Samstag, 25. Juni 2016

Kulturgeschichten 0269

Investiturinvestition

Forderten die Mitarbeiter plötzlich
Dem Anteil ihrer Leistung gerecht
Entsprechenden Anteil der Mitsprache
Würde wohl einiges rotieren im Dax

Entschiede nicht mehr der Vorstand
Sondern der Betriebsrat über die
Zukunft eines Unternehmens sähe
Wohl einiges im Land anders aus

Jede Umkehrung der Verhältnisse
Löst zunächst Unruhe aus die dann
An den Börsen viel Geld kostet
Wie gerade der Brexit zeigte

Was wird sich im künftigen Europa
Nun verändern und verschieben
In dem es eine traditionelle Monarchie
Aus der Reihe der Republiken verliert

Welche Rolle spielen Religion und Aberglaube
Was mir das gleiche ohnehin ist mit dem
Nur Unterschied der Institutionalisierung
Im veränderten Europa künftig wohl

Mehr Gewicht auch für Frankreich wird es
Logisch laizistischer machen da auch
Der deutsche Sonderweg keine Zukunft
Im einigen Eropa haben kann

Die moralische Macht der früher Kirchen
Wird abnehmen und Identifikation wird
Stärker aus dem Recht gezogen als
Einigendes Band ob da was fehlt

So war es auch mit dem Investitiurstreit
Als Papst und Kaiser sich darüber stritten
Wer Kirchenämter besetzen darf was
Bei Wahlen damals entscheidend war

Am 25. Juni reagierte König Heinrich IV.
Im Investiturstreit auf den erneut gegen
Ihn verhängten Kirchenbann indem er
Einen Gegenpapst wählen ließ

Auf der Synode in Brixen ließ er Clemens III.
Als Gegenpapst zu Gregor VIII.gewählt wurde
Womit der Alleinvertregungsanspruch des
Papstes offensichtlich relativiert wurde

Nach Karl dem Großen galt noch der Kaiser
Setzt die Bischöfe ein von denen dann
Wiederum einige ihn auch wählen dürfen
In Deutschland waren es die Kurfürsten

Seit Otto dem Großen war die Kirche
Im Reichskirchensystem eingebunden
Noch wichtiger für die Führung im Reich
Doch war die Laieninvestitur umstritten

Sie hieß so weil hier Laien eben der
König über die Einsetzung von Geistlichen
Entschieden und sich damit ein eigentlich
Geistliches Amt anmaßten was normal war

Auch der Verkauf und Handel von Kirchen
Wie ihren Gütern galt bis zur Reform von
Cluny die vom gleichnamigen Kloster
Ausging als üblich und unstrittig

Heinrich III. war Unterstützer der Reformen
Er setzte drei parallel agierende Päpste ab
Setzte den reformorientierten Clemens II. ein
Als er starb war sein Sohn Heinrich sechs

Dieser dann Heinrich IV. wurde durch seinen
Gang nach Canosana besonders bekannt
In dem er den Papst um Wiederaufnahme
In die Kirche bat am Höhepunkt des Streits

Die Reformbewegung in der Kirche dagegen
Sah die Simonie als Hauptübel bei dem es
Um den Verkauf kirchlicher Ämter ging
Diese Abhängigkeit sollte abgeschafft werden

Bei der Einsetzung des Bischofs von Mailand
Kam es zum Streit der eskalierte nachdem
Der König einen exkommuminizierten einsetzte
Was wiederum der Papst nie hinnehmen konnte

Als der religiöse Eiferer Erzdiakon Hildebrand als
Georg VIII. neuer Papst wurde strebte er nach dem
Nun genauen Gegenteil der vorigen Gewohnheit
Exkomunizierte Heinrich nach nächster Investitur

Heinrich der sich dadurch beschnitten sah in seiner
Königswürde verbündete sich auf dem Hoftag zu Worms
Mit den deutschen Bischöfen gegen den Papst
Beide forderten sich nun zum Rücktritt auf

