wenn sie leidenschaftlich liebe, stinke ihr Liebster ihr nicht mal völlig verschwitzt. Sie kam ursprünglich vom Bauernhof auf einer Insel und war ländlich, natürlich aufgewachsen, bis sie eine Karriere bei Film und Theater für eine Zeit startete.

Sie wusste, was sie wolle und was ihr dabei wichtig war, was zumindest leidenschaftlich schönen Sex erhoffen ließe, dachte ich - aber ich dachte es nur, bei uns war die Chemie wohl ihrerseits nicht so und ich kann auch nicht behaupten, dass ich es unbedingt gewollt und mich darum bemüht hätte.

So scheinen manche Dinge nach der Natur zu laufen und den Regeln der Chemie zu folgen, wie etwa die Auslösung der Lust beim Sex durch Duftstoffe, während andere ein rein geistiger Prozess sind, der allein durch Worte Erregung bis zur Befriedigung auslösen kann, selbst wenn dann noch mal kurz Hand angelegt werden sollte, wie es die Natur verlangt, ist die Lust dazu allein im Kopf oft entstanden.

Was im Kopf an Gefühl entsteht, also Produkt unserer Phantasie ist, kann aber im Körper die gleichen Hormone freisetzen, schon wie die erste Begegnung oder Berührung uns elektrisieren, wie wir sagen, um die sinnliche Spannung auszudrücken, die zwischen zweien entsteht.

Weiß nicht, was überwiegt und denke, es kann auch mal das eine, dann wieder das andere sein, ohne dass dies darum einer festen Regel folgte. Optimal ist es, wenn beides zusammenkommt und in einem ausgewogenen Verhältnis steht, mit dem wir uns wohl fühlen. Doch klingt so etwas schon wieder nach einer Vernunftehe und wirkt emotional eher abschreckend.

Was uns auf die ewige Dialektik in der Liebe bringt, dies dauernde Hin und Her zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, dass manche scheinbar zum Genuß ihres Glücks brauchen. Auch wenn ich jetzt also irgendwie ableiten könnte, dass die Liebe natürlich vernünftig sei, käme ich vermutlich bald wieder zu dem Schluss, dies sei doch in der Realität völlig egal, weil es uns aufgrund seiner Komplexität immer nur in Einzelteilen bewusst ist, die dann unser Gefühl begründen.

Dazu kommt noch, dass die Liebe gar keinen Grund braucht. Sie ist einfach und macht dann glücklich oder nicht. Erich Fried schrieb in seinem wunderbaren Gedicht, Es ist was es ist, was es mit der Liebe auf sich hat und traf es auf den Punkt für viele, die sich dort verstanden fühlten, es ist, was es ist.

Sie mag also vernünftig und unvernünftig zugleich vielleicht auch sein, weil das ihrem Wesen eben entspricht, wie eine doppelköpfige Hydra, die uns infolge auch mal nach der einen, dann wieder nach der anderen Seite treibt, uns so glücklich macht, wie nichts sonst im Leben und zugleich unglücklicher als alles, jeglichen Lebensmut raubt, wie es Goethe in seinem Werther so wunderbar tragisch beschrieb.

Die Liebe kann alles, was sie will. Sie überwindet jede Grenze und alle Angst, kann zu völligem Glück führen, in dem wir meinen nichts könne mehr schöner sein je und denken, wie auch der olle Goethe einst dichtete, oh Augenblick, du bist so schön, verweile doch.

Wenn alles Natur ist und alle Natur logisch und vernünftig funktioniert, eben natürlich, wird die Liebe auch so sein. Doch besonders Frauen leugnen dies mit großer Leidenschaft und wenn du mit ihnen auf einen Nenner kommen willst, sind die fast dadaistisch schlichten Worte Frieds ein gutes Mittel dazu, ohne sich gegen alle Vernunft verbiegen zu müssen und Lyrik ist wie alle Minne in der Liebe immer ein probates Ziel von der Werbung zur Erfüllung zu gelangen.

Aber auch ich, für den es nichts außer der Natur gibt, keine höheren Wesen, kein Leben nach dem Tod oder vor der Befruchtung der Eizelle, ab wann immer wir es dann auch Mensch schon nennen, halte es für weiser, es lieber den Frauen, die es austragen ihrer Natur nach zu überlassen, wann es leben soll, betrachte die Liebe und insbesondere im Verhältnis zu Frauen als etwas völlig irrationales, dem ich mich mit den Mitteln des Verstandes nur beschränkt nähern kann.

Ob vernünftige Leidenschaft immer maßvoll sein muss, wie Montaigne es für die Ehe eher fordert, warum er beiden vorschlägt, die falls vorhandenen Leidenschaften lieber anderweitig auszuleben, weiß ich nicht so genau. Sicher ist aber, dass große Leidenschaft, wie es schon das Wort Leiden verrät, auch häufig zum Unglück führt und manch unschönes mit sich bringen kann. Wir sind in voller Leidenschaft fern der ausgeglichenen Gelassenheit, wie sie schon Epikur als Ideal vorschwebte, obwohl für ihn das Streben nach der Lust zu unserer Natur gehörte. Montaigne mit seinem vermutlich für die Renaissance typischen Bild von der Ehe geht es auch um die Gelassenheit, die der ebenfalls Verehrer des Lukrez teilweise auch in der römischen Stoa fand.

Eigentlich besteht eher ein Gegensatz zwischen Epikuräern und Stoikern, der von der Kirche, die in Opposition zu den atheistischen und streng rationalen aber freien Genussmenschen stand, als die sie die Epikuräer sah, besonders betont wurde, auch weil es den Epikureern mehr um die Lust als um die Pflicht ging, während die katholische Kirche unfreie und gehorsame Christen erziehen wollte, warum sie irgendwann von machtbewussten Kaisern als gut kompatibel integriert wurde, auch wenn das ein wichtiger Schritt zum Untergang Roms wohl war, dass sich auch einfach überlebt hatte, aber mancher Gegensatz hebt sich auf und der Weise lebt eklektizistisch, pickt sich also die Rosinen heraus, die ihm gerade gefallen, ohne sich darum zum Ganzen verpflichtet zu fühlen und doch nichts sucht als eben Lust im Leben.

Auch wenn der Satz eben etwas lang geriet, durch die kleinen historischen Ausflüge, bleibt davon entscheidend die Gelassenheit, sich an Gedanken zu nehmen, was gefällt, ohne dogmatisch einer Schule folgen zu müssen. Es soll die Lust mehren und keine anderen Ansprüche befriedigen, was auch die stoischen Gedanken wieder epikureisch nutzbar macht. Dies führt uns auch in die Gegenwart, in der wir wohl in einer postideologischen Zeit leben. Die großen Ideologien haben sich nahezu überall erledigt und jeder versucht irgendwie am Markt zu überleben, um es sich so gut wie möglich gehen zu lassen, was keinen festen Rahmen braucht sondern immer wieder flexible Antworten sucht.

Nun fragt sich am Ende des ersten Teils zur Liebe, wie es mit der Eifersucht ist, ob sie natürlich oder krank vom Grundsatz her bleibt und was an ihr vernünftig sein kann. Der Teil fand keine Antwort auf die Frage, ob die Liebe vernünftig ist, sie ist es natürlich immer auch, aber sie wäre eben auch nicht, wenn sie nicht völlig irrational zugleich uns vorkäme und so nehmen wir sie, wie es gerade kommt, in beiden Teilen als natürlich und alle Natur ist immer auch vernünftig.

Eifersucht als Besitzdenken steht  im klaren Gegensatz zur Natur der Liebe, die dem anderen gut will und sich verschenken möchte am liebsten, weil sie eben Ausdruck tiefer Zuneigung ist und nicht der Angst zu kurz zu kommen. Von daher hat Eifersucht logisch nichts mit Liebe zu tun, wer sie empfindet, sollte sich lieber fragen, was er oder sie überhaupt will und wohin es führen soll.