Der Papst bannte auch die deutschen Bischöfe
Die Angst bekamen wie einige Fürsten worauf
Heinrich gen Canossa zog wo der Papst nun aus
Furcht logierte als Gast der Mathilde von Tuszien

Nach drei Tagen Rundlauf in Lumpen erlöste
Der Papst den Kaiser was immer wirklich dort
Geschah oder angesprochen worden war sagt
Die Legende zumindest dies bis heute

Bei der Verzeihung wurde die Investiturfrage
Gar nicht geklärt warum der Streit einfach
Weiter ging noch worauf der Papst einen neuen
König in Deutschland wählen ließ schließlich

Rudolf von Rheinfelden der Schwager von Heinrich
Wurde es und zeigte wie sehr all dies ein Machtspiel
Längst und immer war bei dem es allein um den Sieg
Infolge gab es viele Bürgerkriege um Ämter im Land

Es kam zur Schlacht an der Weißen Elster die
Heinrich zwar verlor aber Rudolf verlor dafür
Seine Hand und wenig später sein Leben
Was für den Verlauf der Geschichte mehr zählte

Bei der Wahl des eigenen Papstes bekam Heinrich
Nun mehr Unterstützung der deutschen Fürsten
Zog gen Rom um Clemens einzusetzen wie auch
Sich zum Kaiser dort krönen zu lassen endlich

Dies gelang auch auffallend gut und schnell
Gregor saß währenddessen fluchen wohl
In der Engelsburg und konnte nichts tun
Bis ihn die Normannen unterstützten von Süden

Ergebnis war nun Heinrich haute zwar ab
Aber die Normannen plünderten Rom dass
Sie verwüstet hinterließen der Papst floh
Ins Exil nach Salerno wo er dann verstarb

Der Nachfolger des Nachfolgers von Gregor
Paschalis genannt exkommunizierte Heinrich
Mal wieder der sich durch die Reise nach
Jerusalem befreien wollte und nicht dazu kam

Der Papst hatte sich inzwischen mit Heinrichs
Sohn dem späteren Heinrich V. verbündet der
Seinen Vater abgesetzt hatte der wieder nun
Einen Krieg mit dem Reich suchte

Die Engländer einigten sich derweil mit dem
Papst im Vertrag von Westminster dafür ging
Der Streit im Reich noch weiter und Heinrich V.
Nahm Pauschalis gefangen und bekam alles

Die mit Gewalt erzwungene Investitur hielt
Nur kurzzeitig der befreite Papst bannte
Heinrich sogleich wieder erklärte den
Erzwungenen Vertrag für ungültig

Zu einer Eingung kam es erst im
Wormser Konkordat von 1122 wonach
Der Kaiser auf die Investitur verzichtete
Was ein starker Machteinbruch war

Der Streit ging unter den Staufern
Auf einer anderen Ebene weiter
Letztlich hatten die Kaiser ihre Macht
Wie von Otto und Karl geplant verloren

Folgerichtig kamen bald die Rom treuen
Habsburger an die Macht die sich gleich
Beim Papst anbiederten spätestens dann
Mit dem Goldenen Fließ Orden jedoch

Die Uneinigkeit der Fürsten im Reich
Wie deren eigene Machtgier dazu
Sorge dafür dass die Reichsidee von
Karl und Otto geplant verloren ging

Es herrschte dadurch der Papst mit
Die Kaiser ließen sich in Rom krönen
Gaben dem Macht der sie nicht brauchte
Begannen die Reichsidee zu zerstören

So ist die geniale Fortsetzung des einst
Römischen Reiches das die Tradition
Der Griechen weiterführte erwartbar
Am Aberglauben wieder gescheitert

Weniger die Überzeugung der Fürsten
Gab der Kirche Macht als ihre Uneinigkeit
Die Unfähigkeit Kompromisse zu suchen
Die ein Miteinander immer braucht