Wenn es einen Grund für die Eifersucht gibt, ist es müßig, auf Treue laut zu pochen, weil diese nie eine Pflicht sein darf, sondern immer nur wenn gewollt und gefühlt einen Wert hat, als Gehorsam aber nur der Anfang des Krieges und das logische Gegenteil der Liebe ist.

Das ist ganz einfach, dazu braucht es keine weiteren Ausflüge in den Bereich der Moral. Wenn die Liebe echt und natürlich sein soll, vergessen wir besser vorher alle moralischen Grenzen, weil die Liebe immer Freiheit braucht, um zu sein. Nur wer gänzlich frei ist, kann sich verschenken, während wer einer Moral oder Konventionen folgt, unfrei ist und so also nicht wirklich lieben kann.

Wenn sie keinen Grund hat, wie meistens, weil es keinen Grund gibt, der dazu berechtigte, warum schon die Behauptung ein Witz ist, hier aber den üblichen Sprachschemen des Alltags folgt, ist sie ohnehin eine Belästigung der Liebe durch kleinliches Besitzdenken, bei der sich fragt, was die Eifersüchtigen damit erreichen wollen, da sie das Ziel ihrer Gefühle durch die Eifersucht bereits von der Liebe entfernt haben.

Es gibt also keinen vernünftigen Grund für Eifersucht. Wenn meine Partnerin einen anderen Mann mehr begehrt als mich oder überhaupt begehrt, was ich aber völlig natürlich fände und für sie hoffen will, weil alles andere verlogener Mist ist, der nur im Knast der Eifersuchtshölle enden kann, dann frage ich mich eher, was kann ich tun, um ihre Lust mit mir zu erhöhen, wenn ich es erfahren sollte. Ehrlich gesagt, möchte ich so etwas eigentlich am liebsten gar nicht wissen, um mir gar keine Gedanken darüber machen zu müssen, die vielleicht zu Angst und Eifersucht führten, weil so vernünftig der Mensch auch sein mag, so unsinnig regiert die Natur manchmal doch die Gedanken.

Es soll jeder tun, wonach ihm ist. Würde nie nachfragen bei meiner Partnerin, weil ich es nicht wissen will. Erfahre ich es, wäre es mein Bemühen, unsere Beziehung zu verbessern, damit wir noch irgendeine Perspektive wieder finden, die gemeinsame Lust neu zu wecken.

Wer liebt ist dennoch Mensch mit seiner Natur, gegen die keiner leben soll. Es wäre für mich die Pflicht des einen, es so dezent wie möglich zu gestalten, wenn das Bedürfnis eben da ist und die des anderen nicht weiter zu fragen.

Dann ist eine wunderbare Liebe und ein glückliches Zusammensein von Mann und Frau möglich. Alles andere aber ist der Mühe nicht weiter wert aus meiner Sicht, warum dennoch viele, viele Paare es anders und völlig unfrei leben, verstehe ich nicht. Werde mich nie auf so etwas einlassen, weder Treue schwören noch sie verlangen, nur alles dafür tun, so glücklich miteinander zu sein und es so zu genießen, dass es nichts sonst für uns braucht.

Wer wär ich je über einen anderen zu richten, noch dazu, wo ich diesen Menschen zu lieben vorgebe?

Eifersucht bleibt für mich der Tod der Liebe, wo sie auftritt, können beide es lieber lassen und neue Formen des Miteinanders finden, weil es nicht mehr um Liebe sondern um Besitz geht. Fragen des Besitzes regelt das Bürgerliche Gesetzbuch, in dem auch passend die Ehe geregelt ist. Den Besitz sollten wir aber nicht mit Gefühl verteidigen. Es verleugnet nur die Liebe, die frei von allem und über allem ist, wenn sie ist.
jens tuengerthal 23.12.2016

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