Daraus lässt sich für Europa lernen
Die Unfähigkeit zur Einigung wie dem
Demonstrativen Zusammenhalt der sich
Lieber hinter Egos versteckt ist das Problem

Beim Brexit verlieren alle am meisten die
Welche sich dafür entschieden ohne es
Im Bann des Populismus noch verstanden
Zu haben was nun ihnen verloren geht

Zu lange gab es zu viel Toleranz oder
Verständnis für die Lügen der Populisten
Die rechtlich verfolgt gehören wie dann
In vernünftige Schranken gesetzt

Nur wer die Freiheit verteidigt beschützt
Die Zukunft in einem divergenten Reich
Der Einbruch in das Gleichgewicht der
Dort Mächte durch die Sekte zerstörte

Es zerbrach ein eingespieltes Miteinander
Indem die Kirche ohne rechtlichen Grund
Alleine die Hälfte der Stimmen für Rom
Beanspruchte war das Reich verloren

Die Behauptung beim einen ginge es
Um Religion beim anderen um Macht
Ist unsinnig da es immer um Macht geht
Glaube ein privates Vergnügen sein soll

Karl war unter den Bedingungen der
Einsetzung erst zum Christentum noch
Gekommen und wie gut dass der je
Aberglaube keine Rolle mehr spielt

Spielen darf offiziell in Europa dafür
Ist der Abschied der trotzigen Engländer
Mit ihrer königlichen Kirche noch auch
Ein Mehr an Laizismus in Europa

Gerade in Zeiten in denen der Islam
Seine Reformationskriege noch hat
Ist der klare Einsatz für staatliche
Freiheit vom Aberglauben so wichtig

Zusammenhalt und Einigkeit auch
In schwierigen Zeiten und Fragen
Steht vor der individuellen Profilierung
Die langfristig keinem nutzt

Wie auch die Brexit Befürworter nun
Vorsichtig zurückrudern um Zeit für
Was keiner will und überhaupt zu
Gewinnen ist sich Zeit lassen weiser

Es muss nichts schnell sein auch
Der Austritt Englands hat keine Eile
Wenn sich welche darüber aufregen
Haben sie das System nicht verstanden

Zwar ist Brüssel seit Monaten gelähmt
Von diesem überflüssigen Referendum
Doch kommt es da auf kurze Zeit nicht an
Ist Zusammenhalt nun viel wichtiger

Der Investiturstreit hat gelehrt wie dumm
Es ist einer Sekte zu viel Macht zu geben
Dass es immer auf Zusammenhalt ankommt
Wenn etwas erreicht werden soll dauerhaft

Es hatte dabei keiner bessere Rechte oder
Argumente für sich beide waren verständlich
Nur setzte sich derjenige durch der seine Macht
Auch wenn nur erfunden als Spalter nutzte

Indem sich die Fürsten gegenseitig ausspielten
Wie Europa zuletzt in der Flüchtlingsfrage verlor
Jeder die Macht immer mehr an dumme Populisten
Die nichts besseres bieten als den Aberglauben

Wo Vernunft und Argumente herrschten wäre es
Zu solch einer Eskalation nicht gekommen
Die Verführbarkeit der Macht in Demokratien
Zeigt ihre Grenzen und Gefahren deutlich

Darum auf weniger Demokratie zu setzen
Ist so falsch wie zu glauben jeder Bürger
Treffe eine reife autonome Entscheidung
Dazwischen liegt die Vernunft irgendwo

Mehr Aufklärung und mehr Vernunft
Müssen die Antwort in Europa auf
Terror und Brexit endlich sein doch
Bemerken wir leider das Gegenteil

Es scheint Zeit innezuhalten um
Dem Unsinn etwas in Ruhe nun
Entgegenzusetzen statt wieder
Hyperventilierend weiter zu brüllen

Nur gemeinsam und friedlich ist
Etwas erreichbar und Helden sind
Nicht die sich mit Gewalt durchsetzen
Sondern die Kompromisse erreichen
jens tuengerthal 25.6.2016

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